Zitat von fwiesenberg
Komisch: Früher wollte man mit möglichst viel Elektronik die verschleißträchtige Mechanik der Geräte entlasten --- heute wundern wir uns, daß manchmal der hochgelobten Elektronik ein kürzeres Leben beschieden ist, als der angeblich so verschleißanfälligen Mechanik ... /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" /> /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" /> /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" />
Hm, eigentlich ist das schon so... Nicht unbedingt in Elektronikware der
Konsumklasse, aber doch wenigstens in ordentlich konstruiertem
High-End-Equipment.
In den allerwenigsten Fällen geht wirklich die Elektronik kaputt - meist sind
es die Sensoren oder Aktuatoren, d.h. die Bauteile, die den Übergang
Mechanik -> Elektronik bzw. Elektronik -> Mechanik schaffen - oder eben
die Mechanik selbst.
Beispiel Minolta 9000 AF: Was ist bei diesem Modell ständig kaputt? ausblutendes LC-Display (Elektronik im weiteren Sinne, wenn auch mechanischer Fehler) nicht zuverlässig arbeitende Blendenansteuerung (E-Magnet, Schmierung, Mechanik) nicht mehr zuverlässig arbeitender Verschluß (E-Magnete, Schmierung) hakelnder AF/MF-Umschalter (Mechanik) Rückfederung der Schaltwippen (Mechanik) Rastung des Belichtungsmeßmethodenwählers (Mechanik) AF-/Sucher-Defokussierung (rear-/far-focus) (Spiegeldejustage) aussetzender Motor oder Blitz (Wackelkontakte an den Motor- oder Blitzkontakten) Wackelkontakte an den internen Steckern/kalte Lötstellen (mechanische Fertigungsfehler) eingedrückte Okularscheibe (mechanischer Fertigungs- oder Konstruktionsfehler)(Siehe auch: http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=89601)
Bis auf den Display-Fehler sind das alles Probleme, die ich in den Bereich
Mechanik oder Elektromechanik einordnen würde. Daß mal ein Treibertransistor
durchgebrannt ist, die CPU "spinnt" etc. kommt extrem selten vor - ich habe
jedenfalls noch nie von jemand gehört, dessen 9000 mit solchen Fehlern
ausgefallen wäre (was nicht heißt, daß es das nicht auch gibt ;-), wohingegen
ich alle obigen Fehler entweder schon selbst erlebt habe oder zumindest
Kameras gesehen habe, die diese Fehler hatten.
Insofern denke ich, daß man durch Elektronik durchaus sehr viele Probleme
vermeiden kann. Sauber ausgelegte Elektronik hat bei Verwendung von
Qualitätsbauteilen auch eine Lebensdauer von etlichen Jahrzehnten, je mehr
Digitalelektronik verwendet wird, desto mehr. Allerdings müssen die
Bauteile schon sauber dimensioniert, die elektromechanischen Komponenten
gut konstruiert sein. Und da letztere - im Vergleich zur eigentlichen Elektronik -
teuer sind, wird da halt oft gespart.
Der Dynax 9 z.B. wird aus meiner Sicht ein sehr viel längeres Leben beschert
sein als der Minolta 9000 AF, die jetzt, mit knapp 20 Jahren auf dem Buckel,
leider so langsam an die Grenze ihrer Lebensdauer kommt. Aus meiner Sicht
wurden bei der 9000 AF noch einige eklatante konstruktive Fehler begangen -
klar, die Kamera war damals absolute Hochtechnologie; da passiert sowas
eben schonmal. Schon bei der Dynax 9xi hat Minolta viel dazugelernt
(vom fragilen Kartenfach und der Abschirmung der Elektronik mal abgesehen);
obwohl sie kein Metallgehäuse hat, ist die Kamera im Grunde sehr viel robuster
als die 9000 AF; viel seltener hört man von Ausfällen, obwohl die Kamera nun
auch schon ein gewisses Alter erreicht hat. Trotzdem mag ich sie nicht besonders -
aber das hat mit dem Handling zu tun, nicht mit der Zuverlässigkeit.
Den großen Wurf hat Minolta für meine Begriffe mit der Dynax 9 geschafft;
die Kamera macht einen derart soliden Eindruck, daß ich überzeugt davon
bin, daß sie auch noch in 30 - 40 Jahren zuverlässig arbeiten wird. Das liegt z.T.
an der Materialschlacht, die bei der Dynax 9 vollführt wurde, andererseits auch
daran, daß die der Kamera zugrundeliegende Technik - verglichen mit der
der 9000 AF jeweils zum Zeitpunkt ihres Erscheinens - keine Hochtechnologie
mehr war und daher viel besser in den Griff zu bekommen war. Ob die CPU
jetzt noch ein paar Megahertz schneller ist oder mehr Transistoren enthält
oder nicht, ändert an der Zuverlässigkeit schließlich nichts.
Natürlich darf man auch nicht Einsteigermodelle mit Profimodellen vergleichen -
das sind eben verschiedene Klassen.
Bei Digitalkameras fängt dieser Zyklus jetzt wieder fast von vorne an,
viele neuartige Bauteile werden verarbeitet, extrem viel Software muß
von Grund auf neu entwickelt werden - die Komplexität steigt gegenüber
Film-SLRs um ein Mehrfaches. Deshalb sind alle derzeitigen Digitalkameras
noch ziemlich unausgereift. DSLRs in 15 Jahren werden sehr viel zuverlässiger
arbeiten als heutige Modelle.
Viele Grüße,
Matthias
EDIT: Siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=174610
http://www.9000.org/index.php?page=common_faults