QUOTE (Mark @ 28. 5. 2008, 15.51 h) ... aber es geht ja um Neueistieg, um Perspektive.[/quote]
Perspektive, na ja. Diejenigen Käufer, die durch eine umfangreiche Altglassammlung zum Sony-Kauf motiviert sind, schaffen doch auch Perspektive. Darauf sollte so ein Neu- bzw. Quereinsteiger wie Sony nicht verzichten. Das sind -- zu Beginn -- die sichersten Kunden, die erzeugen Umsatz, die laufen dann draußen mit einer Sony-Kamera herum und werden von anderen gesehen, was die allerbeste Werbemaßnahme überhaupt darstellt, und die kaufen über kurz oder lang dann auch das eine oder andere neue Objektiv. Klar -- mittel- und langfristig müssen neue Kundenkreise erschlossen werden, keine Frage. Aber die Altkunden geben eine gute Initialzündung, wenn man diese anspricht.
Und da sehe ich ein Problem. Von allen bisherigen Sony-Alpha-Kameras ist allein die A700 halbwegs ernstzunehmen -- alles andere ist Spielkram. Sony begründet das damit, daß Foto-Laien einen weitaus größeren potentiellen Markt darstellen als Profis und Semiprofis. Das stimmt zwar, rein rechnerisch -- aber warum kauft sich ein Neueinsteiger lieber eine Canon als eine Sony? Weil er bei jeder Gelegenheit die Profis mit den dicken Canons rumlaufen sieht, auf'm Sportplatz, in der Sportschau, in den Nachrichten, überall. Ein Anfänger wäre mit einer Anfängerkamera am besten bedient, doch er kauft am liebsten die Marke, die auch von den Profis goutiert wird. Dann "hat man was richtiges" ... selbst wenn's für den Anfang nur zu einer lausigen EOS 450D mit Kit-Linse langt. Die Kameras einer Firma, die sich auf die Bedürfnisse von Einsteigern und Foto-Laien konzentriert, wird von diesen nicht ernstgenommen werden -- auch wenn das unvernünftig sein mag.
Auch wenn Sony also den Amateurmarkt aufrollen will und am Profimarkt eigentlich gar nicht interessiert ist, müssen sie im Profisegment Präsenz zeigen. Sonst wird Sony langfristig den Ruch einer Marke für Amateure und Touristen, der Minolta letztlich den Hals gebrochen hat, niemals loswerden. Das letzte, was ein (etwas betuchterer) Amateur oder Tourist will, ist, daß man schon an der Marke seiner Kamera erkennen kann, daß er Amateur oder Tourist ist. In dem Segment kann man allenfalls mit Kampfpreisen Erfolg haben; will man als Marke ernstgenommen werden, so muß professioneller Stallgeruch her.
Mit einer Sammlung von Einsteigerkameras wie der A100, A200, A300 und A350 wird das aber nie etwas. Nur die A700 ist als Werkzeug für Fotografen halbwegs ernstzunehmen ... aber selbst bei deren Anblick kommen mir persönlich die Tränen, wenn ich sie mit einer Nikon D300 vergleiche. Tatsächlich besteht der einzige Grund, warum ich noch nicht auf Nikon umgestiegen bin, darin, daß es bei Nikon keine gehäuseintegrierte Bildstabilisatoren gibt. Gäbe es diese, so könnte Sony mich am Arsch lecken -- meiner umfangreichen Minolta-Objektiv-Sammlung zum Trotz. Von den Objektiven bin ich zwar nach wie vor überzeugt, und ich würde ihnen mehr als eine Träne nachweinen -- doch die Sony-Kameras sind bislang genauso Scheiße, wie es die Minolta-Kameras immer gewesen sind. Daß es ein wirklich professionelles Alpha-System geben wird, glaube ich erst, wenn ich's sehe.
Und vorletzte Woche hatte ich Gelegenheit, für wenige Minuten eine Nikon D3 mit eingelegtem Akku und Nikkor 14-24 mm in die Hand zu nehmen. In 25 Jahren hatte noch niemals zuvor eine Kamera einen so starken Haben-will-Reflex ausgelöst wie diese, die geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Und ich fürchte, die Sony Alpha Pro (alias "A900" wird der Nikon D3 ebenso wenig das Wasser reichen können, wie es die A700 der D300 nicht kann.
Egal, was es mich kostet -- sobald Nikon den gehäuseintegrierten Stabilisator einführt (und Sony bis dahin nicht endlich zu Potte gekommen ist), wird Sony einen Kunden weniger und Nikon einen mehr haben.
-- Olaf