moin, ZITAt (GBayer @ 2011-09-06, 23:28) ZITAt (roseblood11 @ 2011-09-06, 21:41) Vom Sensor bis zum A/D-Wandler liegen mehrere Komponenten im Signalweg. Alle sind nicht so "ideal" wie die ihnen zugrunde liegenden Theorien sie beschreiben, sondern haben ihre Eigenheiten und beeinflussen, was hinten raus kommt, außerdem bestehen sicher auch Wechselwirkungen zwischen diesen Komponenten. Wenn man diese Einflüsse kennt, versucht man ihnen dann per Software zu begegnen. Was ist daran so ungewöhnlich bzw nicht plausibel?[/quote]Unbestritten. Was Du hier beschreibst, ist der Weg bis zum Vorserienmodell. Dort endet dann jede Manipulation. Wär doch doof von Sony, hier ein Einfallstor offen zu produzieren?[/quote]
Gerhard, da liegst Du vmtl. falsch. Sony Semi verkauft dieselben Sensoren an Nikon, Pentax, Canon, Sony Imaging usw. Die Abnehmer wollen und müssen die Sensoren konfigurieren können.
Die diversen Verarbeitungs-Stufen des rohen Sensors sind von der Kamerasteuerung beeinflussbar, sie müssen es sein. Das fängt bei der Vorspannung der Pixelzellen an, geht weiter mit der Verstärkerkennlinie der Analogverstärker, der analogen Rauschverminderung vor den A/D-Wandlern, der A/D-Wandlerkennlinie und zuletzt der digitalen Rauschverminderung nach den A/D-Wandlern. Erst dieses deutlich verarbeitete Signal kann an den Anschlüssen des Sensors abgegriffen werden, zumindest bei den Sony-Exmor-Sensoren (die haben die Spalten-A/D-Wandler on-chip). Da bis auf Canon alle Hersteller dieselben Sony-Sensoren verwenden (abgesehen von einigen Exoten wie Leica, MF und wenigen älteren Nikon-Modellen), gilt dies für die Mehrzahl der z.Zt. in Produktion befindlichen DSLR/DSLT/Systemkamera-Gehäuse. Bei den kleineren Kompaktknipsen ist es noch extremer, da verwendet selbst Canon teilweise Sony-Sensoren ... Nur bei den Winzchips in Mobiltelefonen gibt es andere Anbieter mit relevantem Marktanteil.
Die Beeinflussung ist damit der Firmware zugänglich und somit auch nach der Produktion noch veränderbar. Muss sogar so sein, denn die demnächst auszuliefernden Modelle sind längst produziert. Sobald die Firmware einigermaßen läuft, wird die aufgespielt, der Krempel verpackt und zwecks Ausreifung beim Kunden auf die Reise geschickt. Wobei Sony bisher meist recht "fertige" Firmware ausgeliefert hat, echte Bugfixes und/oder Nachbesserungen waren, von den "Erstversuchen" A100 und A700 mal abgesehen, (fast) nicht mehr notwendig. Alle Firmware-Updates bei Sony nach der A700 waren primär Upgrades mit neuen Funktionen oder Veränderungen in vorhandenen Funktionen auf Kundenwunsch.
Ein "echtes" RAW hat es bei CMOS-Sensoren nie gegeben und wird es niemals geben. Selbst die Farbebenen des vorverabeiteten Sensor-Outputs vor der Bayer-Interpolation rauschen noch so extrem, dass speziell der Rotkanal selbst bei niedriger Empfindlichkeit von weißem Rauschen kaum unterscheidbar ist. Die "native"-Empfindlichkeit des 24MPix-23.5x15.6mm²-Exmor dürfte irgendwo zwischen ISO 800 und ISO 1600 liegen (A900: vmtl. ca. ISO 640), alles darunter wird mit Analog-Verstärkung unter "1" erreicht. Daher muss die Firmware die Kennlinien je nach Empfindlichkeitseinstellung und mglw. auch Lichtwert ändern können, sonst würde die Dynamik massiv in die Knie gehen. Eine zu starke Dämpfung (ISO 50) führt bei den z.Zt. verfügbaren Algorithmen dann zu einer Verschlechterung, mglw. gibt es da prinzipielle Grenzen.
Nikon "fährt" die Sony-Sensoren mit leicht abweichenden Kennlinien, zudem verwendet Nikon offenbar eine etwas dichtere Farbfiltermatrix und wohl auch etwas anders ausgelegte AA-Filter. Zumindest bei dem Paar A900/D3X ist auch die Ausgabekennlinie unterschiedlich, Nikon scheint speziell bei sehr niedrigen Werten eine eigenwillige Interpretation der Daten vorzunehmen. Wird von vielen Betrachtern von weitem als besser empfunden und liefert bei messtechnischer Auswertung "sauberere" Werte, im Detail wirkt das für mich aber stärker verarbeitet ("glattgebügelt", bei Beispielen, die ich gesehen habe, eine D3X zum Vergleichen habe ich nicht. Die Unterschiede sind aber gering.).
Vergessen wir also mal "RAW" im klassischen Sinne von "völlig unbearbeitet".
Die [c]RAW-Dateien enthalten die Daten nach der on-chip-Signalverarbeitung und ggfs. verlustfreien/-armen/-behafteten Kompression und vor der Bayer-Interpolation und dem Weißabgleich und ggfs. verfügbarer Objektivkorrekturen und Backend-Rauschminderung und Schärfung und ggfs. verfügbarer "Kreativ"-Programme usw.; nicht mehr, und auch nicht weniger.
gruesze, thomas
wieder da ...