Zitat von Ernst-Dieter aus Apelern
Wie habt Ihr die Minolta 7000 AF Einführung erlebt?
Nachdem ich jahrelang mit der vollmanuellen Pentacon F meines Vaters fotografiert
(bzw. Fotografieren gelernt) sowie zwei Kompaktkameras verschlissen hatte,
war ich damals gerade dabei, mir meine erste eigene Spiegelreflexausrüstung
aufzubauen. In die engere Wahl kamen Nikon, Pentax, Minolta und Canon.
An der älteren Minolta XD-7 störte mich, daß sie kein Blitz-TTL hatte, das war aus
meiner Sicht damals Stand der Technik und ich wollte nicht in veraltete Technik
investieren (von den inneren Werten der Kamera wußte ich damals nichts). Die
Minolta X-300 eines Freundes überzeugte mich überhaupt nicht, da fehlten
einfach /zu/ viele Funktionen. Und selbst bei der X-700 fehlte mir noch vieles,
das ich damals (und auch heute) für selbstverständlich erachtete. Ebenso bei
den Nikon-Gehäusen - erstaunlicherweise erinnere ich mich an fast keine
Gehäusenamen mehr, außer vielleicht die FA und F3 - die fand ich schön, aber
veraltet. Das riesige Nikon-System dahinter faszinierte mich jedoch schon immer.
Canon brachte zu dieser Zeit die T90 raus, eine Kamera, die mich von ihrer
schieren High-Tech-Funktionsvielfalt in den Bann schlug (Spotmessung und
Hellicht-/Schattenkorrektur), die ich aber abgrundtief häßlich fand (Colani-Design)
und nicht für besonders langzeitstabil erachtete.
Ein anderer damaliger Freund verfügte zusammen mit seinem Vater über eine
wirklich riesige Pentax-Ausrüstung (mit Dutzenden Objektiven und Gehäusen) und
ich erhoffte mir da Synergie-Effekte, insofern kam dann letztlich Pentax in Frage,
wobei auch hier die alten Gehäuse (LX, ME, usw.) zwar wunderbar handhabbar
waren, mir aber nicht die Funktionsvielfalt boten, die ich an /meiner/ Kamera
haben wollte. Einige Monate hatte ich dann eine Pentax super A, eine wirklich
schöne und für damalige Verhältnisse ziemlich reichlich ausgestattete Kamera,
als dann plötzlich die Minolta 7000 AF vorgestellt wurde.
Interessanterweise fand ich den gehäuseintegrierten Autofokus zwar folgerichtig,
habe das aber für mich nicht als Killing Feature angesehen. Vielmehr, daß endlich
einmal ein Hersteller ein System der elektronischen Datenübertragung zwischen
Objektiv, Kameracomputer, Rückwand und Blitz realisiert hatte. Das überzeugte
mich sofort, da es aus meiner Sicht einfach fällig war in der Zeit. Für mich
war klar, daß darin die Zukunft läge, würde Minolta diese in dieser Hinsicht
völlig neuartige Kamera am Markt etablieren können.
Wie selbstverständlich kam die 7000 AF mit allen vier Belichtungsautomatiken
(Manuell, Zeitautomatik, Blendenautomatik und Programmautomatik) daher,
wohingegen die Modelle der Konkurrenz mir unverständlicherweise fast immer
die eine oder andere Automatik vermissen ließen. Trotzdem, die 7000 AF selbst
fand ich ziemlich häßlich - so ein richtiger Achtziger Jahre-Plastikbomber...
(Naja, gegenüber den meisten Kameras der Neunziger Jahre war selbst die
7000 AF eine schöne Kamera... ;-)
Ich wünschte mir sehnlich eine Kamera mit einer Kombination aller Features der
T90 und 7000 AF, aber in einem kleinen, grundsoliden und klassisch anmutenden
Gehäuse verpackt. Doch das schien nur Wunschtraum zu sein und zu bleiben.
Als dann aber kurze Zeit später die Minolta 9000 AF in Japan angekündigt wurde,
mit 1/4000s und 1/250s Synchronzeit, mit Abblendschalter, mit stabilem Gehäuse,
mit Spotmessung und Hellicht/Schattenkorrektur, mit Standard-Batterien usw.
wußte ich, daß "mein Traum" in Erfüllung gegangen war. Ich würde diese
Kamera einfach haben müssen, koste es, was es wolle. Minolta hatte damals
(aus meiner Sicht) einfach an /alles/ gedacht und im Rahmen des Systems für
alle fotografischen Belange vorgesorgt ((mit Ausnahme von Wechselsuchern).
Die reichhaltige Auswahl an Objektiven würde natürlich noch kommen, dachte
ich - daß einige Objektivtypen selbst heute - zwanzig Jahre später - noch nicht
erschienen sind, konnte ich nicht ahnen.
Die Pentax wurde also sofort abgestoßen und nach Zusammenkratzen sämtlicher
Ersparnisse, Jobben bald rund um die Uhr und eisernem Sparen konnte ich mir
die Kamera einige Zeit, nachdem sie dann auch in Deutschland verfügbar war,
endlich leisten. Zusammen mit dem AF 1,4/50mm, kurz später noch dem
AF 4/35-70mm.
Mein Fotofreund machte noch jahrelang Witze über AF-Kameras, das wäre ja alles
nicht ernstzunehmen, bis er dann irgendwann Jahre später ankam und meinte,
AF-Kameras seien zwar immer noch Mist, aber mit der 9000 AF hätte ich damals
eine echt gute Wahl getroffen - die Kamera würde ja auch aus der Reihe fallen und
irgendwie für sich alleine stehen. Und wenn er nicht so viel Pentax-Kram hätte...
Das war allerdings schon zu einer Zeit, in der ich von Minolta maßlos enttäuscht
war, denn nach der 9000 AF kam aus meiner Sicht lange Zeit nur noch Konsum-
schrott und den designierten Nachfolger Dynax 9xi konnte ich in keiner Weise
als adequaten Ersatz akzeptieren. (Bezüglich der 9xi hat sich das bis heute nicht
geändert. Meine 9xi habe ich mir erst vor einiger Zeit gebraucht gekauft, um mir
einige wenige Funktionen, die nur die 9xi in Verbindung mit bestimmten Chipkarten
bietet, potentiell zu erschließen - aber mehr als ein Backup-Gehäuse ist die 9xi
für mich nicht.)
Ich habe den Kauf der 9000 AF jedenfalls nie bereut und gäbe es sie heute neu,
ich würde sie jederzeit wieder kaufen.
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: In gewisser Weise ein Parallel-Thread findet sich hier:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=11830
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...st&p=242543