ZITAt (Tele-M @ 2008-11-18, 20:20) hat jemand Erfahrung mit den Nahlinsen von Dörr? Sind die brauchbar? Oder welches andere Fabrikat taugt als Alternative zu den Minolta-Achromaten, wenn man nicht die allerhöchsten Ansprüche stellt?[/quote]
Nein, die Nahlinsen von Dörr kenne ich nicht.
Bei Nahlinsen sollte man auf achromatisch korrigierte Doppellinser achten. Selbst bei bescheidenen Ansprüchen bewirken die prinzipiell nicht korrierbaren Einfachlinsen nur Frust wegen der schlechten Abbildungsqualität.
Grundsätzlich sollte man sich darüber schlau machen, welche "Stärken" überhaupt in Frage kommen. Das heißt, welche Abbildungsmaßstäbe will man überhaupt nutzen?
Hierzu gibt es zu bedenken, dass sehr große Abbildungsmaßstäbe mit Nahlinsen mit enormen Abbildungsfehlern und extrem geringer Schärfentiefe erkauft werden. Denn jede Nahlinse, die nicht zu einem bestimmten Objektiv gerechnet wurde, vergrößert auch die Restfehler des Grundobjektivs, als da sind
- Chromatische Aberrationen (Farbsäume)
- Astigmatismus (keine Punktschärfe)
- Koma (Punkte werden zu Schweifen verzogen)
- Bildfeldwölbung (Ränder werden unscharf)
- Vignettierung (Lichtabfall zum Bildrand hin)
- Verzeichnung (gerade Linien werden krumm)
Deshalb sollte man sich mit höchstens +4 dptr. bis +5 dptr. bescheiden. Es gibt zwar gute achromatische Nahlinsen mit höherer Dioptrienzahl (+7.7 dptr. von Olympus, +12 dptr. von Zörk), aber dafür hat man Probleme mit
- geringer Arbeitsabstand Frontlinse - Objekt (Ausleuchtungsproblem)
- Streulicht von der Seite (Eigenbau-Gegenlichtblende zwingend!
- extrem geringe Schärfentiefe (Einstellungen erschwert, stabiles Stativ und Einstellschlitten nötig)
Gute achromatisch korrigierte Nahlinsen gibt es u.a. von
- Canon
- Minolta +3.8 dptr.
- Leica +4.9 dptr.
- Olympus +7.7 dptr.
Bei Brenner-Fotoversand wird derzeit eine achromatisch korrigierte Nahlinse mit +8 dptr. für € 85.- in 58 und 67 mm angeboten. Was sie taugt, weiß ich nicht.
Ich selbst besitze die oben genannten Nahlinsen von Minolta, Leica, Olympus und Zörk. Außerdem die B&W Einfach-Nahlinse +10 dptr., von der ich jedoch abrate!
Wer tiefer, ernsthafter und längerfristig in die Nahfotografie einsteigen will, dem sei ein echtes Makro-Objektiv ans Herz gelegt! Kein anderes Hilfsmittel, auch nicht die so oft genannten, lichtfressenden Zwischenringe, bildet so gut ab. Für ganz extreme Abbildungsmaßstäbe im Makrobereich bis 15:1 erweisen sich Lupenobjektive (Leica Photare, Zeiss Luminare) am Balgengerät als Top-Kandidaten.
Auch ein zusätzliches "Normal"-Objektiv in Retrostellung (also umgedreht) mit Kupplungsring männlich-männlich in den Filtergewinden vor das Grundobjektiv geschraubt, ergibt sehr große Abbildungsmaßstäbe bei sehr guter Abbildungsqualität. Hier heißt es jedoch: Je lichtstärker, desto geringer die Vignettierung!