Vorwort
Viele von euch haben eine mehr oder minder große Sammlung an manuellen Minolta Objektiven im Schrank haben die nicht mehr genutzt werden und fragen sich gleichzeitig wie es möglich ist die Objektive an einer Digitalkamera zu nutzen.
Ich möchte mit dieser Einführung euch die Nutzung eurer Rokkore an einer digitalen Kamera schmackhaft machen, weil ich aus eigener Erfahrung weiß wieviel Spaß das macht.
Kamerawahl
Zuerst ist die Frage zu klären welchen Kameratyp man nutzen möchte.
Zur Wahl stehen einerseits Spiegelreflexkameras und andererseits spiegellose Systemkameras. Der Hauptunterschied zwischen beiden Typen von Kamera ist, dass man bei eine Spiegllosen keinen optischen Sucher hat sondern auf einem elektronsichen Display oder in einem elektronischen Sucher eine Livebild betrachtet.
Ihr könnt hier im Forum lange Diskussionen über Vor- und Nachteile eines optischen oder elektronischen Suchers nachlesen, wobei beide Technologien ihre Anhänger haben. Um herauszufinden welches System einem besser liegt hilft nur Ausprobieren.
DSLR
Wenn es eine Digitale Spiegelreflex (DSLR) werden soll ist die Verwendbarmachung der aufwendiger oder nur mit Einschränkung möglich, als dies mit einer spiegellosen Systemkamera der Fall ist.
Das Problem ist, dass Minolta SR-Objektive für ein Auflagemaß von 43.5 mm gerechnet sind, moderne DSLR Systeme haben alle ein größeres Auflagemaß (Canon EF 44mm, Sony A 44.5mm, Nikon 46.5mm und Pentax 45.46mm). Adapter sind aber nur für Objektive mit einem höheren Auflagemaß als dem der verwendeten Kamera möglich (es gibt noch andere mechanische Vorraussetzungen aber wenn es schon am Auflagemaß scheitert kann man es vergessen).
Eins vorneweg: Mit den normalen Mattscheiben ist es meist schwierig zu Fokussieren da sie auf Helligkeit optimiert sind. Will man lichtstarke Objektive verwenden ist es empfehlenswert eine spezielle Mattscheibe zu verwenden die für das manuelle Fokussieren optimiert ist. Nachteil ist dann allerdings, dass das Bild beim Abblenden schneller dunkel wird.
Um das Problem des geringen Auflagemaßes zu umgehen gibt es fünf mir bekannte Möglichkeiten.
1. Adapter mit optischem Korrekturelement.
Diese Adapter wirken wie leichte Telekonverter (üblicherweise Faktor 1.2) und resultieren meistens in deutlich verschlechtereter Abbildungsleistung.
Unser Forumsmitglied Stevemark meinte einmal dass er einen Adapter hatte der mit einem 2.5/100 sehr gut harmonierte und vermutete das der Adapter auf dieses Objektiv hin grechnet sei.
Im Allgemeinen würde ich von diesen Adaptern aber die Finger lassen, weil die Qualität so leidet.
Außerdem gab es beim Übergang vom SR-Bajonett auf das A-Bajonett einen Adapter der ein 2-fach Telekonverter mit objektivseitigem SR-Bajonett und kameraseitigem A-Bajonett. Heute sind diese Adapter selten und die Alltagstauglichkeit ist sicherlich eingeschränkt.
Einen ähnlichen Adapter gab es auch von Sigma einen 1.6 fachem Telekonverter mit dem die manuellen Objektive AF-Unterstützung bekommen! Leider funktionieren diese Adapter aber nur an den Gehäusen der ersten Generation (AF 5-/7-/9000).
Wesentlich detailierter hat Matthias das ganze nocheinmal in diesem Beitrag erläutert.
2. Adapter ohne optisches Element
Diese Adapter sind bei Ebay günstig zu haben und für verschiedene Anschlüsse zu haben, man sollte darauf achten das sie einen ausreichen großen Innendurchmesser haben.
Sie wirken wie ein Zwischenring, d.h. man kann Objektive nicht mehr auf Unendlich fokussieren und sie nur in einem Nahbereich verwenden.
Der verwendbare Fokusbereich hängt dabei von der Brennweite des Objektivs ab, je größer diese ist, desto weiter entfernte Objekte lassen sich fokussieren.
Mit einem Minolta MC 1.2/58 ist es ca. ein halber Meter.
Die Portraitobjektive wie ein 2.8/135 lassen sich auf ca. 1.5 m fokussieren und somit an einer Vollformatkamera durchaus für Portraits einsetzen.
Ein 8/500 Spiegeltele konnte ich an einer Canon 5dII bis auf ca. 50m fokussieren.
Auch die Verwendung von Makroobjektiven auf diesem Wege kann sinvoll sein.
Beispielbild 1: mit glaslosem Adapter an eine Canon 5dII adaptiertes Minolta MC 1.2/58.
Beispielbild 2: mit glaslosem Adapter an eine Canon 5dII adaptiertes Minolta MC Macro 2.5/100 an der Ferngrenze.
3. Reversibler Austausch des Bajonetts
Das Minolta MC 1.4/58 und 1.2/58 sind so konstruiert, dass es möglich ist das Minolta MC Bajonett reversibel gegen ein speziell angefertigtes Sony A- oder Canon EF-Bajonett auszutauschen.
An einer Sony DSLR/SLT kann dann auch die unendlich Stellung erreicht werden.
An einer Canon 5d (1,2 oder 3) ist ohne weiteres damit leider kein unendlich zu erreichen, da das Objektiv mit dem Spiegel kollidiert. Man muss um unendlich zu erreichen entweder den Spiegel oder das Objektiv beschleifen.
Wie man einen solchen Adapter kostengünstig und ohne Spezialbohrmaschine fürs A-Bajonett baut habe ich einmal hier beschrieben: Minolta Rokkor 58/1,4 für A-Bajonett modifizieren
Minolta MC 1.2/58 auf Canon EF Adapter Ich habe hier auch noch einen solchen Adapter den ich nicht mehr benötige, bei Bedarf bitte melden.
Adapter von Jim Buchanan (möglicherweise bietet er auch aktuell welche an, einfach fragen, falls ihr keinen Account in dem Forum anlegen wollt frage ich auch gerne für euch)
Umbau auf Canon EF Bajonett
Beispielbild 3: Minolta MC 1.2/58 mit EF-Bajonett an einer Canon 5dII
4. Irreversibler Umbau des Objektivs
Hier müssen passionierte Minolta Liebhaber etwas leiden: Es gibt zahlreiche Umbauten bei denen Rokkoren ein neues Bajonett "eingepflanzt" wird. Danach sind sie nicht mehr an einer Kamera mit SR-Bajonett zu verwenden.
Auf dieser Website gibt es dafür Zahlreiche Dokumentationen: 4photos
Besonders saubere Umsetzungen könnt ihr hier betrachten: Minolta MD Rokkor 1.2/50mm | Umbau Minolta MC Rokkor 1.7/85mm
5. Umrüstung einer Kamera auf das SR-Bajonett
Hierbei wird das originale Bajonett einer Kamera entfernt und durch ein Minolta SR-Bajonett ersetzt.
Der Vorteil ist, dass dann alle Objektive verwendet werden können.
Der große Nachteil, dass man die Kamera dann nur noch mit SR-Optiken verwenden kann und das eine solche Operation weder einfach noch ohne Risiko für die Kamera ist.
Hier ist ein solcher Umbau furs EF-Bajonett dokumentiert, inkl. Evaluation einiger Objektive dokumentiert
Stevemark hat seine A900 auch einmal mit einem SR-Bajonett ausgestattet, konnte die Objektive allerdings nicht verriegeln und hat die Kamera vorallem zum Testen von Objektiven genutzt.
All diese beschrieben Verrenkungen waren nötig um das Problem des hohen Auflagemaßes moderner DSLRs zu umgehen. Glücklicherweise gibt es seid einigen Jahren einen Kameratyp der auf den Spiegel verzichtet aber gleichzeitig ein Wechselbajonett und großen Sensor bietet.
Spiegellose Systemkameras, haben ein deutlich kürzeres Auflagemaß als Spiegelreflexkameras und deshalb ist die Adaptierung von Rokkoren (und anderen) sehr einfach. Man kann einfach einen Adapter kaufen und dann problemlos alle Objektive mit SR-Bajonett verwenden (eine Ausnahme stellen die symmetrischen 21mm Weitwinkelobjektive dar).
Es gibt im aktuell 5 große Hersteller von spiegellosen Systemkameras mit großem Sensor.
Im folgenden findet ihr eine sehr kurze Vorstellung der Kamerasysteme. Es liegt in der Natur der Sache, dass dies keine erschöpfende Kaufberatung ist sondern nur einen ersten Eindruck vermitteln soll der sicherlich auch durch meine eigene Meinung gefärbt ist.
Fuji bietet mit der XE-1 eine Kamera im Retrodesign an, deren wesentliche Merkmale einen eingebauten Sucher, sehr gute JPG Qualität und ein APS-C Sensor sind, der Sensor ist halb so groß wie das Kleinbildformat.
Gebraucht ist die XE-1 um 250¤ zu haben. Es gibt auch noch ein paar andere Modelle mit demselben Bajonett, z.B. die aktuelle X-T1 welche einen deutlich verbesserten Sucher und einen ausgeprägteren Griff hat, für den Einsteig ins Altglas ist sie aber sehr teuer.Olympus/Panasonic beide Hersteller bieten Kameras mit dem selben Bajonett an, der Sensor hat hier aber nur 1/4 der Größe des KB-Formats. In der Folge nutzt die Kamera nur einen kleinen Ausschnitt des Bildkreises und ein 50mm Objektiv verhält sich auf einmal wie ein 100mm Ojektiv an einer Kleinbildkamera (siehe auch crop-Faktor am Ende des Artikels). Das ist schade, denn insbesondere die Olympus OM-D E5 ist eine höchst interessante Kamera mit sehr effektivem eingebautem Bildstabilisator und gutem elektronischen Sucher. Gebraucht liegt die Kamera ohne Objektiv um 400¤.Samsung bietet auch ein System von Kameras mit Sensoren in APS-C Größe an. Die inzwischen bezahlbare NX-300 bietet Focuspeaking, bei der die (gebraucht-)preislichlich sehr attraktiven NX-20 ist eine Verschiebung der Sucherlupe leider nicht möglich und sie produziert unansehliche JPGs.Canon hat eine einzige spiegellose Systemkamera herausgebracht, die EOS-M. Die Kamera hat leider kein Klappdisplay welches beim manuellen Fokussieren sehr wichtig ist und auch der Sensor liefert eine geringere Bildqualität als die anderen hier besprochenen Kameras.Sony bietet das nach meiner Einschätzung mit den Nex Kameras das beste System für die Adaption.
Die meisten Kameras verwenden einen APS-C Sensor, haben alle ein Klappdisplay und sind sehr kompakt. Hauptkritikpunkt ist eine verkorkste Menüstruktur bei den Nex kameras (die aber sobald die Kamera einmal eingestellt ist meist kein Problem mehr darstellt).
Für die Adaption würde ich entweder eine gebrauchte NEX-5n (unter 200¤) oder eine gebrauchte NEX-6 um 300¤ empfehlen.
Die aktuelle a6000 hat eine bessere Menüstruktur und ein klein wenig bessere Bildqualität, wenn es rein um manuelle Objektive geht würde ich sie aber nicht empfelen.
Außerdem hat Sony im Herbst 2013 die Alpha 7 und 7r vorgestellt welche jeweils einen großen Sensor im KB-Format nutzen. Mit gut 1200¤ (A7) bzw. 1700¤ (A7r) spielen die Kameras freilich im gehobenen Preisbereich.
Ich selbst nutze eine Alpha 7 und kann sie nur wärmstens empfehlen auch viele Rokkore machen am Vollformat eine gute Figur und ich finde dass der Charakter der Objektive viel besser rüber kommt. Im Weitwinkelbereich reizen Rokkore zum Teil den 24MP Sensor nicht aus, aber ab 28mm gibt es hervorragende Objektive mit denen Aufnahmen sehr hoher Qualität möglich sind.
Adapterwahl
Okay, jetzt hat man sich eine Kamera besorgt, einfachheitshalber nehme ich mal an dass es eine Sony Nex ist, und möchte jetzt seine Rokkore an die Kamera anschließen.
Dafür benötigt man einen Adapter. Für den Einstieg reicht eigentlich ein günstiges Modell welches man bei ebay für um die 10¤ kaufen kann. Alternativ gibt es auch von der Firma Novoflex Adapter made in Germany für um 125¤. Bisher war ich mit den günstigen Adaptern aber zumeist zufrieden.
Sollte man zum günstigen China Adapter gegriffen haben, so würde ich eine kurzen Check empfehlen:
Erreicht das Objektiv unendlich? am besten ein Weitwinkelobjektiv verwenden und gucken, ob man ein sehr weit entferntes Objekt scharf stellen kann.
(Hintergrund: Die meisten Adapter haben ein etwas geringeres Auflagemaß, so dass man über unendlich hinaus fokussieren kann. Das ist sinvoll weil die viele ältere Objektive ungenau auf unendlich justiert sind, an analogen Kameras fiel das nicht auf, an der deutlich höher auflösenden Nex würde es auffallen, man könnte mit einem perfekt justierten Adapter ein sehr weit entferntes Objekt nicht scharf stellen.Hat das Objektiv Spiel? Das Objektiv sollte fest im Adapter sitzen ohne dass man Gewalt anwenden muss es rein zu drehen. Wenn man die Drehrichtung des Fokusrings ändert sollte das Bild auch mit der Fokuslupe keinen Sprung machen. Minimales Spiel haben aber auch Systemobjektive, da ist ganz normal.Sitzt der Adapter ohne störendes Spiel an der Kamera?
Falls einer der Punkte nicht zutrifft würde ich mich einfach an den Anbieter wenden, die sind nach meiner Erfahrung kooperativ.
Fokussieren
Mit einer spiegellosen Systemkameras verwendet man entweder das Display welches in der Regel vertikal klappbar ist oder einen elektronsichen Sucher zum Fokussieren.
Aktiviert man die Sucherlupe, so wird ein kleiner Ausschnitt des Bildes vergrößert dargestellt und es ist möglich sehr präzise zu fokussieren.
Auch lässt sich bei den meisten Kameras so genanntes Focuspeaking zuschalten welches Kontrastkanten hervorhebt und das Fokussieren erleichtert.
Eine 100%ige Fokussierung in der unvergrößerten Vollansicht ist damit meistens nicht möglich, aber es ist hilfreich wenn man schnell Fokussieren muss und auch um in der vergrößerten Ansicht den genauen Fokuspunkt zu finden.
Persönlich macht mir die Fotografie mit Systemkameras deutlich mehr Spaß und führt zu besseren Ergebnissen, als wenn ich eine DSLR verwende. Gleichzeitig gibt es Fotografen die auf optischen Sucher und ein großes, griffiges Gehäuse nicht verzichten möchten.
Herauszufinden ob einem diese Art der Fotografie liegt ist nicht besonders teuer: Für unter 300¤ bekommt man (eine gebrauchte) Kamera + Adapter und kann diese bei Nichtgefallen ohne große Verluste wieder verkaufen.
Bildqualität
Die erreichbare Bildqualität ist sehr gut und viele moderne Zooms kommen nicht an das Leistungsniveau der alten Rokkore heran.
Stevemark hier aus dem Forum hat sehr viele Minoltas an der NEX-5n getestet, seine Ergebnisse findet ihr hier[&url.
Bildbeispiele gibt es hier im Forum einige, aber auch in diesem [url=http://www.flickr.com/photos/birnenbaumgarten/sets/72157631555330011/]flickr-set von mir.
An der Vollformat NEX-a7r habe ich auch schon einige Rokkore testen können und sie machten eine recht gute Figur.
FAQ
Was hat es mit dem Crop Faktor auf sich?
Der in den meisten Kameras wie z.B. der Sony Nex Serie verwendete Sensor hat das APS-C Format, das heißt der Sensor ist ca. 18x24mm groß, also in etwa halb so groß wie das Kleinbildformat von 24x36mm.
Dies hat - wenn man nur den Bildausschnitt betrachtet - den selben Effekt, wie wenn man an einer Kleinbildkamera ein Objektiv mit 1.5 facher Brennweite verwenden würde. Also z.B. statt einem 200mm Objektiv ein 300mm Objektiv.
Ein 1.4/50 Objektiv verhält sich an einer APS-C Kamera wie ein 2/75 Objektiv.
Beispielhaft habe ich es einmal in einem Bild illustriert:
Beispielbilder
Um euch lust auf Minolta Altglas zu machen ein paar Bildbeispiele