24. November 2006
Arte - 22:10
Man muss sich beeilen, alles verschwindet
Regie: Marianne Kapfe
Deutschland 2006
Hochöfen, Fördertürme, Aufbereitungsanlagen - inzwischen vielerorts zerstörte Zeugnisse industrieller Entwicklung - leben in den Fotografien von Bernd und Hilla Becher weiter. Das Düsseldorfer Künstlerpaar erzählt von seinem Leben, Werk und Wirken, das vier Jahrzehnte lang dem Fotografieren von Industriebauten gewidmet war.
Bernd und Hilla Becher sind in ihrem Atelier in Düsseldorf und blicken auf die letzten vier Jahrzehnte ihres fotografischen Schaffens zurück. Fachwerkhäuser, Wassertürme, Hochöfen, Fördertürme, Kalköfen, Gasbehälter, Bauten einer mittlerweile untergegangenen Industriekultur. Becher-Fotos erkennt man auf den ersten Blick: schwarz-weiß, nüchtern präzise, vor immer grauen Hintergrund von leicht erhöhtem Standpunkt aus aufgenommen. Seit den 60er Jahren sehen ihre Bilder unverändert aus.
Bernd Becher, 1931 in Siegen geboren, zeichnete und malte zunächst die vom Abriss bedrohten Hütten und Bergwerke in seiner Heimatregion und den benachbarten Industrielandschaften. 1957 begann er, Industriebauten zu fotografieren. Die Fotografie versprach größere Präzision und eine objektivere Darstellungsweise. Nach einer Lehre zum Dekorationsmaler studierte Bernd Becher 1957 an der Düsseldorfer Kunstakademie Typografie. Hier begegnete er Hilla Wobeser. 1934 in Potsdam geboren, übersiedelte sie nach Abschluss einer dreijährigen Ausbildung in einem Fotoatelier 1954 nach Westdeutschland und arbeitete in Hamburg als selbstständige Fotografin. Ab 1958 studierte sie an der Kunstakademie in Düsseldorf.
1959 fotografierten Bernd und Hilla Becher gemeinsam die Erzbergwerke und Fachwerkhäuser des Siegener Industriegebietes und später die Industrieanlagen im Ruhrgebiet. 1961 heirateten sie. Einer Fahrt zu den Kohlerevieren in Wales folgten Reisen in die Industriegebiete von Frankreich, Belgien, Luxemburg und den Vereinigten Staaten. Nur wenige der von den Bechers fotografierten Industrieanlagen sind noch in Betrieb. Ein paar konnten als Museum überdauern.
Mit ihrem Werk haben die Bechers dazu beigetragen, ein Bewusstsein für den Erhalt des industriellen Kulturguts zu schaffen. Heute werden ihre Arbeiten in den großen Museen der Welt gezeigt. Sie bekamen unter anderem den Erasmuspreis, der an Personen oder Institutionen verliehen wird, die einen außerordentlich wichtigen Beitrag im kulturellen, sozialen oder sozialwissenschaftlichen Bereich geleistet haben.
In der Dokumentation geben Bernd und Hilla Becher Einblick in ihre Werkstatt, ihre Arbeit, ihre Motive und ihre Arbeitsweise. Sie erzählen, warum sie nur in schwarz-weiß fotografieren, oder warum es reicht, von einem Förderturm nur drei Aufnahmen zu machen. Sie erklären, bei welchem Licht sie am liebsten fotografieren und welche Mühe es macht, Genehmigungen zum Fotografieren zu erhalten.