ZITAt (mmhuber @ 2007-03-13, 19:26) Nun werde ich meine Dias doch einscannen müssen, da die Möglichkeiten zum Ausbelichten immer geringer werden und ich teilweise auf die pflegliche Handharbung der DIAS nicht mehr vertrauen kann.
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Kann mir jemand hier eine Empfehlung geben oder sind neue Scanner im Anmarsch, so daß es sich lohnt noch etwas zu warten? Mit dem Scan von Filmstreifen auf einem FLachbildscanner bin ich nicht so ganz zufrieden. Abstand Filmhalterung-Scheibe wird nicht sauber ausgeglichen.[/quote]
Okay.
Also fangen wir an ;-)
Ich habe in den vergangenen eineinhalb Jahren diverse Scanner (alle am Mac) benutzt bzw. probiert.
Vorweg:
- Mit jedem dieser speziellen Diascanner bzw. Filmscanner erzielst du bessere Ergebnisse als mit einem Flachbettscanner.
- Wunder solltest du nicht erwarten; fast jeder Scanner erfordert sorgfältige Einstellungen
- Es sind keine neuen Scanner im Anmarsch. Laut Nikon sind die heutigen Scanner auf einem ausgereiften Stand (stimmt auch) und sollen auf absehbare Zeit nicht abgelöst werden. Reflecta hat gerade den DigitDia 5000 herausgebracht, eine beschleunigte Version des DigitDia 4000, aber ohne funktionale Änderungen.
Da ich deiner Beschreibung in etwa entnehmen kann, was für dich in Frage kommt, beschränke ich mich auf folgende Systeme:
- Nikon LS xxxx
- Reflecta DigitDia 4000 (den 3600er hatte ich auch, aber wegen fehlenden ICEs wieder verkauft)
Im Moment, während ich das schreibe, werkelt übrigens der Reflecta DigitDia 4000 an einem anderen Rechner fröhlich vor sich hin.
Zuerst zu den Nikons:
Ich hatte zunächst einen LS-2000. Abgesehen davon, dass dieser Scanner nach einiger Zeit kaputtging (defekter Schrittmotor), erzeugte er gute Scanergebnisse (jedoch weniger gute als der LS-4000 und die aktuellen Modelle). Ich habe ihn durch den LS-4000 abgelöst. Die Profireihe (LS-2000, LS-4000, LS-5000) kann mit einem automatischen Diafeeder ausgerüstet werden (SF-200 bzw. die leicht verbesserte Nachfolgeversion LS-210). Die einfachere Serie (momentan aktuell der LS-V) kann keinen Diafeeder ansteuern.
Unterschiede zwischen LS-4000, LS-5000 und LS-V:
- Der LS-4000 und der LS-V haben die gleiche Optik und Mechanik, und daher die gleiche Auflösung (4000 dpi) und Scangeschwindigkeit.
- Der LS-5000 unterscheidet sich von diesen durch eine zweite Scanzeile, was ihn nochmals schneller macht. Die Auflösung ist gleich.
- Die aktuellen LS-V und LS-5000 unterstützen das neueste ICE4, das eine Dynamikbereichs-Optimierung umfasst. Der LS-4000 unterstützt "nur" ICE3, d.h. ohne Dynamikbereichs-Erweiterung.
- Der LS-5000 und der LS-V haben eine USB-2-Schnittstelle, der LS-4000 hat FireWire.
- Der LS-5000 und der LS-4000 unterstützen Multi-Sampling, d.h. Mehrfachscans zur Rauschverringerung, wobei alle Samples nacheinander für jede Position des Scankopfs genommen werden können, d.h. es gibt keine Registerungenauigkeiten durch mehrfaches Anfahren. Multipass-Scanning mit mehrfachem Überfahren der Scanfläche geht mit separater Software (VueScan oder SilverFast) auch mit dem LS-V. Bei SilverFast gibt es dabei neuerdings eine patentierte Software-Funktion zur Entfernung der Registerungenauigkeiten. SilverFast ist aber teuer und ansonsten vom Ergebnis her nicht wirklich besser als NikonScan.
Zur Software:
Nach diversen Versuchen mit SilverFast und VueScan bin ich bei der Originalsoftware geblieben. Man erzielt damit letztlich genauso gute Ergebnisse, jedenfalls ist das bei mir so, und manche Funktionen der Scanner werden etwas besser unterstützt. NikonScan ist sehr ausgereift und man erzielt damit auf Anhieb sehr brauchbare Scanergebnisse, die sich durch Verändern der Einstellungen meist nur noch geringfügig optimieren lassen.
Zum Feeder:
Nachdem ich den Reflecta DigitDia schon benutzt hatte, stellte ich fest, dass der Nikon-Feeder nicht für alles wirklich gut geeignet ist. Alle Dias müssen gleich ausgerichtet werden (Querformat) und man muss nach dem Scannen die hochformatigen Bilder in der Software auswählen und entsprechend drehen. Außerdem müssen alle Dias eines Durchlaufs die gleiche Rahmenstärke haben. Wenn Dias unterschiedliche Rahmenstärken haben, muss man die Mechanik am SF-210 verstellen bzw. eine selbstgebastelte Zufuhrhilfe am SF-200 verschieben, und teilweise auch einen Plastikclip aus dem Feeder entfernen bzw. wieder einsetzen. Selbst dann ist der Transport unzuverlässig, insbesondere mit Papprähmchen oder solchen, die eckige Innenkanten haben. Glasrahmen kann man weitgehend eh vergessen. Fazit: Auch mit allen Tricks ist der Nikon-Feeder unzuverlässiger als der Reflecta DigitDia 4000. Außerdem erfordert das Stapelscannen mit dem Nikon umfangreiche manuelle Vorbereitungen:
- Entnahme aus dem Magazin
- Querdrehen der Hochformat-Dias
- Sortieren nach Rahmenstärke bei gemischten Rahmentypen
- Einstellen des Scanauschnitts passend zu den Diarahmen (dürfte sich aber immer so im Bereich von 34 * 22 mm bewegen)
- Drehen der Hochformat-Scans in der Software
- Zurückdrehen der Hochformat-Dias
- Zurücksortieren ins Magazin
Aus diesen Gründen kann man - vor allem, wenn man den DigitDia mal kennengelernt hat - nicht von einer ausgereiften Lösung fürs Stapelscannen sprechen, was Aufwand und Zuverlässigkeit betrifft.
Ich habe daher meinen Nikon-Diafeeder wieder verkauft und benutze den LS-4000 jetzt ohne Feeder. Dafür würde eigentlich auch der LS-V genügen.
Laut Nikon (Photokina, Presse-Lounge) ist kein neuer Diascanner geplant. Die aktuellen Modelle gelten als ausgereift.
Reflecta DigitDia 4000
Vorteile:
- unbeaufsichtigtes Scannen, das bei den meisten Magazin- und Rahmentypen zuverlässig funktioniert
Nachteile:
- 3600 dpi statt wie beim Nikon 4000 dpi; dies ist jedoch im Amateurbereich kein Thema
- langsamer als die Nikons, dafür scannt er aber wirklich unbeaufsichtigt, und es gibt jetzt einen schnelleren Nachfolger (DigitDia 5000)
- etwas kühle Farbwiedergabe bei Defaulteinstellung der mitgelieferten CyberView-Software
- teilweise kleine schwarze Ränder am Bildrand bei automatischer Formaterkennung; dies lässt sich durch feste Vorgabe der Scanfläche für die einzelnen Formatlagen vermeiden
- gelegentliche Fehlerkennungen des Formats, was bei mir zu ca. 1% erforderlichen Nachscans führt
- Bei mir (Mac, Scanner-Firmware 1.0.8) kommt es manchmal zum Absturz des Scanners, wenn bei Hochformat-Dias der untere Bildrand sehr dunkel ist. Dann erkennt der Scanner eine zu große Scanfläche und bleibt hängen, was es nötig macht, den Scanner aus- und einzuschalten.
- Die CyberView-Software wirkt sehr unausgereift, funktioniert jedoch in den Standardeinstellungen tadellos und ist für unbeaufsichtigtes Scannen wegen der besseren Formaterkennung besser geeignet als SilverFast oder VueScan
- Das Verfahren zu einer anderen Diaposition ist einfach nur dumm gelöst - es wird jedes Dia transportiert, wie bei einem Projektor, anstatt das Magazin mit einem Motor direkt zu verschieben. Ich verschiebe daher das Magazin bei Bedarf manuell und tippe die neue Position in die Software. Das geht schneller und problemloser.
Tipps:
- Bei älteren CS-Magazinen sind die Dias manchmal sehr schwergängig, was zu Problemen beim DigitDia wie auch bei diversen Projektoren führt. Neuere CS-Magazine wurden diesbezüglich überarbeitet und sind leichtgängiger. Eventuell ein paar neue Magazine kaufen und die Dias vor dem Scannen umladen, was bei CS ja sicher, schnell und problemlos geht.
- Wenn man den Scanner ein wenig schräg stellt (Einzugsseite höher), geht die Rate an Transportfehlern gegen Null, sogar bei Kodachrome-Papprähmchen in Standardmagazinen.
Mein persönliches Fazit:
Mit *beiden* Scannern, dem Reflecta DigitDia 4000 bzw. 5000 für Stapelscans direkt aus Magazinen, und zusätzlich dem Nikon LS-V, bist du optimal für alle Fälle gerüstet. Diese Kombination halte ich für wesentlich besser als den Nikon LS-5000 mit Diafeeder. Einziger Nachteil könnte sein, dass mit NikonScan keine Multipass- bzw. MultiSampling-Scans mit dem LS-V möglich sind. Das ist das Einzige, was gegenüber dieser Kombi-Lösung für den LS-5000 spricht. Oder dafür, den LS-5000 ohne Feeder statt dem LS-V neben einen DigitDia 4000 bzw. 5000 zu stellen.
Also:
1. Reflecta DigitDia 4000 (oder bei erhöhter Geschwindigkeitsanforderung DigitDia 5000), ohne SilverFast, für Stapelscans aus Magazinen
und zusätzlich:
2. Nikon LS-V bzw. wenn unbedingt MultiSampling-Scans nötig sind LS-5000 (oder LS-4000, dann aber nur mit ICE3); alternativ dazu SilverFast für den LS-V, aber dann würde ich persönlich lieber gleich den LS-5000 ohne SilverFast nehmen
Diese Kombi hat auch den Vorteil, dass man - zwei Rechner vorausgesetzt - die Stapelscans nicht unterbrechen muss, um ausgewählte Dias mit manuellen Optimierungen "feinzuscannen", oder nebenher Filmstreifen zu scannen.