ZITAT(Bernd_23 @ 2014-02-24, 19:12) Ich scheine vergessen geworden zu sein :-([/quote]
Nein. Ich habe doch geschrieben, daß ich das erst am Wochenende testen kann, was ich auch getan habe.
Ich habe die folgenden drei Objektive im Leica Pradovit PC ausprobiert:
Rollei AV-Apogon 2,4/90mm HFT (36992)Schneider Kreuznach AV-Xenotar 2,4-8/90mm HFT (62094, 979399)Rollei AV-Apogon 2,8/35mm HFT (36985)
Alle drei lassen sich trotz unterschiedlicher Schneckensteigung und Nutform montieren. Generell haben die Objektive im Projektor etwas Spiel, aber das ist nur unwesentlich mehr als mit Leica-P2-Objektiven auch - im Heimbetrieb unkritisch.
Es ist tatsächlich so, daß die Führungsstifte der Objektivfassung des Projektors nicht komplett einrasten, so daß sich die Objektive ohne Drehen in der Fassung vor- und zurückschieben lassen. Die Passung ist allerdings fest genug, so daß das in der Praxis nicht versehentlich passiert, also keinen Einfluß hat (wenn man es nicht weiß und speziell darauf achtet und testet, merkt man dies u.U. gar nicht), und sich die Schärfe durch Drehen des Objektivs genauso einstellen läßt, wie mit Leica-P2-Objektiven auch. Der Autofokus des Projektors funktioniert natürlich ebenfalls.
Die beiden AV-Apogone lassen sich auch bis zum Anschlag in den Projektor schrauben, so daß eine Entfernungseinstellung auch für sehr weite Entfernungen gelingt. Das abblendbare AV-Xenotar stößt jedoch am Gehäuse des Pradovit PC an, bevor es ganz in die Fassung gedreht werden kann. (Ob das auch für die Vorgängermodelle Pradovit 600 und 600 IR zutrifft, wäre noch zu klären.) Wäre die Gehäuseaussparung des Pradovit PC einen Millimeter weiter im Durchmesser, gäbe es das Problem nicht (theoretisch könnte man sich das Gehäuse also mit etwas Feilerei passend machen). Es ist auch möglich, den hinteren Gummiwaffelring des Objektivs abzuziehen, um den effektiven Durchmesser des Objektivs etwas zu reduzieren. Für die meisten Projektionsabstände zuhause dürfte weder die eine noch die andere Maßnahme notwendig werden, da sich das Objektiv weit genug hineindrehen läßt. Lediglich in großen Säälen könnte es knapp werden; das exakte Entfernungslimit habe ich allerdings nicht ermittelt.
Beim AV-Apogon 2,8/35mm HFT kommt es im Leica Pradovit PC dazu, daß ein langes Stangenmagazin irgendwann soweit vorne aus dem Projektor herausragt, daß es in den Strahlengang gerät. Wenn ich mich recht entsinne, trat das bei 100er CS-Magazinen für die Dias ab ca. Position 70-75 auf, bei den gleichlangen 50er Universalmagazinen entsprechend früher. (Das ließe den Schluß zu, daß es mit 36er Universalmagazinen wahrscheinlich gerade noch klappt, ich habe das allerdings nicht ausprobiert.) Im Rolleivision twin MSC 535P tritt dieses Problem übrigens nicht auf, da hier der Einzug sehr viel weiter hinten im Projektor liegt. Selbst mit voll ausgefahrenem 100er Magazin ist immer noch genügend Reserve. Dieser grundsätzliche konstruktive Unterschied der Projektoren dürfte der Grund sein, warum Leica solche Weitwinkelobjektive nie für die eigenen Projektoren angeboten hat.
Umgekehrt läßt sich auch das Leica Super-Colorplan-P2 2,5/90mm MC (37514) im Rollei MSC 535P montieren. Aufgrund der etwas anderen Fase am hinteren Anschlag des Objektivs hat man im ersten Moment den Eindruck, das Objektiv nicht einschrauben zu können, aber mit ein klein wenig mehr Druck gelingt es dann doch - der restliche Schraubvorgang erfolgt genauso einfach wie mit Rollei- oder Schneider Kreuznach-Objektiven. Probleme mit der Paßgenauigkeit gibt es nicht, das Objektiv sitzt genauso sicher und spielfrei im Projektor wie Original-Objektive. Auch die Einstellung auf weite Entfernungen ist kein Problem. Das Objektiv läßt sich ohne irgendwelche Einschränkungen benutzen, auch mit Autofokus.
Was nun die Qualität der Objektive angeht, so habe ich erneut Bestätigung für meine frühere Aussage gefunden, daß das Rollei AV-Apogon 2,4/90mm HFT besser ist als das Schneider Kreuznach AV-Xenotar 2,4/90mm HFT (das ich allerdings nur in der abblendbaren Variante Schneider Kreuznach AV-Xenotar 2,4-8/90mm HFT besitze - die beiden Objektive haben aber die gleiche Rechnung).
Nicht neu getestet, aber noch aus früheren Tests weiß ich, daß das Leica Super-Colorplan-P2 2,5/90mm MC sichtbar besser ist als das Leica Colorplan-P2 2,5/90mm MC (das ich allerdings nur in der Variante Colorplan-P2 CF 2,5/90mm MC (37513) besitze).
Deshalb war jetzt interessant, ob das AV-Apogon 2,4/90mm HFT mit dem Super-Colorplan-P2 2,5/90mm MC gleichauf liegt oder nicht - beides sind sehr gute Objektive, aber ich hatte sie bisher noch nie unter wirklich gleichen Bedingungen gegeneinander antreten lassen.
Beim meinem Test mit normalen 24x36mm-Kleinbild-Dias (also keine Superslides! in CS-Diarahmen am Wochenende zeigt sich nun, daß das Super-Colorplan-P2 tatsächlich reproduzierbar ein kleines, aber sichtbares Stück vor dem AV-Apogon liegt. Beide Objektive sind scharf und brillant bis in die Ecken - bei mehreren Gegentests schnitt das Super-Colorplan-P2 aber tendentiell meist knapp besser ab. Es zeigte sich auch, daß zumindest mein Exemplar des Super-Colorplans ein kleines bißchen weitwinkler ist als die beiden gepaart selektierten AV-Apogone. Einen eindeutigen Vorteil zeigte das Super-Colorplan-P2 aber in puncto Vignettierung: Bei einigen Dias mit großen gleichmäßigen Himmelsflächen zeigte das AV-Apogon 2,4/90mm HFT einen schwachen Helligkeitsabfall zum äußersten Rand hin, so schwach, daß ich das bisher auf den wenigen Aufnahmen, wo es sichtbar wurde, dem Aufnahmeobjektiv zugeschrieben habe. Aber das Super-Colorplan-P2 zeigte im gleichen Projektor mit den gleichen Dias diesen Helligkeitsabfall nicht - der Effekt wurde also definitiv durch das Objektiv verursacht. Was die Grundhelligkeit anging, konnte ich keinen sichtbaren Unterschied zwischen dem 2,4/90mm Apogon und dem 2,5/90mm Super-Colorplan-P2 feststellen, paradoxerweise hat letzteres Objektiv trotz nominell minimal kleinerer Lichtstärke im direkten Vergleich die größeren Linsendurchmesser. Der Durchmesser könnte aber auch einfach der Tatsache geschuldet sein, daß der Leica Pradovit PC (und auch das Super-Colorplan-P2) für 40x40mm Superslides ausgelegt ist (was in diesem Test nicht zum Tragen kam), der Rollei MSC 535P hingegen nur für das normale Kleinbildformat mit maximal 36x36mm - ein kleiner, aber durchaus wichtiger Unterschied.
Der Lichtstärke und dem Helligkeitsabfall zum Rand hin könnte man sicherlich mit geeigneten Meßgeräten nochmal genauer auf den Grund gehen, da ich keinen Belichtungsmesser dabei hatte, habe ich es beim rein visuellen Eindruck belassen.
Alles in allem kann ich also guten Gewissens die Aussage treffen, daß das Leica Super-Colorplan-P2 2,5/90mm MC das beste 90mm-Kleinbildprojektionsobjektiv ist, das mir je untergekommen ist, und daß diese Performance selbst in Fremdprojektoren wie dem Rollei MSC 535P sichtbar wird.
Der Vergleich zum Carl Zeiss Sonnar-P T* 2,5/90mm wäre nach wie vor sehr interessant, aber dieses Objektiv besitze ich leider nicht.
Viele Grüße,
Matthias