Zitat von kzk
Hab gestern das Peleng 8mm ersteigert und freu mich schon auf die ersten Bilder.
Allerdings ist mir immer noch nicht ganz klar, wie das Teil bedient wird. Natürlich muß man die Belnde am Objektiv einstellen und man kann es nicht ohne den Adapter benutzen. Aber:
In welchem Modus fotografiere ich mit dem Teil?
Blendenvorwahl?
Ich kann doch keine Blende an der 7D vorwählen, wenn ich das bereits manuell am Objektiv gemacht habe. wie kommt die Kamera auf die richtige Zeit?
Blendenautomatik?
Klar kann ich die Verschlußzeit vorwählen, aber spielt die Kamera dann nicht mit der Blende verrückt und bekommt dann gar nix mehr hin?
Manueller Modus?
alles so wie früher machen?
Ich weiß absolut nicht, in welchem Modus man dabei fotografieren soll. Vieleicht hat ja jemand Erfahrungswerte. Ich hab irgendwo gelesen, daß man mit der Kombination EOS/Peleng die Blendenvorwahl benutzt, ist das auch bei der 7D der Fall?
Mit nicht gekoppelten Objektiven und Objektivvorsätzen fotografierst Du wie
in alten Tagen, als es noch keine Kupplungselemente zwischen Objektiv und
Kamera gab. Damals hast Du die Blende am Objektiv eingestellt und die Zeit
an der Kamera. Sofern die Kamera über einen eingebauten Belichtungsmesser
verfügt hat, hat man im damals üblichen Nachführmodus (Manueller Betrieb,
also M) die Zeit und Blende so eingestellt, daß die gemessene Belichtung
im "Nullpunkt" war. Der Belichtungsmesser hat dazu drei Eingangsparameter:
Die Filmempfindlichkeit als absolute Bezugsgröße für die erlaubte Lichtmenge,
die bei einer korrekten Belichtung auf den Film kommen darf, die an der Kamera
eingestellte Zeit als einer der beiden relativen Faktoren und das durch das
Objektiv gemessene Licht als der andere.
Wie, keine Blende? ;-) Nein, denn der Blendenwert ging implizit über die
gemessene Lichtmenge mit ein, da sich früher die Blende sofort auf den jeweils
am Blendenring eingestellt Wert schloß, also je nach eingestellter Blende mehr
oder weniger Licht auf den Film kommen konnte.
Da der Belichtungsmesser immer mit dem Licht bei der eingestellten "Zielblende"
arbeitete, nannte und nennt man diese Methode auch Arbeitsblendenmessung
(stopped down metering mode).
Schon vor der Einführung von gehäuseintegrierten Belichtungsmessern gab
es eine andere Entwicklung, nämlich die Springblende. Dabei mußte man
vor jeder Aufnahme an einem speziellen Ring am Objektiv die Blende auf-
ziehen, bis sie in Offenblendposition einrastete. So hatte man unabhängig von
der tatsächlich am Blendenring eingestellten Blende immer ein gleichhelles
Sucherbild, das die Scharfstellung erleichterte. Wenn man nun den Auslöser
gedrückt hat, wurde über einen kleinen Hebelmechanismus (die erste
Form von Kupplung zwischen Kamera und Objektiv) ein Stift im Objektiv
gedrückt. Dies bewirkte, daß die Blende ausrastete und sich auf den am
Blendenring vorher eingestellten Wert schloß. Tieferes Durchdrücken des
damals noch mechanischen Auslösers löste dann irgendwann den Spiegelschlag
und Verschlußablauf aus. Nach jeder Aufnahme mußte man nicht nur den
Verschluß/Spiegel aufziehen und den Film transportieren, sondern auch
die Springblende wieder neu aufziehen.
In Verbindung mit eingebauten Belichtungsmessern ergab sich nun das Problem,
daß man damit erst messen konnte, wenn man auf die Arbeitsblende abgeblendet
hatte (s.o.). Denn hätte man die Belichtung bei aufgezogener Springblende in
Offenblendposition gemacht, würde der gemessene Belichtungswert ja auch einer
Belichtung mit dieser Blende entsprechen. Durch Abblenden auf die Arbeitsblende
vor der Aufnahme käme es also zu Unterbelichtungen, es sei denn, man hätte
einen Korrekturfaktor mit eingerechnet, der genau den Unterschied zwischen der
Offenblende und der Arbeitsblende ausgleicht.
Der nächste Schritt in der Entwicklung ging nun dahin, daß über einen weiteren
Übertragungsmechanismus die am Blendenring eingestellte Blende an die Kamera
übertragen werden mußte. Etwas vereinfachend dargestellt war die Auslenkung
eines Schiebers umso größer, je weiter man den Blendenring bewegte (bei Minolta
MC für meter coupled genannt). Der Belichtungsmesser der Kamera mußte nun
das Maß dieser Auslenkung abtasten und als zusätzlichen Parameter in die
vergleichende Messung mit einfließen lassen.
Da die Blende jetzt aber als direkter, wenn auch relativer Parameter in
das Ergebnis einging, mußte man sie in gleichem Maße aus dem Lichtwert, den
die Belichtungsmeßzelle ermittelte, wieder herausrechnen. Ein echtes
Nullsummenspiel also.
Das durch das Objektiv gemessene Licht wurde also nur noch als Vergleichsbasis
für das vom Objektiv kommende Licht (abzüglich der Transmissionsverluste durch
Reflexion und Absorption am und im Glas) beanschlagt - die eingestellte Blende
hatte zwar effektiv Einfluß auf diesen Lichtstrom, aber in gleichem Maße, wie sie
Einfluß hatte, wurde ihr Einfluß jetzt, da der Blendenwert durch die mechanische
Kupplung bekannt war, in der Summe wieder aufgehoben.
Worauf will ich hinaus? Genau darauf, worauf auch die Konstrukteure damals
hinaus wollten. Die Idee war nämlich, daß man die Blende des Objektivs auch
während der Belichtungsmessung in Offenblendposition läßt und mit dem
Wissen um den zwar in diesem Moment nicht wirksamen, aber am Blendenring
"vorgemerkten" und während der /Belichtung/ später effektiv wirksamen
Blendenwert, konnte man den "verfälschenden" Einfluß, den eine Messung bei
Offenblende verursacht, einfach wieder herausrechnen (einfach durch Addition
+x und Subtraktion -x) und kam zum gleichen Ergebnis wie vorher.
Wenn man aber schon so weit war, brauchte man auch keine Springblende
mehr, sondern konnte das Objektiv immer in Offenblendposition belassen,
so daß es nur noch im Moment der Aufnahme auf den gewünschten Wert
abgeblendet wurde. Eine Blende, die bis zur Aufnahme durch einen Hebel auf
den Offenblendwert aufgedrückt wird. Das lästige Aufziehen der Blende entfiel.
Übrigens arbeitet das alles auf der Basis von relativen Blenden, die Kamera
kennt bei einem MC-Objektiv weder die absolut eingestellte Blende, noch
wird diese Information benötigt. (Die bei Minolta später eingeführten MD-
Objektive haben noch ein zusätzlichen Schieber, mit dem geeignete neuere
Kameras auf Umwegen auch die absolute Blende erkennen können - das
wird aber ausschließlich für Anzeigezwecke benötigt, und soll hier nicht
weiter erläutert werden.)
http://home.pcisys.net/~rlsnpjs/minolta/x.html
http://www.rokkorfiles.com/Dickspages.htm
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=72
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=87806
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=15720
Das ist im Prinzip so seit Jahrzehnten Stand der Technik. Auch die Autofokus-
Kameras von Minolta machen eigentlich nicht viel anderes, nur daß hier der
Blendenwert in der Kamera eingestellt wird (nicht mehr am Objektiv) und die
Kamera dann die Blende im Objektiv mechanisch steuert. Aus dem ROM-IC
bekommt sie die Information über die wirksame Blende bei Offenblende, alles
weitere kann sie sich aus dieser Information "herleiten". Die Kamera stellt
also mit ihrem Blendenhebel keine absoluten Blenden (*) ein - dafür wäre
der Bewegungsspielraum im Bajonett auch viel zu klein - sondern relative
Blendenabweichungen bezogen auf die Offenblende.
Warum dieser technisch-historische Abriß? Weil er das Verständnis für die
zugrundeliegenden Zusammenhänge fördert und die Dinge "im Keim" ver-
ständlich macht, einfach indem man sich gedanklich entlang der technischen
Entwicklung entlanghangelt.
Das Problem ist nämlich, daß heute die Offenblendmessung so verbreitet
ist (es gibt praktisch keine Arbeitsblendenmessung mehr - außer bei einigen
wenigen Herstellern im Rahmen einer speziellen Arbeitsblendenautomatik),
daß viele Anfänger sich kaum noch erklären können, wie das Ganze mal
funktioniert hat, als Varianten der Arbeitsblendenmessung noch üblich waren.
Unter den Minolta AF-SLRs ist z.B. die Minolta 9000 AF die einzige Kamera, die
nach Antippen des Abblendhebels in einen echten Arbeitsblendenmeßmodus
übergeht - und auch das wird noch nicht mal als solches in der Anleitung
beschrieben. Siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=112319
Alle anderen Minolta AF-SLRs (das gilt auch für die 9000 AF) arbeiten immer
im Offenblendmodus, solange ein Objektiv mit ROM-IC (aus dem die Information
zur Offenblende kommt) angeschlossen sind. Erst in dem Moment, wo kein
Objektiv bzw. eines ohne ROM-IC angeschlossen wird (wie Dein M42 Peleng),
weiß sich die Kamera nicht anders zu helfen, als wie annodazumal einfach
das Licht zu messen, das durch das Objektiv fällt und dann unter Berücksichtigung
der Filmempfindlichkeit über die Verschlußzeit für eine richtige Belichtung
zu sorgen.
Dabei arbeitet man entweder direkt in M (manuelle Nachführmessung, wobei
Du nur die Zeit an der Kamera einstellen kannst, die Blende am Objektiv)
oder man verwendet die Zeitautomatik A.
Schaltet man auf Programmautomatik (P) um, so arbeitet diese genauso wie
die Zeitautomatik, da die Blende eines solchen Fremdobjektivs ja nicht steuerbar ist.
Ja, die Blende existiert aus der "Sicht" der Kamera praktisch überhaupt nicht.
Der worst case ist die Blendenautomatik (s), denn in diesem Modus ist nur die
Zeit einstellbar, die Blende aber nicht steuerbar. Ich weiß nicht, ob das bei allen
Gehäusen so ist, aber bei der Minolta 9000 AF bekommst Du noch nicht mal die
Rückinfo, ob die Belichtung jetzt stimmt oder nicht - da wird selbst im M-Modus
mehr angezeigt...
Viele Grüße,
Matthias
PS. (*) Nur durch die Tatsache, daß keine absoluten Blenden eingestellt werden,
kann ein Adapter wie dieser überhaupt funktionieren:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=55611
(Sigma AF 1,6x Multi-Converter)
PS. Für die, die sich das Prinzip der richtigen Belichtung lieber als Formel vor ihrem
geistigen Auge visualisieren mögen. Grundsätzlich gilt das sog. APEX-System
(Additive Photographic Exposure):
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Av + Tv = Ev = Sv + Bv
bzw.
Bv = Tv + Av - Sv
mit
Av: aperture value ("Blende", Blendenleitwert (LWk)
Tv: time value ("Verschlußzeit", Zeitleitwert (LWt), [auch: shutter-speed value]
Sv: speed value (Filmempfindlichkeit), [auch: sensitivity value]
Bv: brightness value (Objekthelligkeit) [manchmal auch light value (Lv) genannt; aber ungleich Lichtwert im Deutschen!]
Ev: exposure value, im Deutschen nach Friedrich Deckel verwechselungsträchtig Lichtwert (LW) genannt (sollte eigentlich eher Belichtungswert heißen, aber Belichtungswert ist wieder etwas anderes)
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Av = 2 * ld(f_number)
Tv = - ld(exposure_time)
Sv = ld(ASA_value / 3,125)
Bv = ld(B / (N * K)) wobei N und K konstant sind und B in [cd/cm^2]
mit logarithmus dualis
ld(x) = log(x) / log(2) = ln(x) / ln(2)
Siehe auch:
http://dougkerr.net/pumpkin/articles/APEX.pdf (APEX-System)
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=41176 (Minoltas "final check" Belichtungskorrektur)
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?s=&...st&p=239209 (Minoltas "final check" Belichtungskorrektur)
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=122683 (Zeitenreihe)
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=122551 (Blendenreihe)
http://home.pcisys.net/~rlsnpjs/minolta/srtmeter.html (SR-T Belichtungsmesser)
Beispieltabelle:
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Additive System of Photographic Exposure (APEX)
Av 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Blende 1 1,4 2 2,8 4 5,6 8 11 16 22 32
Tv 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Zeit 1 1/2 1/4 1/8 1/15 1/30 1/60 1/125 1/250 1/500 1/1000
Lv 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
ftcdls 6 12 25 50 100 200 400 800 1600 3200 6400
Sv 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
ISO 3 6 12 25 50 100 200 400 800 1600 3200
Bv -2 -1 0 1 2 3 4 5
ftlbds 1/4 1/2 1 2 4 8 15 30