ZITAt (Michi @ 2007-08-25, 10:40) Das stimmt so nicht. Als die 8000i 1990 auf dem Markt kam, da wurden die EOS 1 und die F4 schon 1 Jahr verkauft. Damals hat zumindest im Profibereich der Abstieg von Minolta schon begonnen. Minolta hatte damals zwar den besten AF, die beste Belichtung und die meisten Objektive. Aber es gab keine 9000i und gegen die EOS1 und die F4 hatte die veraltete 9000 keine Chance.[/quote]
Sowas wie die Nikon F4 habe ich mir immer im Minolta-System gewünscht, allerdings ist die Kamera auch deutlich größer und damit unhandlicher - in manchen Situationen hätte die Minolta 9000 AF durchaus noch punkten können.
Minoltas zweitgrößter Fehler damals war IMHO, daß es nicht nur keine "Minolta 9000i" gab, sondern vielmehr, daß die Minolta 9000 AF zu diesem Zeitpunkt bereits lange aus dem Programm genommen war, man sie also gar nicht mehr käuflich erwerben konnte, selbst wenn man gewollt hätte.
Hätte ich die 9000 AF nicht schon kurz nach dem Erscheinen gekauft (meine Pentax Super-A wieder abstoßend), hätte ich sie selbst zu Zeiten der xi-Serie immer noch der Dynax 9xi vorgezogen. Die 9xi war zwar von den Specs her beeindruckend, hatte für mein Gefühl aber nur sehr wenig von einer "Profikamera" - es gab ja praktisch keine ernstzunehmenden Ausbaumöglichkeiten.
Der größte Fehler, den Minolta gemacht hat, war IMHO, daß sie 1985 das Bajonett gewechselt haben. Mit dem neuen Bajonett gab es technische Vorteile, aber - wie Nikon und Pentax gezeigt haben - hätte man all das auch durch Erweiterungen des alten Bajonetts erreichen können.
Autofokus war damals für viele noch ein "Buh-Wort". Als ich ins Minolta-System eingestiegen bin, stand der Autofokus für mich absolut im Hintergrund. Die Minolta 9000 AF war nur endlich mal eine Kamera, die alle damaligen Funktionen (außer Spiegelvorauslösung und Wechselsuchern) in sich vereinte, wohingegen mir bei den damaligen Kameras von Minolta, Nikon und Pentax immer irgendeine für mich wichtige Funktion fehlte und ich schon damals keine Kompromisse eingehen wollte. Die Canon T90 war von den Funktionen her ein ähnlicher Hightech-Bolide wie die Minolta 9000 AF, aber schon damals fand ich das Colani-Design der Kamera so abstoßend, daß ich sie trotz ihrer Funktionsfülle nicht in Erwägung gezogen habe. Die Minolta 9000 AF war dann die zweite Kamera auf dem Markt, die solche Features wie Hellicht- und Schattenmessung sowie Multispot-Messung bot. Das gepaart mit einem "elektrifizierten" Bajonett und Autofokus verpackt in einem handlichen und (bis auf die Datenrückwand Program Back Super 90) intuitiv bedienbaren Gehäuse, und für mich war klar, wo die Zukunft läge... Allerdings war dann IMHO schon die i-Serie ein Schritt in die falsche Richtung, nur um von der xi-Serie noch untertroffen zu werden. Die erste Kamera nach der Minolta 9000 AF, die mich im Minolta-System wieder interessierte, war die Minolta Dynax 600si Classic (als Hoffnungsschimmer bezüglich eines Richtungswechsels) und dann die Minolta Dynax 9 und Minolta Dynax 7 (als Erfüllung) - aber das war halt erst 10 - 15 Jahre später... In der Zwischenzeit gab es bei Nikon mit der F4(E/S), F5, F100(X), FM3A viele hübsche Teile, die mich gelockt haben.
Aber zurück zum "Buh-Wort": Ich denke, mit der Einführung des neuen Bajonetts hat Minolta das Vertrauen der langjährigen Bestandskunden verspielt. Da Autofokus damals für viele "Spielkram" war, den sie nicht brauchten oder wollten, blieben viele im alten Minolta-System - verlorene Kunden für Minolta. Und wenn dann irgendwann doch eine neue Kamera auf dem Plan stand, bedeutete das so oder so einen Systemwechsel. 1985 - 1987 war da das Minolta-System vielleicht noch der naheliegende Upgrade-Path, aber spätestens danach hatten die alten Minolta-Kunden die freie Auswahl zwischen allen Herstellern, sahen zudem - bei Nikon -, daß es auch ohne Bajonettwechsel gegangen wäre, und - bei Canon - daß Minoltas Bajonett-Entwurf immer noch zu toppen war. Gleichzeitig gab es im neuen Minolta-System nur noch "Spielzeug": Die 9000 AF als Technologieschaustück, zu dem man hätte "aufschauen" können, war nicht mehr im Programm, ein Nachfolger nicht in Sicht, alle Modelle bis zur Dynax 9 waren - gegenüber der 9000 AF - wieder irgendwelchen IMHO unnötigen Einschränkungen unterworfen (im Grunde gilt das auch für die Dynax 9). So sind also viele ehemals treue Kunden in Richtung Nikon und Canon abgewandert, ja mehr noch, Minolta hat sie praktisch aus ihrem System getrieben!
Wäre ich nicht schon 1986 (IIRC) ins neue Minolta-System eingestiegen, das System hätte für mich bis 1998 praktisch keinerlei Anreize mehr gehabt. Aus heutiger Sicht: Außer den Objektiven. Aber damals konnte ich mir viele der Highend-Minolta-Objektive nicht leisten und einige der günstigeren Objektive wie das Minolta AF Zoom 4/35-70mm Macro fand ich so wenig überzeugend, daß ich Fremdherstellern den Vorzug gab (z.B. Sigma M-AF 3,5-4,5/28-70mm Highspeed UC - optisch dem Leica Vario-Elmar-R baugleich, für das Sigma die Linsen hergestellt hat). Hätte ich also zwischen 1988 und 1997 eine Systementscheidung fällen müssen, wäre ich bei Nikon gelandet, auch wenn ich meine "geliebte" 9000 AF selbst heute nicht missen möchte - aber die gab es ja in dieser Zeitspanne eben nicht zu kaufen...
Hätte Minolta das SR-Bajonett um elektrische Datenübermittlung und eine AF-Spindel erweitert, die allermeisten alten und zufriedenen Minolta-Fans wären niemals in den Systemwechsel über Herstellergrenzen hinweg getrieben worden. Die Situation heute sähe bestimmt völlig anders aus: Minolta hatte damals ein System, das an Umfang und Vielfalt dem Nikon-System nicht nachstand. Vielleicht sogar das System mit den bildgebend besseren Objektiven. Ich sähe heute Nikon und Minolta an der Spitze, Canon wäre vermutlich durch den Bajonett-Wechsel weit abgeschlagen auf Platz 3 oder 4 (nach Pentax). Hätte Minolta die Linie der 9000 AF weiterverfolgt und irgendwas nachgelegt, als Nikon die F4 rausbrachte, wäre Minolta als der Erste, der Autofokus massentauglich gemacht hat, heute möglicherweise sogar auf Platz 1. Die Technologie und das Know How hatten sie jedenfalls. Letztlich ist die Firma meiner Meinung nach aufgrund eines über viele Jahre hinweg sich als inkompetent erweisenden höheren Managements und einer damit verbundenen, viele Fotografen ständig vor den Kopf stoßenden falschen Strategie gescheitert. Das Traurige ist nur, daß sich das alles bereits Ende der Achtziger Jahre für die ernsthaften Anwender abzeichnete - da wäre noch so viel Zeit geblieben, das Ruder rumzureißen... Aber wenn man erstmal blind auf dem Auge ist... Offenbar waren die Strukturen dort so verkrustet, daß niemand von unten etwas ausrichten konnte - und von außen sowieso nicht.
ZITATCanon stieg übrigens als letzter Hersteller auf AF um und das war 1987 die EOS650. Die 1985 vorgestellte Canon T80 mit AF-Motoren,die größer wie die Objektive waren, hatte gegen die Minolta 7000 null Chancen und war ein Mega-Flop.[/quote]
Ja. Allerdings würde ich die T80 noch der Versuchsphase zurechnen. Auch von Pentax und Nikon (sowie von Yashica) gab es solche frühen Versuche in Richtung AF lange bevor Minolta mit der Minolta 7000 AF den Markt aufrollte.
ZITATNikon stellte 1986 die F501 vor und war damit der erste Kontrahent im AF-Bereich.[/quote]
Wobei ich die Nikon F501 damals sowohl technisch als auch von der Benutzerführung her völlig uninteressant fand. Für mich hatten erst die F801 und F4 etwas.
Viele Grüße,
Matthias