Klar gibt es nicht immer die wirklich interessanten Motive oder die gute Gelegenheit, so dass man "von alleine" sofort losstürmen möchte um alles zu fotografisch festzuhalten.
Dennoch kann man, finde ich, sich selbst immer kleine Aufgaben stellen, um sich selbst zu schulen bei der Art wie man fotografiert und um noch bewusster und intensiver zu arbeiten bei der Fotografie.
Die Motive müssen gar nicht unbedingt immer so toll sein, dass man davon auch wirklich Abzüge machen wollte, oder dass sie insgesamt einen bleibenden Eindruck hinterlassen, Ziel kann auch einfach sein, nur einen Lerneffekt bei sich selbst zu erzielen, seine Ausrüstung einfach besser kennen zu lernen, und sich zu schulen. Dass man dann nachher nur uninterssanten "Bilddatenmüll" auf der Speicherkarte hat, kann man dann auch mal verschmerzen.
Im Gegensatz zu Hobbyfotografen, die immer nur dass fototgrafieren, was sie auch wirklich gerne mögen, sind Berufsfototgrafen generell oft gezwungen, Dinge zu fotografieren, die bei Genauerer Betrachtung eher langweilig und unansehnlich sind. Gerade aber dieses "erzwungene Fotografieren" bringt es oft mit sich, dass die Fotografen sich handwerklich und technisch zu Profis entwickeln weil Sie Zeit und Gelegenheit haben, ihr fotografisches Handeln sachlich und unvoreingenommen unabhängig von der Beziehung zum Motiv zu analysieren!
-Sicherlich ist man emotional mehr bei der Sache, wenn man bei der Portraitfotografie in die Augen eines geliebten Menschen, oder eines schönen Modelles schauen darf...
- ... man bringt mehr Begeisterung mit, wenn man Architektur fotografiert, die man auch selbst interessant und ansprechend findet...
... aber die wesentlich Frage ist doch inwieweit man sich neben dem Interesse für das Fotografierte auch fotografisch weiterentwickelt!
Daher halte ich es für sinnvoll sich bewusst auch einmal Aufgaben zu stellen, die man ansonsten eher uninteressant oder wenig ansprechend findet, oder mit der man generell sonst eher so seine Probleme hatte.
Solche Aufgaben können z.B. sein:
1. Ich fotografiere bewußt eher uninteressante Architektur mit den Vorgaben:
-trotzdem eine geschlossene und in sich konsequente Bildsequenz als Ergebnis abzuliefern
- gegen den eigenen Geschmack dennoch das "Beste" aus dem Motiv herauszuholen.
- ich analysiere alle mir technisch zur Verfügung stehenden Möglichkeiten (Objektivwahl, Blende, Belichtungszeit, Bildausschnitt usw.) und trainiere deren konsequente Anwendung.
2. ich gehe bewusst dann fotografieren, wenn z.B. das Wetter und die Lichtverhältnisse eher schlecht sind, und versuche das "Beste" daraus zu machen.
3. Ich fotografiere normale Gebrauchs und Haushaltsgegenstände anstatt der "spektakulären Dinge"und arbeite dennoch konsequent und versuche das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.
4. ich suche bewusst Situationen, die meinen fotografischen Vorlieben eher entgegenstehen, als Fotograf der gerne Portraits mag, z.B. Architekturfotografie, und als Fotograf der lieber unbewegte starre Motive liebt, schnell wechselnde schwierige Situationen wie Strassenszenen mit vielen Leuten und Verkehr.
Ein Fotograf, der sich weiterbilden möchte, sollte immer seinen Schwächen entgegenarbeiten.
Sonst muss er sich den Vorwurf gefallen lssen, er wäre nur ein "Abstauber", der immer nur dann zur Kamera greift, wenn das Motiv eh schon von alleine alles bietet, was eine gutes Foto ausmacht, oder der nur dass fotografiert, was seinem fototgrafischem Können eh schon entspricht, z.B. ein Portraitfotograf der nur Portraits machen kann.