1 Allgemeines
1.1 Hintergrund und Inhalt
Ich habe seit längerer Zeit eine A700 und als Zweitgehäuse eine A300 genutzt. Aufgrund eines derzeit nicht reparablen Fehlers wurde die A300 kürzlich durch ein Austauschgerät ersetzt, wobei ich mich gegen Zuzahlung für eine A550 entschieden habe. Ich möchte Euch nun von meinen ersten vergleichenden Erfahrungen berichten. Nach einer Beschreibung diverser Eigenschaften folgt ein Vergleich der Bildqualität in JPG und RAW über alle ISO-Stufen. Durch Mitarbeit der Forumskollegen tatatu, Hans-J, Alison und Anjax stehen für den Vergleich RAW-Entwicklungen mit dem Sony Image Data Converter, Lightroom 3 beta, Bibble 5.01, Capture One 5.1 beta2, RAW Developer sowie ACDsee Pro 3 zur Verfügung. Vielen Dank für Eure Hilfe!
1.2 Bauweise und Ausstattung
Die A550 ist deutlich solider gebaut als die A300 (z.B. kein knarzender Handgriff) und fasst sich besser an. Von der A700 ist sie aber noch ein Stück entfernt. Griff und Bedienelemente sind an der A700 eine Klasse besser, was auch nicht anders zu erwarten war. Quick.Navi im Stil der A700 fehlt ebenfalls, hier orientiert sich die Kamera eher an der 3er Reihe. Einige Funktionen (z.B. Dateiformat) sind nicht über die Fn-Taste, sondern im Menü erreichbar.
Schlecht gelöst sind die Anordnung des Hauptschalters und des Einstellrades (nur vorn vorhanden). Beim Griff zum Einstellrad lande ich mit dem Finger oft auf dem darüberliegenden Hauptschalter, der sich ähnlich anfühlt, und schalte die Kamera so versehentlich aus.
1.3 Display und Sucher
Das Display mit LED-Beleuchtung ist ausgezeichnet, eher besser als bei der A700. Wie gut es bei Sonnenschein ist, konnte ich augrund des Wetters leider noch nicht ausprobieren. Die Helligkeit des Displays kann automatisch oder manuell eingestellt werden. Der Sucher ist zwar etwas größer als bei der A300, aber immer noch wesentlich kleiner als bei der A700. Ein wirklich merklicher Unterschied! Zudem ist der Einblick mit Brille deutlich schlechter als bei der A700 und ich glaube auch eher schlechter als bei der A300. Die Verbesserung der Suchergröße wurde also möglicherweise durch schlechteren Einblick erkauft, wie man es z.B. von Sucherlupen an der A300 kennt. Da ich die A300 aber nicht mehr habe, kann ich mich diesbezüglich aber auch täuschen.
Für Testaufnahmen auf Stativ ist der LV mit dem Klappdisplay und der Schaltmöglichkeit in den MF-Check-LV sehr bequem. Wenn man den AF-Taster an der Rückseite der Kamera im MF-Check LV betätigt, klappt der Spiegel hoch und die Kamera ist ist im normalen Sucherbetrieb (Bild im Sucher ist vorhanden), in dem über Phasen-AF scharfgestellt wird. Nach Loslassen des AF-Tasters kehrt die Kamera wieder in den MF-Check LV zurück. Clever. Im normalen Betrieb mit Phasen-AF dient der AF-Taster zum schnellen Umschalten auf das zentrale Messfeld. Er unterscheidet sich damit von der A700, bei der mit einem Taster zwichen AF und MF umgeschaltet werden kann. Der fast LV Modus (der mit dem zusätzlichen Sensor arbeitet), hat übrigens eine Belichtungsvorschau (wie auch schon bei der A3xx. Bei unterbleichtung im M oder S-Modus wird das Bild dunkler, so dass bei wenig Licht das Diplay schwarz ist. Für die Vorbereitung von Nachtaufnahmen bei Live View sollte man daher in den MF-Check LV umschalten, der ein aufgehelltes Bild zeigt, oder man muss im fast LV die ISO-Stufe hochdrehen.
1.4 Speicherkarten und USB-Kabel
Leider hat die A550 keinen CF-Slot, sondern nur SD und Memorystick. Gequältermaßen habe ich mich dann für eine Memorystickkarte von SanDisk entschieden, die ich notfalls auch mal in der A700 benutzen kann. Neutral bewerte ich den veränderten USB-Anschluss der A550. Es wird nun eine normgerechte mini USB Buchse verwendet, was eigentlich zu begrüßen ist. Bisher konnte ich für alle Alphas, Dynaxen und sogar meine Fjui F30 das gleiche Kabel verwenden. Jetzt brauche ich aber für die A550 ein anderes, was natürlich lästig ist, da ich nur im Notfall die Speicherkarten aus der Kamera entnehme. Immerhin haben mein Kartenleser (der für die Notfälle) und mein Navi den gleichen Anschluss, was den Kabelsalat etwas reduziert.
1.5 Autofokus
Bei Tageslicht und statischen Motiven macht der AF der A550 einen sehr guten Eindruck. Bei Zimmerbeleuchtung (Energiesparlampe) greift er mit dem Zeiss f3,5-4,5/16-80mm bei 80mm (f4,5) zwar auch in weniger gut beleuchteten Ecken meist schnell und sicher, aber beim Sony 4,0-5,6/70-400G SSM bei 400mm (f5,6) fährt der AF schon manchmal hilflos hin- und her (ohne Hilfslicht, bei 400mm ohnehin automatisch aus). Setzt man dann noch einen 1,4er Telekonverter zwischen Kamera und das 70-400G bei 400mm, ist der AF der A550 restlos überfordert. Ganz anders die A700: Mit dem 70-400G bei 400mm trifft sie auch bei abgeschaltetem AF-Hilfslicht bei Zimmerbeleuchtung sicher ihr Ziel. Kommt dann der Telekonverter dazwischen, wird es schon schwieriger, aber viele Objekte können noch fokussiert werden. Diese Aussagen beziehen sich alle auf den zentralen Sensor
Wie es draußen bei Tageslicht und bewegten Objekten aussieht, konnte ich noch nicht hinreichend ausprobieren, das kommt demnächst.
1.6 HDR und DRO
Richtig gut gefällt mir an der A550 die Auto-HDR Funktion (Differenz zwischen 0,5 und 3,0 EV in 0,5er Stufen einstellbar), die sogar im Freihandbetrieb verwendet werden kann. Die Ergebnisse sind wirklich ausgezeichnet! Zusätzlich ist die DRO-Funktion mit den Einstellungen auto, 1-5 und off vorhanden. In Verbindung mit einem Dynamikumfang, der schon laut Test bei Dpreview schon ohne diese Maßnahmen 9,4 EV beträgt,
http://www.dpreview.com/reviews/sonyalphadslra550/page15.asp
ist die A550 damit die Königin des Dynamikumfangs im APS-C Bereich, was sie sogar schon ohne HDR und DRO ist. Eine EOS 7D kann davon nur träumen!
1.7 Verschluss und Spiegelvorauslösung
Das Verschlussgeräusch ist leiser und nicht so schrill wie bei der A700. Der Spiegelschlag wirkt gedämpfter. In dieser Hinsicht also ein Fortschritt. Der Klang ist angenehm, aber noch weit davon entfernt, wirklich leise zu sein.
Leider fehlt der A550 die Spiegelvorauslösung. Das ist eine äußerst ärgerliche Entscheidung von Sony. Wer mit langen Brennweiten bei Verschlusszeit im kritischen Bereich, der etwa zwischen 0,5 und 1/50 Sek. liegt, arbeitet, bekommt verwackelte Bilder. Das nachfolgende Bild zeigt die Ergebnisse mit A550 und A700 bei ISO 3200, 1/15Sek. und 1120mm Brennweite (Sony 70-400G + 2 Konverter, also meine Kombination für Astrofotos, was damit geht, sieht man hier:
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...t&p=252840). Ich habe mit den gewählten Einstellungen jeweils 10 Aufnahmen gemacht und das Ergebnis ist sehr einheitlich. Daher zeige ich nur den Ausschnitt aus jeweils einem Bild (Motiv Arial 6pt und 8pt aus ca. 5m Entfernung).
[attachment=6890:SVA.jpg]
Mit dem MF-Check LV der A550 ließ es sich phantastisch manuell fokussieren, viel besser als mit der Sucherlupe an der A700. Die fehlende Spiegelvorauslösung (SVA) hat den LV hier leider nutzlos gemacht, da die Bilder zwar gut fokussiert, aber verwackelt sind. Sehr schade! Ich verweise bei der Gelegenheit nochmal auf die Petition zur Wiedereinführung der SVA:
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=25383
Interessant ist, dass bei eingeschaltetem Stabilisator die vertikalen Schwingungen, die durch den Spiegelschlag hervorgerufen wurden, offenbar teilweise kompensiert wurden (Stativbetrieb!. In horizontaler Richtung scheint der Stabilisator im Stativbetrieb allerdings eine minimale Unschärfe hinzuzufügen. Trotzdem offenbar eine Verbesserung gegenüber der A700.
Ich habe heute die Situation beim 70-400G mit und ohne Konverter mal genauer untersucht und zwar bei 400, 800 und 1120mm. Stativ war ein Feisol CT-3442 Carbon und Kopf ein Novoflex Ball 40 mit umgekehrt montiertem Teller. Untergrund war Betonfußboden mit hartem Teppichboden. Auslösung über Kabelauslöser.
400mm: Deutlich verwackelt (aber lange nicht so stark wie in dem oben gezeigten Beispiel) vom 1/2 - 1/40 Sekunde, zieht man ganz leichte Verwacklung mit ein, reicht der Bereich von 1,3 Sek. - 1/60 Sek.
800mm: sehr deutlich 1/20-1/40 (ähnlich wie auf dem gezeigten Beispiel), deutlich 1/13 - 1/50, sehr leicht1/1,7 - 1/80.
1120mm: Hier gibt es keine Zu- und Abnahme auf ein Zentrum zu, sondern mehrere Maxima. Ich gehe daher den Bereich hintereinander durch. Leicht 1/3, sehr deutlich 1/4-1/8, deutlich 1/10, leicht 1/13, deutlich 1/15, sehr deutlich 1/20, stark 1/25, sehr deutlich 1/30-1/50, leicht 1/60 deutlich 1/100-1/160.
Die Anordnung bei 1120mm reagiert ziemlich empfindlich auf Berührung. Es ist also nicht ganz auszuschließen, dass ein Teil der Schwankungen von unterschiedlich ruhigem Halten des Auslöserkabels stammt.
Diese Aussagen gelten für die aufgeführte Gerätekombination. Wie man sieht und auch zu erwarten war, nimmt die Verwacklung mit zunehmender Brennweite zu. Wer mit 300mm oder weniger arbeitet, wird wahrscheinlich kaum etwas merken. Spätestens ab 400mm ist aber SVA für pixelscharfe Bilder bei Belichtungszeiten von 1,3-1/60 Sek. notwendig.