RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#61 von *mb* , 22.04.2006 19:58

ZITAt (hahe @ 22.04.2006 - 18:25) Und jetzt gleich noch mal ein wenig Öl ins Feuer.[/quote]Aber bitte wirklich nur ein wenig! Sonst klettert der sowieso schon bedenklich hohe Ölpreis noch weiter! /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#62 von RudiWin ( gelöscht ) , 22.04.2006 22:16

ZITAt (u. kulick @ 22.04.2006 - 19:07) Klasse, Rudi, die heisseste Diskussion hier seit ich Mitglied bin. Jetzt bekommt der Fall KoMi politische Dimension, reiht sich ein in die tragischen Schattenspiele unserer real existierenden wirtschaftspolitischen Globalität. Da muß wenigstens in so einem thread mal der Dampf abgelassen werden, auch von sonst unpolitischen Minolta-Fotoequipment-Usern.[/quote]
Lieber u.kulick,

leider ist es nun mal so, dass auch der "Fall KoMI" politische Dimensionen hat. Wo meinst Du denn kommen 5 Millionen Arbeitslose her. Vorgänge wie der bei KoMi ereignen sich fast täglich. Es sind aber nur die größeren Ereignisse dieser Art, die es in Fernsehen, Funk und Presse schaffen.

Mit "Dampf ablassen" hat mein Beitrag hier sicher nichts zu tun und ein "unpolitischer Minolta-Fotoequipment-User" bin ich sicher nicht.

Es stinkt mich halt gewaltig an, wenn sich die Diskussionen hier rein oberflächlich damit befassen ob man nun schwachsinnigerweise seine KoMi Ausrüstung verhökert oder doch auf Sony umsteigt, die RAF doch richtig gehandelt hat, oder sich auf die übliche "Geiz ist Geil" Diskussionen beschränken.

Die Wurzeln solcher Vorkommnisse wie bei KoMi liegen tiefer und haben ganz handfeste Gründe, die jeder von uns selbst mit zu verantworten hat. Sei es durch seine Wahlentscheidung, sein unpolitisches Verhalten, mangelnde eigene Zivilcourage, Opportunismus, Bequemlichkeit, Desinteresse an den täglichen Ereignissen oder ganz einfach Dummheit.

Letztendlich bin ich davon überzeugt, dass ein Volk, welches sich von seinem Bundeskanzler als Sozialschmarotzer mit ausgeprägter Selbstbedienungsmentalität beschimpfen lässt und dessen korruptes und unverschämtes eigenes Sebstbedienungsverhalten im Nachhinein auch noch richtig findet, als vollkommen in Ordnung verteidigt, für gut heisst und mit Bewunderung anerkennt, es nicht anders verdient, denn der ist kein Einzelfall.

Solch ein Verhalten beschränkt sich nicht nur auf die Politik. Es ist inzwischen landläufige Gepflogenheit bei bei Banken, Unternehmen, Wirtschaftsverbänden, Gewerkschaften, ja sogar bei charitativen Organisationen und wird bedauernswerterweise auch noch als völlig normal von breitesten Schichten der Bevölkerung widerspruchslos akzeptiert.

Eine Gesellschaft, die so ignorrant ihren eigenen negativen Veränderungen gegenübersteht verdient es nicht besser.

Gruß,

Rudi.



RudiWin

RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#63 von poessi , 22.04.2006 22:26

ZITAt (bazillus100 @ 21.04.2006 - 22:06) Für mich gibt es seit geraumer Zeit nur noch eine Konsequenz und zwar die,das ich Produkte von diesen Abzockerfirmen die meinen sie könnten sich in Billigländern jetzt noch ein paar Jahre die Taschen richtig vollschieben und das auf Kosten des sozialen Friedens,grundsätzlich nicht mehr kaufe und sein sie noch so Günstig! Habe mir vor kurzem einen neuen Wagen gekauft,waren "Conti-" Reifen drauf. Konnte er direkt wieder abmontieren.Gibt auch keine AEG-Maschine oder,und, und,und mehr.[/quote]


Dann würde mich interessieren welche Marke dann drauf kam, bzw. auf welche Felgen... denn eine wirklich "bessere" Alternative fällt mir so spontan
nicht ein...

Wohin hat die Autofirma ihre Zulieferungen ausgelagert?
(Ich bin in einer Firma tätig die viel mit allen Autokonzernen zu tun hat,
vor allem in Rad/Reifen bereich, wenn man da sieht wie sich in den
letzten jahren die gesamten Zulieferer Situation verändert hat... oh weia...)

Welches Warenwirtschaftssystem wurde von dem Hersteller benutzt?
Vieleicht SAp? Die ausser in Waldorf und Bensheim zum teil Billig in
Indien Programmieren lassen?

Das die Joggingschuhe die ich mir neulich für ein heiden Geld kaufte
für 2,50 EUR Monatslohn in China gefertigt wurden, aber hier als
Produkt einer deutschen Traditionsfirma natürlich teuerst verkauft werden
ist nur ein kleiner teil des großen Eisbergs...

Mein Fazit: Es bringt nichts... man kann sein gewissen damit ein
wenig beruhigen, aber es bringt absolut nichts... /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" />

Das ganze Netz ist bereits so verwoben das man egal an welchem
Faden man zieht auch immer an dem Faden um die eigenen Beine zieht...

Im Fall Minolta bedeutet das für mich. Es macht keinen Sinn jetzt meine
ganze Ausrüstung zu verkaufen nur weil das management von Minolta genauso
verdorben ist wie 90% der sonstigen Managements weltweit.
Minolta Drucker/Scanner werde ich mir allerdings keine kaufen,
interessieren wird sie das aber auch nicht weiter, weil sie eher auf den
Großkundenmarkt abzielen.
Zu glauben das Canon, Nikon, Sony und Co. im Fall der Fälle anders
vorgehen würden ist genauso wünschenswert wie unwahrscheinlich...

Von einem Fotohändler aus dem Bekanntenkreis hörte ich neulich das
von Mitarbeiterseite momentan eine ganze Welle an Arbeitsrechtsklagen
gegen Minolta läuft.
Hoffen wir mal das es für die ehemaligen beschäftigten halbwegs gut ausgeht.

In unserem Konzern liefen/laufen in letzter Zeit ähnliche geschichten,
da gibt es Leute denen für Soziale und Gemeinwirtschaftliche Grausamkeiten
gehörig auf die Schulter geklopft und die taschen gefüllt wird,
aber man kann im endeffekt nichts daran ändern...

Damit es keiner falsch versteht ich habe nichts dagegen das Firmen
Internationale niederlassungen haben und auch dort produzieren,
aber alles muss sich etwas die waage halten, es kann nicht sein das einerseits
hier Standorte geschlossen werden, dann exakt die gleichen andernorts wieder
eröffnet werden um die Produkte hier mit dem guten Namen an den Kunden zu
bringen...

Anderes Beispiel: ich habe mir mit meiner Freundin neulich eine Dampfdusche gekauft.
Hochwertiges Acryl, hochwertige Armaturen, qualitäts Dampferzeuger
und Wirlpumpe von bekannten
Herstellern - also kein Schrott.
Entwickelt in England und Deutschland, hergestellt in China.

Wenn man sich im Internet in diversen Sanitärforen umhört dann gibt es da
X-Leute welche von der gleichen Firma kauften und begeistert sind und einige
Installateure die darüber herziehen und doch eher zu Grohe raten (-> weil Grohe Fachhändler... /laugh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="laugh.gif" /> ) u.s.w.
Wenn man dann aber sieht das Grohe im Prinzip auf die selben Teile zurückgreift,
eine vergleichbare Dusche aber gut 10000 EUR teurer ist, die Teile in
Tschechien und sonstwo produziert werden (soll nicht bedeuten das deshalb
schlecht, aber eben als Ausbeuter an den dortigen Beschäftigten) stecken die
sich alleine für den Namen gewaltig was in die Taschen...


Aber wirklich etwas gegen diesen Sumpf tun können wir nicht...
Nur etwas unser Gewissen beruhigen.


Gruß,
Reinhard



 
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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#64 von *mb* , 22.04.2006 22:50

ZITAt (poessi @ 22.04.2006 - 22:26) Welches Warenwirtschaftssystem wurde von dem Hersteller benutzt?
Vieleicht SAp? Die ausser in Waldorf und Bensheim zum teil Billig in
Indien Programmieren lassen?[/quote]Jetzt weiss ich auch endlich, was Ingo vergangenes Jahr in Indien getrieben hat! /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Ich bitte um Nachsicht, dass es hier etwas Off-Topic ist.



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#65 von poessi , 22.04.2006 23:29

ZITAt (anna_log @ 22.04.2006 - 19:55) Mir kommen die Tränen, die armen Kleinunternehmer. Die letzen Kämpfer gegen die doch ach so mächtigen Gwwerkschaften. Wenn die Mitarbeiter sich bemühen, Ihre Rechte zu bewahren und durchzusetzen ist das Propaganda. Aha. Interessante Einstellung, die man nicht weiter kommentieren muß und für sich selbst spricht.[/quote]


Das sehe ich auch so.
Ohne die Gewerkschaften und die durch sie abgeschlossenen Tarifverträge
wäre hier noch einiges weitaus mehr im argen als es das ohnehin schon ist.
Dann wäre auch nun bei KoMi einfach Schluss, die Beschäftigten hätten noch
weniger handhabe gegen ihren ehemaligen arbeitgeber.

Die "hohen" forderungen müssen sein, weil die wie die erfahrung zeigt man sich
dann doch auf einen geringeren wert einigt, steigt man gleich mit geringerem wert ein dann gute nacht...
Zumal in den diesmaligen forderungen vor allem an die verantwortung der
Arbeitgeber zu Ausbildung und Standortsicherung appelliert wird, aber sowas
lässt sich natürlich nicht so Populär Anfechten als Prozentwerte...

ZITATEs bleibt aber dabei, daß meistens die Herren, die den Karren an die Wand fahren, mit Abfindungen in den vorläufigen Ruhestand geschickt werden, um die sie sogar von Politiker beneidet werden. Der Mitarbeiter bekommt mit Glück Abfindungen und/oder einen Platz in den Auffanggesellschaften. Ich glaube nicht, daß er Sommer oder Hr. Piech, Schrempp und Breuer wirtschaftlich existentiell bedroht sind. Meistens dürfen diese Herren dann Ihr Taschengeld im Aufsichtsrat aufbessern. Bei Klein- u. Mittelständischen Unternehmen ist das natürlich anders. Aber das liegt nicht an den Gewerkschaften.[/quote]

Mit den Abfindungen wird heutzutage gerne vermieden, der Platz in den Auffanggesellschaften wird meist auch erst durch zutun von
Gewerkschaften und nicht aus reiner nächstenliebe geschaffen.

Als kleiner Unternehmer braucht man sich da eigentlich auch nicht angegriffen fühlen
da es meist erst in größeren unternehmen wirklich solche zustände gibt, andererseits
heist es ja "Getretene Hunde bellen..."


ZITATWenn eine Firma so gut verdient wie BMW, finde ich es OK, wenn die Mitarbeiter davon partizipieren können. Allerdings können höhere Lohnabschlüsse Existenzen gefährden, denen es nicht so gut geht. Aber hier nur die Gewerkschaften in der Pflicht zu sehen, halte ich für westerwellenmässig. Der Tarifvertrag kommt durch die Unterschriften der Arbeitgeber und Gewerkschaften zustande.[/quote]

Eben.
Und auch bei BMW ist nicht alles Gold, unter anderem eine der Firmen die
zumindest in unseren Kernbereichen an Zulieferfirmen ausgelagert hat, z.B. in Regensburg, eine vor 6 Jahren neu installierte Anlage, die auch uns viel Geld und Nerven kostete, nach zwei Jahren Produktion, komplett an eine Zulieferfirma gegeben die jetzt zwei Kilometer vom Werk entfernt Kompletträder just-in-time an BMW liefert.

Natürlich zu gedrückten Preisen, mit Mitarbeitern die einen schlechteren Tarifvertrag haben und schlechter bezahlt werden...

Off Topic:
Im Zuge meiner persönlichen erfahrungenmit dieser Firma habe
ich beschlossen -> kein BMW... ;o)
Da ist es bei VW in sachen auslagern noch etwas besser... mal sehen wie lange noch...
/Off Topic

Vorteil dieser Zulieferer für uns ist: Weniger wählerisch weniger extreme Sonderwünsche (hätte uns sicher weniger Nerven gekostet)
Nachteil: Wer wenig verdient bezahlt auch nicht gerne viel,
sprich wir verlieren eher mal einen Auftrag an die billigere Konkurenz,
nach einiger Zeit Produktion (oder eher nicht Produktion...weil mehr Stillstand...) wünschen sich die Kunden dann sie hätten bei uns gekauft,
aber Millionenbeträge zahlt man eben nicht so aus der Portokasse...
Sowas kann einem dann auch mal das Genick brechen wenn lange keine
Aufträge kommen...

Aus dem Nähkästchen:
Der BMW Zulieferer, der natürlich auch ettliche standorte hat,
hat bei einem aktuellen Auftrag einen teil der Anlage von uns einen
anderen aus kostengründen von einem kleinen Konkurrenten gekauft
anstatt an einigen anderen standorten erprobte und bekannte technik
zu nutzen, man spart ja wo man kann...

In vier Wochen will Pirelli dort am tag X-tausend Räder sehen...
Unsere Anlage läuft, zu dumm allerdings das besagter Konkurrent
dort zwar inziwschen eine Maschine stehen hat, allerdings seit zwei
wochen keine leute mehr dort gesehen wurden und ihm die
Programmierer reihenweise abspringen, weil man um billig zu sein
ja auch nicht gerne bezahlt, und gute leute dann lieber woanders
hingehen.
Dieser Hersteller ist bekannt für diese "Art Arbeit", aber wenn
die Dollarzeichen glänzen ist jede Vernunft schnell vergessen...

Irgendwo ist das dann doch immer wieder eine gewisse genugtuung...

Letzte Woche sah ich bei Audi auch eine Anlage dieses Herstellers
stehen...
"Stehen" im sinne von vorhanden sein, aber nicht Funktionieren,
dort hat man diese Lektion bereits gelernt...
Audi hat's übrigens in dieser hinsicht besser gemacht, die haben ausgelagert in
sofern das sie alle Zulieferungen im GVZ (güterverkehrszentrum) haben und dadurch den werksverkehr reduzierten. Es sind aber alles noch audi Mitarbeiter zum
dortigen Tarif.




Zu VW, es stimmt das dort ein im Vergleich zur übrigen Industrie sehr
hohes Lohnniveau gefahren wurde/wird und trotzdem wird/wurde dort
gerne gejammert auch wenn es nicht nötig gewesen wäre.
Das da was passieren musste stimmt schon...
Andernorts wird aber bei den Mitarbeitern zum psaren und zur
enthaltsamkeit aufgerufen, sich selbst aber für die steigenden erträge und
guten deckungsbeiträge auf die Schulter geklopft und die tschen gefüllt...
Ackermann ist da nur die Spitze des übels...

ZITATIch kann Dir nur im letzten Absatz Recht geben. Der Rest ist mir zu einseitig. Nur die Gewerkschaften als Schuldigen der Krise, daß ist zu dürftig...[/quote]

dito.


Gruß,
Reinhard



 
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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#66 von poessi , 22.04.2006 23:35

ZITAt (*mb* @ 22.04.2006 - 22:50) Jetzt weiss ich auch endlich, was Ingo vergangenes Jahr in Indien getrieben hat! /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Ich bitte um Nachsicht, dass es hier etwas Off-Topic ist.[/quote]

;o) Tja, ich dachte bisher auch es wäre eher aus Fotografischem
interesse gewesen... ;o)

Wir sind insgesammt ja schon wieder sehr vom eigentlichen Thema
abgeschweift, aber das gehört zu einer Diskussion dazu...

Wir haben auch eine Anlage unserer Indischen Niederlassung in
Darmstadt stehen die bei uns nurnoch als "Indisches Grabmal" bezeichnet
wird... weil schon so viel Zeit, Geld und Nerven hinein gesteckt wurden und
sie immer noch nicht vernüftig läuft... Mit meinen Indischen Kollegen wars
aber immer lustig... ;o)

Gruß,
Reinhard



 
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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#67 von pixbredi , 23.04.2006 00:10

Hallo KM-Mitarbeiter,

Nachdem ich den offenen Brief und die Kommentare gelesen habe, muß auch ich feststellen, dass der normale Angestellte in solchen Fällen immer der "Dumme" ist.
Es wird sie vielleicht ein wenig trösten, das sie all unsere Sympatieen haben, aber wirklich helfen können auch wir in diesem Forum nicht. Helfen können sie sich nur selber und zwar indem sie sich z.Bsp. selbständig machen und erst einmal den Kundendienst dem Verbraucher anbieten.
Mir ist völlig klar, dass dieses nur ein kleiner, erster Schritt sein kann und das dieser nicht das Problem in seiner gesamten Komplexität lösen kann, aber die Hände in den Schoß zu legen und zu jammern, bringt garnichts. Sie sollten sich stets vor Augen halten, das sie hoch qualivizierte Fachleute sind und diese benötigt werden. Außerdem ist es nicht möglich, sie durch angelernte, billige Arbeiter zu ersetzen und deshalb sehe ich ihre Situation, bis auf Ausnahmen, auf dem Arbeitsmarkt eher gelassen.

Für die Zukunft wünsche ich ihnen alles erdenklich Gute.

Dieter Breder.



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#68 von matthiaspaul , 23.04.2006 00:40

Gerade gefunden bei GFW/INPHO:

http://www.gfw.de/newsticker/detail.html?id=16736
ZITATEr kam so plötzlich, dass selbst das deutsche Management aus allen Wolken fiel: Der Ausstieg von Konica Minolta aus dem Geschäft mit Kameras und Minilabs. Die deutschen Mitarbeiter sind über das gesamte Vorgehen so frustriert, dass sie heute (Freitag) einen offenen Brief an die Geschäftsführung in Japan veröffentlich hat. INPHO bringt an dieser Stelle den Originaltext in Auszügen, mehr Informationen zum Stand der Dinge bei Konica Minolta in der Mai-Ausgabe.
[...][/quote]
Viele Grüße,

Matthias

EDIT:

http://forum.penum.de/showthread.php?id=29397

EDIT: Jetzt auch gefunden bei photoscala.de:

http://www.photoscala.de/node/1710
http://www.photoscala.de/node/1651



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#69 von poessi , 23.04.2006 00:55

ZITAt (pixbredi @ 23.04.2006 - 0:10) Hallo KM-Mitarbeiter,

Nachdem ich den offenen Brief und die Kommentare gelesen habe, muß auch ich feststellen, dass der normale Angestellte in solchen Fällen immer der "Dumme" ist.
Es wird sie vielleicht ein wenig trösten, das sie all unsere Sympatieen haben, aber wirklich helfen können auch wir in diesem Forum nicht. Helfen können sie sich nur selber und zwar indem sie sich z.Bsp. selbständig machen und erst einmal den Kundendienst dem Verbraucher anbieten.
Mir ist völlig klar, dass dieses nur ein kleiner, erster Schritt sein kann und das dieser nicht das Problem in seiner gesamten Komplexität lösen kann, aber die Hände in den Schoß zu legen und zu jammern, bringt garnichts. Sie sollten sich stets vor Augen halten, das sie hoch qualivizierte Fachleute sind und diese benötigt werden. Außerdem ist es nicht möglich, sie durch angelernte, billige Arbeiter zu ersetzen und deshalb sehe ich ihre Situation, bis auf Ausnahmen, auf dem Arbeitsmarkt eher gelassen.

Für die Zukunft wünsche ich ihnen alles erdenklich Gute.

Dieter Breder.[/quote]

Ich hoffe natürlich auch das beste für die KoMi Mitarbeiter...

Was mir in dem zusammenhang auffällt:
Sony muss für Minolta Garantieleistungen erbringen und hat das auch
angekündigt.
Warum übrnimmt man dann nicht den KoMi-Kamera Service?
Was läge denn näher, als Leute zu übernehmen die sich detailiert mit der
Technik und den Kniffen auskennen?

Stattdessen soll es das Sony "Service" Personal richten? Ahhh ja...

Wie du schon schreibst können es angelernte Leute nie so gut wie
Leute die sich schon lange direkt mit der Materie befassen -
was aber Sony wohl nicht daran hindert es genau so zu machen:
Kamera und Kamera kann ja kein so großer unterschied sein, unsere
Leute können die paar Minolta kameras auch Reparieren...

Aber hoffen wir mal das beste...

Gruß,
Reinhard



 
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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#70 von RudiWin ( gelöscht ) , 23.04.2006 00:59

Lieber Dieter Breder,

Dein Versuch der Aufmunterung ist ja nett, aber wie bitteschön soll sich ein demnächst Arbeitsloser selbständig machen, wenn er, da arbeitslos, nicht mehr kreditwürdig ist? Welche Bank gewährt ihm denn auch nur einen Kleinstkredit? EC- und Visa-Karte sind eh als erstes weg.

Spätestens nach Wegfall des ALG (mit Inanspruchnahme von ALG2) gelten die heute hochqualifizierten KoMi-Mitarbeiter nach der Definition von Herrn Professor Dr. Werner Sinn als gering Qualifizierte und müssen jeden noch so banalen Job annehmen, der ihnen seitens der Bundesagentur für Arbeit geboten wird. Jetzt werden erst einmal Lebensversicherungen zurückgekauft, Sparbücher und andere Anlagen aufgelöst und evtl. Eigenheime verkauft und wenn's gut geht Resthypotheken abgelöst, damit man einigermaßen über die Runden kommt. hunderte erfolgloser Bewerbungen geschrieben und immer wieder der Gang zur "Agentur für Arbeit". Nach jüngsten Plänen der Bundesregierung kann eine Verweigerung von nur zwei angebotenen Arbeitsstellen zu Kürzungen von bis zu 60% des ALG2 (345,-€ - 60%= 138,-€ für den Lebensunterhalt) führen.

Woraus sollen Leute in derartigen Situationen noch Mut schöpfen? Aus dem Vertrauen in unseren Staat?

Armes Deutschland.



RudiWin

RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#71 von Autolyse ( gelöscht ) , 23.04.2006 01:04

Ich muss mich hier, in begrenztem Maße, hahe anschließen, man mag mich ebenfalls gerne als Arbeitgebervertreter beschimpfen, es soll mich nicht weiter stören, ich für meinen Teil bin Lehrerkind und die Inhalte des folgenden Postings machen einen geringen Teil des Prüfungsstoffs des nächsten Donnerstages aus, allerdings würde ich das nicht als ausschließliche Gewerkschaftspropganda bezeichnen, vielmehr als typisch deutsch.

Die vorhandenen Aussagen sind meiner Ansicht nach geprägt von einem Misstrauen gegenüber dem herrschenden Wirtschaftssystem, gewürzt mit den typischen Lieblingsvokabeln "Globalisierung" und "unsozial". Den ersten Ansatzpunkt haben einige bereits genannt, man möchte gerne einen hohen Lohn, unabhängig davon ob es Lohn aus abhängiger Beschäftigung oder Unternehmerlohn ist, also eine Gewinnmaximierung erreichen, als Konsument jedoch das günstigste Produkt mit der besten Qualität. Dagegen spricht nichts, das ist unser Wirtschaftssystem, das Verhalten des homo economicus, den größtmöglichen Nutzen für den Einzelnen.

Damit sind wir jedoch beim ersten Problem. Es steht außer Frage, das hohe Löhne bezahlt werden können und dem Arbeitnehmer, dem Anbieter des Produktionsfaktors Arbeit, auch zusteht, jedoch müssen dazu bestimmte Bedingungen erfüllt sein, oder besser gesagt eine wesentliche. Die Beschäftigung eines Arbeitnehmers ist für den Unternehmer nur dann sinnvoll, wenn sich dieser für ihn lohnt, d.h die Produktivität des Arbeitnehmers muss ausreichend hoch sein, denn es muss nicht nur der Lohn erwirtschaftet werden, sondern auch die Lohnzusatzkosten, die Betriebskosten und selbstredend auch der Unternehmerlohn. Die Frage ist jetzt also, ob das Produkt das nicht nur produziert werden muss, sondern viel wichter, auch gekauft werden muss. Wird das Erzeugnis jedoch vom Konsumenten nicht abgenommen, oder nur in unzureichender Menge, so ist die Rentabilität des Produktes und mithin auch des Arbeitsplatzes nicht mehr gegeben. Da der Unternehmer jedoch aus seinem eingesetzten Kapital einen Gewinn ziehen will, wird er die Produktion an diesem Punkt nicht mehr fortführen, da es für ihn, oder im Falle von Kapitalgesellschaften, für die Anleger, nicht mehr rentabel ist, das Kapital wird also abgezogen und anders, nämlich so, dass es ihre Renditeerwartungen erfüllt eingesetzt.

Es ist jedoch keineswegs nur der Lohn, der den Produktionsfaktor Arbeit derart teuer macht, sondern insbesondere die Abgaben an die vom Deutschen so geliebten Parafisci, die Lohnzusatzkosten. Es gibt jedoch auch Produkte, bei denen diese Kosten und die Lohnkosten einen derart verschwindend geringen Teil ausmachen, dass der Einfluss der Arbeitskosten gering ist, mithin ist die Produktivität hoch. Darüber hinaus gibt es auch weitere Gründe, warum sich trotz der hohen Löhne die Fertigung im Hochlohnland lohnt, ein Beispiel dafür ist Tradition, hier sei die Messerfertigung in Solingen genannt, der Ort ist hier mit dem Produkt verknüpft und mithin von Bedeutung. Wie bereits weiter oben erwähnt, solange der Konsument bereit ist die Kosten zu zahlen, so wird hier produziert. Doch kommen wir zurück zu den Parafisci. Der Deutsche an sich liebt sein Sozialversicherungssystem, das lässt sich an den Wahlergebnissen ablesen, als Beispiel nehme man hier die Bundestagswahl von 1957 in der die CDU mit der Einführung des umlagefinanzierten Rentensystems die absolute Mehrheit erreichte (den Prozess der Entscheidungsfindung lassen wir hier außen vor, es sprengte den Rahmen, mir sind auch die Argumente für das System bekannt (u.a. Mackenroth-Theorem) und solche die dagegen sprechen ebenfalls), wie auch die massive Ausdehnung der Sozialsysteme, insbesondere in den 70er und 80er Jahren, wie auch noch in den 90er Jahren, mit der Einführung der Pflegeversicherung, Wahlerfolge garantierten. Mit dieser, vom Volk gewünschten und honorierten, Vorgehensweise verließ man jedoch den Pfad, der die Bundesrepublik wirtschaftlich erfolgreich gemacht hatte, und was gemeinhin unter dem Namen "Soziale Marktwirtschaft" bekannt war, die Theorie des Ordoliberalismus, entwickelt durch die Freiburger Schule um A. Müller-Armack, F.A. von Hayek, A. Rüstow, W. Röpke u.a., eine Zurückhaltung des Staates gepaart mit einer hohen Produktivität, und veränderte den Begriff der "Sozialen Marktwirtschaft", manche würden sagen er wurde pervertiert, der mit ihrer ursprünglichen Definition nichts mehr gemein hatte, da es durch die Ausweitung des Sozialsystems zu marktinkonformen Interventionen durch den Staat kam, was die "Soziale Marktwirschaft" explizit vermeiden wollte, sozial im Sinne der Definition hieß, dass der Staat eingreifen sollte, falls notwendig, jedoch den Koordinationsmechanismus Markt aufrecht erhalten sollte. Diese Ausweitung der staatlichen Eingriffe führte zu einer Verteuerung des Produktionsfaktors Arbeit, was die ersten Industriezweige, bei denen der Produktionsfaktor Arbeit noch dominant war, und einen hohen Anteil der Kosten ausmachte unter Druck setzte, und schließlich zu einer Abwicklung der betreffenden Betriebe in Deutschland führte. Es handelte sich dabei im wesentlichen um einfache Tätigkeiten, und es ist festzustellen, dass diese Entwicklung durch den Fall des Eisernen Vorhangs noch beschleunigt wurde.

Beginn des Exkurses: Mit diesem historischen Ereignis kommen wir nun zu einem anderen Punkt, dem internationalen Handel. Beginnend beim Merkantilismus eines J.B. Colberts, für den internationaler Handel, und damit Wohlfahrtsgewinne nur auf Kosten von anderen Staaten zu erzielen waren, über den klassischen Liberalismus eines A. Smiths, eines D. Ricardos und eines J.B. Says bis hin zum Keynesianismus und dem Monetarismus der Chicagoer Schule um M. Friedman. Colbert widersprechend formulierte Smith die Theorie der absoluten Kostenvorteile, nach denen sich jeder Staat auf die Herstellung der Produkte konzentrieren sollte in denen er einen absoluten Kostenvorteil besitzt, was beiden Staaten nützt, da der Handel untereinander zu einer Steigerung der Wohlfahrtsgewinne durch Spezialisierung führt. Als Erklärung für die Tatsache, warum auch Staaten, die keinen absoluten Kostenvorteil besitzen Handel treiben formulierte Ricardo das Theorem der Komparativen Kostenvorteile. Es besagt, dass ein Land sich auf das Produkt konzentrieren wird, in dem es einen komparativen Kostenvorteil besitzt, somit lassen sich Wohlstandsgewinne für beide Staaten auch erzielen, wenn ein Staat in beiden Gütern (sowohl das Theorem des absoluten als auch das des komparativen Kostenvorteils arbeiten zur Verdeutlichung der Aussage jeweils mit nur zwei Gütern) einen absoluten Kostenvorteil besitzt, er wird sich jedoch aufgrund des höheren Gewinns für das Produkt entscheiden, bei dem sein Kostenvorteil größer ist, mithin wird sich das andere Land auf das verbliebene Produkt spezialisieren und hier einen Spezialisierungsgewinn erzielen. Daneben lassen sich selbstredend noch weitere Gründe für Außenhandel nennen, wie z.B. den Abbau von Überschüssen (ich verweise auf Butterberge, Milchseen etc.). Doch kommen wir nun zu einer Weiterentwicklung dieser Theorien, dem Faktor-Proportionen Thorem von Heckscher und Ohlin: Es besagt im Grunde nichts anderes, als sich ein Land auf das Produkt spezialisieren wird, zu dessen Erstellung man den Faktor in größerem Maße benötigt der häufiger vorhanden ist, was im Falle der Industrieländer im Regelfalle der Produktionsfaktor Kapital und im Falle der Entwicklungs- und Schwellenländer üblicherweise der Faktor Arbeit ist. Aufgrund der Gesetze des Marktes folgt aus einem hohen Angebot bei gleichbleibender Nachfrage eine Abnahme des Preises dieses Gutes, mithin wird also in den Industrieländern das Gut hergestellt zu dessen Produktion ein hoher Kapitaleinsatz nötig ist, wogegen in den Entwicklungs- und Schwellenländern das Gut produziert wird, das vom Faktor Arbeit abhängt.

Problematisch an den genannten Theorien ist jedoch, dass sie auf die Volkswirtschaft abzielen, Handel jedoch zwischen Unternehmen getrieben wird, mithin soll hier der Vollständigkeit halber noch auf zwei betriebswirtschaftliche Theorien hingewiesen werden. Eine davon ist die Produktlebenszyklustheorie nach Vernon und Hirsch, die den Lebenszyklus eines Produktes in 3 Phasen einteilt, die Innovationsphase, in der ein hoher Kapitaleinsatz und ein Einsatz von qualifizierter Arbeitskraft notwendig ist, und in welcher das Produkt in den Heimatmarkt des Unternehmens eingeführt wird, der ausreichend groß sein muss, damit sich der Aufwand lohnt, die Ausreifungsphase, in der sukzessive andere Industrieländer erobert werden, und teilweise dort auch Fertigungsstätten entstehen, in diese Phase fällt typischerweise auch der erste break-even-point, das Produkt hat, aufgrund des steigenden Marktanteils, die Verlustgrenze durchbrochen und sich am Markt etabliert, hier schließt sich nun die Sättigungsphase an. Waren in den ersten beiden Phasen noch Kapital und Arbeitskraft erforderlich, so wird in dieser Phase immer mehr auf Massenfertigung umgestellt, es ist also ein Kostenvorteil von weniger entwickelten Ländern gegeben, mithin kann es dazu kommen, dass das Innovationsunternehmen nicht mehr konkurrenzfähig ist, womit der Anknüpfungspunkt an meine Argumentation vor diesem Außenhandesexkurs gegeben ist, denn genauso kam es, Firmen mit einem Sitz und einer Produktion in Deutschland waren dem Wettbewerbsdruck nicht mehr gewachsen, da sie zu teuer produzierten, was jedoch nicht nur Firmen sondern vielmehr ganze Branchen betraf, die in der Folge abgewickelt werden mussten. Der Konsument, der Logik vom homo economicus folgend, war nicht mehr bereit die geforderten Preise zu bezahlen, mithin kam es zu der dargestellten Entwicklung. Aufgrund der Konkurrenzsituation war es den betroffenen Branchen nicht mehr möglich rentabel zu arbeiten, der Kapitaleinsatz lohnte sich nicht mehr, daher konnte es nur eine logische Folge geben, die Einstellung der unternehmerischen Tätigkeit in diesen Sektoren, mit der Ausnahme von hochspezialisierten Nischenprodukten für die aufgrund des erforderlichen Kapitaleinsatzes und des Einsatzes von hochqualifiziertem Personal (Wissen) weiterhin die geforderten Preise bezahlt werden. Des Weiteren sei hier der Vollständigkeit halber noch auf das Wettbewerbsmodell (Diamantmodell) nach Porter verwiesen. Ende des Exkurses, aber hier kann man weiterlesen.

Schon sind wir beim nächsten Stichwort, der Globalisierung. Es ist dazu zunächst notwendig überhaupt eine Definition der Globalisierung zu haben. Globalisierung in der Fügung wie sie hier verwendet wird meint nichts anderes als eine zunehmendere Verflechtung der Staaten durch Handel auf den Güter- und Kapitalmärkten. Es ist also schlichtweg falsch die Globalisierung zu verteufeln und für alles verantwortlich zu machen und zu verlangen sich davon abzukapseln, und hier hat hahe recht, es ist typische Gewerkschaftsrethorik, die auf einen dramatischen Realitätsverlust hindeutet,, denn die Globalisierung kann man nicht verhindern, allerhöchstens bremsen, doch dazu später mehr. Vielmehr ist das Ausgeschlossensein von der Globalisierung, und damit von den Wohlfahrtsgewinnen, ein Nachteil, da diese Regionen, als Beispiel sei die Sub-Sahara-Region genannt, immer mehr von der Entwicklung abgehängt werden, sich mithin der Lebensstandard nicht verbessert. In den beteiligten Entwicklungs- und Schwellenländern jedoch führt die Globalisierung zu einer Anhebung des Wohlstandsnieveaus, die Welt ist also egalitärer geworden. Um das zu verdeutlichen soll an dieser Stelle auf P. Krugman verwiesen werden, der in einer Veröffentlichung zu den Mythen des internationalen Handels ganz deutlich darauf hinweist, dass Handel mitnichten ein Nullsummenspiel ist, womit man wieder bei den oben erwähnten Außenhandelstheorien wäre, und somit nicht auf Kosten anderer Ländern abläuft. Es ist ohne Zweifel so, dass Branchen unter Anpassungsdruck geraten und das auch derart das es zum Niedergang kommt, es ist also notwendig Veränderung einzuleiten. Dieser Anpassungsdruck besteht jedoch permanent (man vergleiche dazu die Schumpetersche Theorie zum Unternehmertum). Der Staat, und der Staat ist keinesfalls nur die Regierung, sondern wir alle, muss sich dieser Herausforderung stellen, denn wenn er die notwendigen Rahmenbedingungen schafft und sich auf seine Stärken konzentriert, wird die elektronische Herde, die Gesamtheit der Kapitalanleger, dies erkennen und honorieren. Doch scheint eine derartige Anpassung anscheind nicht von der Bevölkerung, und daher auch nicht von der Politik, die bekanntermaßen von der Bevölkerung legitimiert werden muss, schließlich leben wir in einer Demokratie, gewünscht zu werden, vielmehr möchte man die Strukturen erhalten. Was jedoch verkannt wird, ist die Tatsache, dass man diese Strukturen, hier sei im Wesentlichen das System der Sozialversicherung gemeint, auch unter veränderten Umständen behalten kann, jedoch müssen auch sie der veränderten Lage angepasst werden, sprich ihre Finanzierungsgrundlage muss überdacht werden, jedoch keineswegs nur aufgrund der veränderten Weltlage sondern auch aufgrund der strukturellen, innenpolitischen Problematik. Es kann jedoch keineswegs das Ziel sein in eine Lohnkonkurrenz zu weniger entwickelten Staaten zu treten, denn diese werden gleichfalls nach unten ausweichen, wobei es ihnen möglich ist dies sehr viel ausgepräger zu tun als wir es je tun könnten, mithin ist es notwendig sich auf seine Stärken zu besinnen und die hohen Löhne durch einen Informationsvorsprung zu verteidigen, welcher konstant erhalten werden muss, nur so lässt sich das erreichte Wohlstandsnieveau halten. Dies ist jedoch nur durch massive Investitionen in Bildung, den einzigen Rohstoff den Deutschland hat, zu erreichen, um so die Industrieproduktion, die in der Innovations- und Ausreifungsphase weiterhin am Standort Deutschland stattfinden kann, hier zu halten und somit auch das Know-How permanent zu verbessern.

Eine interessante Entwicklung der letzten Jahre ist jedoch, das, auch von namenhaften Ökonomen, als Beispiel sei hier J. Stieglitz genannt, gefordert wird die Globalisierung zu bremsen, was einzig und allein durch eine konzentrierte Aktion der großen Mehrheit der beteiligten Staaten gelingen kann, um die schlimmsten Auswüchse unter Kontrolle zu bringen. Es ist dabei jedoch zu betonen, dass es nur um eine Verringerung der Geschwindigkeit geht, nicht jedoch um eine Abschaffung der Globalisierung wie sie aus manchen politischen Lagern gerne gefordert wird, denn das durch die Globalisierung eine Steigerung des globalen Wohlstandes erreicht wird steht außer Frage.



Autolyse

RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#72 von RudiWin ( gelöscht ) , 23.04.2006 02:02

Zitat :

"Dies ist jedoch nur durch massive Investitionen in Bildung, den einzigen Rohstoff den Deutschland hat, zu erreichen, um so die Industrieproduktion, die in der Innovations- und Ausreifungsphase weiterhin am Standort Deutschland stattfinden kann, hier zu halten und somit auch das Know-How permanent zu verbessern."

Diese Lüge wurde von Wirtschaftsweisen wie Herrn Rürupp und Professor Sinn erdacht und ist Schwachsinn. In einem Land mit 12% Arbeitslosigkeit nimmt das Bildungsniveau durch die überwiegend von sozial schwachen Familien stammenden "Nachwuchskräfte" (die besser Betuchten haben erheblich weniger Kinder) und deren geringere Bildungschancen immer weiter ab (Rütli-Schule). Der einzige Rohstoff, den unser Land noch hat sind seine Kinder, die sich breite Bevölkerungsschichten immer weniger leisten können und die emanzipierten "Bessergestellten" sich immer weniger leisten wollen.

Das Einzige, in das man in Deutschland derzeit investiert ist die eigene EINbildung.

Theorien sind schön, angewandte effiziente Politik, die nicht nur kurzfristig kleinkarriert lokal angelegt ist wäre notwendiger und im Zuge der Globalisierung nach althergebrachten Ausbeuteverfahren zu agieren ist blamabel. Wer Arbeit und Arbeitsplätze ins Ausland verlagert muß dazu verpflichtet werden seinen sozialen Verpflichtungen dann dort ebenfalls nachzukommen. Verhält er sich anders gefährdet er nicht nur den sozialen Frieden im eigenen Land, sondern auch im Gastland. Dies führt langfristig zu Unzufriedenheiten und sozialen Unruhen wie sie in der arabischen Welt, in Afrika, Südamerika und anderen bisher ausgebeuteten "Entwicklungsländern" an der Tagesordnung sind.

Anstatt aus den Fehlern, die im eigenen Land gemacht wurden, zu lernen versucht man sich in einer modernisierten Form der Versklavung ganzer Völker und das nun nicht mehr nur durch Regierungen, sondern durch Konzerne, denen eine korrupte Politik den Weg dazu ebnet. Schön, dass sich alle Industriestaaten, angeführt von den USA, auf diesem Weg überwiegend einig sind. Sie vergessen die eigenen Bürger und ziehen ihren Gewinn aus der Ausbeutung schwächerer Bevölkerungsschichten in weniger wirtschaftsstarken Ländern. Wer das nicht erkennt träumt und verträumt damit nicht nur die eigene Zukunft, sondern auch die seiner Kinder und Enkelkinder.

Die Behandlung der KoMi-Mitarbeiter ist lediglich eine Folge, eine begleitende Wegerscheinung in diesem Spiel das größenwahnsinnige Politiker und selbstgefällige Konzernchefs in wohlgefälligem Einklang mit führenden, am Erfolg beteiligten Genossen der Gewerkschaften hier bieten.



RudiWin

RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#73 von hahe , 23.04.2006 10:01

@ anna_log

War mir schon klar, dass speziell von Dir wieder nur dümmliche Gewerkschaftspolemik kommt.
Wählst Du eigentlich auch brav die PDS?

Zunächst solltest Du Dir schon mal den Unterschied zwischen Eigentümerunternehmern und Konzernen klar machen. Ein Eigentümerunternehmer haftet in der Regel mit seinem Vermögen und trägt somit ein großes Risiko. Das trifft für angestellte Manager in Konzernen nicht zu. Die haben natürlich auch das Risiko, ihren Posten zu verlieren, können diesen Verlust aber meist mit einem goldenen Händedruck versüßt bekommen. Sie tragen natürlich auch eine hohe Verantwortung für das Unternehmen, haben aber persönlich nicht besonders viel Risiko.
Das ist ein ganz wesentlicher Unterschied, der auch Auswirkungen auf unternehmerische Entscheidungen hat. Bei Konzernen, die ja fast immer an der Börse notiert sind, zählen Dinge, wie Shareholder-Value. Es geht eher um kurzfristige Rendite. Außerdem werden bei kleineren Unternehmen bekanntlich Arbeitsplätze weniger abgebaut als bei Konzernen (ist auch einfach irgendwelche Personalnummern am grünen Tisch zu kündigen als den Herrn Müller, mit dem man ständig zusammenarbeitet). Hinzu kommt, dass kleinere Firmen z.B. auch wesentlich mehr ausbilden.

Und nun zum Verhältnis von Gewerkschaften und kleineren Unternehmen. Bei Tarifverhandlungen richten sich die Augen vorrangig auf die großen Konzerne. Die werden denn auch gezielt bestreikt und da sie zwansgsläufig in den Arbeitgeberverbänden eine große Rolle spielen, stehen die Interessen der Konzerne im Mittelpunkt. Große Unternehmen haben meist völlig andere Kostenstrukturen als kleinere Firmen. Der Personalkostenanteil ist da verhältnismäßig meist geringer. Deshalb ist man dort eher zu Zugeständnissen gegenüber den Gewerkschaften bereit. Hinzu kommt, dass z.B. der Personalvorstand bei VW selbst Gewerkschaftler ist (da frägt man sich schon, welche Interessen der eigentlich vertritt!. Durch den Flächentarif sind die kleineren Unternehmen aber in den Abschluss mit eingebunden, und meist mehr betroffen als die Konzerne. Es ist doch nun wirklich kein Geheimnis, dass viele mittelständische Firmen nicht besonders gut dastehen. Natürlich wurden da auch teilweise Managementfehler gemacht, aber oft sind eben auch die Rahmenbedingungen Schuld. Im Gegensatz zu den Konzernen haben Kleinunternehmer aber keinerlei Einfluss auf die grundlegenden Rahmenbedingungen. Sie haben keine Marktmacht und keine Lobby.

Und jetzt noch was:
Wenn die Gewerkschaften doch ach so sozial und für Arbeitnehmerrechte sind - warum sieht es eigentlich dann für die Gewerkschaftsangestellten gar nicht so toll aus?



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#74 von ingobohn , 23.04.2006 10:24

ZITAt (poessi @ 22.04.2006 - 22:26) Welches Warenwirtschaftssystem wurde von dem Hersteller benutzt?
Vieleicht SAp? Die ausser in Waldorf und Bensheim zum teil Billig in
Indien Programmieren lassen?[/quote]
- Deutschland (Walldorf, St. Leon-Rot, Bensheim, St. Ingbert, Dresden etc.)
- USA (Palo Alto)
- Indien (Bangalore)
- China (Shanghai, Bejing)
- Israel



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RE: Offener Brief der KM-Mitarbeiter

#75 von ingobohn , 23.04.2006 10:25

ZITAt (*mb* @ 22.04.2006 - 22:50) Jetzt weiss ich auch endlich, was Ingo vergangenes Jahr in Indien getrieben hat! /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Ich bitte um Nachsicht, dass es hier etwas Off-Topic ist.[/quote]
Fast /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> richtig. Da war ich privat, aber ich habe für 2006 ein Ganzjahres-Businessvisum für Indien. [/OT]



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