- Verzögerter und/oder sequentieller mechanischer Ablauf nach Loslassen des Auslösers:
In manchen Situationen (Hochzeiten, Kirchen, Gerichtssääle, unbemerkte Schnappschüsse) macht eine Spiegelreflexkamera peinlich viel Lärm, so daß man sich einen leiseren Ablauf wünscht, was natürlich nur in Grenzen möglich ist. Oft würde die Situation aber schon dadurch entschärft werden können, daß man alle mechanischen Abläufe bis auf den eigentlich notwendigen Verschlußlauf zeitversetzt schon vorher oder erst im Nachhinein ausführt. Ansatzpunkte zur Optimierung sind eine echte, unabhängig vom Selbstauslöser arbeitende Spiegelvorauslösung, ein verzögert stattfindender Aufzug solange man nach einer Aufnahme noch den Auslöser gedrückt hält und, drittens, ein sequentieller Ablauf von Rückschwingspiegel, Blendenaufzug, Verschlußaufzug und ggfs. Filmtransport, um den Geräuschpegel zu reduzieren. Die bisherige Spiegelvorauslösung über den Zwei-Sekunden-Timer sollte natürlich voll erhalten bleiben. Ich stelle mir zwei zusätzliche Custom-Funktionen vor, mit denen man das Verhalten der Kamera wie folgt der Situation anpassen könnte:
Custom-Funktion A "Spiegelvorauslösung und verzögerter Aufzug":Normales Verhalten wie gehabt (Spiegelvorauslösung über 2s-Timer).
Wie A-1, d.h. sofortiges Auslösen, aber nach dem Zufallen des Verschlusses schwingt der Spiegel erst nach dem Wiederloslassen des Auslösers zurück (falls dieser noch gedrückt ist).
(Dieses Verhalten erinnert übrigens an das Verhalten des Minolta Motor Drive 1 in Stellung "S", der Motor transportiert erst dann weiter, wenn der Verschluß wieder zugefallen ist und der Auslöser wieder losgelassen wurde. Leider nicht so bei den späteren Motoren für AF-Kameras.)
Im S-DRIVE-Modus werden Blenden- und Verschlußaufzug und ggfs. Filmtransport ebenfalls bis zum Loslassen des Auslösers verzögert - auf diese Weise ist es möglich, die Geräuschkulisse nach einer Aufnahme bis zu einem passenderen Moment ("Verstecken" unter der Jacke, Abwenden vom fotografierten Objekt, usw.) zu verzögern. Es sollte sogar möglich sein, die Kamera auszuschalten - dann würden Spiegel etc. erst mit dem Wiedereinschalten der Kamera wieder in die Ausgangslage zurückkehren. Selbstauslöser, Spiegelvorauslösung über den 2s-Timer, Mehrfachbelichtungen und Bracketing blieben möglich, ebenso wie Prädiktions-AF.
Im C-DRIVE-Modus würde die Belichtungsmessung vor der ersten Belichtung gespeichert und für alle weiteren Aufnahmen (bis zum Loslassen des Auslösers oder Beenden einer Bracketing-Sequenz) beibehalten, der Rückschwingspiegel bleibt oben, die Blende auf dem eingestellten Wert, nur Verschlußaufzug und ggfs. Filmtransport finden kontinuierlich statt (damit dürfte auch die maximale Bildfrequenz erhöht werden können). Die Spiegelvorauslösung über den 2s-Timer ist verfügbar. Prädiktions-AF ist nur für die erste Aufnahme einer Serie möglich.
Spiegel- und Blendenvorauslösung beim ersten Druck auf den Auslöser, Verschlußauslösung auf den zweiten Druck (ggfs. auch mit C-DRIVE oder 2s/10s-Timer). Ansonsten wie bei Punkt A-2. Durch die Spiegelvorauslösung ließen sich Erschütterungen und Auslöseverzögerung minimieren, zudem die Geräuschkulisse zeitlich entzerren. Prädiktions-AF ist nicht verfügbar.
Spiegel- und Blendenvorauslösung beim gleichzeitigen Druck auf Abblendtaste und Auslöser (in dieser Reihenfolge), Verschlußauslösen beim zweiten Druck auf den Auslöser (mit oder ohne gleichzeitig gedrückte Abblendtaste). Ggfs. auch mit C-DRIVE oder 2s/10s-Timer kombinierbar - damit sind dann also auch mehrere Sequenzen mit Spiegelvorauslösung ohne "Zwischenauslösung" kombinierbar (z.B. über Fernsteueranschluß. Erst beim erneuten gleichzeitigen Druck auf Abblendtaster und Auslöser klappt der Spiegel hoch und die Blende geht wieder auf. Wie schon unter Punkt A-3 beschrieben lassen sich durch die Spiegelvorauslösung Erschütterungen, Auslöseverzögerung und Geräusche minimieren, darüberhinaus könnte man diese semi-permanenter Spiegelvorauslösung auch zur Adaption von Spezialobjektiven nutzen, die weit in den Spiegelkasten ragen und sonst mit dem Spiegel kollidieren würden.Bei einer DSLR ließen sich diese Modi ggfs. noch mit einer Live-Preview kombinieren, wobei das eine das andere nicht ausschließen sollte.
Sollte sich das Rückschwingen des Spiegels nicht vom Verschlußablauf entkoppeln lassen, so beziehe sich obige Beschreibung nur auf den Blendenablauf. Arbeitet die Kamera in Arbeitsblendenmodus (z.B. weil ein nicht gekoppeltes Objektiv angesetzt ist), so ist zwar keine Blendensteuerung möglich, der restliche Ablauf sollte aber trotzdem wie oben implementiert werden.
Die zweite Custom-Funktion dient mehr der Minimierung der Geräuschkulisse, wirkt aber durchaus auch in Kombination mit obiger Funktion:
Custom-Funktion B "Leiser mechanischer Ablauf":Normales Verhalten wie gehabt; d.h. falls möglich (Einschränkungen entsprechend obiger Funktion A) arbeiten Spiegel und Blende, sowie Verschluß und Filmtransport gleichzeitig. Schnell, aber laut.
Spiegelbewegung, Blendenaufzug, Verschlußaufzug und ggfs. Filmtransport werden im S-DRIVE-Modus nach Möglichkeit sequentiell hintereinander ausgeführt. Damit ist das Geräusch zwar deutlich länger hörbar, aber insgesamt nicht so laut. Im C-DRIVE Modus läuft so viel wie möglich parallel ab (s.o. bei Funktion A).
Wie B-2. aber auch für C-DRIVE-Modus. (Unterschiede zwischen C-DRIVE und S-DRIVE siehe oben bei Funktion A.)- Verzögerter Einzug der Filmzunge in Patrone:
Es gibt bereits eine Custom-Funktion, mit der man bei Analoggehäusen wählen kann, ob die Filmzunge in die Patrone eingezogen werden soll oder nicht.
Diese zweistufige Einstellung ließe sich um eine dritte Option erweitern, bei der der Film zunächst immer nur soweit in die Patrone gespult wird, daß die Filmzunge noch herausragt. Der Benutzer hat dann eine Sekunde lang Zeit, die Rückwand zu öffnen und die Patrone in diesem Zustand zu entnehmen (wie bei der Konica Hexar RF). Ansonsten wird der Film nach der kurzen Wartezeit automatisch komplett in die Patrone gezogen. So hätte man beide Möglichkeiten verfügbar, ohne sich auf eine Variante festlegen zu müssen.
Viele Grüße,
Matthias