ZITAT(thomasG @ 2013-06-23, 9:05) spiegellos, mit optischem Sucher.
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Aber was rede ich da,ist ja nur ein Wunschdenken von mir[/quote]
Das fürchte ich allerdings auch...
Ich finde die Kritik an der Firmenpolitik hier auch durchaus wichtig, da sie ja evtl doch von den richtigen Leuten mitgelesen wird. Das hat auch mit madig machen wenig zu tun. Wer meckert, will doch, dass sich was ändert, ist also am System noch interessiert. Was mir auffällt ist, dass oft die, die die Kritik an der Firma zurückweisen, tendenziell dazu neigen, genau das zu tun, was sie den Kritikern vorwerfen: Globale Aussagen zur Strategie mit ihren persönlichen Vorlieben zu vermengen. Wenn der Absatz in einer Kameraklasse auf ein Zehntel des früheren Wertes gefallen ist, und Begründungen dafür gesucht werden, ist der Einwand "... aber ich fand die zentralen Innovationen dieser Modelle ganz gut" nicht besonders stichhaltig.
Ich halte aber auch die Erklärung, dass es bei Sony viel um "Umsteuern verboten, weil Gesichtswahrung wichtig" geht, für zu kurz gegriffen. Ob Sony durch Rückkehr zu konservativeren DSLRs mit optischem Sucher verlorene Marktanteile zurückgewinnen würde, ist reine Spekulation. Im Gegensatz zu Minolta können sie nicht darauf setzen, als alteingesessener, etablierter Kamerahersteller wahrgenommen zu werden. Sie sind für viele die Firma hinter Walkman, Playstation & Co., auch da haben sie nicht grad das Image, ein besonders frisches, trendiges Unternehmen zu sein (die Xperia-Smartphones machen da z.Zt. ein wenig Boden gut, man muss hoffen, dass wenigstens die NEX mittelfristig davon profitiert). Insgesamt scheit der Markt sich ja etwas zu konzentrieren, Canon und Nikon dominieren heute stärker, als noch vor 10 Jahren - von Pentax oder Olympus DSLRs spricht doch auch kaum noch jemand. Würde Sony jetzt wieder quasi gleichartige Kameras wie Nikon oder Canon bauen, würden sie auf Dauer nur als die ewig hinterher hechelnden Außenseiter gelten, wegen des anderen Rufes und der anderen Aufstelung der Firma viel weiter abgeschlagen, als Minolta jemals war. Insofern haben sie bei Sony schon teilweise auch recht: Langfristig geht es da nicht lang. Sie versuchen stattdessen, beim Rennen um die voraussichtlich in der Zukunft entstehende Klasse der vollelektronischen Kameras einen Vorsprung herauszuholen. Das ist riskant, kann aber durchaus aufgehen. Alte, eher auf traditionelle Mechanik spezialisierte Kamerahersteller sind heute teilweise zur Bedeutungslosigkeit geschrumpft oder ganz verschwunden, andere, rein auf Elektronik spezialisierte Konzerne sind dagegen fest im Kameramarkt etabliert, siehe Samsung, Panasonic etc. Auch die versuchen es (zu Recht) gar nicht erst, traditionelle DSLRs zu bauen.
Sony tut es eben auch nicht, kann es bei der Ausrichtung des Gesamtkonzerns vermutlich auch kaum noch, hält aber immerhin am A-Bajonett fest. Das zeigt, wie stark sie die Bedeutung des Minoltaerbes noch einschätzen: Als durchaus noch vorhanden, aber als nicht so tragfähig, dass man in irgendeiner Weise auf eine Strategie des "Weiter so" oder gar "Zurück zu den Wurzeln" setzen könnte. Ich fürchte, damit liegen sie ungefähr richtig, will halt bloß nicht jeder hören.
Wo sollte das große Altkundenpotential sein, dass mit traditionellen DSLRs an die Firma gebunden werden bzw. zu ihr zurückgeholt werden könnte? Das sind doch gar nicht viele, es sind bloß zufällig die paar wenigen, die sich hier versammeln. Die Anzahl der besonderen Highlights im Objektivprogramm von Minolta und Sony ist extremst übersichtlich, und auch Minolta hat von den hochwertigen, teuren Objektiven nie sehr große Mengen abgesetzt. Man darf bei der ganzen Betrachtung nicht vergessen, dass der Ausverkauf des Systems angefangen hat, als Minolta ab ca der dritten Generation von AF-Gehäusen angefangen hat, massiv zu sparen (wegen dieser teuren Rechtsgeschichte damals), seitdem waren eigentlich in nahezu allen Modellen mehr oder weniger fragwürdige Kompromisse enthalten, viele günstigere Dynaxe waren ziemliche Klapperkisten... Überlebt haben sie dennoch lange Zeit hauptsächlich durch diese Einsteiger- und Mittelklassemodelle, daraus entsteht aber keine Kundenbindung, die bis heute tragen würde. Dass die letzten Dynax 7 und 9 wieder sehr gute Kameras waren und viele ihrer Gene auch in der 7D gelandet waren, lässt manche wohl diese lange Durststrecke davor etwas vergessen. Fazit: Es gibt kaum eine traditionelle Basis, von der Sony noch zehren könnte, und wenn sich herausstellt, dass die Verkaufszahlen schlecht bleiben und das A-Bajonett zur Last für künftige Entwicklungen wird, dann wäre ich nicht so sicher, dass es auf Dauer überlebt. Die Andeutung von E-/A-Hybridmodellen könnte den (kostensparenden) Abgesang einläuten. Ein anderes Anzeichen für unklare Perspektiven könnte die Zusammenarbeit mit so vielen verschiedenen Optikherstellern sein: Das wäre dann kein Verwirrspiel, sondern einfach eine Maßnahme, um die Sache eine Weile am Laufen zu halten, ohne selbst in diesem Bereich groß investieren zu müssen - bis sich zeigt, wie die Zukunftsaussichten des Systems sind. Ich schätze, dieser Punkt der Entscheidung wird dann erreicht sein, wenn die namhaften Hersteller alle gehobene Kameraserien ohne nennenswerte Mechanik am Start haben, also mit EVF, vollelektronischem Verschluss und PDAF auf dem Hauptsensor. Nur mit solchen Modellen, die keine teure Technik aus Sparten enthalten, die Sony nicht beherrscht (Mechanik), wollen sie dauerhaft am Markt bestehen, das scheint mir der langfristige Plan zu sein. Wenn das gelingt, bleibt das A-Bajonett, wenn nicht, wird es verschwinden. Warten wir doch einfach mal 5 Jahre ab...
mfg, Immo