Hallo allerseits,
wie bereits angekündigt hier mein "Wechselthread". Ich war mir nicht sicher, ob ein Forum sowas braucht, aber ich wurde jetzt von recht vielen Leuten angesprochen und hab selbst in der Zeit der Entscheidungsfindung nach solchen Threads gesucht. Zudem kann meine Frau das Gerede über den Systemwechsel schon nicht mehr hören, ich hab aber noch ein bisserl Redebedarf. Immerhin fotografiere ich seit meinem 16. Lebensjahr mit Minolta bzw. jetzt Sony.
Gleich vorweg nochmal zur Klarstellung: das soll kein "Anti-Sony"-Thread werden. Ich hab keinerlei Grund, mich hier negativ gegenüber Minolta/Sony zu äußern. Ich will das Ganze auch nicht hochstilisieren, schließlich hab ich mir ja nur einen neuen Fotoapparat gekauft
Erste Überlegungen bezüglich eines Systemwechsels kamen mit dem Einstieg in die digitale Fotografie auf. Das Rumgeeiere von Minolta damals zur Einführung der Dynax 7D war schon recht nervig. Das zog sich dann so also über 6 Jahre hin. Höhepunkt sicher der Aussteig von Minolta. Diese Zukunfts-Diskussionen wurden und werden auch immer wieder hier im Forum geführt, das will ich jetzt nicht alles aufwärmen.
Sicherlich, jetzt geht die Warterei wieder los. Für mich absolut unverständlich, ein Modell wie die A700 aus dem Programm zu nehmen ohne nur annähernd einen Nachfolger anzubieten. Aber das war sicherlich nicht mein Beweggrund. Letztendlich hatte ich zu jeder Zeit eine toll funktionierende Kamera und gute Objektive. Ich konnte also fotografieren, was solls.
Die Entscheidung für oder gegen ein System hat viele Gründe: teils recht subjektive, teils aber auch objektive, abhängig v.a. vom Verwendungszweck. Da ich viel Richtung Naturfotografie mache, schiele ich schon lange - teils recht neidisch - auf die anderen Marken. Das geht los am Objektivangebot im oberen Brennweitenbereich über die Qualität/Geschwindigkeit des Autofokus bis hin zu Spezialzubehör wie Lichtschranken, Wetterschutz oder was weiß ich alles. Generell wurde Minolta früher schon gerne von so manchem Fremdzubehörhersteller ausgespart, u.a. viele Dinge, die Anschluss über den Blitzkontakt suchten.
Immer wieder rechnete ich mir durch, ob ein Systemwechsel "finanzierbar" wäre, das Ganze scheiterte meistens dann an einem nicht vorhandenen bezahlbaren Ersatz für meine geliebten "Weißen", das 80-200er und das 400er. Da aber immer wieder die Unsicherheit in mir aufkam, ob ich nicht doch noch wechseln sollte, die Entscheidung aber nicht einfach so ad hoc im Fotoladen oder auf der Photokina getroffen werden konnte, nutzte ich das diesjährige Weihnachten und legte mir "zum Testen" die D7000 mit dem Kitobjektiv unter den Baum. Sony bot mir ja nicht wirklich eine Alternative.
Zur Finanzierung eines zusätzlichen günstigen Telezooms wollte ich ja hier im Forum meinen Ringblitz verkaufen, den wollte aber zunächst niemand. Also musste ich bei meiner "Hausbank" einen Kredit aufnehmen, was schnell gelang, da diese schon total entnervt jegliche Diskussion vermied .
Innerhalb kürzester Zeit haben sich dann für mich die Dinge so dargestellt, dass ich relativ kurzfristig einen kompletten Systemwechsel vollzogen habe. Hier mal einige Entscheidungskiriterien:
Autofokus
Auch wenn in Testberichten der Sony-AF von Geschwindigkeit und Treffsicherheit gerne mit den anderen Marken gleichgesetzt wird: dem ist definitiv nicht so. Die Nikon fokussiert mit meinen bisherigen Objektiven deutlich schneller und sicherer. Das mag viele Gründe haben: neuere Kamerageneration gegenüber der A700, ausschließlich Ultraschallmotoren (meine Minolta/Sonys sind allesamt ohne SSM), und und und ...
Aber Fakt ist, dass der AF bei mir plötzlich deutlich treffsicherer wurde, gerade in kniffligen Situationen. Der Nikon-AF scheint sich schier im Wald durch das Geäst hindurchzuschlängeln und trifft das Ziel. Das kannte ich so bisher nicht.
Aber um gleich mal wieder Luft rauszunehmen: auch die Nikon pumpt in solchen Situationen oft genug, und durch die Komplexität der AF-Einstellungen hab ich zu Beginnn schon einige Bilder versaut. Aber das sollte sich auf Dauer noch legen. In Standardsituatioen mag das nicht weiter relevant sein, schließlich hab ich bisher auch meist recht brauchbare und scharfe Bilder erzeugt.
Auslösegeräusch
Für mich ist es schon seit Jahren nicht nachvollziehbar, warum Minolta/Sony es nie geschafft hat, das Auslösegeräusch zu reduzieren. Gerade wenn man zusammen mit anderen Fotografen arbeitet ist es manchmal schon peinlich, wenn die Sony klackt wie ein Maschinengewehr.
Kleine Anekdote gefällig:
Im Sommer war ich wieder mal im Bayerwald unterwegs. Am Bärengehege war gerade viel los. Als ich mit meiner Sony und dem 400er ankam wurde ich zunächst, wie immer üblich, kritisch von allen schon anwesenden Fotografen beäugt. Die "Knipser" mit weiten Augen: uiii, das ist aber lang, darf ich da mal durchschauen - dagegen die "Profis": was hat der denn für eine Marke? Uff, dem seines ist einiges kürzer wie meines ance: . Dann nur noch mitleidvolle Mißachtung.
Soweit war ich ja das schon gewöhnt. Aber dann, als ich den Auslöser drückte blieb mir fast das Herz stehen. Alle in der Nähe stehenden Fotografen nahmen das Auge vom Sucher und blickten zu mir. Eine Gefühl, das ich vor Jahren schon einmal erlebt hatte, als ich dachte, ich muß in der Kirche mitsingen und nach ein paar Tönen die kompletten zwei Bänke vor mir sich zu mir umdrehten . Wo ist das Loch, in das ich jetzt verschwinden kann ...
O.K., hier etwas überspitzt erzählt. Aber in vielen Fällen (Theater, Kirche etc.) schon relevant. Die Nikon ist nicht nur generell deutlich leiser, sie hat zusätzlich einen "Quiet"-Modus, in dem der Spiegel erst wieder runterklappt, wenn man des Auslöser loslässt. Da kann kaum eine Kompakte mithalten, sensationell.
Ein Bildstabilisator, der diesen Namen auch verdient
Ehrlich, den Effekt des Bildstabilisators der Minolta/Sony musste ich mir manchmal intensiv einreden, um ihn gut zu finden. So richtig effektiv war der nicht immer. So gelang es mir praktisch nie, mit dem 400er freihand zu fotografieren, auch bei guten Lichtverhältnissen. Ich weiß, es gibt wohl genügend Leute, die das können, ich definitiv nicht.
Mit meinem neuen Sigma 150-500 hab ich jetzt reproduzierbar regelmäßig auch 1/13s bei 500mm freihand gehalten. Das Bild wird schon im Sucher "festgenagelt". Das ist sensationell, das ist Bildstabilisierung. Auch hier muss ich mich fragen, warum in den meisten Testberichten die Effektivität des Sony-SSS mit den objektivbasierten Techniken gleichgestellt wird.
Blitzen und Schlafaugen
Bei der Dynax 7D eine Katastrophe, bei der A700 deutlich besser, aber immer noch nicht optimal war die Blitzfunktion. Es existiert praktisch kein einziges geblitztes Bild meiner Frau und meines Sohnes ohne "Schlafaugen". Mit der Nikon (sowohl interner Blitz als auch SB-900) genau das Gegenteil: mir gelang es bisher nicht, diesen Effekt mit der Nikon bei meiner Familie "nachzustellen". Seit fast 10 Jahren endlich wieder offene Augen von den Beiden. Man könnte jetzt natürlich argumentieren, die Frau und den Sohn auszuwechseln, schließlich kenn ich Minolta ja schon länger, aber das wäre vermutlich noch teuerer gewesen
Was das Bedienkonzept betrifft:
letztlich ist alles eine Frage der Gewöhnung. Anfangs war ich entsetzt, dass die Nikon kein so ein schönes Menü hat, in dem man alles so schön wählen kann. Aber wenn man dann mal kapiert hat, dass das ja alles über die Tasten viel schneller geht, braucht man kein Menü mehr.
Und die wichtigsten Funktionen kann man sich auf ein benutzerdefiniertes Menü mit einem Knopfdruck aufrufen. Geht also letztlich genauso schnell.
Das hintere Display ist somit bei mir immer aus und nur zur Bildkontrolle eingeschaltet. Der Rest geht wieder wie früher über das LCD-Feld oben beim Auslöser.
Witzigerweise hatte ich nach kurzer Zeit "Nichtgebrauch" bei der A700 plötzlich Probleme, wieder alle Funktionen zu finden. Also wie gesagt, das ist alles reine Gewöhnungssache.
Generell bietet die D7000 deutlich mehr Einstellungsmöglichkeiten als die Alpha, was die Sache aber natürlich auch viel komplizierter macht. Schön aber z.B. die Möglichkeit, die Einstellungen auf die Speicherkarte zu sichern. Selbstauslöser, Intervall etc. lassen sich individuell konfigurieren.
Die ISO-Automatik ist deutlich effektiver und funktioneller. Hier kann man z.B. auch die kürzeste Zeit eingeben, die erlaubt sein soll.
Für alle SVA-Fetischisten. Hier gibt's eine ECHTE SVA .
Energieverbrauch / Akkuleistung
Seit Weihnachten hab ich den Akku genau zwei mal geladen. Und ich hatte viel Zeit und Möglichkeit zu testen. Wahnsinn. Mit der Sony ging ich selten ohne vollgeladenen Akku aus dem Haus und nach einem Fototag wurde der wieder voll gemacht. Ist sicher nicht kaufentscheidend, aber ist trotzdem ein weiterer Pluspunkt für die Nikon. Wobei ich nicht verstehe, an was das liegt. Ich hab in dieser Zeit intensiv das Display genützt für Bildkontrollen, Bilder löschen und Menüeinstellungen. Wenn ich so intensiv mit der Sony herumgespielt habe, war der Akku an einem nachmittag geleert.
Sicherlich gibt es auch genügend Schwächen:
So lässt sich die ISO-Anzeige nur auf Kosten des Bildzählers aktivieren.
Der Pufferspeicher ist meines Erachtens recht spärlich ausgelegt und kann schon mal einen Engpass bei Dauerfeuer darstellen.
Unverständlich für mich grundsätzlich die Tendenz zur SD-Karte. Die sind zwar kleiner, aber gerade im Gebrauch bei Weitem nicht so robust wie CF-Karten. Zudem erreichen auch die schnellsten SD-Karten noch lange nicht die Geschwindigkeit der Cf's. Auch das bei Dauerfeuer ein echter Flaschenhals.
Der Live View z.B. ist kein Vergleich zu Sonys Entwicklung. Gerade bei schlechteren Lichtverhältnissen ist er meiner Meinung nicht zu gebrauchen. Da ich aber Video und LiveView so gut wie nie benutze, stört mich das nicht. Wer darauf Wert legt, muss meiner Meinung nach zwangsläufig Sony wählen.
Das Summen und Brummen des Bildstabilisators im Objektiv kann auch manschmal ganz schön nerven
So, das reicht mal fürs Erste. Letztlich hat für mich gefühlsmäßig eine neue Ära des Fotografierens begonnen. Das klingt hochgestochen, die Betonung liegt auch auf "gefühlsmäßig". Das Ganze ist sicherlich auch meinem ausgeprägten Spieltrieb anzulasten, der sich jetzt wieder mal austoben kann .
Aber v.a. die aufgezählten Vorteile in Bezug auf Autofokus, Bildstabilisierung und Blitzfunktionalität stellen für mich einen deutlichen Schritt nach vorne dar.
Zudem hat sich natürlich in diesem Zusammenhang auch meine komplette Ausrüstung "aktualisiert", z.B. sind sämtliche Objektive mit Ultraschallmotoren ausgestattet. Das heißt, auch hier hat das Ganze System eine deutliche Aufwertung erfahren.
Kostenmäßig bin ich ganz gut weggekommen. Zieht man mal die Anschaffungskosten für das Gehäuse der D7000 ab, hat sich das Ganze bisher nahezu kostenneutral entwickelt. Das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung. Ich hatte nach fast 20 Jahren "Sammeln" (vorher war es ja analog) viele Objektive bzw. Brennweitenbereiche doppelt abgedeckt. Ich hatte Dinge, die ich mir zumindest aktuell nicht wieder kaufen werde. Ich hatte z.B. zwei Makroblitzsysteme: den Ringblitz und das Novoflexsystem, welches ich mit neuem Adapter weiterverwenden werde. Aber bezüglich der von mir aktuell benötigten Ausrüstung hab ich wie gesagt keine Zusatzkosten, und die Schulden zu Beginn sind an die Hausbank bereits zurückgezahlt
Übrigens bin ich im Nikon-Forum herzlich von mehreren "Ex-Minoltianern" begrüßt worden ...
Gruß Tobias