RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#46 von AlexDragon ( Gast ) , 09.05.2004 01:23

Hallo,
dann schaut Euch mal Modefotos an, oder die aus den sogenannten Hochglanzmagazinen - da ist alles bis zum geht nicht mehr verfälscht und da sagt keiner was! So ist einfach die Welt heutzutage - alles wird verfälscht - sogar schon die Natur - Klonen! Akzeptiert einfach die Realität, denn an der geht kein Weg dran vorbei und auf Dauer kann man nicht gegen den Strom schwimmen, man vergeudet dann nur unnötig Energie, die man für anderes besser verwenden kann! Oder wie es in Köln heißt: et kütt wie et kütt! B)

Gruss

Alex /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />



AlexDragon

RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#47 von ingobohn , 09.05.2004 10:38

Et kütt wie et kütt sollte aber nicht darin enden, dass man alles und jedes widerstands- und widerspruchslos hinnimmt.

"Gegen den Strom schwimmen heisst, zurück zu den Quellen und Wurzeln!"



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#48 von andbaum , 09.05.2004 11:59

jetzt will ich auch mal ein statement abgeben. also, in meinem augen verhält es sich so:

sobald man ein foto bewusst fotografiert. dh sich über die kompostion, belichtung, etc gedanken macht, man im prinzip schon kein rein dokumentarisches abbild mehr hat. wollte man ein einfaches abbild, muss man einfach draufhalten mit 35 oder 50mm und nichts besonders beachten.

aber auch ich bin mittlerweile nicht mehr sooo der fan von grossartiger digitaler aufbereitungen, die über die korrekturen zur originalgetreuen darstellung hinaus gehen.

es ist doch so, dass die arbeit vor der aufnahme, bei der aufnahme (und evtl nach der aufnahme in der duka) wesentlich mehr können erfordern, als wenn man sein bild in PS zurechtrückt, die schärfenverteilung anders wählt und störende elemente wegstempelt. ja, auch in einer duka kann man abwedeln und hat sonstige möglichkeiten um seine bildaussage zu unterstreichen. aber die klicks in PS kann man beliebig oft rückgängig machen und bis zum umfallen experimentieren. in meinen augen ist daher ein digital abgewedeltes bild "weniger wert", als ein analoger handgemachter abzug. vergleicht doch einfach mal die arbeit, die man jeweils reinsteckt!

dass wir uns nicht falsch verstehen: ich habe keine duka und finde auch auf sau vielen fotos im nachhinein punkte, über die ich mich ärgere. und ich habe auch schon mal was weggestempelt.

aber richtig stolz macht mich ein foto, dass ohne digitale hilfe gelungen ist. bei allem anderen finde ich, dass ich mich irgendwie selbst betrüge indem ich ein foto besser mache, als ich es aufgenommen habe. beim späteren betrachten macht mir so ein foto dann nicht annähernd so viel freude, wie ein "richtiges" und ich muss immer an den ast denken, der sich so störend in die aufnahme geschlichen hat, aber jetzt auf dem digitalen bild nicht mehr zu sehen ist.

und freude an seiner beschäftigung zu haben ist, was ein hobby ausmacht.

also, wenn es euch nicht stört, nachher am pc alles zurecht zu rücken, ok. für mich persönlich ist ein echtes, gutes foto mehr wert, als 10 gute fotos, die ohne pc nur durchschnittliche wären.



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#49 von klaus_knips ( gelöscht ) , 10.05.2004 13:54

Nochmal ich,

ersmal möchte ich mihc auch dem Lob von ThomasD anschliessen:

Ihr diskutiert auf hohem Niveau und ohne Gift. Das kommt leider heutzutage ncht mehr oft vor.

Und dann wollte ich noch meinem Vorredner zustimmen:

ZITATdass ich mich irgendwie selbst betrüge indem ich ein foto besser mache, als ich es aufgenommen habe[/quote]

Ich belüg mich doch selbst, wenn ich an meinen Bildern rumfummel. Und das ist der moralische Akspekt, den jeder Fotograf mit sich schleppt, auch und vor allem der Dokumentarfotograf. In welchem Masse ich die Nachbearbeitung ertrage ist abhängig von meiner Kaltschnäutzigkeit und dem Mass an Gegenwind, das die Kritiker meiner Bilder aufbauen.
Ich glaube nicht, daß der Urheber der Politbürobilder besonders stolz auf die darin enthaltenen fotografischen Leistungen war.

Letztendlich ist uns der Betrachter ausgeliefert, und damit müssen wir verantwortlich umgehen.

Macht weiter so
Klaus



klaus_knips

RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#50 von IEHH ( gelöscht ) , 10.05.2004 20:21

Vielleicht sollten wir die Fotowelt in

- Impressionisten und
- Expressionisten

teilen.

Ciao
Ingo



IEHH

RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#51 von !!wolf!! , 10.05.2004 21:56

Ich denke, dass pauschalierte Äußerungen hier nicht weiterhelfen. Letztendlich muss hier jeder selbst wissen, was er mag und was nicht. Der Fotograf sollte jedoch dem Betrachter die Chance geben, selbst zu entscheiden.

Für mich kann ein mit egal wievielen und welchen Verfahren verarbeitetes, "verfälschtes" Foto durchaus erstklassige Kunst sein, sofern dies entweder klar ersichtlich ist oder kenntlich gemacht wurde.

Ein vollkommen unverändertes Bild kann hingegen "Betrug" sein. Zum Beispiel wenn ich in einer total verregneten Gegend an einem total verregneten Tag auf genau die Minute warte, in der der Himmel kurz aufbricht und sich die Landschaft in strahlendem Sonnenschein zeigt (oder umgekehrt). Oder die Aufnahme im Tierpark, die als Wildlifedoku verkauft wird. Oder die Kriegsaufnahme, bei der der Fotograf für die Randale bezahlt hat. Oder oder oder... Der Begriff der Wahrheit ist bereits bei der Aufnahmesituation sehr relativ.

Ein anderes Beispiel: Wie ist das mit den heute schon fast unvermeidlichen Stromleitungen im Bild. Entferne ich diese wie auch immer aus dem Bild, so ist dies eine Verfälschung der Wahrheit, oder? Was aber, wenn diese vom Betrachter am realen Standort eigentlich gar nicht wahrgenommen werden? Ist dann nicht eher das unbearbeitete Foto eine Verfälschung?
Es gilt also auch zu beachten, dass bereits unsere Wahrnehmung nicht unbedingt der Realität entspricht.

Hier nur ein paar Stichworte wie wir beim ganz konventionellen Fotografieren bereits den Betrachter manipulierenurch die Beschränkung auf zwei Dimensionen.Durch Zeigen oder bewusstes Weglassen.Durch die Wahl des Filmmaterials (z.B. unterschiedliche Farbwiedergabe).Durch die Entscheidung Farbe oder sw.Durch die Wahl des Objektivs und daraus resultierende objektivtypische Effekte.Durch die Wahl von Tages- und Jahreszeit.Durch die Wahl des Standorts.Die Wahl der Blende und damit der Schärfentiefe.Manche dieser Punkte werden heutzutage von vielen Betrachtern als selbstverständlich und nicht als Manipulation empfunden werden. Dies ändert aber nichts an der eigentlichen Tatsache.

Mein Fazit: bei Kunst ist grundsätzlich alles erlaubt, bei Dokumentationen sollte auf "künstlerische" Eingriffe soweit als möglich verzichtet werden.

Fotografieren bedeutet Abstrahieren. Wir können nicht Wahrheit und Wirklichkeit fotografisch AB-BILDEN.


Gruß, Wolf



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#52 von Frank H. , 10.05.2004 22:53

Hallo Wolf,

aufmerksam lese ich Eure Diskussion, allerdings kann ich einiges nicht so richtig nachvollziehen.

Du schreibst:

ZITATEin vollkommen unverändertes Bild kann hingegen "Betrug" sein. Zum Beispiel wenn ich in einer total verregneten Gegend an einem total verregneten Tag auf genau die Minute warte, in der der Himmel kurz aufbricht und sich die Landschaft in strahlendem Sonnenschein zeigt (oder umgekehrt).[/quote]

Ein Foto ist doch letztendlich nicht mehr als eine Momentaufnahme?
Und wenn in diesem einzigen Moment am Tage die Sonne schien und es "dokumentiert" wird, wo ist da der "Betrug" im Bild?
Doch nur, wenn ich das Foto z. B. sinngemäß kommentiere:"Den ganzen Tag war "schönes" Wetter!"?

ZITATOder die Aufnahme im Tierpark, die als Wildlifedoku verkauft wird.[/quote]

Hier kann ich den Betrug im Gegensatz zum ersten Beispiel erkennen.

ZITATEin anderes Beispiel: Wie ist das mit den heute schon fast unvermeidlichen Stromleitungen im Bild. Entferne ich diese wie auch immer aus dem Bild, so ist dies eine Verfälschung der Wahrheit, oder? Was aber, wenn diese vom Betrachter am realen Standort eigentlich gar nicht wahrgenommen werden? Ist dann nicht eher das unbearbeitete Foto eine Verfälschung?[/quote]

In wie weit ist die Wahrnehmung des Betrachters von Bedeutung, wenn er die örtlichen Gegebenheiten kennt?
Ist letztendlich nicht die Bildwirkung entscheidend in Bezug auf das Wahrnehmungsvermögen?

Will man den Moment so wiedergeben, wie man ihn gesehen hat oder lieber gesehen haben möchte?

ZITATHier nur ein paar Stichworte wie wir beim ganz konventionellen Fotografieren bereits den Betrachter manipulieren:
Durch die Beschränkung auf zwei Dimensionen.[/quote]

O.K.

ZITATDurch Zeigen oder bewusstes Weglassen.[/quote]

O.K.

ZITATDurch die Wahl des Filmmaterials (z.B. unterschiedliche Farbwiedergabe).[/quote]

O.K.
Allerdings wird das doch (fast) nur im Dia-Bereich wahrgenommen.
S/W in Eigenentwicklung und Vergrößerung mal außen vorgelassen.

ZITATDurch die Entscheidung Farbe oder sw.[/quote]

Hat man vor 60 Jahren auch so denken können?
Oder ist das ein wandelner Prozeß gewesen?

ZITATDurch die Wahl des Objektivs und daraus resultierende objektivtypische Effekte.[/quote]

Wobei der Effekt, zumindest für einen erfahrenen Fotografen, aber relativ schnell erkennbar und einzuordnen ist.

ZITATDurch die Wahl von Tages- und Jahreszeit.[/quote]

Das verstehe ich nicht.
Was manipuliert man durch diese Auswahl?
Bitte ein Beispiel für mich...

ZITATDurch die Wahl des Standorts.[/quote]

Hhhmmm...

ZITATDie Wahl der Blende und damit der Schärfentiefe.[/quote]

Hat das menschliche Auge eine Tilt-Funktion?
Fokussieren wir nicht auch auf bestimmte Dinge und "übersehen" den Vorder- oder Hintergrund?
Bei längeren und langen Brennweiten und entsprechenden Objektabständen gehe ich den Weg mit.

Gruß Frank H.



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#53 von !!wolf!! , 10.05.2004 23:34

ZITATUnd wenn in diesem einzigen Moment am Tage die Sonne schien und es "dokumentiert" wird, wo ist da der "Betrug" im Bild?
Doch nur, wenn ich das Foto z. B. sinngemäß kommentiere:"Den ganzen Tag war "schönes" Wetter!"?[/quote]
Dieser Kommentar kann auch implizit erfolgen, z.B. durch Zeigen eines solchen Bildes in einer Diashow, bei der alle Bilder schönes Wetter zeigen. Oder um es anders zu sagen: "The sun always shines on tv.".

ZITATWill man den Moment so wiedergeben, wie man ihn gesehen hat oder lieber gesehen haben möchte?[/quote]
Das meinte ich nicht. Ich meinte, dass man den "Moment" tatsächlich anders sieht als er ist.

ZITATWobei der Effekt, zumindest für einen erfahrenen Fotografen, aber relativ schnell erkennbar und einzuordnen ist.[/quote]
Richtig, aber ist das als gegeben vorauszusetzen?

ZITATHat das menschliche Auge eine Tilt-Funktion?[/quote]
Nach meinem Wissen hat das menschliche Auge keine Tilt-Funktion. Die Tilt/Shift-Wirkung entsteht erst im Gehirn. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Letztendlich glaub ich doch, dass du mich ganz gut verstanden hast. /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" />

Gruß, Wolf



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#54 von Frank H. , 11.05.2004 08:00

Guten Morgen Wolf,

ZITATZITATUnd wenn in diesem einzigen Moment am Tage die Sonne schien und es "dokumentiert" wird, wo ist da der "Betrug" im Bild?
Doch nur, wenn ich das Foto z. B. sinngemäß kommentiere:"Den ganzen Tag war "schönes" Wetter!"?[/quote]

Dieser Kommentar kann auch implizit erfolgen, z.B. durch Zeigen eines solchen Bildes in einer Diashow, bei der alle Bilder schönes Wetter zeigen. Oder um es anders zu sagen: "The sun always shines on tv.".[/quote]

Ist das nicht ein gedanklicher Fehler?
Was kann die "ehrliche" Momentaufnahme dafür, daß "Du" sie für Deine Lügengeschichten benutzt? /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />
Einzelnd für sich betrachtet gibt dieses Bild immer noch eine Momentaufnahme wieder, erst im Zusammenhang mit anderen Aufnahmen kann (! der Eindruck einer Verfremdung der realen Vorgänge entstehen. Aber nicht durch das Bild, sondern einzig durch den jenigen, der das Bild manipulierend einsetzt.

Über diese/Deine Brücke mag ich weiterhin nicht gehen.

ZITATZITATWill man den Moment so wiedergeben, wie man ihn gesehen hat oder lieber gesehen haben möchte?[/quote]

Das meinte ich nicht. Ich meinte, dass man den "Moment" tatsächlich anders sieht als er ist.[/quote]

/blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" /> ?

Also, ein Sonnenuntergang ist ein Sonnenuntergang ist ein Sonnenuntergang...
Aufgrund Deines subjektiven (! Empfindens hast Du ein bestimmtes "Bild" vor Augen bzgl. eines bestimmten Sonnenunterganges. Das fotografierte (ABild des selben Sonnnenunterganges aber entspricht nicht Deiner Vorstellung des "erlebten" Sonnenunterganges?
Besteht die Möglichkeit, daß die "Masse" zwar emotional sehen kann, dies aber fotografisch nicht umzusetzen versteht?

Helfe mir doch bitte auf die Sprünge.

ZITATLetztendlich glaub ich doch, dass du mich ganz gut verstanden hast.[/quote]

Nicht wirklich in allen Details. Genauso wie viele Statements anderer Teilnehmer nicht.
Allerdings habe ich mich erst so spät in das Thema reingelesen, daß es müßig wäre alle Fragen jetzt wieder auszubuddeln, die ich hätte.
Also mußte der Letzte drann glauben... /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />

Gruß Frank



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#55 von !!wolf!! , 11.05.2004 13:13

Hallo Frank!

ZITATIst das nicht ein gedanklicher Fehler?[/quote]
Meiner Ansicht nach nicht. Es ging mir darum, zu zeigen, dass das Medium Fotografie zur Abbildung absoluter Wahrheit nur sehr bedingt geeignet ist, da Fotografieren immer Abstrahieren bedeutet.

ZITATÜber diese/Deine Brücke mag ich weiterhin nicht gehen.[/quote]
Dann musst du eben schwimmen. /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />

ZITATAlso, ein Sonnenuntergang ist ein Sonnenuntergang ist ein Sonnenuntergang...[/quote]
Das mag naturwissenschaftlich unter sonst gleichen Bedingungen korrekt sein, fotografisch gesehen, wird dir da wohl kaum jemand zustimmen.

ZITATAllerdings habe ich mich erst so spät in das Thema reingelesen, daß es müßig wäre alle Fragen jetzt wieder auszubuddeln, die ich hätte.
Also mußte der Letzte drann glauben...[/quote]
Ich bin selbst sehr spät dran und deshalb sehr froh, dass sich noch jemand gefunden hat...
Letztendlich diskutieren wir mir aber im Moment viel zu sehr an Details herum.

Die Kernaussagen warenas Medium Fotografie ist zur Abbildung absoluter Wahrheit nur sehr bedingt geeignet, da Fotografieren immer Abstrahieren bedeutet. Fotografie kann auch Kunst sein, dann ist sowieso alles erlaubt.Bei Fotografie mit dokumentarischem Charakter muss jeder selbst wissen, wo seine Grenzen liegen, man sollte sich jedoch mit Manipulationen des Betrachters auf ein unumgängliches Minimum beschränken.Gruß, Wolf



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#56 von ebarwick , 11.05.2004 23:36

Hallo,

letztendlich ist es doch entscheidend, welche Ansprüche ich an mich selbst stelle.
Manfred hat das eingangs für sich beantwortet, Lars bezog die gegensätzliche Stellungnahme.
Beide werden mit ihrer Sicht der Dinge glücklich sein - und darauf kommt's an.

Wenn ich dem Leuchtturm in Glücksburg den Vollmond per Mehrfachbelichtung hinzugeselle, ist das ganz sicher eine Manipulation. Und dann freue ich mich beim Betrachten des fertigen Bildes auch noch, dass es geklappt hat. Am PC hätte ich das nicht versucht - der Jagdinstinkt funktioniert bei mir halt nur in der Natur.
Andererseits bin ich bei 99% meiner Bilder kompromisslos, entweder fällt das Bild durch seine Bildgestaltung oder durch Spielen mit dem Licht auf - auf keinen Fall durch Spielen am PC...

Meine Frau z. B. steht mit dem PC auf Kriegsfuß - fotografiert aber gestalterisch ganz hervorragend. Wäre es nun umgekehrt, würde ihr die Nachbearbeitung am Computer auch nicht mehr helfen...

Jedem also das Seine - aber ehrlich sollte man schon dabei bleiben. Wer manipulierte Bilder als authentisch hinstellt, belügt seine Zuschauer/Betrachter und letztendlich sich selbst. Und dieses Päckchen wollte ich nicht mit mir herumtragen...

Grüße
Erhard



 
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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#57 von mullar , 12.05.2004 08:17

@ Erhard: Das hast Du jetzt aber schön formuliert! Auch wenn ich mich nicht gerne als Stellvertreter der EBV-Koalition sehe - aber wenn Ihr jemanden braucht, den Ihr Euch vorstellen könnt - OK. Allerdings ist auch der Großteil meiner Bilder ohne originalverfremdende Manipulationen entstanden.

##############

Ich hatte manchmal in den bisherigen Diskussionen, denen ich aufmerksam gefolgt bin, den Eindruck, dass sich das Gewicht nicht auf Manipulation zulässig oder nicht bzw. in welchem Umfang beschränkte, sondern vielmehr auf den immer wieder neuen "Kleinkrieg" zwischen analoger und digitaler Fotografie.

Dem Digitalnutzer wird im Allgemeinen schon von vornherein eine gewisse Manipulations-Kriminalität unterstellt, währenddessen man gerne dazu neigt dem Analog-Nutzer (und Selbsteintwickler im eigenen Studio) eine größere handwerkliche Begabung zuzugestehen.

Was ich meine ist, wenn eine Mehrfachbelichtung oder eine Kontrast- bzw. Farbbeeinflussung im analogen Bereich beim Entwickeln oder wo auch immer stattfindet, wird dies im Allgemeinen akzeptiert, manchmal gelobt, keinesfalls jedoch als ketzerisch dargestellt. Erfolgt dies mit einem Software-Handwerksmittel (was für die Analog-Nutzer möglicherweise genauso eine schwarze Kunst sein mag, wie für mich das Abwedeln, Fixieren, Entwickeln, ...), wird dies gern als unnötig und übertrieben dargestellt - quasi um schlechte Bilder aufzuwerten - auch wenn z.B. die Bildkomposition stimmen sollte.

Vielleicht liegt der Hintergrund darin begraben, dass mit der Digitalfotografie und auch der EBV eine jahrzentealte Domäne aufgelöst wird, die es bisher nur einer Handvoll Spezialisten erlaubte, gute und vorzeigbare Resultate ihrer Bilder (nach dem Auslösen) zu erzeugen und alle, die bisher von "Spezialisten" wie Rossmann oder dm-Markt abhängig waren, nunmehr auch einen Einfluss auf ihre Bilder nach dem Auslösen nehmen können. Dass das der Spezialisten-Gruppe weh tut, kann ich mir vorstellen.

Anmerkung: Auch mich ärgert es, dass mittlerweile jeder eine nahezu perfekte Sicherungskopie einer kopierschutzfreien DVD anfertigen kann und mein über die Jahre aufgebautes Spezialwissen über MPEG4/DivX nicht mehr benötigt wird um gute Resultate auf dem TV zu sehen - aber was soll's - das mussten bisher alle akzeptieren: die Pioniere der Dampfmaschine, die Nutzer der riesigen und teuren Spulentonbandgeräte, die Nutzer der 8- o. 16-mm Filmkameras, ... die Liste ist schier unendlich und das Rad dreht sich weiter ...

Und da wir uns scheinbar wiedereinmal in einer solchen Zeit des Umbruchs befinden (könnten) gibt es - wie sollte es anders ein - sehr differente Meinungen und diese sind hin und wieder eben emotionsbelastet (wir sind ja schliesslich Menschen) ...

Liebe Grüsse, La-µ



 
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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#58 von ingobohn , 12.05.2004 08:39

Zitat von mullar
@ Erhard: Das hast Du jetzt aber schön formuliert! Auch wenn ich mich nicht gerne als Stellvertreter der EBV-Koalition sehe - aber wenn Ihr jemanden braucht, den Ihr Euch vorstellen könnt - OK. Allerdings ist auch der Großteil meiner Bilder ohne originalverfremdende Manipulationen entstanden.


Na, na, wir brauchen keinen Punching-Ball. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

ZITATIch hatte manchmal in den bisherigen Diskussionen, denen ich aufmerksam gefolgt bin, den Eindruck, dass sich das Gewicht nicht auf Manipulation zulässig oder nicht bzw. in welchem Umfang beschränkte, sondern vielmehr auf den immer wieder neuen "Kleinkrieg" zwischen analoger und digitaler Fotografie.[/quote]
Stellenweise schimmerte das tatsächlich wieder durch. Da muss ich Dir recht geben.

ZITATDem Digitalnutzer wird im Allgemeinen schon von vornherein eine gewisse Manipulations-Kriminalität unterstellt, währenddessen man gerne dazu neigt dem Analog-Nutzer (und Selbsteintwickler im eigenen Studio) eine größere handwerkliche Begabung zuzugestehen.[/quote]
Right. Allerdings sind neue Werkzeuge (Digitalkameras) ja auch dazu da, neu und anders damit zu arbeiten. Es wäre ja eigentlich ein Treppenwitz, wenn ich die Vorteile der Digitalkamera und der sich daran anschliessenden Bildbearbeitung nicht kreativ, virtuos und stellenweise auch kontrovers nutzen würde!

ZITATWas ich meine ist, wenn eine Mehrfachbelichtung oder eine Kontrast- bzw. Farbbeeinflussung im analogen Bereich beim Entwickeln oder wo auch immer stattfindet, wird dies im Allgemeinen akzeptiert, manchmal gelobt, keinesfalls jedoch als ketzerisch dargestellt.[/quote]
Tendenziell ja.

ZITATErfolgt dies mit einem Software-Handwerksmittel (was für die Analog-Nutzer möglicherweise genauso eine schwarze Kunst sein mag, wie für mich das Abwedeln, Fixieren, Entwickeln, ...), wird dies gern als unnötig und übertrieben dargestellt - quasi um schlechte Bilder aufzuwerten - auch wenn z.B. die Bildkomposition stimmen sollte.[/quote]
Manchmal scheint es halt so zu sein, dass nur gut und qualitativ hochwertig ist, was mich sehr viel Arbeit und Schweiss gekostet hat. Seltsamerweise unterstellt man der EBV, dass man dies ohne Schweiss und Arbeit nur mit ein paar Mausklicks machen kann. Eine wirklich gute EBV kostet mich genauso viel oder wenig Zeit wie die Arbeit in der Dunkelkammer.

ZITATVielleicht liegt der Hintergrund darin begraben, dass mit der Digitalfotografie und auch der EBV eine jahrzentealte Domäne aufgelöst wird, die es bisher nur einer Handvoll Spezialisten erlaubte, gute und vorzeigbare Resultate ihrer Bilder (nach dem Auslösen) zu erzeugen und alle, die bisher von "Spezialisten" wie Rossmann oder dm-Markt abhängig waren, nunmehr auch einen Einfluss auf ihre Bilder nach dem Auslösen nehmen können. Dass das der Spezialisten-Gruppe weh tut, kann ich mir vorstellen.[/quote]
Dazu kommt vielleicht auch noch bei manchen (nicht allen) die Angst vor dem Neuen und Unbekannten schlechterdings dazu. Wem von uns geht es nicht so? Jeder hat irgendwie Bammel, wenn altes verschwindet und man sich auf neues einstellen muss. Eine Zeitlang versucht man sich noch das Alte zu bewahren, manchmal aus gutem Grund, manchmal dann aber auch nur mit "hilflosen" Argumenten. Ersteres ist Konservativismus (in seinem ursprünglichen und positiven Sinne), zweiteres eher Folklorismus.

ZITATAnmerkung: Auch mich ärgert es, dass mittlerweile jeder eine nahezu perfekte Sicherungskopie einer kopierschutzfreien DVD anfertigen kann und mein über die Jahre aufgebautes Spezialwissen über MPEG4/DivX nicht mehr benötigt wird um gute Resultate auf dem TV zu sehen - aber was soll's - das mussten bisher alle akzeptieren: die Pioniere der Dampfmaschine, die Nutzer der riesigen und teuren Spulentonbandgeräte, die Nutzer der 8- o. 16-mm Filmkameras, ... die Liste ist schier unendlich und das Rad dreht sich weiter ...[/quote]
...und das Rad dreht sich vielleicht auch wieder auf Deine Seite... So ist "leider" das Leben.

ZITATUnd da wir uns scheinbar wiedereinmal in einer solchen Zeit des Umbruchs befinden (könnten) gibt es - wie sollte es anders ein - sehr differente Meinungen und diese sind hin und wieder eben emotionsbelastet (wir sind ja schliesslich Menschen) ...[/quote]
Und der Mensch heißt Mensch
Weil er irrt und weil er kämpft
Und weil er hofft und weil er liebt
Und weil er mitfühlt und vergibt

(Herbert Grönemeyer, Mensch)



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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#59 von manfredm , 12.05.2004 09:02

ZITATIch hatte manchmal in den bisherigen Diskussionen, denen ich aufmerksam gefolgt bin, den Eindruck, dass sich das Gewicht nicht auf Manipulation zulässig oder nicht bzw. in welchem Umfang beschränkte, sondern vielmehr auf den immer wieder neuen "Kleinkrieg" zwischen analoger und digitaler Fotografie.[/quote]
Du hast recht, die Diskussion gleitet immer wieder in die Richtung, vermutlich einfach weil nur sehr wenige das in analog können. Das ist aber überhaupt nicht mein Punkt, mein Anliegen ist grundsätzlich, ich habe schon öfter auf Pölking: die Freude am Echten hingewiesen, der meine Ansicht zu Manipulationen aller Art ziemlich auf den Punkt bringt, digital oder analog (Pölking selbst fotografiert mitlerweile zumindest teilweise digital).
Diese ganze Diskussion betrifft nicht die "rein künstlerische" Fotografie, die keinen Anspruch auf irgendeinen dokumentarischen Charakter erhebt, und wir sollten vielleicht die Diskussion darauf lenken, wie das zu unterscheiden ist.
Ich mache übrigens auch keine Doppelbelichtungen, wie von Erhard beschrieben, à la ZITATWenn ich dem Leuchtturm in Glücksburg den Vollmond per Mehrfachbelichtung hinzugeselle[/quote] aber ich mache Doppelbelichtungen, so wie sie auf dem Titel der aktuellen Naturfoto zu sehen sind (Schneeglöckchen scharf plus das selbe defokussiert)... Das Thema ist durchaus vielschichtig.
Manfred



 
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RE: Bildmanipulation als Stilmittel?

#60 von klaus_knips ( gelöscht ) , 12.05.2004 10:39

ZITAT1. Das Medium Fotografie ist zur Abbildung absoluter Wahrheit nur sehr bedingt geeignet, da Fotografieren immer Abstrahieren bedeutet.
2. Fotografie kann auch Kunst sein, dann ist sowieso alles erlaubt.
3. Bei Fotografie mit dokumentarischem Charakter muss jeder selbst wissen, wo seine Grenzen liegen, man sollte sich jedoch mit Manipulationen des Betrachters auf ein unumgängliches Minimum beschränken.[/quote]
@wolf: Ich kann Dir hier nur voll zustimmen.

Und was die Befürchtung angeht, wir steuern in diesem Thread schon wieder auf einen Analog-Digital-Bürgerkrieg hin:
Ich glaubs nicht. Einfach weil Ihr alle zu nett seid! /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" /> /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" /> /good.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="good.gif" />

Ich glaub vielmehr, daß wir dem Kernproblem wieder ein Stück näher kommen.

Für mich stellt es sich folgendermassen dar:
Wir diskutieren hier Bildmanipulationen im weitesten Sinn. (Sogar die Entschiedung eine Aufnahme zu machen gehört da hinein!
Wenn wir das so weit fassen ist eher eine Betrachter-Manipulation als eine reine Bild-Manipulation. (Ich könnte den puristischen Sonnenuntergang ja auch als Sonnenaufgang verkaufen! /wub.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wub.gif" />

Als Fotograf kann ich garnicht anders als den Betrachter zu manipulieren. Ich zeige ihm ein Abbild meiner Wahrnehmung, zumindest versuche ich das. Eigentlich gefällt mir "Führen des Betrachters" hier besser, das ist durch die Bildkompositions-Fraktion deutlich positiver belegt. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

Die Gretchenfrage hier ist für mich:
Wenn ich schon zum Führen verdammt bin, bin ich mir meiner Verantwortung bewusst?
Und hier lautet meine Befürchtung:
In der Digitalgemeinde ist hier die Zahl der Unwissenden deutlich höher als in der Analoggemeinde,
aus folgenden Gründen: (Vorsicht, hier wird es platt, ich will es plakativ darstellen!

Die Digitalwelt reicht deutlich weiter ins Billig-Segment und ist damit als Einstiegdroge besser geeignet. Verbrauchskosten sind ausser Strom nicht notwendig. /huh.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="huh.gif" />
Dies führt schon dazu, daß die Analoggemeinde einen Hauch elitärer ist. /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />
Die Verfahren sind vom Aufwand in beiden Gemeinden sehr unterschiedlich. Die Anzahl Lernschleifen ist dadurch unterschiedlich hoch, und die Weite der Lernschritte damit ebenfalls.
Digital: Durch Fertig-Skripten kann jeder, der eine Maus bedienen kann, auch ein Bild manipulieren. Pro Manipulation am Bild brauchts nur ein paar Sekunden, zumindest für den Mausklick.
Analog: Jede Manipulation braucht hier mindestens Minuten.
Die Folge ist, daß sich die Analogies wohl eher überlegen, was sie tun. Schließlich ist es mühsam, von den Kosten ganz zu schweigen.
Die Entschiedung, eine Manipulation durchzuführen wird vom Aufwand sicherlich beeinflusst.
Das ist lieder so wie mit Waffen. Wenn die Dinger an jeder Ecke verkauft werden, dann wird auch mehr herumgeballert. Die Durchschnittliche Reife der Menschheit ist offenbar doch begrenzt.

So, das macht der Durchschnittknipser.
Leider haben wir hier keine Durchschnittsknipser im Forum, zumindest meldet sich keiner zu Wort!

Mein Fazit ist deshalb:
Wir werden immer in der selben Diskussion enden, wenn wir hier nicht differenzieren. Wir dürfen nicht den Mediamarkt-Durchschnittskunden mit dem Foto-Club-Mitglied vergleichen. (Ersterer wird vermutlich nach der Paintshop-Filter-orgie nicht mehr wissen, was er alles an dem Bild verändert hat!

Ein ernsthafter Digitalfotograf zeichnet sich wie sein Analog-Kollege dadurch aus, daß er
-planvoll fotografiert und dann manipuliert, wenn er mittels Komposition schon alles gegeben hat
-eine bestimmte Wirkung gezielt sucht
-ein Bild nicht überstrapaziert
-sich seiner schöpferischen Verantwortung bewusst ist.

Der letzte Punkt ist für mch der wichtigste!

Das ist keine Pfeife!
ZITATRené Magrittes: "Ce n'est pas une pipe" (1929)[/quote]

Mir gefällts bei Euch
Klaus

P.S.: Ich fummel zwar mit der Dynax 7 rum, aber meine Frau hat eine billige Digi-knipse von Futschi, und Ihre Bilder sind besser! Trotzdem werde ich mich nicht scheiden lassen, denn das wird die Qualität meiner Bilder auch nicht verbessern.



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