Hallo!
In einem Beitrag hatte ich behauptet, die (Belichtungs-)Mehrfeldmessung sei für Diafilme ungeeignet, denn oftmals würden Aufnahmen überbelichtet.
Deshalb sollten auch Anfänger unbedingt über eine Kamera mit (Möglichkeit zur) mittenbetonter Integralmessung verfügen.
Auch wenn die erste Aussage sicherlich eine leichte Übertreibung darstellt, möchte ich hier die Begründung nachliefern.
Alle Informationen stammen im wesentlichen aus Minolta-Fotokursen unter der Leitung von E. Bugdoll, aus diversen Büchern - und natürlich aus eigener Erfahrung.
1. Arbeitsweise der Mehrfeldmessung
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Die Wabenmehrfeldmessung ist eine computergestützte Methode zur Ermittlung der optimalen Zeit-/Blendenkombination. Je nach Hersteller und Baureihe ist die Funktionsweise stark unterschiedlich. Bei älteren Kameras wird mehr oder weniger einfach ein Mittelwert über die Segmente gebildet.
Bei modernen Kameras (ab der si-Baureihe) ist das jedoch ganz anders.
Zunächst wird die Gesamtlichtmenge und die Helligkeitsverteilung gemessen.
Dann wird die Gesamtsituation vom Kameracomputer analysiert und mit (fest) gespeicherten Motivsituationen verglichen. Anhand dieser Informationen greift die Automatik ein und korrigiert die Belichtungswerte selbsttätig und nicht an der Kamera erkennbar. Dies geschieht unter Berücksichtigung von Entfernungsinformationen, vom Autofocus geliefert werden.
So gelingen auch Bilder in schwierigen Lichtsituationen (Sonnenauf- und untergang, Circusbilder...) automatisch.
Außerdem ist sichergestellt, dass das vermeintliche Hauptobjekt (AF) korrekt belichtet ist.
Übrigens: wird der AF abgeschaltet, so arbeiten die meisten Minolta-Kameras bei aktivierter Mehrfeldmessung im Modus "mittenbetont integral". Selbst Kameras, bei denen sich normalerweise dieser Modus nicht einstellen läßt.
2. Diafilm kontra Negativfilm
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Weit über 95% aller Aufnahmen auf Film werden heute auf Negativfilm gemacht. Deshalb sind Kameras üblicher- und konsequenterweise auf dieses Filmmaterial konstruiert.
Negativfilm vermag einen wesentlich größeren Kontrastumfang abzubilden als Diafilm.
Um ein korrekt belichtetes Bild zu erhalten, sollte man folglich so belichten, dass die Schatten (die dunklen Partien) im Bild Zeichnung haben.
Diafilm sollte genau andersherum belichtet werden, die hellsten Lichter im Bild sollten durchzeichnet sein. (Zeichnung haben = Strukturen erkennen lassen). Belichtet man einen Diafilm wie einen Negativfilm, so wirkt er meist zu hell - die hellen Bildelemente sind einfach nur flächiges Weiß.
Besonders deutlich und lästig ist dies bei Landschaftsaufnahmen, bei denen ein Teil der Landschaft im Schatten liegt.
Belichtet man dann Diafilm auf die Schatten, so sehen die Partien im Schatten auch gut aus - doch die Landschaftsteile in der Sonne sind zu hell, die Wolken sind nur als viel zu helle, unstrukturierte weiße Blöcke zu erkennen oder es erstrahlt sogar der ganze Himmel in hellgrau bis weiß.
3. Auswirkung der Eigenschaften von Negativfilm auf die Mehrfeldmessung
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Ganz einfach: im Zweifelsfall wird die Mehrfeldmessung immer auf die Schatten belichten.
Ein weiteres Beispiel:
Befindet sich eine Person im Bild im Gegenlicht, so wird diese dank AF als Hauptobjekt erkannt. Die Belichtungsmessung stellt nun darauf ein, dass die Person (Schatten) korrekt zu belichten ist, der Rest wird als unwichtig eingestuft. Ist die Blitzzündung erlaubt, so wird zunächst versucht den Kontrastunterschied durch einen Aufhellblitz auszugleichen. Ist dies nicht möglich, so wird auf Diafilm die Person korrekt abgebildet, doch das Umfeld ist gnadenlos überbelichtet. Negativfilm hingegen kann den Kontrastunterschied durch seinen höheren Kontrastumfang zumeist weitgehend schadlos abbilden.
Dieses Verhalten kann auch nicht vom Minoltaservice geändert werden. Leider. (Ja, ich habe angefragt.)
4. Mehrfeldmessung und Diafilm - Fazit
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Bei Verwendung von Diafilm sollte man nach Möglichkeit auf die Mehrfeldmessung verzichten, soweit das Umfeld es zuläßt.
Statt dessen sollte man auf Belichtungsmessmethoden zurückgreifen, die "reine", also nicht bereits interpretierte und möglicherweise korrigierte Ergebnisse liefern. Dies sind die mittenbetonten Messmethoden und die Spotmessung.
Wenn schnell ordentliche Ergebnisse gefragt sind, sollte man aber bedenkenlos auf die Mehrfeldmessung zurückgreifen.
Besser als es in der Hektik total zu vergurken, sind die Ergebnisse allemal.
Bei Negativfilm gibt es für Nicht-Selbstentwickler ohnehin nichts besseres.