ZITAt ("manf15 @ 15. 11. 2006, 19.43 h) Ist nicht gerade der Diafotograf bemüht, an Ort und Stelle "das Motiv" und die "Stimmung" zu suchen ...[/quote]
Selbstverständlich tut er das. Weil ihn die Eigenschaften der von ihm gewählten Technik dazu zwingen.
Aber auch jeder andere Fotograf sucht seine Motive, seine Stimmungen, wartet auf das richtige Licht und die rechte Zeit. Niemand knipst eine Landschaft mal eben im Vorübergehen im krassen Mittagslicht und macht dann am Computer einen nebelverhangenen Sonnenaufgang daraus -- wenn du das glaubst, überschätzt du die Möglichkeiten der digitalen Nachbearbeitung bei weitem. Aber mehr Freiheitsgrade hat der Digitalfotograf schon, das ist klar. Ob, wie weit und wozu er diese nutzt (oder auch mißbraucht), bleibt jedem selber überlassen.
ZITAt ("manf15 @ 15. 11. 2006, 19.43 h) Da muß sich zwangsläufig der Betrachter eines Fotos vielleicht fragen: war's wirklich so, oder hat der Fotograf es "so" sehen wollen.[/quote]
Nun -- das muß der Betrachter schon immer. Die Möglichkeit, subjektiv zu gestalten, ist ja nicht erst mit der Digitalfotografie in die Welt gekommen. Perspektive, Blickwinkel, Belichtung -- ja selbst die vier Seiten, die ein Bild begrenzen -- schon allein diese Dinge machen aus einer realen Szenerie ein subjektives Bild. Auch auf Diafilm.
Im Digitalen ist die Zahl der Möglichkeiten größer, und jede Veränderung geht einfacher und schneller -- aber im Prinzip ist das nichts neues. Richtig ist zwar, daß ein Dia einen höheren Authentizitätsgrad besitzt als ein Digitalfoto -- aber auch ein Diafotograf kann bescheißen.
So oder so -- für ein Bild ist es egal, wie es entstand. Was zählt, ist das Bild selber und seine Wirkung auf den Betrachter. Ob das Bild mit Pinsel und Ölfarbe oder mit Sprühpistole und Acrylfarbe oder mit Diafilm oder in Photoshop entstanden ist, spielt überhaupt keine Rolle. Eines der überwältigensten und hinreißendsten Bilder, die ich in letzter Zeit sah, ist dieses hier:
http://img-b.fotocommunity.com/4/7139604.jpg
Es sieht aus wie ein Foto, ist aber keins. Es ist ein aus einem Foto durch digitale Manipulation hervorgegangenes Bild. Dennoch ist es in gewisser Hinsicht "echter" als es ein "unverfälschtes" Foto jemals sein könnte. Denn es bildet ab, was der Mensch subjektiv sieht (statt was die Kamera objektiv sieht). Und das macht dieses Bild so überzeugend und überaus eindrucksvoll. Meines Erachtens ist dieses Bild absolut genial. Es ist eine neue Art der Abbildung -- zumindest habe ich so etwas noch nie zuvor gesehen (außer in Gemälden).
Ein Diafotograf hat keine Chance, jemals so ein Bild in Form eines Original-Dias zu schaffen. Er müßte sein Dia einscannen -- womit es aufhörte, ein Dia zu sein.
-- Olaf