Ich muss mich hier, in begrenztem Maße, hahe anschließen, man mag mich ebenfalls gerne als Arbeitgebervertreter beschimpfen, es soll mich nicht weiter stören, ich für meinen Teil bin Lehrerkind und die Inhalte des folgenden Postings machen einen geringen Teil des Prüfungsstoffs des nächsten Donnerstages aus, allerdings würde ich das nicht als ausschließliche Gewerkschaftspropganda bezeichnen, vielmehr als typisch deutsch.
Die vorhandenen Aussagen sind meiner Ansicht nach geprägt von einem Misstrauen gegenüber dem herrschenden Wirtschaftssystem, gewürzt mit den typischen Lieblingsvokabeln "Globalisierung" und "unsozial". Den ersten Ansatzpunkt haben einige bereits genannt, man möchte gerne einen hohen Lohn, unabhängig davon ob es Lohn aus abhängiger Beschäftigung oder Unternehmerlohn ist, also eine Gewinnmaximierung erreichen, als Konsument jedoch das günstigste Produkt mit der besten Qualität. Dagegen spricht nichts, das ist unser Wirtschaftssystem, das Verhalten des homo economicus, den größtmöglichen Nutzen für den Einzelnen.
Damit sind wir jedoch beim ersten Problem. Es steht außer Frage, das hohe Löhne bezahlt werden können und dem Arbeitnehmer, dem Anbieter des Produktionsfaktors Arbeit, auch zusteht, jedoch müssen dazu bestimmte Bedingungen erfüllt sein, oder besser gesagt eine wesentliche. Die Beschäftigung eines Arbeitnehmers ist für den Unternehmer nur dann sinnvoll, wenn sich dieser für ihn lohnt, d.h die Produktivität des Arbeitnehmers muss ausreichend hoch sein, denn es muss nicht nur der Lohn erwirtschaftet werden, sondern auch die Lohnzusatzkosten, die Betriebskosten und selbstredend auch der Unternehmerlohn. Die Frage ist jetzt also, ob das Produkt das nicht nur produziert werden muss, sondern viel wichter, auch gekauft werden muss. Wird das Erzeugnis jedoch vom Konsumenten nicht abgenommen, oder nur in unzureichender Menge, so ist die Rentabilität des Produktes und mithin auch des Arbeitsplatzes nicht mehr gegeben. Da der Unternehmer jedoch aus seinem eingesetzten Kapital einen Gewinn ziehen will, wird er die Produktion an diesem Punkt nicht mehr fortführen, da es für ihn, oder im Falle von Kapitalgesellschaften, für die Anleger, nicht mehr rentabel ist, das Kapital wird also abgezogen und anders, nämlich so, dass es ihre Renditeerwartungen erfüllt eingesetzt.
Es ist jedoch keineswegs nur der Lohn, der den Produktionsfaktor Arbeit derart teuer macht, sondern insbesondere die Abgaben an die vom Deutschen so geliebten Parafisci, die Lohnzusatzkosten. Es gibt jedoch auch Produkte, bei denen diese Kosten und die Lohnkosten einen derart verschwindend geringen Teil ausmachen, dass der Einfluss der Arbeitskosten gering ist, mithin ist die Produktivität hoch. Darüber hinaus gibt es auch weitere Gründe, warum sich trotz der hohen Löhne die Fertigung im Hochlohnland lohnt, ein Beispiel dafür ist Tradition, hier sei die Messerfertigung in Solingen genannt, der Ort ist hier mit dem Produkt verknüpft und mithin von Bedeutung. Wie bereits weiter oben erwähnt, solange der Konsument bereit ist die Kosten zu zahlen, so wird hier produziert. Doch kommen wir zurück zu den Parafisci. Der Deutsche an sich liebt sein Sozialversicherungssystem, das lässt sich an den Wahlergebnissen ablesen, als Beispiel nehme man hier die Bundestagswahl von 1957 in der die CDU mit der Einführung des umlagefinanzierten Rentensystems die absolute Mehrheit erreichte (den Prozess der Entscheidungsfindung lassen wir hier außen vor, es sprengte den Rahmen, mir sind auch die Argumente für das System bekannt (u.a. Mackenroth-Theorem) und solche die dagegen sprechen ebenfalls), wie auch die massive Ausdehnung der Sozialsysteme, insbesondere in den 70er und 80er Jahren, wie auch noch in den 90er Jahren, mit der Einführung der Pflegeversicherung, Wahlerfolge garantierten. Mit dieser, vom Volk gewünschten und honorierten, Vorgehensweise verließ man jedoch den Pfad, der die Bundesrepublik wirtschaftlich erfolgreich gemacht hatte, und was gemeinhin unter dem Namen "Soziale Marktwirtschaft" bekannt war, die Theorie des Ordoliberalismus, entwickelt durch die Freiburger Schule um A. Müller-Armack, F.A. von Hayek, A. Rüstow, W. Röpke u.a., eine Zurückhaltung des Staates gepaart mit einer hohen Produktivität, und veränderte den Begriff der "Sozialen Marktwirtschaft", manche würden sagen er wurde pervertiert, der mit ihrer ursprünglichen Definition nichts mehr gemein hatte, da es durch die Ausweitung des Sozialsystems zu marktinkonformen Interventionen durch den Staat kam, was die "Soziale Marktwirschaft" explizit vermeiden wollte, sozial im Sinne der Definition hieß, dass der Staat eingreifen sollte, falls notwendig, jedoch den Koordinationsmechanismus Markt aufrecht erhalten sollte. Diese Ausweitung der staatlichen Eingriffe führte zu einer Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit, was die ersten Industriezweige, bei denen der Produktionsfaktor Arbeit noch dominant war, und einen hohen Anteil der Kosten ausmachte unter Druck setzte, und schließlich zu einer Abwicklung der betreffenden Betriebe in Deutschland führte. Es handelte sich dabei im wesentlichen um einfache Tätigkeiten, und es ist festzustellen, dass diese Entwicklung durch den Fall des Eisernen Vorhangs noch beschleunigt wurde.
Beginn des Exkurses: Mit diesem historischen Ereignis kommen wir nun zu einem anderen Punkt, dem internationalen Handel. Beginnend beim Merkantilismus eines J.B. Colberts, für den internationaler Handel, und damit Wohlfahrtsgewinne nur auf Kosten von anderen Staaten zu erzielen waren, über den klassischen Liberalismus eines A. Smiths, eines D. Ricardos und eines J.B. Says bis hin zum Keynesianismus und dem Monetarismus der Chicagoer Schule um M. Friedman. Colbert widersprechend formulierte Smith die Theorie der absoluten Kostenvorteile, nach denen sich jeder Staat auf die Herstellung der Produkte konzentrieren sollte in denen er einen absoluten Kostenvorteil besitzt, was beiden Staaten nützt, da der Handel untereinander zu einer Steigerung der Wohlfahrtsgewinne durch Spezialisierung führt. Als Erklärung für die Tatsache, warum auch Staaten, die keinen absoluten Kostenvorteil besitzen Handel treiben formulierte Ricardo das Theorem der Komparativen Kostenvorteile. Es besagt, dass ein Land sich auf das Produkt konzentrieren wird, in dem es einen komparativen Kostenvorteil besitzt, somit lassen sich Wohlstandsgewinne für beide Staaten auch erzielen, wenn ein Staat in beiden Gütern (sowohl das Theorem des absoluten als auch das des komparativen Kostenvorteils arbeiten zur Verdeutlichung der Aussage jeweils mit nur zwei Gütern) einen absoluten Kostenvorteil besitzt, er wird sich jedoch aufgrund des höheren Gewinns für das Produkt entscheiden, bei dem sein Kostenvorteil größer ist, mithin wird sich das andere Land auf das verbliebene Produkt spezialisieren und hier einen Spezialisierungsgewinn erzielen. Daneben lassen sich selbstredend noch weitere Gründe für Außenhandel nennen, wie z.B. den Abbau von Überschüssen (ich verweise auf Butterberge, Milchseen etc.). Doch kommen wir nun zu einer Weiterentwicklung dieser Theorien, dem Faktor-Proportionen Thorem von Heckscher und Ohlin: Es besagt im Grunde nichts anderes, als sich ein Land auf das Produkt spezialisieren wird, zu dessen Erstellung man den Faktor in größerem Maße benötigt der häufiger vorhanden ist, was im Falle der Industrieländer im Regelfalle der Produktionsfaktor Kapital und im Falle der Entwicklungs- und Schwellenländer üblicherweise der Faktor Arbeit ist. Aufgrund der Gesetze des Marktes folgt aus einem hohen Angebot bei gleichbleibender Nachfrage eine Abnahme des Preises dieses Gutes, mithin wird also in den Industrieländern das Gut hergestellt zu dessen Produktion ein hoher Kapitaleinsatz nötig ist, wogegen in den Entwicklungs- und Schwellenländern das Gut produziert wird, das vom Faktor Arbeit abhängt.
Problematisch an den genannten Theorien ist jedoch, dass sie auf die Volkswirtschaft abzielen, Handel jedoch zwischen Unternehmen getrieben wird, mithin soll hier der Vollständigkeit halber noch auf zwei betriebswirtschaftliche Theorien hingewiesen werden. Eine davon ist die Produktlebenszyklustheorie nach Vernon und Hirsch, die den Lebenszyklus eines Produktes in 3 Phasen einteilt, die Innovationsphase, in der ein hoher Kapitaleinsatz und ein Einsatz von qualifizierter Arbeitskraft notwendig ist, und in welcher das Produkt in den Heimatmarkt des Unternehmens eingeführt wird, der ausreichend groß sein muss, damit sich der Aufwand lohnt, die Ausreifungsphase, in der sukzessive andere Industrieländer erobert werden, und teilweise dort auch Fertigungsstätten entstehen, in diese Phase fällt typischerweise auch der erste break-even-point, das Produkt hat, aufgrund des steigenden Marktanteils, die Verlustgrenze durchbrochen und sich am Markt etabliert, hier schließt sich nun die Sättigungsphase an. Waren in den ersten beiden Phasen noch Kapital und Arbeitskraft erforderlich, so wird in dieser Phase immer mehr auf Massenfertigung umgestellt, es ist also ein Kostenvorteil von weniger entwickelten Ländern gegeben, mithin kann es dazu kommen, dass das Innovationsunternehmen nicht mehr konkurrenzfähig ist, womit der Anknüpfungspunkt an meine Argumentation vor diesem Außenhandesexkurs gegeben ist, denn genauso kam es, Firmen mit einem Sitz und einer Produktion in Deutschland waren dem Wettbewerbsdruck nicht mehr gewachsen, da sie zu teuer produzierten, was jedoch nicht nur Firmen sondern vielmehr ganze Branchen betraf, die in der Folge abgewickelt werden mussten. Der Konsument, der Logik vom homo economicus folgend, war nicht mehr bereit die geforderten Preise zu bezahlen, mithin kam es zu der dargestellten Entwicklung. Aufgrund der Konkurrenzsituation war es den betroffenen Branchen nicht mehr möglich rentabel zu arbeiten, der Kapitaleinsatz lohnte sich nicht mehr, daher konnte es nur eine logische Folge geben, die Einstellung der unternehmerischen Tätigkeit in diesen Sektoren, mit der Ausnahme von hochspezialisierten Nischenprodukten für die aufgrund des erforderlichen Kapitaleinsatzes und des Einsatzes von hochqualifiziertem Personal (Wissen) weiterhin die geforderten Preise bezahlt werden. Des Weiteren sei hier der Vollständigkeit halber noch auf das Wettbewerbsmodell (Diamantmodell) nach Porter verwiesen. Ende des Exkurses, aber hier kann man weiterlesen.
Schon sind wir beim nächsten Stichwort, der Globalisierung. Es ist dazu zunächst notwendig überhaupt eine Definition der Globalisierung zu haben. Globalisierung in der Fügung wie sie hier verwendet wird meint nichts anderes als eine zunehmendere Verflechtung der Staaten durch Handel auf den Güter- und Kapitalmärkten. Es ist also schlichtweg falsch die Globalisierung zu verteufeln und für alles verantwortlich zu machen und zu verlangen sich davon abzukapseln, und hier hat hahe recht, es ist typische Gewerkschaftsrethorik, die auf einen dramatischen Realitätsverlust hindeutet,, denn die Globalisierung kann man nicht verhindern, allerhöchstens bremsen, doch dazu später mehr. Vielmehr ist das Ausgeschlossensein von der Globalisierung, und damit von den Wohlfahrtsgewinnen, ein Nachteil, da diese Regionen, als Beispiel sei die Sub-Sahara-Region genannt, immer mehr von der Entwicklung abgehängt werden, sich mithin der Lebensstandard nicht verbessert. In den beteiligten Entwicklungs- und Schwellenländern jedoch führt die Globalisierung zu einer Anhebung des Wohlstandsnieveaus, die Welt ist also egalitärer geworden. Um das zu verdeutlichen soll an dieser Stelle auf P. Krugman verwiesen werden, der in einer Veröffentlichung zu den Mythen des internationalen Handels ganz deutlich darauf hinweist, dass Handel mitnichten ein Nullsummenspiel ist, womit man wieder bei den oben erwähnten Außenhandelstheorien wäre, und somit nicht auf Kosten anderer Ländern abläuft. Es ist ohne Zweifel so, dass Branchen unter Anpassungsdruck geraten und das auch derart das es zum Niedergang kommt, es ist also notwendig Veränderung einzuleiten. Dieser Anpassungsdruck besteht jedoch permanent (man vergleiche dazu die Schumpetersche Theorie zum Unternehmertum). Der Staat, und der Staat ist keinesfalls nur die Regierung, sondern wir alle, muss sich dieser Herausforderung stellen, denn wenn er die notwendigen Rahmenbedingungen schafft und sich auf seine Stärken konzentriert, wird die elektronische Herde, die Gesamtheit der Kapitalanleger, dies erkennen und honorieren. Doch scheint eine derartige Anpassung anscheind nicht von der Bevölkerung, und daher auch nicht von der Politik, die bekanntermaßen von der Bevölkerung legitimiert werden muss, schließlich leben wir in einer Demokratie, gewünscht zu werden, vielmehr möchte man die Strukturen erhalten. Was jedoch verkannt wird, ist die Tatsache, dass man diese Strukturen, hier sei im Wesentlichen das System der Sozialversicherung gemeint, auch unter veränderten Umständen behalten kann, jedoch müssen auch sie der veränderten Lage angepasst werden, sprich ihre Finanzierungsgrundlage muss überdacht werden, jedoch keineswegs nur aufgrund der veränderten Weltlage sondern auch aufgrund der strukturellen, innenpolitischen Problematik. Es kann jedoch keineswegs das Ziel sein in eine Lohnkonkurrenz zu weniger entwickelten Staaten zu treten, denn diese werden gleichfalls nach unten ausweichen, wobei es ihnen möglich ist dies sehr viel ausgepräger zu tun als wir es je tun könnten, mithin ist es notwendig sich auf seine Stärken zu besinnen und die hohen Löhne durch einen Informationsvorsprung zu verteidigen, welcher konstant erhalten werden muss, nur so lässt sich das erreichte Wohlstandsnieveau halten. Dies ist jedoch nur durch massive Investitionen in Bildung, den einzigen Rohstoff den Deutschland hat, zu erreichen, um so die Industrieproduktion, die in der Innovations- und Ausreifungsphase weiterhin am Standort Deutschland stattfinden kann, hier zu halten und somit auch das Know-How permanent zu verbessern.
Eine interessante Entwicklung der letzten Jahre ist jedoch, das, auch von namenhaften Ökonomen, als Beispiel sei hier J. Stieglitz genannt, gefordert wird die Globalisierung zu bremsen, was einzig und allein durch eine konzentrierte Aktion der großen Mehrheit der beteiligten Staaten gelingen kann, um die schlimmsten Auswüchse unter Kontrolle zu bringen. Es ist dabei jedoch zu betonen, dass es nur um eine Verringerung der Geschwindigkeit geht, nicht jedoch um eine Abschaffung der Globalisierung wie sie aus manchen politischen Lagern gerne gefordert wird, denn das durch die Globalisierung eine Steigerung des globalen Wohlstandes erreicht wird steht außer Frage.