Zitat von Frank "fwiesenberg"
Wie schon im Vorgängerthread angesprochen, mein Versuch mit dem "Bestrahlungsort" Fensterbank läuft seit heute Mittag.
Versuchskandidat:
Minolta W.Rokkor-SI 1:2,8/28 mm "Berg-und-Tal"
So ein Objektiv existiert überhaupt nicht. Meinst du vielleicht das MC W.Rokkor-SI 1:2,5/28 mm?
Voriges Jahr im Oktober habe ein ebensolches bei eBay für wenig Geld erstanden, aber in der Version mit Gummiwaffelring -- also nach 1972 gefertigt. Daher wähnte ich mich auf der sicheren Seite, was die Vergilbung angeht -- denn daß das MC 2,5/28 grundsätzlich gilbgefährdet ist, war mir wohl bekannt.
Groß war dann beim Eintreffen des Objektives die Überraschung -- klarer Gilb, trotz Gummiwaffelring! Ansonsten sah das Objektiv aus wie frisch aus der Fabrik, in jeder Hinsicht absolut neuwertig ... bis eben auf den Gilb. Also setzte ich es auf den Zwischenring des MC Macro 3,5/100 (den mit dem Stativgewinde) und dieses dann auf ein Stativ, welches ich an einem Südfenster aufstellte. Dort blieb es einige Wochen stehen ... und der Gilb verringerte sich so gut wie gar nicht.
Dann drehte ich das Objektiv mit Hilfe eines Retroringes herum und ließ es wieder am Südfenster stehen, aber nun mit der Hinterlinse der Sonne zugewandt. Schwuppdiwupp, nach ein paar Tagen war der Gilb bereits deutlich reduziert. Mittlerweile war es Frühling geworden, das Wetter wurde besser, und nun stellte ich das Objektiv, wann immer möglich, für einige Stunden pro Tag hinaus auf den Balkon, damit die Sonne direkt in das Objektiv scheinen könne statt durch eine UV-bremsende Lärmschutz-Isolier-Fensterscheibe. Das gab dem Gilb den Rest; das Objektiv ist heute wie neu.
Es ist also tatsächlich so, daß UV-Licht weitaus besser wirkt als sichtbares Licht, und offensichtlich befindet sich die Linse aus der vergilbenden Glassorte im hinteren Teil des Objektives. Die Anti-Gilb-Aktion war erfolgreich, hat aber insgesamt mehrere Monate gedauert. Ich las einmal von einem, der so ein altes EPROM-Löschgerät einsetzte und denselben Erfolg schon nach wenigen Tagen konstatieren konnte.
Es bleibt die Frage, ob die Vergilbung und anschließende Entgilbung den Brechungsindex, die Dispersion oder sonstige optische Eigenschaften des betroffenen Glases modifiziert. Schließlich hat ein radioaktiver Zerfallsprozeß stattgefunden, der zwangsläufig die Zusammensetzung des Glases verändert. Das kann die optischen Eigenschaften beeinflussen, muß aber nicht. Ein Vergleichstest des vom Gilb geheilten Objektives mit anderen guten 28ern steht noch aus ...
-- Olaf