moin,
es hat etwas gedauert, aber ein weiteres Byte musste sein Geheimnis preisgeben. Es geht um Byte +0x08 ...
Ich fragte mich schon länger, u.a. durch Reisefotos Überlegungen und Experimente mit Telekonvertern am 70-400G angeregt, woher die Kamera weiß, dass das Objektiv am "langen Ende" nur f/5.6 hat und folglich den AF abschaltet, auch wenn das Objektiv am kurzen Ende mit f/4 zumindest mit einem TC14 problemlos innerhalb der Spec bleibt. Die genauere Betrachtung der von Olav erstellten Schaltpläne des TC14 (vielen Dank dafür! brachte dahingehend nix neues, die logische Struktur ist mir schon länger bekannt und die Details der Schaltung abgesehen von der Spannungsversorgung und Entkopplung eher nebensächlich.
Des Rätsels Lösung liegt in Byte +0x08, dieses enthält die für den AF relevante geometrische Öffnung, bei Zooms mit floatender Blende die ungünstigste (idR die am langen Ende). Die Codierung entspricht der von Byte +0x01, +0x02 und +0x03/7. Allerdings wird bei Zooms mit floatender Blende dieser Wert nicht Brennweiten-abhängig gesteuert, sondern liegt fest. Ein ggfs. zwischengeschalteter Konverter addiert hier genau wie bei dem Byte +0x03 seinen Verlängerungsfaktor.
D.h. aber auch, dass wir bisher die Byte +0x01, +0x02 und +0x03 nur halbrichtig verstanden haben: diese geben die für die Belichtungsmessung relevante Öffnung an, nicht die für den AF wichtige. Offenbar können hier größere Abweichungen auftreten.
Beim mAF/SAL500R80 ist es klar und "umgekehrt", d.h. die AF-Öffnung ist größer als die AE-Öffnung, da für den AF nur die Randstrahlen relevant sind, wohingegen die lichtmengenbestimmende Öffnung durch die Bohrung des Hauptspiegels (bzw. die Abschattung des Sekundärspiegels) verkleinert wird. Im ROM sind für AE-Öffnung +0x01:0x37=f/7.7(=f/5.6+7/8EV) und AF-Öffnung +0x08:0x35=f/7.0(=f/5.6+5/8EV ca.=f/5.6+2/3EV=f/7.1) hinterlegt. Lt. Originalunterlagen von Minolta ist der AF auf f/6.7 ausgelegt, allerdings hat das 500R80 "nur" AF-Ö=f/7.1. Das 100-400APO (f/6.7) habe ich nicht und konnte bisher auch keine ROM-Daten finden, aber damit ist jetzt klar, warum das eigentlich ausserhalb der Spec liegende Sigma AF 500/f7.2 APO (sic! doch noch mit AF funktioniert: es wird wohl 0x35 als AF-Öffnung melden und kann AF wie das 500R80 nur mit dem zentralen Sensor, womit die Behauptung, dies läge an der Spiegelkonstruktion, widerlegt wäre. Somit ist klar, dass der zentrale AF-Sensor aller bisherigen A-Bajonett-Kameras "offiziell" bis f/7.1 funktioniert (Achtung, hier gilt der in 1/8EV-Stufen codierte wahre Wert im ROM, die Anzeige an der Kamera rundet, besser schönt durch Abrunden. Die nicht exakt darstellbaren 1/3EV-Stufen werden durch +3/8EV =ca. "+1/3EV" und +5/8EV =ca. "+2/3EV" simuliert.). Alle Aussensensoren sind bestenfalls bis f/6.7, tlw. mlgw. sogar nur bis f/5.6 benutzbar.
Was ich bisher nicht klären konnte: wo liegt die wahre Grenze des hochauflösenden "f/2.8"-Liniensensors bei der A700/850/900 oder der "f/2.8"-Doppelkreuzsensorkomponente der Dynax 7/9?
Das mAF200F28HS meldet z.B. AE-Ö=0x20=f/2.8, aber AF-Ö=0x24=f/3.4(=f/2.8+1/2EV, oft "f/3.5".
Beim SAL85F14Z ist AE-Ö=0x11=f/1.48(=f/1.4+1/8EV), AF-Ö=0x16=f/1.83(=f1.4+3/4EV); dies ist die größte bisher gefundene Abweichung abgesehen von Makros.
Dort wird es richtig extrem, mAF/SAL50M28(alle Versionen) AE-Ö=0x20=f/2.8, AF-Ö=0x31=f/5.9(=f/5.6+1/8EV).
Nur das STF bekommt eine Extrawurst, es setzt die AF-Ö doch glatt auf 0x58=f/32 Ob deshalb der AF-confirm nix tut
Einige moderne Zooms mit floatender Blende, insbesondere das SAL70400G (aber nicht das SAL70300G), haben keine Abweichung zwischen min-AE-Ö und AF-Ö.
Ich nehme an, dass in der AF-Ö auch die Randstrahlenverluste durch den Auszug beim Fokussieren berücksichtigt werden. Dieser Auszug ist bei Makros am größten, er kostet lt. ROM 2EV-2+1/8EV bei 1:1. Das mAF50M35 dagegen "verliert" nur 1+1/4EV, geht auch nur bis 1:2. Das SAL85F14Z ist das längste im wesentlichen auszugfokussierte Objektiv (was ist mit dem mAF100F20? mAF135F28 ist IF), die langen Tele sind alle innenfokussiert, Zooms können (fast) gar nicht anders gebaut werden.
Warum wird der AF jetzt nur durch die ungünstigste Öffnung definiert? Im ersten Moment erscheint dies unsinnig, es ist aber leider zwingend notwendig: der AF darf nicht irgendwo bei der Fahrt an die Nahgrenze aussetzen, genauso wenig wie beim Zoomen. Nützlich wäre es, wenn Objektive mit Limiter bei Setzen desselben auf den Fernbereich den entsprechend günstigeren "Schlechtwert" liefern würden, speziell bei den Makros zur Verbesserung der "dual-use"-Performance. Dies scheint nicht der Fall zu sein, eine Auswirkung des Limiters bei Stangen-AF-Objektiven auf den ROM-Inhalt konnte ich bisher nicht finden, der Fokus-Stop dagegen wird durch Setzen von bits im ROM übermittelt. Auch das SAL70300G signalisiert den Limiter, der hier elektronisch ist und nicht mechanisch wie bei den Stangen-Objektiven, nicht im ROM. Weitere SSM/SAM/HSM mit Limiter habe ich dahingehend noch nicht untersucht, wäre aber überrascht, wenn diese ein anderes Verhalten zeigten. Zoombereichs-Limiter dagegen sind mir bei Fotoobjektiven nicht bekannt, daher ist hier keine Optimierung möglich. Zudem fällt die AE-Öfnnung von Zooms mit floatender Blende schnell ab, beim SAL70300G ist die erste 1/8EV-Stufe bereits bei 75mm fällig, ab Brennweitenstufe 130mm sind 4/8EV weg und ab 175mm wird der Endwert von 5/8EV Verlust erreicht. Das SAL70400G unterscheidet sich marginal, 1/8EV bei 75mm, 4/8EV bei 135mm, 6/8EV bei 175mm und Endwert 8/8EV ab 300mm. Der AF mit einem TC14 am SAL70400G würde am zentralen Sensor ab 175mm versagen, auf den Aussensensoren bereits bei 150mm. Sinnvoll ist der TC aber nur oberhalb von 280mm am SAL70400G, und da ist auf jeden Fall Essig mit AF. Somit ist hier den Minolta-Ingenieuren mit ihrer Design-Entscheidung Ende der 1970er Jahre zuzustimmen, komlexere Lösungen wären zwar möglich gewesen, im täglichen Gebrauch aber bestenfalls von wenig Nutzen, eher dagegen störend bis hinderlich oder gar prohibitiv.
Die schon letzten September versprochene aktualisierte table folgt, mittlerweile ergänzt und erweitert um etliche weitere Linsen und Erkenntnisse. Ich muss nur noch ein wenig "aufräumen" ardon:
gruesze, thomas
edit: aktuelle table Vers.7 im Startpost eingebunden. Leider noch nicht komplett aufgeräumt, Doku unvollständig. Die CSV-Exporte gibbets nich mehr, es stecken soviel Metadaten drin, dass die nicht länger sinnvoll verwendbar wären. LibreOffice (oder OpenOffice) ist frei für alle aktuellen Plattformen verfügbar und damit m.E. akzeptabel, die xls97-Version liegt für MS-Fans weiter bei.
Nachtrag: Bei Sigma scheint sich was bewegt zu haben.
Ganz aktuelle HSM's sehen protokollseitig und inhaltlich nahezu perfekt aus. Entweder hat Sigma noch mal ordentlich geforscht, oder Sony und Sigma haben erkannt, dass das bisherige Vorgehen zum beiderseitgen Schaden führt und irgendein Agreement getroffen. Der mechanische SLT-Bug war da sicher ein schmerzlicher Dreckeffekt...
Dabei ist aber ein Fehler in der Sony (Minolta)-Implementierung aufgefallen: +0x07=0x03 wird in das EXIF-Feld Brennweite als "6mm" eingetragen, bei EXIF2.3 aber korrekt im Feld Objektivname als "5mm". Offenbar werden alle Brennweitenstufen unter 0x07 als "6mm" bewertet, war ja ewige Zeiten die kürzeste mögliche Brennweite an KB-Kameras. Jetzt existiert ein 4.5mm (korrekt wäre Brennweite 0x01, mglw. sind Werte unterhalb dem von Sigma gewählten 0x03=5mm aber ungültig), welches dieses Limit unterschreitet. Die Brennweite ist wirklich 4.5mm, die Abbildungsfunktion in Verbindung mit dem Bildkreisdurchmesser (nur 12,7mm) erlaubt eine einfach Überprüfung.