Willkommen im Forum!
Und direkt ein großes Dankeschön für Deinen ersten Beitrag, zeigt er doch sehr schön den Community-Gedanken, bei dem sich Menschen, die sich vorher nicht kannten, an einem "Ort" treffen und sich über ihre Ideen und Projekte austauschen und diese gemeinsam - u.U. auch zeitversetzt über Monate und Jahre hinweg - weiter vorantreiben und damit letztlich weiterkommen, als ein Einzelner (oder viele isolierte Einzelne) je kommen würden. Geben und nehmen, gegenseitige Bereicherung, Fortschritt für alle.
Da mich das Thema auch selbst interessiert, möchte ich direkt auch noch etwas anregen und beitragen:
Hier im Forum (aber auch in anderen befreundeten Foren und auf verschiedenen Seiten im Netz) haben sich im Laufe der Jahre für die Blitz- und Objektivsignale gewisse Signalnamen herausgebildet (die, wo möglich, an die Originalunterlagen von Minolta und Sony angelehnt sind). Wenn Du diese in Deinem Schaltplan auch übernehmen würdest, würde das vielleicht die Zuordnung der Signale noch erleichtern:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260161
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...ost&p=40879
Die weiteren Überlegungen/Schlußfolgerungen sind im Rahmen dieses Umbauprojekts wenig interessant, könnten uns aber in dem einen oder anderen Punkt bei unserem "Objektivsimulatorprojekt" weiterbringen:
Anhand Deines Schaltplanes können wir sehen, daß Sony zwar vorsieht, daß nur die Versorgungsspannung über L2 ("LVDD1"/"VDD1" anliegt und die (variable) Versorgungsspannung über L7 ("LVDD0"/"VDD0" optional ist (für xi-, SSM- und SAM-Objektive), daß aber eine Versorgung nur über L7 allein nicht möglich ist - ein an den Telekonverter angeschlossenes Objektiv würde dann nicht mehr funktionieren. Aus irgendeinem Grund muß der Mikrocontroller des Telekonverters im Rahmen des Protokolls aber auch selbst mitbekommen, ob Spannung an L7 anliegt oder nicht, denn zur Abkopplung dieses Signals wurde extra ein Bias-Transistor (DTC144E) spendiert.
Weiterhin können wir festhalten, daß die beiden Massen L5 ("DGND" und L8 ("PGND" im Konverter nicht verbunden sind. Ein Verbraucher (wie der Objektiv-Chip), der über L2 gespeist wird, muß also auch L5 für den Stromrückfluß verwenden, und Motoren etc., die über L7 versorgt werden, müssen auch den Kontakt L8 aufweisen.
Interessant wäre es, zu erfahren, um was für eine Diode es sich bei D4 genau handelt. In der beschriebenen Form könnte sie als Verpolungsschutz dienen (nur bei geringem Strom), aber ich vermute eher, daß es sich um eine Zener- oder Suppressordiode handelt, die auch einen Schutz gegen Überspannung/ESD liefern würde. Hat die Diode keinen Marking Code?
Das fünfpinnige Bauteil "86HV" (fälschlicherweise im Schaltplan als "B6HV" bezeichnet) im SOT23-5-Gehäuse (Mitte links im zweiten Bild von Olavs Beitrag) am Pin 1 des Mikrocontrollers könnte ein Taktgenerator/Quarzoszillator sein, der den Takt für den Mikrocontroller bereitstellt. Aber auch ein Reset-Controller wäre sehr gut denkbar, falls der Mikrocontroller sowas nicht selbst integriert hat (oder dieser in der versorgungstechnisch doch etwas "wackeligen" Applikation als Telekonverter nicht zuverlässig genug funktioniert).
Die beiden Schottkydioden D1 und D2 (RB425D) sollen offenbar einem Latch-Up-Defekt des ICs vorbeugen, wenn der Konverter montiert oder demontiert wird, während die Kamera gerade mit dem Konverter bzw. Objektiv "redet", die Versorgungsspannung des Konverters aber noch nicht oder nicht mehr sauber kontaktiert oder beim Drehen gar Fremdspannung von anderen Pins an die Leitungen L1 oder L4 kommt.
Die gleiche Überlegung gilt im Prinzip auch für L3, hier bietet jedoch offenbar schon die innere Schutzbeschaltung des Bauteils ":E:2" (wahrscheinlich ein Schmitt-Trigger-Einzelgatter, s.u.) dem nachgeschalteten Mikrocontroller genügend Schutz. (Es wäre aber auch denkbar, daß ":E:2" kein Gatter, sondern ein Zweifach-Suppressordioden-Array als ESD-Schutz darstellt.)
Die Leitungen L1 ("MISO"/"LSIN", L3 ("LSCK"/"SCK" und L4 ("CSLNS"/"SS" sind jeweils mit einem 220R-Serienwiderstand (R1, R2, R3, R4, R5, R6) versehen, der die Flankensteilheit leicht bedämpft und damit Ringing unterdrückt, gleichzeitig aber auch als Kurzschluß- und ESD-Schutz fungiert und ausgangsseitig auch eine EMI-Maßnahme darstellen könnte (je nachdem, wo er physikalisch plaziert wäre). In diesem Zusammenhang auch für eigene Schaltungen interessant zu erfahren wären die Werte der Pull-Up-Widerstände R1, R9 und R12.
Wir können feststellen, daß einer bidirektionalen Verwendung der Datenleitung L6 ("LSOUT"/"MOSI" zumindest von Seiten des Konverters absolut nichts im Weg stünde, und daß der Konverter auf keinerlei Informationen, die darüber ausgetauscht werden, angewiesen ist oder diese gar verändert. (Nach allem, was wir bisher wissen, läuft die Kommunikation über diese Leitung bisher aber nur von der Kamera zum Objektiv.)
Die vom Objektiv kommenden Daten werden hingegen durch den Controller geschleift und von diesem bei Bedarf verändert. Interessant ist dabei auch, daß die Taktleitung L3 ("LSCK"/"SCK" nicht direkt durchgeschleift wird, sondern genauso wie die Datenleitung L1 ("MISO"/"LSIN" über den Controller läuft, und zwar immer von der Kamera in Richtung Objektiv.
Bei dem mit ":E:2" gekennzeichneten Bauteil (Bauform?) könnte es sich um ein einzelnes Schmitt-Trigger-Logikgatter mit zwei Eingängen handeln, um dem Mikrocontroller direkt ein sauber aufbereitetes Taktsignal zur Verfügung zu stellen.
Die Schaltung des Konverters würde es technisch nicht erlauben, daß der Takt "auch mal" vom Objektiv generiert würde; über diese theoretische Möglichkeit brauchen wir uns also fortan keine Gedanken mehr zu machen. Wäre die Clock einfach (oder nur über einen Aufholverstärker) durchgeschleift worden, hätte man daraus ableiten können, daß die Clock immer mit konstanter Frequenz durchlaufen muß. (Wir wissen das ja bereits aus anderen Untersuchungen, aber hier zeigt es sich noch mal Eine solche Annahme dürfen wir nicht treffen, im Extremfall würde die vorliegende Schaltung eine vollständige zeitliche Entkopplung zwischen der Dateneingangsseite (Objektiv zu Konverter, mit Konverter als Master) und der Datenausgangsseite (Konverter zu Kamera, mit Kamera als Master) zulassen. Lediglich die notwendige Reaktion auf Daten, die über die L6-Leitung von der Kamera zum Objektiv laufen, könnte hier noch einen äußeren zeitlichen Rahmen vorgeben. Daß entweder die beiden Laufrichtungen (Kamera zu Objektiv, Objektiv zu Kamera) auch logisch im Protokoll weitestgehend entkoppelt sind, oder daß der Controller im Telekonverter den Eingangs- und Ausgangsdatenstrom durch den Controller von Objektiv Richtung Kamera zeitlich nicht völlig entkoppelt behandelt (auch wenn er das könnte, s.o.), können wir, soweit ich das sehe, daraus schließen.
Sehr interessant finde ich die restliche Beschaltung der L1- und L4-Leitungen, insbesondere die Schaltung um C1 und D3 sowie die unbekannten Bauteile "62F" (Bauform?) und "H:B:" (Bauform?). Ganz klar können wir z.B. sehen, daß L4 ("CSLNS"/"SS" auf der Objektivseite des Konverters als Eingang fungieren kann - ob nur während der Inbetriebnahme des Konverters oder auch später im regulären Betrieb, ist noch zu klären. Hier steht immer noch meine "These" im Raum, daß diese Leitung auch als Interrupt-Leitung vom Objektiv in die Kamera fungieren kann (http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260484 und http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=260972), was sich zumindest aus verschiedenen Patentschriften ableiten läßt. Bei "62F" und "H:B:" könnte es sich um ESD-Schutzmaßnahmen handeln, es kann auch mehr dahinter stecken. Ich vermute, daß es sich bei "62F" um eine Doppel-Zener- oder Suppressordiode handelt und bei "H:B:" um ein NAND- oder OR-Einzelgatter als Leitungstreiber. Dann wäre allerdings D2 komplett überflüssig. Wir sollten über die Marking Codes versuchen herauszubekommen, um was für Bauteile es sich dabei handelt.
Ich nehme an, daß das Jumperpad an Pin 9 des Mikrocontrollers (unten links im mittleren Bild in Olavs Beitrag oben) standardmäßig immer offen ist, dann dürfte es sich dabei um eine Vorrichtung handeln, die Platine bei der Erstinbetriebnahme mit der Firmware zu flashen. Sollte der Kontakt jedoch von einem Schaltkontakt o.ä. im Telekonverter geschlossen werden (z.B. bei angesetztem Objektiv), wäre das wichtig zu wissen.
Viele Grüße,
Matthias