Im Zuge meiner Diplomarbeit habe ich mich auch kurz mit digital vs. analog beschäftigt und nicht zuletzt im wissenschaftlichem Diskurs der Medienwissenschaften wird noch sehr ausgiebig über das Thema gefetzt. Für mich ist die analoge Fotografie immer noch Schwerpunkt, ich habe nur eine Nikon Coolpix, die ich für Schnappschüsse auf Parties, etc verwende. Doch die digitalen Bearbeitungsmöglichkeiten sind faszinierend und bestimmt werde ich irgendwann in den nächsten Jahren eine DSLR kaufen (warten wir mal, was Sony noch so produzieren wird).
Vor allem fotografiere ich Dia und s/w (die ich selbst in der Dunkelkammer und abziehe). Ich bin sogar inzwischen zum alten Polaroid-Verfahren zurückgekommen, weil mir der Look und die Unberechenbarkeit des Materials sehr gut gefällt. Analoge Prints zu machen halte ich inzwischen für dumm, denn man bekommt ja aus den Standard-Labors eh nur noch digitale Prints, d.h. der eigene Negativfilm wird engescannt, digital "verbessert" und entsprechend handelt es sich eigentlich nicht mehr um ein analoges Foto.
Wobei mich interessieren würde, ob andere im Forum auch eine eklatante Verschlechterung der Laborergebnisse festgestellt haben (über Tipps für ein gutes Labor gerade für Vergrößerungen von Dia & Negativ wäre ich sehr dankbar!
Womit man beim Thema Look wäre: Digitale Fotografie sieht anders aus als analoge, das ist unbestreitlich wie ich finde. Es liegt eine andere Schärfe vor, eine andere Farbwiedergabe (gerade bei Hauttönen sichtbar). Was mir am analogen noch besser gefällt ist auch das Zufallselement. Chemischer Film ist nicht digital wie jemand weiter oben schrieb, denn es spielt ein großes Moment Zufall eine Rolle welches Silberkorn wie weit entwickelt wird (u.a beeinflussen sich eben die Silberkörner untereinander und ergeben viel weichere Übergänge). Es gibt Abstufungen, die es im Digitalen nicht gibt.
Im Rahmen meiner Untersuchung für die Dipl.-Arbeit ist mir vor allem aber eine veränderte Gebrauchsweise der Fotografie aufgefallen. Besitzer einer Digitalkamera schießen locker 10 bis 100mal mehr Bilder von der gleichen Situation, wie jemand mit analogem Equipment. Dies ist natürlich nicht schlecht, ermöglicht es wirklich, zu üben und einfach mal neues auszuprobieren. Gleichzeitig fiel mir jedoch zumindest bei meinem Kreis der Befragten auf, dass diese Möglichkeit eher nicht benutzt wird. Vielmehr läuft es darauf hinaus, dass die wenigstens sich die Mühe machen, Fotos auszusortieren und zu schauen, warum ein Foto besser, ein anderes schlechter geworden ist. Im Gegenteil, dank großer Festplatten werden die tausend Photos einfach übernommen und auch nur die wenigsten noch bearbeitet. (Schätze das wird hier im Forum anders sein, aber hier sind auch Profi-Amateure am Werk, die selbst besser fotografieren wollen).
Lange Rede kurzer Sinn: durch die digitale Fotografie knipsen viele meist noch gedankenloser drauf los und die Ergebnisse sind oftmals schlechter, als bei der analogen, da dort aufgrund der Materialknappheit meist genauer über Bildausschnitt und Einstellungen nachgedacht wird, bevor geknipst wird.
Dies ist nur eine Beobachtung, die nicht auf alle zutrifft, zudem liegt es ja an einem selbst, ob man die Möglichkeit massenhaft Bilder zu machen und zur Verbesserung der eigenen Arbeit nutzt oder nicht.
Jedenfalls hoffe ich, dass die Diafotografie noch lange existieren wird, denn diese halte ich nach wie vor für die besten photographischen Ergebnisse (klar DSLR können da ran kommen, aber die Beamer auch?) und vor allem bekommt man dort sein Foto so, wie man es geschossen hat. Und beim s/w fasziniert mich einfach dieses Erscheinen des Bildes in der Entwicklerschale - das ist einfach magisch.
PS: Apropos Verfälschung: Jede Fotografie ist Fiktion, will sagen es gibt soetwas wie das authentische Bild nicht, also ist der Vorwurf, dass digitale Fotografie weiter von der Realtität entfernt sei eigentlich quatsch, da ich bei der analogen Fotografie durch Wahl der Belichtung, Ausschnitt und Filmmaterial immer auch ein selektives, gesteuertes Bild der Realität entwerfe, dass nicht Wirklichkeit abbildet.