ZITAT(binbald @ 2009-11-09, 19:55) ZITAT(wus @ 2009-11-08, 19:59) Otto Normalverbraucher, [...] glaubt nach 7 Jahren massiver Gehirnwäsche dann eben irgendwann doch, dass Digitaltechnik besser ist.[/quote]
Dazu braucht es keine Gehirnwäsche und keinen Marketinghype. Das ist auch kein Glaube oder Einbildung, sondern ein Fakt und absolut zutreffend. Gerade für Otto Normalverbraucher ist die Digitaltechnik so unendlich viel besser als die analoge Schiene. Gerade die Einfachheit des Knipsens, die Schnelligkeit, mit der die Ergebnisse zur Verfügung gestellt werden, die deutliche Kostenreduktion, die vereinfachte Weiterverbreitung, und und und. Die Vorteile sind Legion. Selbst meine betagte Mutter traut sich jetzt sogar ein wenig zu fotografieren, weil erst die digitale Technik es ihr möglich macht angstfrei damit umzugehen.
Will heißen: Was wir hier an Einzelheitchen hervorkramen zur Unterscheidung von analog und digital, sind für fast alle Menschen absolut irrelevante Nebensächlichkeiten. Und die haben so unendlich viel Spaß dabei, das gerade deswegen die fast schon im Absterben begriffene Fotofamilie (aus Vereinen, Clubs, Herstellern, Verkäufern, etc.) wieder richtig Leben eingehaucht bekommen hat. Insofern halte ich es auch durchaus für legitim, analog und digital nicht als gleichberechtigt ansehen zu müssen. Sicherlich sind sie es für uns in der wissenden Minderheit (und ich weiß nicht, wo im ernsthaften Fotobereich analog und digital wirklich gegeneinander ausgespielt werden; das ist wohl eine Mär), aber zu Recht nicht bei der breiten Masse.
Edit: ich mache übrigens auch noch analog...
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Ich mache nicht mehr in analog, weil viele der von Dir genannten Vorteile zutreffen und weil das Neue der schärfste Feind des Alten ist.
Aber ein grosses ABER.
Völlig isoliert voneinander betrachtet, einmal Analogfotografie so wie früher als es noch keine DSLRs gab und ein anderes mal Digitalfotografie, war ich bestens zufrieden mit dem analog Fotografieren an sich und dem equipment das ich hatte.
Zufriedener als jetzt, wo man automatisch nach neuen Produkten Ausschau hält, nicht nur Kameras, sondern auch Objektive und Software. Das Rad dreht sich weiter und man ist unbewusstes Opfer des Marketings und schielt nach neuem besserem, der ein oder andere kämpft mit Front-/Back Focus seiner Objektive und freut sich über die Korrekturfunktion einer Alpha 900.
Ich muss feststellen, dass meine analoge Minolta Ausrüstung zusammen war, Dynax 7, die guten Festbrennweiten von 20 bis 200, schönes Dialeuchtpult, tolle Dialupe, Projektur mit gutem Objektiv, Stativ und Kabelauslöser. Ich hatte eigentlich keinerlei Bedürfnis, noch etwas dazukaufen zu müssen, hatte nicht das Gefühl, dass das 20mm Objektiv zu kontrastarm sei, sogar das 1,4/50 habe ich gerne genutzt;-)
Dann fings an mit Dynax 7D. Fehlfokusse, wenn ich mir jetzt die Bilder anschaue, hui, was da alles daneben lag. Bildwinkel aller Objektive verändert, erratische Blitzbelichtungsmessung, Bedarf nach neuem stärkerem Weitwinkel, aber nur ein Zoom 11-18 verfügbar, Bildbearbeitungsaufwand komplexer (Scanner war schon zu analogen Zeiten da), Fragen der digitalen Anfangszeit schlüssig klären - wie funktioniert der AS, ist er mit manuellem Fokus schlechter, muss man für die beste Qualität RAW verwenden oder reicht jpg usw.
Eine neue Kamera musste her. A100 war da. Leider viel weniger Kameragefühl als die Dynax 7. Dafür schärfer und fokussicherer als die 7D. Schade, da ein gewisser Rückschritt. Neue Objektive braucht das Land, die digital optimiert sind. Ja es zeigen sich Qualitätsunterschiede. Weitwinkelzoom gekauft und später wieder verkauft.
Super, die A700 ist da! Endlich wieder etwas mehr Kamera in der Hand. Huch sie rauscht aber. ;-) Alle sagen es, es macht mich ein wenig unzufrieden. Aber die SW xy hilft. Oder schafft SW ab doch bessere Ergebnisse? Probiert und probiert. Ja, jetzt hatte ich das Optimum, dachte ich. Glücklicherweise verbessert ein firmware update die Kamera.
Neue Objektive treffen ein. Zeisse sollen alles alte an Digitalkameras in den Schatten stellen. Eins gekauft. Stimmt, sehr sehr gut. Schlepp, schlepp. Digitale Objektive dieser Klasse müssen einfach grösser sein. Fehlte nicht noch was? Genau, der Weitwinkelbereich. Zeiss lockt mit 16-80 mm. Gekauft. Klapper, klapper. Das Objektiv rappelt. Service sagt, das stimmt so. Mehrmals. Damit muss man leben. Früher wusste ich, eine Festbrennweite hat Vorteile! 400mm wollte ich schon immer. Wo bleibt die Sony Festbrennweite? Warten, warten. ok, das ist ein neues G Zoom. Gut, ich machs. Gekauft. Schön silbern. Säuft auch gerne den Akku leer.
Endlich ist sie da, eine Vollformatkamera. Gut, das ich jahrelang den quälenden Systemwechselgedanken wiederstanden habe. Aber nee, die kauf ich nicht, was mach ich dann mit meinem Zeiss-Zoom? Und dem G Zoom? Sind dann ja doch keine stolzen 600mm Bildwinkel mehr. Ausserdem sagen alle, die rauscht wie wild. Diesmal bin ich schlauer. Ich sage mir: Jetzt warte ich, bis der Nachfolger des Nachfolgers kommt, der keine Wünsche mehr offen lässt...
Ach, wie war das schön, als ich von Digitalkamera noch nichts wusste. Meine schlanke Dynax 7 mit Handgriff, ein Stativ, der Fernauslöser mit Kabel, die Objektive die ich wollte waren da. Keine Bildqualitätsgedanken. Nur Beschäftigung mit dem Motiv. Spannungsvolle Erwartung auf die Urlaubsdias, sortieren auf dem Leuchtpult mit der tollen Lupe und beeindruckende Präsentation im Grossformat.
Ich wär echt nicht unglücklich, wenn die Digitalfotografie nie erfunden worden wäre. ;-)
Und sag mir nochmal einer, das wär billiger. Was ich dadurch an Zusatzkosten hatte, dafür hätte ich bis an mein Lebensende Filme kaufen können. Mindestens.
Und besser wurden die Bilder auch nicht.
Im Gegenteil. Was jetzt an Bildermassen aufläuft, reduziert die Wertschätzung für das einzelne Bild, die beim Diafotografieren in weit höherem Maße da war.
PS
Etwas pointiert beschrieben, aber durchaus wahr. Ich hoffe, ich bin nicht der einzige, der diese Erfahrungen gemacht hat.