ich weiß, dass wir dieses Thema in der einen oder anderen Form schon hatten, aber ich würde die Frage trotzdem noch mal in einem eigenen Thread diskutieren: Verändert sich die Entfernung, auf die ein Objektiv scharfgestellt wurde*, wenn gezoomt wird?
Ich frage das, weil man immer mal wieder ließt, dass man gut bei längerer Brennweite scharfstellen und dann wieder herauszoomen kann und da bin ich mir nicht sicher, wenn ich mir dass Verhalten meiner Linsen zu ansehe. Hängt es vielleicht vom Objekt ab, oder liegt ein Defekt von Objektiv oder Kamera vor?
Ich habe z.B. ein KoMi 28-75 / 2.8 an einer Dynax 7 "getestet". Ich lasse die Kamera bei 28 mm auf eine klar definierte Kante in ca. 3m Entfernung scharfstellen (nur mit dem mittleren Sensor). Das Bild wirkt scharf, wobei das im Sucher schwer zu beurteilen da ich leider keine Sucherlupe habe und auch noch keine Abzüge habe machen lassen. Wenn ich jetzt auf 70 mm wechsle ist das Bild klar defokussiert. Ich lasse nun den AF seine Arbeit tun und das Bild ist wieder scharf. Wenn ich jetzt wieder herauszoome wird es wieder unscharf (da bin ich mir allerdings nicht sicher). Wenn ich jetzt die Kamera bei 28 mm wieder fokussieren lasse wählt sie wieder einen ähnliche Einstellung wie beim erstem Mal, das Spiel kann man beliebig oft wiederholen. Ich habe auch den Eindruck dass das Bild schon bei der Veränderung von 75 auf 55mm unscharf wird.
Mit einem 28-85/3.5-4.5 fokussiert die Kamera beim Brennweitenwechsel auch nach, allerdings erscheint der Effekt weniger stark ausgeprägt (was natürlich auch an der größeren Schärfentiefe liegen könnte.)
Gruß,
Alison
* Dafür gibt es sicher einen genauen Begriff, ich habe es lieber umschrieben statt zu raten.
ZITAt (Alison @ 2008-06-18, 12:13) ich weiß, dass wir dieses Thema in der einen oder anderen Form schon hatten, aber ich würde die Frage trotzdem noch mal in einem eigenen Thread diskutieren: Verändert sich die Entfernung, auf die ein Objektiv scharfgestellt wurde*, wenn gezoomt wird? [...] * Dafür gibt es sicher einen genauen Begriff, ich habe es lieber umschrieben statt zu raten.[/quote] Objektive, bei denen sich die Schärfeebene beim Verstellen der Brennweite verändert, heißen Variofokusobjektive, im Gegensatz zu Zoom-Objektiven, bei denen das eigentlich nicht vorkommen sollte. Als Objektive mit verstellbarer Brennweite aufkamen, war es durchaus üblich, daß Entfernungseinstellung und Brennweiteneinstellung nicht vollständig voneinander entkoppelt waren, viel später - in der xi-Phase - hat Minolta dieses Konstruktionsprinzip nochmal für eine kurze Zeit zum Feature erklärt - aber die theoretischen Vorteile dieser Konstruktionen mit elektromechanischer Schärfekompensation durch den AF-Motor haben in der Praxis nicht überzeugt und sind ganz schnell wieder vom Markt verschwunden.
Normalerweise sollte sich bei einem modernen Zoom-Objektiv beim Verstellen der Brennweite die Schärfeebene nicht ändern.
"All the important human advances that we know of since historical times began have been due to individuals of whom the majority faced virulent public opposition." --Bertrand Russell
QUOTE (matthiaspaul @ 2008-06-18, 12:36) Normalerweise sollte sich bei einem modernen Zoom-Objektiv beim Verstellen der Brennweite die Schärfeebene nicht ändern.[/quote] Ich kenne kein Zoom-Objektiv bei dem die Schärfe beim zoomen absolut konstant bleibt. Du etwa?
QUOTE (Alison @ 18. 6. 2008, 12.13 h) Verändert sich die Entfernung, auf die ein Objektiv scharfgestellt wurde, wenn gezoomt wird?[/quote] In der Regel ja.
In der deutschen Sprache unterscheidet man zwischen Varioobjektiven und Variofokusobjektiven. Bei letzteren ändert sich die Fokuslage beim Verändern der Brennweite dramatisch. Bei ersteren hingegen bleibt sie "konstant". Die Gänsefüßchen deuten an, daß man die "Konstanz" mit einem Körnchen Salz nehmen sollte, denn es bleibt niemals perfekt konstant, sondern "für praktische Anforderungen hinreichend konstant". Was in diesem Zusammenhang "hinreichend" heißt, hängt unter anderem davon ab, was du für das Objektiv bezahlt hast. Je genauer die Fokuslage konstantgehalten werden soll, desto höher der mechanische Aufwand für die Objektivfassung. Heute, im Autofokuszeitalter, geben sich die unter starkem Preisdruck stehenden Hersteller oftmals nicht mehr so viel Mühe, die Fokuslage so konstant zu halten wie früher, bevor es Autofokus gab.
Daß es also geringe Abweichungen gibt, ist (leider) ganz normal, insbesondere bei preiswerteren Zoomobjektiven.
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.
erstmal danke an alle. Die Qualität der Antworten ist schlicht unglaublich hoch und die Dauer bis man sie bekommt ist kaum zu unterbieten.
Die Erklärungen passen auch genau zu meinen Beobachtungen, gerade was das 28-75 / 2,8 angeht, was mechanisch tatsächlich nicht sehr hochwertig ist. Ich habe allerdings auch "nur" 200 Euro bezahlt, stelle aber inzwischen fest, dass ich mehr mit dem 28-85 unterwegs bin (was gebraucht ja unglaublicher Weise deutlich unter 100 Euro liegt, sofern ich nicht die Lichtstärke brauche – und dann nehme ich lieber eine Festbrennweite . Das wirkt einfach hochwertige und die 10 mm mehr Brennweite am langen Ende sind in der Praxis auch sehr nett.
Mathias,
die Links führe ich mir heute Abend mal zu Gemüte, danke auch dafür,
Ich habe gerade beim Testen der A700 ein paar Vergleiche mit meinem 28-75 gemacht . Ich habe einen Gartenzwerg in ca. 9 Metern Entfernung bei 75mm und dann bei 35mm fokussiert und beide bei 35mm ausgelöst. In der 100% Ansicht konnte ich keine Unterschiede in Bezug auf die Schärfe bemerken. Auch bei weiter entfernten Objekten ist mir noch kein diesbezügliches Fehlverhalten aufgefallen. Bis dato habe ich immer im Telebereich fokussiert und dann den passenden Auschnitt gewählt, keine Ahnung warum, vermutlich waren seinerzeit die Kameras nicht so treffsicher. Auf alle Fälle kann ich mich beim Scharfstellen auch im Weitwinkelbereich ganz auf die A700 verlassen so wie es aussieht.