ZITAT(Schwupp @ 2009-01-18, 23:55) ZITAT(opelgt @ 2009-01-11, 1:00) Die XD-7 kann die Belichtungszeiten stufenlos steuern. In allen Automatikfunktionen wird zusätzlich
eine Kontrollmessung durch die geschlossene Blende durchgeführt und zur höchstmöglichen
Belichtungsgenauigkeit in den elektronisch gesteuerten Zeitwert einkalkuliert (diese Funktion wurde von
Minolta mit dem Begriff "finalcheck-System" beworben). Die Grafik gibt einen groben Überblick über den Ablauf der
wichtigsten Funktionen.[/quote]
Danke für die Grafik. Ich muß zugeben, das ich mir einige Minuten die Grafik angeschaut habe um den Ablauf nachvollziehen zu können. Es ist jetzt aber einigermaßen klar. Ich werde mir zu dem Begriff "finalcheck-System" dann noch mal einiges hier im Internet durchlesen.
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Ich glaube, daß es sich hier um ein Beispiel handelt, das man mit Worten (oder gar ein paar einfachen Formel) viel besser erklären kann, als mit einer Grafik. Das final check-System funktioniert wie folgt:
Um eine bestimmte Belichtung des Films zu erreichen, wird eine bestimmte Zeit-Blendenkombination als der Schar möglicher Kombinationen, die die gleiche Belichtung ergeben würde, ermittelt.
Der Belichtungsvorgang beginnt damit, daß die Kamera die Blende auf den gewünschten Wert schließt und danach eine weitere Belichtungsmessung vornimmt. Durch die gegenüber der ersten Messung mehr oder weniger stark geschlossene Blende tritt natürlich eine Abweichung des gemessenen Wertes auf. Nehmen wir zunächst einmal an, es gäbe keine Störeinflüsse, dann bestünde die Differenz zwischen dem zweiten und dem ersten Meßwert gerade in der Differenz zwischen den beiden Blendenleitwerten. Die Kamera würde also diese Differenz zum zweiten gemessenen Wert hinzuaddieren und müßte genau wieder auf den ersten Meßwert kommen. Ist das der Fall, ist keine Korrektur nötig und der Verschluß kann mit der vorab bestimmten Belichtungszeit ablaufen. Unter der Annahme, daß auch diese Verschlußzeit ideal eingehalten wird, wird der Film so technisch perfekt belichtet.
In der Praxis können aber mehrere Störfaktoren auftreten. Bei der mechanischen Blendenansteuerung kommt es zu mehr oder weniger großen Abweichungen, die in erster Linie durch mechanische Toleranzen und Spiel der Übertragungselemente verursacht werden können. Es kann aber auch zu einem zu langsamen Schließen der letztlich federgetriebenen Blende kommen (z.B., wenn die Blende verölt ist). Bei älteren Objektiven (MC-Typus) kann der Blendenmechanismus nach dem Schließen auch anders "nachschwingen", als es bei moderneren Objektiven (MD-Typus) der Fall ist. Dadurch ist die effektiv offene Iris u.U. etwas größer oder kleiner als der Sollwert, von dem die Kamera ausgeht. Da die Kamera keine mechanische Kontrolle (Rückkopplung) darüber hat (Blendensteuerung), wäre die Folge eine dieser Abweichung entsprechend starke Fehlbelichtung.
Ein weiterer Störfaktor könnte darin liegen, daß sich die Belichtungsverhältnisse plötzlich geändert haben. Nun, irgendwann muß sich die Kamera "entscheiden", aber je näher die Belichtungsmessung bei dem Moment liegt, in dem sich der Verschluß öffnet, desto geringer wird die Wahrscheinlichkeit solcher Änderungen der äußeren Lichtverhältnisse und desto geringer werden auch die mittleren Abweichungen vom richtigen Wert ausfallen (wenn wir mal annehmen, daß sich die Lichtverhältnisse irgendwie kontinuierlich ändern). Zwischen der Belichtungsmessung bei noch geöffneter Blende vergeht aber - zumindest aus Sicht der Kamera - noch eine halbe Ewigkeit, ehe nach ein paar Duzend Millisekunden die Blende geschlossen ist und sich der Spiegel hochzuklappen beginnt. Erst wenn der Spiegel hochklappt, kann keine Belichtungsmessung mehr erfolgen. Deshalb unternimmt die Kamera im letzten Moment vorher besagte zweite Messung mit bereits geschlossener Blende.
Ob jetzt eine Abweichung durch Spiel bei der Blendenansteuerung oder durch sich ändernde Lichtverhältnisse verursacht wird, ist der Kamera egal. Hat sich die Blende nicht ganz auf den Sollwert geschlossen oder wurde es inzwischen etwas heller, so wird sie einen etwas höheren Wert messen, als bei gleichbleibenden Lichtverhältnissen und mechanisch idealer Arbeitsblende, und umgekehrt. Vergleicht sie nun den kurz zuvor gemessenen Wert bei noch offener Blende mit dem zum letztmöglichen Zeitpunkt gemessenen final check-Wert dann sollte die Differenz genau wieder die Differenz zwischen der Offenblende oder der Sollarbeitsblende ergeben. Alles andere würde bei der ursprünglich angenommenen Verschlußzeit zu einer (leichten) Abweichung von der korrekten Belichtung führen. Stellt die Kamera also fest, daß die reale Differenz zwischen den beiden Meßwerten von der für den Idealfall angenommenen Differenz abweicht, so kann sie die Blende zwar in diesem Moment nicht mehr nachsteuern (dafür ist keine Zeit mehr), wohl aber die Verschlußzeit entsprechend dieser Abweichung leicht verkürzen oder verlängern, so daß im Endeffekt wieder die gleiche Lichtmenge auf den Film fällt, wie im idealen Fall. Die Berechnung dieses Kompensationsfaktors muß während der Zeit erfolgen, in der der Spiegel hochklappt und der erste Verschlußvorhang aufgeht. (Theoretisch kann er bei längeren Verschlußzeiten auch noch fast bis zum Schließen des zweiten Verschlußvorhangs andauern, aber davon wurde damals kein Gebrauch gemacht.)
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...ost&p=41176
Viele Grüße,
Matthias