Thomas,
ich glaube, bei Dir ist noch nicht so richtig der Groschen gefallen. Die ISO-Verstellerei bringt, ausgehend von der "Grund-ISO" des Sensors, nur Nachteile. Ein optimales Bildergebnis kann man nur im optimalen Arbeitsbereich des Sensors erhalten, und das ist in diesem Falle hier ISO 200.
Führe Dir nochmal vor Augen, was da eigentlich passiert: Die ISO-Einstellung ändert überhaupt nichts an der Empfindlichkeit (oder anderen Eigenschaften) des CCDs, sie dient alleine dazu, dem Belichtungsmeßsystem als Grundlage für eine zu ermittelnde Zeit-Blenden-Kombination zu dienen. Somit bewirkt eine Verstellung der ISO eine Fehlbelichtung des Bildes, die dann nach der Aufnahme elektronisch kompensiert wird.
Wird die ISO nach unten geregelt, dann wird der CCD überbelichtet, die Lichter gehen flöten. Daß die Schatten dann weniger rauschen ist logisch, weil sie ja in Richtung Mitteltöne belichtet wurden, und dann nachträglich wieder dunkler gemacht wurden.
Wird die ISO nach oben geregelt, dann wird der CCD unterbelichtet, und das Bild muß nachträglich aufgehellt werden. Dabei wird das Rauschen störend in die Mitteltöne transportiert.
In beiden Fällen leidet die Dynamik. Sie ist ja der Abstand zwischen Störsignal und maximalem Nutzsignal. Im ersten Fall wird der maximale Nutzsignalpegel nach unten geschoben, im zweiten Fall der Störsignalpegel nach oben. Im Ergebnis wird der sauber darstellbare Motivkontrastumfang kleiner.
Genau dieser ist aber zu maximieren, wenn man das beste Ergebnis haben will. Den vorhandenen Tonwertumfang in der EBV zurecht zu stutzen, ist kein Problem. Aber auf Grund einer zu kleinen Dynamik nicht erfasste Tonwerte sind auf immer verloren.
Daher ist es völlig wurscht, ob LowKey oder HighKey, die Dynamik muß passen. In beiden Fällen gilt "Expose to the right". Wenn Du bei LowKey Aufnahmen die ISO runterschraubst um gute Schatten zu erhalten, gehen Dir dabei eventuell die Lichter flöten, falls vorhanden. Besteht das Bild nur aus Mitteltönen und dunkleren Tönen, dann reicht der Schritt auf ISO 100 nicht aus, denn dann solltest Du das Bild mindesten +2 EV, besser +2.5 oder 3 EV (je nach Kamera, ist auszutesten) überbelichten (auf die Mitteltöne gemessen). Damit erhältst Du perfekte rauschfreie Schatten und Zeichnung, wo längst keine mehr wäre. Natürlich muß dann später das Bild per EBV abgedunkelt werden. Wenn Du bei einem HighKey Bild die ISO erhöhst, erweist Du Dir sogar einen noch größeren Bärendienst: Der CCD wird unterbelichtet, und die Mitteltöne gleiten in Richtung verauschte Schatten ab! HighKey's leben von hellen zarten Lichtern mit deutlich Zeichnung. Also mußt Du bei der Aufnahme per Histogramm und Flashing Highlights schön darauf achten, daß die Spitzlichter blinken, aber sonst nichts.
Ganz generell gilt: Die Belichtung richtet sich in der digtialen Welt einzig und alleine nach den Lichtern. Das erklärt sich aus der Kennlinie. Ich habe hier mal ein Bildchen gefunden:
http://www.asahi-net.or.jp/~rt6k-okn/ddp/fig-1.gif' target='_blank
(Quelle: http://www.asahi-net.or.jp/~rt6k-okn/ddp/digital.htm)
Hier siehst Du die Kennlinen von Film und CCD. Film hat an beiden Enden flache Schultern (häufig ist die Schulter in den Schatten flacher), das heißt in den tiefen Schatten und den hellen Lichtern wird der Kontrast in den einzelnen Graustufen immer geringer. Der Moment, in dem der Film gesättigt ist ist also nicht leicht zu finden. Würde man hier auf die Lichter belichten, wäre das Bild recht flau. Ganz anders dagegen verläuft die CCD-Kennlinie: Sie ist linear. Vor allem in den Lichtern stößt sie hart an die Begrenzung. Das klingt auch einleuchtend, weil irgendwann das Photon kommt, das das Faß zum überlaufen bringt. Bis dorthin gibt es aber quasi keine Verflachung der Kontraste. Das heißt, man kann die Belichtung digital eigentlich beliebig auf dem Steigungsabschnitt hin- und herbewegen, ohne daß die Kontraste leiden. Da in den Schatten das Rauschen lauert, schiebt man also einfach die Belichtung ganz nach oben.
Eine Verstellung der ISO verschiebt die Kennlinie senkrecht nach oben oder unten. Man sieht hier auch exemplarisch die Dynamik der beiden Medien. Oft wird ja die Frage gestellt, wer denn nun den größeren Kontrastumfang bewältigt. Die Antwort ist: Beide. Der angestrebte Bereich ist der lineare, dort sind die Kontraste am höchsten. Da, wo also beide Linien deckungsgleich verlaufen, müssen die bildwichtigen Partien hin. Dieser Optimale Bereich ist beim CCD unstrittig größer, als beim Film. Im Gegenzug zeichnet der Film noch Informationen auf, wo der CCD schon längst die Flügel streckt, allerdings zum Preis der flachen Kontraste.
Ich hoffe, ich habe nun verdeutlicht, daß die Verstellung der ISO für LowKey oder HighKey kein geschickter Workaround ist, sondern ein schlechter Weg, der keine Vorteile, sondern nur Nachteile bringt. Diese Arten von Bildern gehören zur hohen Schule der Fotografie, für saubere Ergebnisse muß man eben sauber messen und sauber arbeiten. Es gibt da eigentlich kein "umständlich".
EDIT:
Zur Erklärung des Diagramms: "input level" X steht für die Lichtmenge, die auf den Sensor/Film fällt. "intensity" Y beschreibt die Schwärzung des Filmes bzw. das Anwachsen der Ladung in der Fotozelle (unten wäre 0 und oben 255).
Im unteren Bereich werden also bei geringen Lichtmegen beim Film schon unterscheidbare Graustufen aufgezeichnet, wo sich beim CCD noch gar nix tut, weil die entstehenden Ladungen im Rauschen untergehen. Dann kommt der Punkt, wo beim CCD schöne kontrastreiche Graustufen erzeugt werden, während Film immer noch recht flach in den Kontrasten ist. Weiter oben in den Lichtern werden die Kontraste beim Film wieder flacher, während der CCD noch vollwertige Graustufen erzeugt. Irgendwann kommt der Punkt, an dem der CCD überläuft, weitere Belichtung bringt keine Informationmehr aufs Bild. Der Film kann diese Informationen noch aufzeichnen, allerdings mit zunehmend weniger Kontrast.
Man beachte, daß beide Skalen logarithmisch sind, daß heißt konstante Schrittweiten auf den Achsen bedeuten Verdoppelung der Werte (in diesem Fall). Im Idealfall sollte also ein Schritt auf der Belichtungsachse nach rechts (Verdoppelung der Belichtung = +1 EV) auch einen Schritt (Verdoppelung) auf der "Schwärzungsachse" nach oben mit sich bringen.