Die "richtige" Reihenfolge auf dem Weg zu fotographischen Könner entspricht doch in etwa der historischen Entwicklung des Fotoequipments über die Jahrzehnte.
Damit meine ich in diesem Zusammenhang in einer ersten Stufe die Beschränkung auf eine Brennweite (z.B. 50mm als Standardbrennweite in früheren Zeiten), Verwendung einer einfachen für den Fotografen in der Wirkung nachvollziehbaren Belichtungsmessmethode (Selektivmessung) und Verwendung keines Blitzes oder eines einfachen.
In der nächsten Stufe käme das Kennenlernen der Wirkung einer zweiten Brennweite, die Nutzung komplexerer Belichtungsmessmethoden (Integral- oder Matrixmessung) und Verwendung eines Blitzes.
Die Kür mit fortgeschrittenem Verständnis wäre in einer dritten Stufe die Verwendung von Zoomobjektiven (die schnelle Variationsmöglichkeit der Brennweite könnte mit im Hinterkopf abgespeichertem Wissen der Wirkung unterschiedlicher Brennweiten intuitiv sinvoll erfolgen), situativ angepasste Wahl aus unterschiedlichen Belichtungsmessmethoden (oder Belichtungskorrektureinsatz bei Verwendung der Matrixmessung) und Verwendung moderner Blitzsysteme mit Verfahren wie TTL und ADI (mit situativer Variation der Methode und Blitzbelichtungskorrekturen).
Die absolute Krönung der Schöpfung für Könner sind digitale Spiegelreflexkameras, bei denen dann noch Abgleiche der Farbtemperatur zusätzliche Flexibilität ermöglichen und beschleunigte workflows helfen, noch mehr hervorrragend umgesetzte und kreativ gefundene Motive in grösserer Menge zu produzieren.
Warum sehe ich das so? Ich bin der Meinung, dass (sehr) gute Aufnahmen dann gezielt entstehen, wenn man die Wirkunsgweise des Equipments verstanden hat und gezielt einsetzen kann. Die zunehmende Komplexität des Equipments erfordert dazu ein zunehmend tiefgreifendes und komplexes Verständnis, das dazu noch in teilweise kurzen Aufnahmesituationen schnell und intuitiv angewendet werden will.
Man sollte es also mit dem einfachen Equipment der Stufe 1 leichter haben, den Blick für Motive und deren fotographische Umsetzung zu schulen, ganz einfach weil man währenddessen keinen Gedanken an die Wirkungsweise komplexer Technologien verschwenden muss. Deshalb ist es auch so entspanend, mit einer einfachen Kamera zu fotografieren und deshalb werden so entstandene Aufnahmen häufig besser.
Die technischen Möglichkeiten einer DSLR in der Aufnahmesituation auszureizen, beherrschen sicher nur sehr wenige. Auch sinkt der Grenznutzen solcher modernen Technologien im Hinblick auf das Entstehen einer (sehr) guten Aufnahme in der oben geschilderten Reihenfolge der zeitlichen Entwicklung des Equipments.
Nicht umsonst soll in modernen Kameras dem Fotografen durch diverse Automatiken die eigentlich ihm notwendigerweise zuzusprechenden Einflussmöglichkeiten auf das Foto abgenommen werden. Ganz einfach, damit er überhaupt ein Bild zustande bekommt. Ganz einfach auch, warum die Bilder der zahlreichen online Galerien (im Mittel) heutzutage oft so gleich ausschauen.
Und wie sieht heutzutage der Weg back to the roots oft aus?
1. Kauf einer Einsteiger SLR mit Automatikprogrammen und Zoom 28-100; Misserfolge bei Nacht- und Landschaftsprogramm;-) und Systemblitzeinsatz
2. Erste Festbrennweite (n), Zeitautomatik
3. (Semi-)Pro SLR, weil griffiger und übersichtlicher in der Bedienung, höherwertige Festbrennweite (n), evtl. zweiter Systemblitz mit mehr Einstelmöglichkeiten nd höherer Leitzahl
4. Fotographische Stagnation (?), zu viele Festbrennweiten zum Schleppen, für den Hotel safe im Urlaub schon fast zuviel; zu aufwendig, Objektive ständig zu wechseln; die Bilder werden aber schon ganz gut ;-)
5. Einfache mechanische Kamera mit 50er oder 35 Festbrennweite, kein Blitz; klasse, die Bilder bleiben gut; oh ja, die Bilder werden besser :-); mmhhh, die teure SLR-Ausstattung nutzt man unerwartet viel seltener.
Fragen tun sich auf: DSLR? ja/nein? eher erst mal nicht!; besser wieder in Stufe 1 mit einer zweiten Festbrennweite neu beginnen, die umfangreiche Investition ins analoge SLR System soll sich ja irgendwann gelohnt haben. Mann, sind die blöd, die sich nach der ersten billigen Kompakt digi gleich eine DSLR zum doppelten Preis einer analogen SLR kaufen und glauben, die Bilder werden besser. /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />
clover
PS
Der Schlussatz ist nicht böse, eher ironisch amüsant gemeint /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />