ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.37 h) Also etwas "hemdsärmlig", was hier nicht gerade angesagt ist :-) formuliert stelle ich mir den Vorgang, beispielsweise das Drucken eine Bildes, so vor.[/quote]
Ist jetzt weitgehend richtig, was du dir überlegt hast, bis auf zwei, drei Details.
ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.37 h) ... dass der Drucker mit dem übermittelten Farbwert des roten Punktes nichts anfangen kann.[/quote]
Anfangen kann er sehr wohl etwas damit. Er nimmt den Wert entgegen und druckt ihn so, wie es halt kommt mit seiner Tinte und dem vorhandenen Papier. Nur -- ob die Farbe, die dabei herauskommt, auch genau die war, die du vorher am Bildschirm oder beim Druck mit einem anderen Drucker gesehen hattest, ist noch die Frage. Wenn nicht, dann muß die "Interpretation" des RGB-Wertes durch den Drucker eben entsprechend korrigiert werden.
ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.37 h) Deshalb muss in dem Fall druckerseitig der Farbwert erst in einen allgemein gültigen Wert umgerechnet werden der sich am Lab-Modell orientiert.[/quote]
Das muß keineswegs geschehen. Man könnte im Prinzip den Drucker auch mit einem Profil füttern, welches den vorhandenen Eingabe- oder Arbeitsfarbraum direkt auf den Druckerfarbraum abbildet. (Ein Farbprofil kann man sich stets als eine "Farb-Übersetzungsvorschrift" von einem Farbraum bzw. -modell in einen anderen vorstellen.) Ein geräteunabhängiger Zwischen-Farbraum muß nicht unbedingt sein.
Aber er ist praktisch. Man überlege sich, wie es ohne geräteunabhängigen Zwischenfarbraum aussähe -- man müßte für jede nur erdenkliche Kombination von Eingabe- und Ausgabefarbraum extra ein Profil erstellen. Das wäre praktisch überhaupt nicht handhabbar, die Zahl der nötigen Profile würde schier explodieren! Deshalb hat man sich auf ein geräteunabhängiges Zwischenfarbmodell geeinigt, in dem ein und dieselbe Farbe immer durch ein und dieselben Zahlenwerte repräsentiert wird, einerlei aus welchem Farbraum sie stammt.
ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.37 h) Auf das Lab-Modell hat man sich als Standardmodell geeinigt, weil das dem menschlichen Farbwahrnehmungsempfinden am nächsten kommt.[/quote]
Nein. Mit der menschlichen Farbwahrnehmung hat das nichts zu tun. Es ist die Geräteunabhängigkeit, die die Wahl auf das Lab-Modell fallen ließ.
ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.54 h) Beispielsweise eine Rose, nachts ist sie grau, bei Sonnenauf- und -untergang ist sie warnrot, tagsüber ist sie rot. Das hängt einfach mit dem vorhandenen Licht, den Reflexions- und Absorbtionseigenschaften der Rose und dem Betrachter zusammen. Das Rot der Rose hat ein bestimmtes Reflexions- und Absorbtionsvermögen, das nach meinem Empfinden auch immer gleich ist, genau wie die Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Auges.[/quote]
Soweit richtig, ja.
ZITAt (Günter @ 15. 7. 2006 - 8.54 h) Wenn ich jetzt aber kälteres Licht habe (Neonröhre), dann erscheint die Rose plötzlich in einer anderen Farbe. Wenn sich aber die Wahrnehmungsfähigeit des Auges nicht ändert, und das Reflexions- und Absorbtionsvermögen der Rose auch nicht, warum ist sie dann nicht einfach nur dunkler, sondern anders im Rotton?[/quote]
Na, weil das Licht anders ist. Neonlicht ist ja nicht einfach kühler (bläulicher oder grünlicher) im Farbeindruck -- es hat ein diskontinuierliches Spektrum, also eines, in dem komplette Farbbereiche fehlen. Die meisten Gegenstände sehen im Neonlicht (besser: Fluoreszenzlicht) für uns Menschen weitgehend normal aus, weil sich die wenigen, im Neonlicht vorhandenen Farben annähernd zu weiß mischen, und weil unser Auge sich sehr rasch an verschobene Farben gewöhnt. Aber manche Objekte, insbesondere Blütenblätter, verändern unter der Beleuchtung mit einem diskontinuierlichen Spektrum ihren Farbeindruck sehr deutlich. Schließlich können sie die Farben, die gar nicht vorhanden sind, auch nicht reflektieren.
Und deshalb ist es auch nicht ganz einfach, unter Neonlicht farbrichtige Fotos zu machen. Jeder Typ Neonröhre (bzw. Fluoreszenzlichtröhre) erzeugt ein geringfügig anderes Spektrum. Meistens ist der Farbstich in Farbfotos mehr oder weniger grünlich, dagegen gibt's magentafarbende Korrekturfilter (FL-D und FL-W). Doch diese Korrekturfilterung kann natürlich nur eine grobe sein; eine genaue Korrekturfilterung hängt von der Röhre und dem Filmmaterial bzw. dem Bayer-Mosaikfilter ab. Bei Digitalbildern tut man sich mit der (nachträglichen) Korrektur natürlich leichter; für Diafotografen ist Neonlicht bei hohen Ansprüchen an die Farbtreue stets ein Horror ... es sei denn, es handelt sich um spezielle Tageslicht-Fluoreszenzröhren für Fotozwecke, solche gibt's auch.
-- Olaf