ZITAT(Reisefoto @ 2010-08-03, 13:59) Unabhängig davon sollten wir den Kampf innerhalb von Sony um den möglichen Ausstieg aus dem Vollformat ernst nehmen und es Sony in Umfragen, Mails, Blogeinträgen, Facebook usw. deutlich wissen lassen, was wir von einer solchen Entscheidung halten würden. Ich habe mich zu diesem Zweck sogar im Club Sonus angemeldet.
Edit: Link zum dortigen Thread:
http://club-sonus.sony.de/forum/thread.jspa?threadID=5292[/quote]
Zugegeben, diese Meldung ist für Außenstehende nur schwer von einem der vielen haltlosen Gerüchte zu unterscheiden, aber soviel Unverstand und zum Teil grobe Frechheit, wie Dir in diesem Thread im Club Sonus entgegenschlägt, ist trotzdem erschreckend. Ist das der normale Umgangston in diesem Sony-eigenen Forum oder ist's nur, weil Du Dich dort neu angemeldet hast und direkt mit einer schlechten Nachricht hereinplatzt?
Das Problem: Shooting the messenger wird an der real bedrohlichen Situation überhaupt nichts ändern. Das Einzige, was Sony u.U. umstimmen kann, sind Argumente und Taten, durch die klar wird, daß Sony mit Vollformatgeräten im Rahmen des Sony Alpha DSLR-Systems (direkt oder indirekt) Geld verdienen kann und es sich bei dem Erhalt von Vollformatkameras um eine strategisch wichtige Entscheidung für die Zukunft des gesamten Systems handelt. Dafür muß man mal fünf oder vielleicht auch zehn Jahre in die Zukunft schauen.
In meinen Augen wird das APS-C-Format dann im Rahmen des A-Bajonetts komplett "abgemeldet" sein, da sich bis dahin andere Systeme etabliert haben werden, die von vorneherein für APS-C konstruiert wurden, so daß es dann keine vernünftige Begründung mehr gibt, ein von Grund auf für das Format 24x36mm gerechnetes Bajonett (*) mit einer "Krückenlösung" wie APS-C zu verwenden. ((*) Dazu zähle ich im Rahmen des A-Bajonetts unveränderliche geometrische Größen wie die Abmessungen der Filmbühne, des Spiegelkastens - egal, ob nun mit oder ohne Spiegel -, des Auflagemaßes und der lichten Weite des Bajonetts, auf die sämtliche Objektivrechnungen abgestimmt sind und sein müssen - auch die von APS-C-Objektiven.) Gibt es dann im Rahmen dieses Systems kein Vollformat mehr, hat das gesamte System seine Daseinsberechtigung verloren und kann eingestellt werden. Nur APS-C für das A-Bajonett anzubieten, wird heute und vielleicht noch ein paar Jahre funktionieren, aber in fünf Jahren wird Sony damit keinen Blumentopf mehr gewinnen und nennenswerte Verkäufe solcher Kameras tätigen können (denn dann wird es bessere Systemalternativen für APS-C-Format-Kameras geben, die im Rahmen des A-Bajonetts konstruktiv niemals realisierbar wären). Mit Vollformat stehen hingegen alle Optionen offen und das A-Bajonett-System bliebe absolut konkurrenzfähig - kein Wunder, denn für genau dieses Format wurde es 1985 konstruiert. Es geht hier also um eine Entscheidung um die Zukunft des gesamten Systems. Da wird sich dann auch zeigen, ob Sonys Ambitionen im Fotosektor nur auf kurzfristigen Profit ausgelegt sind (gewesen sein werden), oder ob man auch in der Lage ist, wie andere Fotogerätehersteller mittel- und langfristige Ziele zu verfolgen und dabei die Mission "pro Fotografie" nicht aus den Augen verliert. Die A-Bajonett-Produkte, die Sony in den letzten anderthalb Jahren herausgebracht hat, sind bis auf drei Ausnahmen (HVL-F20AM, DSLR-A850 und 2/24 ZA SSM) in meinen Augen überflüssig gewesen, da sie langfristig in die grundsätzlich falsche Richtung abzielen. Da hätten sie die Zeit besser in sinnvolle Detailoptimierungen, Funktionserweiterungen und vielfach gewünschte Firmware-Verbesserungen gesteckt. So, wie es aber gelaufen ist, muß sich Sony nicht wundern, wenn sich Vollformatgeräte nicht besonders gut verkaufen; die Leute wollen natürlich zuerst sehen, daß Sony sich dem A-Bajonett und dem Vollformat langfristig verpflichtet fühlt, ehe sie größere Summen in das System investieren - wobei wir von Sony bisher immer die Information bekommen haben, die DSLR-A900 würde sich über den Erwartungen verkaufen. Sony hat - ganz im Gegenteil - durch massiven Funktionsbeschnitt nicht nur bei den Einsteigergehäusen, Billigstobjektive mit technisch rückschrittigem SAM-Antrieb (gegenüber Stangen-AF und SSM), technisch unnötige Inkompatibilitäten beim Blitz- und Objektivsystem, Vorstellung eines "Konkurrenzsystems", Auslaufenlassen der DSLR-A700, allgemein schlechte Produktverfügbarkeit, massive Preiserhöhungen und Unterdrückung von Grauimporten alles getan, um das System für potentielle Kunden möglichst uninteressant zu machen, für informierte Neueinsteiger genauso wie für erfahrene Fotografen. Die einzigen, für die das System jetzt noch interessant ist, sind planlose Einsteiger, die die Funktionseinschränkungen erst nach dem Kauf bemerken und die so wenig in das System investieren, daß sie mit jedem Kamerakauf auch wieder in ein anderes System einsteigen können - was gerade am billigsten ist und vom mediamarkt-Verkäufer angepriesen wird -, sowie erfahrene Anwender, die mit der Erbmasse von Minolta ins System gekommen sind und nun "zwangsweise" mit dem einen oder anderen Kompromiß leben müssen, sofern bzw. solange sie das System noch nicht gewechselt haben. Von Nutzern anderer Systeme werden bezeichnenderweise lediglich die Zeiss-Objektive und die DSLR-A900 als günstige Vollformatkamera als potentielle Objekte der Begierde beachtet - also gerade das, was mit einer Entscheidung gegen Vollformat im A-Bajonett-System keine Zukunft mehr hätte. Hätte Sony das Alpha-DSLR-System und Vollformatkomponenten mal so gepusht, wie das im Moment mit den massiven und zum Teil äußerst aggressiven Werbekampagnen zum Sony NEX-System geschieht, hätten sie mit Sicherheit auch deutlich mehr Absatz erzielt und das System würde ganz anders im Markt dastehen. So ist es eher so, daß Sony das Vertrauen, das sie sich bis zur photokina 2008 erarbeitet haben, wieder komplett verspielt haben. Aber wenn man arrogant meint, es besser zu wissen, als die Leute, die die Geräte in der Praxis benutzen und sich z.T. besser damit auskennen, als die Repräsentaten bei Sony selbst (außerhalb der Entwicklungsabteilungen), und wenn man nicht zuhört, wenn die Nutzer gehäuft bestimmte Dinge kritisieren oder Verbesserungsvorschläge bringen, muß man sich nicht wundern. Ein Großteil der Probleme mit dem Sony Alpha-System ist hausgemacht, und deshalb wird nur Sony sie ändern können. Sony muß und soll Geld verdienen, aber eine Änderung der Haltung des Herstellers gegenüber den Nutzern in Richtung Partnerschaft ist notwendige Voraussetzung für das langfristige Fortbestehen des Systems - meiner Ansicht nach schließt das eine das andere aber nicht aus, im Gegenteil! Wenn Sony das nicht begreift, ist das A-Bajonett-System mittelfristig dem Untergang geweiht - und ohne Vollformat sowieso. Möglicherweise wird Vollformat im A-Bajonett ein dead end, wenn Sony eine Entscheidung in diese Richtung fällt, aber APS-C ist im Rahmen dieses Bajonetts mit oder ohne Sonys Entscheidung bzgl. Vollformat in wenigen Jahren ein sicheres dead end. Wenn überhaupt, dann liegt die Zukunft des Systems also gerade im Vollformat.
Viele Grüße,
Matthias