ZITAT(tatatu @ 2010-01-13, 0:44) Die angesprochene "massenhafte" Verbreitung mieser Fotos ist doch kein durch die digitale Fotografie verursachtes "Problem" (im Übrigen: kein Problem, einfach den Kram nicht anschauen).
Was die Verbreitung betrifft: die erfolgt durch's Internet ... ich wüsste nicht, dass ich in Zeitschriften, Büchern, Galerien und Museen "massenhaft" solche Bilder sehen würde. Denn diese Medien haben eine "Redaktion", es wird - wie auch immer - eine Auswahl getroffen.
Und was die "Qualität" (...) betrifft: schlechte Fotografen machen eben schlechte Bilder. Daran hat sie auch die analoge Technik nicht gehindert. Nur waren die Verbreitungskanäle "damals" noch nicht so wie heute...[/quote]
Aber langsam wird es schwer, sich diesem zu entziehen.
ZITATKein Mensch - niemand - fotografiert besser oder schlechter durch die verwendete Technik. Die Technik spielt im Zusammenhang damit, ob eine Fotografie "gut" ist, überhaupt gar keine Rolle.
Ich kann mir mit einer Polaroid 3 Stunden für ein Bild Zeit nehmen und mit einer digitalen 3 Tage. Oder mit analogem Film 2 oder 3 Bilder/Sekunde aufnehmen. Ich bediene das Gerät, nicht das Gerät mich. Weil ich ein bestimmtes Bild aufnehmen ("erschaffen" will. Der Apparat kreiert nichts... der ist einfach nur da und wartet (im Übrigen darauf, dass er irgendwann mal kaputt geht).[/quote]
Da stimme ich Dir zu.
ZITATWer meint, analoge Fotografie, oder Mittelformatfotografie oder Großformatfotografie würde "verlangsamen", die "Konzentration fördern", den "Blick fürs Wesentliche" schärfen oder gar für besser Fotografien sorgen... der sollte endlich mal anfangen zu fotografieren und sich nicht permanent durch die Technik vereinnahmen lassen.[/quote]
Hierzu möchte ich zwei Anmerkungen machen:
Die heutige Technik verleitet m.E. dazu, sich nicht mit Bildkomposition, Bildaufbau, beleuchtung und auch dem richtigen Moment auseinanderzusetzten. Der Eine ist schlicht mit den technischen Möglichkeiten überfordert (er hätte an einer XD-7 viel weniger "ablenkende" Spielereien gehabt als an einer A700), der Andere hält einfach drauf und feuert seine 16GB-Karte voll. Gute Technik macht keinen guten Fotografen; ich denke, daß wie da konform gehen.
Und gerade die Möglichkeit, Hunderte Bilder auf eine Karte zu packen - ohne den Zwang, innezuhalten (wegen Karten- oder Filmwechsel) sowie die Gewißheit, daß das digitale Bild "ja nichts kostet" fördern eine Mentalität, die sich wenig mit dem beschäftigt, was ein "gutes Bild" ausmacht.
Ich habe es schon oft erlebt, daß (selbsternannte) Fotografen sich ihrer Ausrüstung widmen, an der Kamera rumfummeln, ein Bild machen, das anschauen, wieder rumfummeln, dann wieder ein Bild ... aber vor lauter Versunkenheit in die Beschäftigung mit der Technik dem eigentlichen Thema kaum mehr Aufmerksamkeit schenken. Oft genug habe ich festgestellt, daß "Fotografen" mit einer dicken DSLR rumspazieren, aber noch nicht einmal die wesentlichen Grundbegriffe der Fotografie kennen (sogar Belichtungszeit und Blende waren für einige Spezis Fremdworte! ).
ZITATFotografie hat eine handwerklich Basis, ist aber im Kern überhaupt nicht handwerklich. Fotografie, gute jedenfalls, ist anti-technisch.[/quote]
Nein: Gute Fotografie (und dabei ist es egal, ob nun dokumentarisch oder "künstlerisch" nutzt die handwerkliche Basis. Erst mit den Vorausetzungen, die das Beherrschen des Handwerks liefert, kann etwas Gutes rauskommen. Aber das Handwerk ist eben nur die Basis. Kreativität kann das reine Handwerk nicht ersetzen.
Übrigens: Egal, ob nun dokumentarisch oder "künstlerisch", ein gutes Foto muß m.E. etwas aussagen. Im künstlerischen Bereich gehe ich davon aus, daß der Künstler (Fotograf) sich von vorneherein bewußt ist, welche Botschaft sein Bild (Foto) transportieren soll. Im Dokumentarischen kann das weitaus schwieriger sein: Gerade bei Zeitungsfotos fällt mir auf, daß sie oft leblos wirken und ohne den begleitenden Text (oder sind die Fotos nicht das eigentliche Beiwerk?) nicht aussagekräftig sind. Das sind für mich schlchte Fotos, denn auch (oder gerade! in einer Zeitung sollte das Bild aussagekräftig sein, Aufmerksamkait auf sich - und damit auch auf den Text lenken.
Ein schönes Beispiel sind auch Hochzeitsfotos, die ich zu den dokumentarischen Fotos zählen möchte: Obwohl es für viele Leute der wichtigste Tag in ihrem Leben ist, wundert es mich sehr, wie viel richtig schlechte Hochzeitsfotos (auch von Profis! es gibt! Und dann wiederum stand ich vor einem Portraitstudio und habe mir die Hochzeitfotos im Schaufenster angeschaut und dachte: "Whow, klasse Idee, klasse Bildaufbau - aber warum ist das Bild schief?"
Für mich muß ein gutes Bild eine Aussage haben und mich im Idealfall sogar in irgendeiner Form bewegen (damit meine ich nicht: "Komm laß uns schnell weitergehen!"... ). Bei all diesen Bildern stimmte sowohl der handwerkliche als auch der kreative Teil.