ZITAt ("klick @ 6. 3. 2006 - 14.38 h) Grundsätzlich interessiert mich das Thema ja (worum ging's gleich noch mal?), aber hier geht's inzwischen um Haarspaltereien, die mich keinen Millimeter weiter bringen.[/quote]
Genau das hatte ich mir heute morgen auch gedacht, als ich überlegte, ob ich noch einmal auf Dennis' oder Rudis Beiträge eingehen solle. Aber es ist so sinnlos. Die Vernageltheit einiger Diskussionsteilnehmer zwingt leider die Diskussion nach rückwärts, statt sie voranzubringen. Auf diese Weise kommen wir immer weiter zurück auf die Grundlagen von Begriffen wie Realität, Echtheit, Abbildung, Wahrnehmung, Rezeption und dergleichen, statt uns der ursprünglichen Frage widmen zu können. Man kann einfach nicht über Bildmanipulationen und deren Auswirkungen diskutieren, wenn nicht einmal klar ist, was da überhaupt manipuliert wird.
ZITAt (RudiWin @ 6.03.2006 - 14:35) Somit bleibt es nach meiner Auffassung eine Fotografie. Erst wenn Du das Foto im Nachhinein aus irgendwelchen neuen Überlegungen heraus durch Retuschieren oder Hinzufügen wichtiger Bildbestandteile, durch Montage in der Dunkelkammer oder am PC veränderst, wird es zu einem mehr oder weniger künstlerisch gestalteten Bild und ist damit nach meiner bescheidenen Definition keine Fotografie mehr.
Dies und nicht mehr und nicht weniger habe ich versucht darzustellen und bin ganz bewußt auf andere Kommentare dazu nicht eingegangen ...[/quote]
Ja ... und das ist schade, daß du dich so hartnäckig weigerst, darauf einzugehen. Denn das Problem besteht -- wie nun schon mehrfach erläutert -- darin, daß deine "bescheidene Definition" gar nicht haltbar ist. Sie ist naiv und kindisch. Du brauchst nur ein paar Momente objektiv darüber nachzudenken, was du da eigentlich sagst -- versuche doch nur einmal, eine klare Trennlinie zwischen "zulässigen" und "unzulässigen" Veränderungen zu ziehen. Es geht schon allein deswegen nicht, weil viele Veränderungen des Bildinhaltes bereits vor dem Druck auf den Auslöser erfolgen. Wie also will man dann nachträgliche Änderungen klassifizieren? Die einzige valide Klassifizierung bestünde darin, rigoros alle nachträglichen Veränderungen zu verbieten. Doch daß das gar nicht möglich ist, siehst ja selbst du ein. Zumal es den Betrachter in keinster Weise vor manipulierten Bildinhalten schützen würde. Also sind nachträgliche Veränderung nicht nur erlaubt, sondern sogar notwendig.
Und der alles entscheidende Punkt ist nun folgender: Jegliche Einteilung nachträglicher Veränderungen ist reine Geschmacks- und Auffassungssache! Natürlich kannst du dir für dich ganz persönlich eine Einteilung ausdenken und dich fürderhin strikt daran halten und dich dadurch für moralisch irgendwie höherstehend halten. Aber wie jedes moralische System ist es relativ. Es existiert keine absolute Moral, weder allgemein noch im Hinblick auf fotografische bzw. künstlerische Tätigkeit. Du folgst einer (kreativen, gestalterischen bzw. ästhetischen) Moral und bildest dir ein, sie sei absolut. Aber das ist sie nicht. Schon die Grundlagen, die du für "unumstößlich" hältst, sind vage und verschwommen.
Erst wenn du das erkennst und akzeptierst, wirst du fähig sein, für dich selber eine umfassendere, weniger vom gegenwärtigen Standpunkt abhängige, urteilskräftigere Moral zu entwickeln ... ich verkneife mir jetzt den Spruch vom Horizont und vom Standpunkt. Und damit meine ich keineswegs zwangläufig eine lockerere Moral. Sondern eine tiefere, tragfähigere.
Falls es jemandem weiterhilft -- diese Gedanken habe ich keineswegs ganz alleine aus dem luftleeren Raum entwickelt. Den für mich entscheidenden Denkanstoß zu meiner oben dargelegten Auffassung (wenn auch nicht den einzigen) gab mir persönlich die Lektüre von "Das Negativ" von Ansel Adams.
-- Olaf