ZITAT(Neonsquare @ 2013-06-22, 2:57) @steve
Mit Dir macht es wenig Sinn darüber zu diskutieren. ;-) Aber da Du ja überall Kontakte zu jedem hast, ist Dir der größte Innovationsdruck bei Samsung bestimmt auch bekannt:
http://www.golem.de/news/krebstote-und-unt...1201-89457.html
Ist schon ein tolles Unternehmen - hach da wird mir gleich ganz warm ums Herz.
Gruß,
[neon][/quote]
Ich habe schon vor einiger Zeit eine Anfrage von Samsung erhalten - und bislang liegt sie unbeantwortet "im Schrank" (einfach als Klarstellung, damit Du mir nix unterschiebst). Samsung ist aus meiner Sicht alle andere als eine ideale Firma - dass Samsung aber "näher beim Kunden" ist, dürfte klar sein. Davon kann sich Sony eine Scheibe abschneiden.
Sony hat - wie viele japanische Firmen - inzwischen ein massives Problem mit Gruppenzwang, Ignorieren der Kundenbedürfnisse (und damit fehlender sinnvoller Kreativität). Will Sony im Consumer-Markt überleben, muss die Firma diesen Punkt angehen. Darüber zu schweigen, heisst Sony in den Abgrund zu schicken.
Das Problem des Gesichtsverlustes hat allerdings schon die Fotosparte von Minolta ruiniert: Takashima jun. (der Sohn des Firmengründers) hatte in den 1990er Jahren entschieden, dass digitale Fotografie "nie was werden" würde, und so wurden alle entsprechenden Prototypen entweder gar nicht gebaut oder dermassen skurril realisiert (Stichwort: die 12'000 DM 3MP DSLR von 1997 im billigsten 300 DM Plastikgehäuse), das der Markt sich von Minolta abwenden musste. Nikon machte es ein Jahr später richtig: die extrem teure Technologie wurde in ein ebenso hochwertiges Gehäuse eingebaut, und die 2.7MP-Nikon D1 rollte den Markt auf. Ein Jahrzehnt später zeigte Nikon erneut, dass man die Bedürfnisse der professionelle Fotografen 1) kannte und 2) ernst nahm: FF, wenig MP, extrem wenig rauschen. Die D3 rollte, erneut, den professionellen Markt auf.
Analog zum damaligen Minolta-Problem hat Sony heute das Problem, dass man den Grundsatzentscheid gegen optische Sucher ohne Gesichtsverlust der Verantwortlichen nicht mehr rückgängig machen kann. Und da die Leute sehr auf Wahrung des Gesichts bedacht sind, nimmt das Unglück seinen Verlauf.
Wie konnte es dazu kommen?
1) Solange Sony die im Prinzip von Minolta konstruierten Modelle (A100, A200, A300; A700, A900/850) vermarktete, lief das Geschäft leidlich. 2009 hatte Sony in der Schweiz zB - je nach Monat - ca. 15 - 25% Marktanteil bei den DSLRs.
2) Nachdem die Sony-Boys das Design (nicht aber die Technik!!! "verbessert" hatten, brach der Absatz fömlich ein: Die A230/280/330 verkaufte sich anfänglich 10x schlechter (!!! als die Vorgängermodelle. Erst massive Preiskorrekturen konnten das übelste abwenden; finanziell war die Sache natürlich ein Desaster.
3) Danach herrschte schiere Panik; selbst ich wurde plötzlich ausgiebig befragt, was man nun machen solle ... Man entschied sich für radikale Sparmassnahmen: Weglassen des teuren optischen Suchers (=> A33/A55) bzw Weglassen von OVF, Spiegel, und Bildstabi (=> NEX-3/-5) bei gleichbleibendem Endverkausfpreis
4) Die SLT verkauften sich zwar deutlich besser als die katastrophale A230/280/330, aber immer noch deutlich schlechter als die A200/300/350-Serie. Nie NEX-Serie, besonders die NEX-7, war erfolgreich (ohne aber auch nur annähernd die Stückzahlen von CaNikons DSLR zu erreichen!!
5) Der darauf basierende Entscheid, komplett auf den optischen Sucher zu verzichten, hat zu schlechten Verkaufszahlen bei der A77 (das weiss ich) und zu vermutlich sehr schlechten Verkaufszahlen bei der A99 geführt (bei der A99 schätze ich < 1% des FF-Marktes, also quasi inexistent) - selbst den Videobereich kriegt man nicht ordentlich hin (oder vermurkst ihn absichtlich, um die nicht hauseigene Video-Sektion zu verärgern)
Und - klassisch japanisch eben - da der Verantwortliche sein Gesicht verlieren würde, wenn er wieder optische Sucher anböte, nimmt das Unheil weiter seinen Verlauf:
7) Man kann existierende hochauflösende SLT-FF-Prototypen nicht produzieren, weil sich im Markt schlicht niemand dafür interessiert (eine A950 mit 50MP Sensor und Zeiss-AF-Linsen hätte sehr wohl Beachtung gefunden)
8) Und man verrennt sich weiter, indem man für 2014 ein weiteres (teures! "Profi"-Gehäuse mit gegenüber der A99 nochmals drastisch reduzierter Alltagstauglichkeit entwickelt:
- nach wie vor kein optischer Sucher (für real time Kontrolle unentbehrlich)
- schneller AF der A900/A99 wird ersetzt durch sehr experimentellen "AF ab Sensor" (prinzipiell interessanter Weg, aber momentan ebenso profi"tauglich" wie der EVF)
- AF ab Sensor verlangt nach neuen Objektiven; selbst die allerletzten treuen Stammkunden können also genausogut zu CaNikon wechseln, da man eh neue Objektive anschaffen muss ... (spekulativ, aber doch recht wahrscheinlich => siehe neue Versionen des 2.8/300G, des 2.8/70-200G und des 4-5.6/70-400G)
My-oh-my ...
Gr Steve
BTW man schaue sich mal die >250 Kommentare auf SAR zur Thematik an - ein veritabler Shitstorm ...