Zitat von Ingo "IEHH"
Ich traf nämlich letztens einen Profifotografen an einem der beliebtesten Motive im Hamburger Freihafen (drei andere Hobby-Fotografen waren auch noch da -- man trifft sich eben), und der meinte, eine digitale würde seine Ansprüche nicht erfüllen. Er macht u. a. Bilder für Doppelseiten in Reisemagazinen. Er verwendet eine Linhof mit Negativformat 4 × 5". Er schien auch zu wissen, wovon er spricht ...
Ich würde sagen, er ist ein Schwätzer. Er mag ja ein guter und erfahrener Fotograf sein und sein Metier besser beherrschen als wir alle zusammen ... aber was digitale Fotografie angeht, hat er keinen Schimmer.
Für eine übliche Magazin-Doppelseite reicht die Bildqualität einer DSLR mit sechs bis acht Megapixel auch bei hohen Ansprüchen völlig aus. Zugegeben -- viele Reserven sind dann aber nicht mehr vorhanden, und wenn außerdem dann und wann einmal ein Poster oder ein Plakat hergestellt werden soll, dann reichts nicht mehr. Trotzdem kein Grund, digital als prinzipiell unzureichend anzusehen. Denn man kann ja auch eine DSLR mit 12, 14 oder 16 Megapixel nehmen, oder eine Mittelformatkamera mit 22-MP-Digitalrückteil. Diese Dinger erreichen die Qualität seiner 4 × 5"-Dias ohne weiteres und übertreffen sie in manchen Aspekten sogar.
Ich will damit keineswegs sagen, er müsse auf digital umsteigen oder er wäre dumm, wenn er's nicht täte. Nein, er erzielt mit seiner Arbeitsweise erstklassige Ergebnisse, und allein das zählt. Nur soll er nicht pauschal behaupten, digital "erfülle seine Ansprüche nicht" -- denn das ist Unsinn.
Zitat von Ingo "IEHH"
Ich hatte mich trotzdem gewundert -- "Doppelseite" kann ja nicht viel mehr sein als DIN A3 -- ich hätte vorher immer gedacht, daß man bis zu dem Format DIN A3 mittlerweile keinen großen Unterschied zwischen DSLR und "irgendwas analogem" sehen kann. Erst recht nicht, wenn das Endergebnis eine Doppelseite in einem Magazin ist.
Genau so sehe ich das auch. Allerdings -- um bei DIN A3 mit Kleinbild-Film oder Digital im APS-C-Format mit größeren Formaten mithalten zu können, muß man schon die besten Objektive und die sorgfältigste Arbeitsweise aufwenden. Und bei nennenswert größeren Vergrößerungen als DIN A3 hängen die größeren Aufnahmeformate dann doch die kleineren ab, vor allen hinsichtlich des Detailreichtums und der Rauschfreiheit (d. i. bei Film: Körnigkeit). Aber für 'ne Magazin-Doppelseite reichen Kleinbild (bei Film) bzw. sechs bis acht Megapixel (bei digital im APS-C-Format) noch ohne weiteres aus. Schau dir mal einen Bildband z. B. von Frans Lanting oder Fritz Pölking an -- das sind Natur- und Wildtierfotografen, die ausschließlich mit Kleinbild arbeiten. Und wie schon gesagt: digital hört bei acht Megapixel ja noch lange nicht auf ...
Zitat von Ingo "IEHH"
Na ja, aber der größte Unterschied ist hinter der Kamera. Denn alle Hobbyknipser haben ihr Bildchen gemacht und sind verschwunden. Er steht da geduldig den ganzen Tag und wartet auf optimale Bedingungen.
Ganz genau -- DAS macht den großen Unterschied. Schau dir zum Beispiel mal diesen Deppen auf deinem Bild an, der sich mit seiner Knipse in der Hand über das Brückengeländer beugt. Der arme Tölpel nimmt sich ja noch nicht einmal die Zeit, seinen riesigen Rucksack abzusetzen! Und wenn ich das richtig sehe, hat er doch sogar ein Stativ an seinen Rucksack geschnallt -- warum schleift er das mit, wenn er's nicht benutzt? Da kann man doch nur noch verständnislos den Kopf schütteln ...
Zitat von "Pitti"
Während einer der beiden seit Jahren nur noch ausschließlich digital arbeitet, schwört der andere nach wie vor auf analog und lehnt den Digitalkram als Pippifax ab.
Es gibt in der Tat viele gute Gründe, bei analog zu bleiben. Doch daß digital "Pipifax" sei, gehört nicht dazu. Wer so daherredet, hat keine Ahnung und umso mehr Vorurteile.
Zitat von "Cat_on_leaf"
Die Reserve von Großformat [...] Dazu noch symmetrische Objektive. Da sollte einfach etwas mehr Reserve vorhanden sein.
Bitte!? Was hat das mit symmetrischen Objektiven zu tun? Du scheinst anzunehmen, symmetrische Objektive seien aus Prinzip irgendwie besser als asymmetrische? Doch grad das Gegenteil ist der Fall (außer wenn es um Repros oder Makros bei Abbildungsmaßstäben um 1:1 herum geht). Deshalb setzt selbstverständlich auch ein Großbild-Fotograf in der Regel asymmetrische Objektive ein.
Und was die absolute Schärfeleistung angeht -- schärfere Foto-Objektive als die modernen, für digital optimierten gibt es nicht. Da kommt kein Großbildobjektiv mit. Der Grund, warum Mittelformat- und Großbildaufnahmen trotz geringer auflösender Objektive detailreicher sind, ist eben das größere Aufnahmeformat.
-- Olaf