Ich finde es ist langsam an der Zeit statt althergebrachte Technik immer wieder neu zu interpretieren mal wirklich Innovationen im Objektivbau einzuführen. Ein paar gute Trends gibt es ja schon bei Sony, aber ich finde es reicht noch nicht:
1. Angesichts von Kameras mit über 24 MP im Vollformat und – noch schlimmer – über 15 MP bei APS-C wäre es meines Erachtens an der Zeit eine neue Generation von Objektiven einzuführen, die die Auflösung derartiger Sensoren auch rechtfertigt. Mal ernsthaft: Welche der aktuell erhältlichen Objektive haben eine derartige Abbildungsleistung? Doch die allerwenigsten, oder?!
Hiermit meine ich hier nicht Objektive die in Bildmitte bei optimaler Blende (und bei Zooms bei der optimalen Brennweite) super sind, nein, sie sollten schon mit offener Blende (und Zooms über den gesamten Brennweitenbereich) so sauber abbilden dass man beim späteren Betrachten der Fotos auch in der 1:1 Darstellung nicht das Gefühl kriegt, ach, hier hätten aber 10 MP auch locker gereicht. Hans-J. spricht mir da ganz aus der Seele: lieber nicht ganz so lichtstark (und wenn möglich nicht ausgesprochen ultrateuer:-) aber offenblendtauglich.
Wenn sich das mit Zooms nicht realisieren lässt (was mich nicht wundern würde) dann bitte nicht noch ein weiteres G, L oder Zeiss Zoom einführen – stattdessen lieber 2 oder 3 Festbrennweiten die es auch wert sind an Kameras mit so hoch auflösenden Sensoren eingesetzt zu werden.
N.b. könnte Sony auch im existierenden System für eine bessere Abbildungsqualität was tun, und zwar kameraseitig: wie Nikon und Canon vormachen spielt das Processing mittlerweile eine zentrale Rolle für die effektiv nutzbare Bildqualität, vor allem in höheren ISO-Bereichen. Da liegt für Sony noch ein beträchtliches Aufholpotential. Eigentlich sollte man meinen das müssten sie als erstes ausschöpfen – schade dass es bisher nicht danach aussieht.
Aber hier geht es ja um die Objektive.
2. Da ich ein Fan von Aufhellblitzen bei Tageslicht bin würde ich mir wünschen, Sony (oder einer der anderen großen Hersteller) würde eine Technik wieder einführen, die bei Mittelformat- und Fachkamera-Objektiven üblich ist bzw. war: den Zentralverschluss.
Jetzt wird sich der eine oder andere bestimmt fragen wo hier der Zusammenhang ist. Ist in der Tat nicht ganz trivial. Aber fast jeder hier dürfte die Leitzahlformel kennen:
Reichweite = Leitzahl / Blende.
Bei Tageslicht wird die Blende von der Motivhelligkeit bestimmt. Will ich blitzen, muss ich die Blende so weit schließen bis sich eine Belichtungszeit länger als die Blitzsynchronzeit ergibt. Das reduziert die Blitzreichweite entsprechend der Leitzahlformel. HSS nützt da gar nichts, ist im Gegenteil sogar kontraproduktiv, da der HSS-Betrieb die Leitzahl ja drastisch reduziert.
Kameras mit kurzen "realen" (klassischen) Blitzsynchronzeiten bieten hier Vorteile. Eine Dynax 9 mit 1/300 erlaubt unter den gleichen Lichtverhältnissen fast 40% höhere Blitzreichweite als eine Dynax 7D mit ihren 1/160 – mit gleich starkem Blitz! – weil man die Blende weiter aufmachen kann bevor man die X-Zeit unterschreitet.
Noch besser sind allerdings Mittelformatobjektive, deren Zentralverschlüsse typischerweise 1/500 Synchronzeit haben.
Ich stelle mir vor dass bei einem KB-Objektiv, das ja weit kleiner als Mittelformat ist, dank kleinerer Bauweise mit entsprechend niedrigeren bewegten Massen eigentlich noch schnellere Zentralverschlüsse realisierbar sein müssten.
Wenn sich eine X-Zeit von 1/1000 realisieren ließe dann würde das die Reichweite eines gegebenen Blitzes in heller Umgebung sogar gegenüber einer Kamera mit einer schon nicht langsamen 1/250 X-Zeit glatt verdoppeln!
Sicher wird der eine oder andere sagen, was ist dann mit dem Verschluss in der Kamera? Der müsste natürlich hinreichend lange offen sein, so dass allein der objektivseitige Zentralverschluss die Belichtungszeit bestimmt. Umgekehrt müsste für Verschlusszeiten kürzer als 1/1000 der Zentralverschluss im Objektiv offen bleiben damit der Schlitzverschluss in der Kamera die kürzeren Zeiten steuern kann.
D.h. die Kamera muss derartige Objektive erkennen und entsprechend steuern. Kontakte haben die Objektive ja sowieso inzwischen, falls sich die Verschlussteuerung über die bestehenden nicht realisieren lässt müssten eben noch mehr dazu kommen.
Mit bestehenden Kameras dürfte sich das vermutlich eher nicht realisieren lassen. Eine gewisse Chance dafür sehe ich wenn sich die Verschlusssteuerung mit der existierenden Anzahl von Kontakten an den Objektiven realisieren ließe. Dann könnte evtl. ein Firmwareupgrade für die Kamera reichen.
Die andere Frage ist noch was passiert wenn ich so ein Objektiv an eine Kamera ohne diese neuartige Objektiv-Verschlussteuerung setze. Damit das zumindest in herkömmlicher Weise – also mit dem Schlitzverschluss in der Kamera – funktioniert müssten die Objektive so ausgelegt werden dass der Zentralverschluss dann offen bleibt.
Ich bin jetzt nicht der Meinung alle existierenden Objektive müssten durch neue mit Zentralverschluss ersetzt werden, aber einige gängige Brennweiten damit wäre schon schön.
3. Linear-Autofokus. Bei den SSM-Objektiven steuern ja bereits kleine Linearmotoren die Fokussierdrehbewegung. Warum baut Sony nicht Objektive bei denen längs eingebaute SSM die zur Fokussierung zu verschiebende Linsengruppe direkt – also ohne den Umweg über einen Schneckengang! – antreibt. Wenn die Steuerung entsprechend schnell und feinfühlig arbeitet könnte das erheblich schneller gehen, da ja die Untersetzung durch das Schneckengetriebe wegfällt. Seit Einführung des AF an Spiegelreflexkameras sind fast 25 Jahre vergangen und die Elektronik ist die am schnellsten voranschreitende Technik, von der Seite sollte es also kein Problem geben.
Vor allem Objektive mit langem Auszug wie Macros oder Telezooms müssten vom "Direktantrieb-AF" profitieren. Auch die Verfolgung bewegter Objekte durch den AF könnte so weit besser funktionieren, bis zu deutlich höheren Grenzgeschwindigkeiten der zu verfolgenden Objekte.
Um manuell fokussieren zu können müsste es natürlich trotzdem noch einen Fokussierring mitsamt dem herkömmlichen Schneckengetriebe geben, der aber über eine sinnreich konstruierte Kupplung nur dann auf die zur Fokussierung zu verschiebende Linsengruppe zugreift wenn man daran dreht. Ähnliche Konstruktionen, die das manuelle Fokussieren erlauben ohne zuerst auf MF umschalten zu müssen, gibt es ja in Form des FTM bereits.
Hier noch 2 Objektivwünsche, beide für Vollformat:
20 mm Macro mit 1:1 Einstellgrenze. Ja, ich hätte gerne ein SuperWW-Macro, ähnlich wie es an vielen Compact-Digicams zu finden ist, aber fürs VF.
60 – 150 mm (oder so ähnlicher Brennweitenbereich, vielleicht auch "nur" 70 – 140 mm) Macro Zoom mit 1:1 Einstellgrenze, mit dem beschriebenen Linear-AF.