RE: Belichtungsmessung - Wie und Warum?

#1 von Stephan , 27.02.2003 08:19

TTL-Belichtungsmessung - wie und warum?


Teil I


Ein jeder von uns Hobbyfotografen/Hobbyfotografinnen kann seine Spiegelreflex- oder Digitalkamera auf Vollautomatik stellen und braucht sich um Belichtungsmessung keine Gedanken zu machen - Ziel anvisieren, Scharfstellen, Auslösen, Ergebnis abwarten und entweder
- angenehm überrascht sein oder
- denken; hm - das habe ich mir aber anders vorgestellt - das Bild ist mir irgendwie zu hell oder zu dunkel oder die Stimmung habe ich so aber nicht in Erinnerung!

Was ist da falsch gelaufen, mag sich manch einer denken - oder auch nicht und versenkt das Bild im Papierkorb oder klebt es kommentarlos ins Album

Für die, die sich denken: "Was ist da falsch gelaufen", - für die soll dieser Artikel eine kleine Hilfestellung bzw. Anregung sein es das nächste mal besser zu machen.


Der Film:

Zuallererst sollte man sich vergegenwärtigen, dass der Film in der Kamera eine genau dosierte Menge an Licht braucht um eine mittlere Schwärzung der Filmschicht zu erhalten um ein Objekt mit all seinen Tonwerten richtig abzubilden. Eine Über- bzw. Unterbelichtung des Film verursacht ein mehr oder weniger an Schwärzung des Filmes, was bedeutet, dass helle bzw. dunkle Partien des Aufnahmeobjektes nicht richtig wiedergegeben werden: Lichter fressen aus bzw. Schatten laufen zu!

Belichtungsmessung der Kamera - wie funktionierts?

Was heißt TTL-Belichtungsmessung?
Der Kamerainterne Belichtungsmesser liefert ein Maß für die an der Empfängeroberfläche des Belichtungsmessers auftretende Helligkeit, welche durch das Objektiv (Engl.: Through the lens; TTL) gelangt. Hieraus lassen sich für eine korrekte Filmbelichtung die erforderlichen Blendeneinstellung und Verschlusszeiten bestimmen.

Um die Belichtungsmessung bzw. -steuerung zu verstehen muss man sich erst vergegenwärtigen wie denn der Belichtungsmesser in der Kamera funktioniert:
Der Belichtungsmesser arbeitet nach dem Prinzip der Objektmessung!

Alle Belichtungsmesser sind auf ein neutral-grau geeicht! Wie ein neutralgrau aussieht kann man sehr gut an der Kodak-Graukarte sehen, diese Graukarte reflektiert ziemlich exakt 18% des auf sie einfallenden Lichtes – die verbleibenden 82 % werden absorbiert.
Die 18% Lichtreflexion entsprechen dem Licht, welches ein durchschnittshellerKörper reflektiert wenn er mit Licht angestrahlt wird.
Die Eichung aller Belichtungsmesser auf ein Neutralgrau mit einer Remission von 18% sorgt dafür, das bei der durch den Filmhersteller empfohlene Entwicklung eine mittlere Schwärzung der Filmschicht entsteht.


Was heißt Objektmessung?
Die Objektmessung ist die Messung des Lichtes, die vom Aufnahmeobjekt in Richtung Kamera reflektiert wird.

Hieraus kann man schon unschwer erkennen, das unterschiedlich helle Körper unterschiedlich viel Licht reflektieren!
Die Objekthelligkeit wird aber noch von der Beleuchtungsstärke beeinflusst. Mit anderen Worten, ein dunkles Objekt mit hoher Beleuchtungsstärke kann genauso hell erscheinen, wie ein helles Objekt mit schwacher Beleuchtungsstärke!

Da der Belichtungsmesser der Kamera aber nicht weis, ob die gemessene Objekthelligkeit aus einer hohen Beleuchtungsstärke oder einer hohen Motivhelligkeit resultiert, bedient er sich folgenden Tricks: Unabhängig von Beleuchtungsstärke und Motivhelligkeit, bestimmt er einfach nur die Menge an Licht die auf seinen Sensor fallen und rechnet dieses um auf eine mittlere Helligkeit! Was heißt, dass jede Belichtungsmessung auf ein neutralgrau bzw. auf einen durchschnittshellen Körper umgerechnet wird!



Messmethoden zur TTL-Belichtungsermittlung:

Integralmessung
In älteren Kameramodellen findet sich die Integralmessung, bei der die Messempfindlichkeit gleichmäßig über das ganze Bildfeld erstreckt ist! Hierbei ist Vorsicht geboten, da bereits bei punktueller höherer Leuchtdichte das Ergebnis in Frage gestellt werden muss; z.B. Sonnenauf-/-untergänge: Diese Bilder sind mit regelmäßiger Wahrscheinlichkeit unterbelichtet. Die Intergralmessung verlangt (meines Erachtens) viel Übung und Erfahrung.

Mittenbetonte Integralmessung
Die meisten Leute legen ihre Bildwichtigen Details in die Bildmitte – aus diesem Grunde wurde die mittenbetonte Integralmessung eingeführt um hier etwas mehr Belichtungssicherheit zu erhalten. Sinn der Übung ist es, die Bildmitte stärker in die Belichtungsmessung einfließen zu lassen als die Ränder.
Die mittenbetonte Integralmessung ist auch heute noch in modernen Kameras anzutreffen, teilw. lassen sich Kameras zwischen Mittenbetonter Integralmessung, Matrixmessung und Spotmessung umschalten.

Matrixmessung oder Mehrfeldmessung
In neuen Kameramodellen hat sich mittlerweile die Matrixmessung etabliert. Das gesamt Sucherbild wird in einzelne Segmente untereilt und jedes Segment kann für sich die Helligkeit völlig unabhängig voneinander bestimmen. Die simple Mittelwertbildung bestimmt dann letztendlich die vorgeschlagene Belichtung für das Motiv.

Spotmessung
Am genauesten geht es mit der Spotmessung.
Hier wird nur ein kleiner Teil der Sucheranzeige zur Belichtungsermittlung herangezogen und erlaubt eine detaillierte Belichtungsmessung eines Bildwichtigen Details .


Ersatzmessung
Ersatzmessung nennt man die Belichtungsmessung eines Objektes, dessen Grauwert bekannt ist, hierzu zählt z.B. die oben erwähnte Kodak Graukarte.
Was tun wenn man gerade keine Graukarte zur Hand hat! Ganz einfach: Die Hautfarbe des Durchschnittseuropäers entspricht in etwa einem mittleren Grau, so dass die eigene Handinnenfläche per Spotmessung als Ersatz herangezogen werden kann.

Was bringt mir die Ersatzmessung?
Wenn ich ein Motiv habe, bei dem ich mir unsicher bzgl. der Belichtung bin, z.B. die obige Schneelandschaft, halte ich einfach meine Kodak Graukarte oder meine Hand in die Sonne, messe die Belichtung, speichere diese, nehme meine Landschaft ins Visier und löse aus.
Dadurch, das ich meinen Belichtungsmesser ein neutrales Grau vorgegeben habe, hat dies zur Folge, dass dunkle Motivteile dunkel wiedergegeben werden und helle Motivteile hell wiedergegeben werden. Siehe auch Teil II: Praxisbeispiele zur korrekten Belichtung

Hinweis: Die Messung der Handinnenfläche gibt einen annähernden Anhaltswert, da sie ja nicht 100% dem mittleren Grau entspricht. Die Belichtung sollte man deshalb auf ± 1 LW einkreisen!


Quelle: Adrian Bircher: Belichtungsmessung, Verlag Photografie, ISBN 3-933131-59-6 zu haben bei Amazon oder buch_de



 
Stephan
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