RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#1 von Rudolf303 ( gelöscht ) , 21.11.2006 16:58

Hallo!

Um mich kurz vorzustellen: Ich heiße Rudolf, fotografiere eine ganze Menge mit manuellen Minoltas, und bin schon länger eifriger Mitleser.

Nun habe ich eine Frage an die Naturwissenschaftler in diesem Forum. Beim Hantieren mit 30-40 Jahre alten Kameras begegnet einem schon gelegentlich mal eine ziemlich klebrige Quecksilberbatterie in einem ziemlich ranzigen Batteriefach. Bislang habe ich immer mit Gummihandschuhen die Batterie entsorgt, und das Batteriefach mit feuchtem Klopapier gereinigt.
Meine Frage (n): Wie bedenklich sind die Dinger wirklich? Sollte ich in diesem Fall lieber die ganze Kamera zum Sondermüll geben? Ist das Quecksilber, wenn die Kamera bei mir ankommt, schon verdampft und vom Vorbesitzer eingeatmet? Ist da überhaupt elementares Quecksilber drin, oder irgendwelche Verbindungen (die vielleicht noch viel giftiger sind?)?

Natürlich wäre es schade, gute Geräte nur wegen einer ausgelaufenen Batterie wegwerfen zu müssen.

Für fundierte Antworten bedanke ich mich schon mal im Voraus -

-Rudolf



Rudolf303

RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#2 von christoph.ruest , 21.11.2006 19:56

Hallo Rudolf,

Um es kurz und schmerzlos zu machen:
Schmeiss die alten Batterien weg, reinige das Batteriefach, setz neue Batterien ein und geniess dein tolles Gerät!

Quecksilberbatterien enthalten in geladenem Zustand Quecksilberoxid (Anode) und Zink (Kathode).
Als Elektrolyt kommt eine Lösung aus Kaliumhydroxid zum Zug.
Wird die Batterie entladen, wird das Quecksilberoxid zu Quecksilber reduziert und das Zink oxidiert zu Zinkdihydroxid.

Wenn also eine "leere" Batterie ausläuft, so tritt elementares Quecksilber aus.

Elementares Quecksilber ist bei Raumtemperatur flüssig, wobei natürlich immer ein Teil verdampft (der Dampfdruck beträgt 0.0002 P bei 234 K). Genau dieser verdampfte Teil ist gefährlich, wenn man ihn einatmet.
Einmalig verschlucktes Quecksilber ist an und für sich nicht weiter tragisch (es ist unverdaubar, kann die Zellwand nicht durchdringen und verlässt auf natürlichem Wege den Körper wieder. Unangenehm wird es erst, wenn das Quecksilber im Magen verdampft, die Dämpfe durch die Speiseröhre aufsteigen und wieder eingeatmet werden).
Bei chronischer Zuführung von Quecksilber über die Nahrung kommen dann wieder andere Mechanismen zum Tragen. Dann sieht die Sache etwas anders aus.

Allerdings ist es nicht so, dass die geringen Mengen Quecksilber, die eine einzelne Batterie enthält, sofort zu schwewiegenden Störungen führt.
Falls du wirklich grössere Mengen Quecksilber aufs mal einatmen solltest, könnte es zwar zu einer akuten Vergiftung kommen, dazu braucht es aber mehr als die paar mg, die eine Batterie enthält.
Eine chronische Vergiftung kann nur auftreten, wenn du über längere Zeit immer wieder geringe Mengen Quecksilber geniesst. Das wird bei dir jedoch kaum der Fall sein, wenn du nur ab und zu eine ausgelaufene Batterie hast.

Wenn du also die Batterien nicht gerade in die Nase steckst, sollte es nicht gefährlich sein.

Ich würde - wie du es ja schon machst - einfach Handschuhe anziehen (am besten Nitrile) und evtl. den Raum lüften. Dann natürlich die Batterien nicht alzu lange im geschlossenen Raum herumliegen lassen. Entweder nach draussen damit (z.B. in einen Joghurtbecher auf den Balkon) oder gleich in die Entsorgung. Dann bist du das Zeugs los und hattest nur kurz Kontakt damit.

Gruss

Christoph



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#3 von Rudolf303 ( gelöscht ) , 22.11.2006 20:03

Hallo!

Vielen Dank! Da bin ich ja mal einigermaßen beruhigt.

Übrigens, da das Thema ja auch immer mal wieder hier auftaucht: Als Ersatz für die Queckies benutze ich schon seit Jahren Hörgerätebatterien Typ 675. Die dürften mit den bekannten Wein-Cell-Batterien ziemlich identisch sein und kosten nur einen winzigen Bruchteil (30 Stück für 10 Euro bei e**y). Was die Funktion (Anzeigegenauigkeit) angeht, kann ich zu den Quecksilberzellen absolut keinen Unterschied feststellen (mit den unterschiedlichsten Gerätschaften,SRT, HiMatic F, Minox35, Lunasix...) . Einziger Nachteil ist halt die geringe Lebensdauer.

Nachden ich mein Quecksilberproblem dank Christoph als gelöst betrachten kann, sollte ich mir ja eigentlich die beiden HiMatics vom Speicher vornehmen. Allerdings bin ich gerade von der Minolta-Forum-Sucht befallen und ganz tief in der MF-Kuschelecke versunken... /smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" /> Mal schaun...

Gruß

- Rudolf



Rudolf303

RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#4 von christoph.ruest , 22.11.2006 20:35

Hi Rudolf,

Dass du bei den Hörgerätebatterien keinen Messfehler feststellst, wundert mich jetzt doch sehr.
Denn diese Batterien sind Luft-Zink-Batterien und die haben einen alles andere als stabilen Spanungsverlauf.

Der einzige Vorteil von den Dingern ist, dass sie (im Vergleich mit anderen "umweltfreundlichen" Batterien) recht lange halten, weil ja Luft zur Oxidation benutzt wird anstelle eines anderen Metalls...

Gruss

Christoph



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#5 von Rudolf303 ( gelöscht ) , 22.11.2006 22:31

Hallo Christoph,

ja - das wundert mich jetzt etwas. Bislang hatte ich das so aufgefaßt, als würden Zink-Luft-Batterien (eben die teuren Weincells) als Ersatz empfohlen, gerade weil sie einen besonders konstanten Spannungsverlauf haben sollen. Zudem meine ich mich zu erinnern, vor einer Weile irgendwo im Internet ein entsprechendes Diagramm gesehen zu haben, in dem die Linie für die Zink-Luft-Batterie sogar noch viel gerader verlief, als die der Quecksilberzelle. Leider finde ich es gerade nicht, ich versuche das noch nachzureichen (falls ich mich nicht doch irre...).

Tatsache bleibt allerdings, daß die Belichtugsmesser meiner SRTs wie auch der Lunasix mit Hg- und Zink-Kohle-Batterien präzise das gleiche anzeigen - unabhängig davon, ob die Batterie frisch oder schon einige Wochen alt ist. "Normale" Knopfzellen mit 1,5V verursachen teilweise schon sehr erhebliche Abweichungen.

Nicht so ganz nachvollziehen kann ich auch die Sache mit der Haltbarkeit. Die Hörgerätebatterien können zwar ungeöffnet beinahe ewig gelagert werden; wenn man aber den luftdichten Streifen abzieht, werden sie innerhalb von 3-4 Monaten unbrauchbar - unabhängig davon, ob sie benutzt werden oder nicht.

Nun ja, Praxis ist, bekanntlich, wenns funktioniert und keiner weiß warum... Aber vielleicht finden wir es ja noch heraus...

Gruß

- Rudolf



Rudolf303

RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#6 von Dennis , 22.11.2006 22:57

ZITAt (christoph.ruest @ 2006-11-22, 20:35) Dass du bei den Hörgerätebatterien keinen Messfehler feststellst, wundert mich jetzt doch sehr.
Denn diese Batterien sind Luft-Zink-Batterien und die haben einen alles andere als stabilen Spanungsverlauf.

Der einzige Vorteil von den Dingern ist, dass sie (im Vergleich mit anderen "umweltfreundlichen" Batterien) recht lange halten, weil ja Luft zur Oxidation benutzt wird anstelle eines anderen Metalls...[/quote]
/blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" /> Das, was Du beschreibst, klingt eigentlich eher nach einer Alkali-Batterie. Nachdem, was ich kenne, haben diese Zink-Luft-Batterien einen sehr konstanten Spannungsverlauf bei 1,4 V (sind damit also ein probater ersatz für die 1,35 V der Queckies), leben aber nicht lange, da sie durch die Oxidation unabhängig vom Verbrauch quasi von alleine "abbrennen".

Guck mal hier.



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#7 von matthiaspaul , 22.11.2006 22:58

Vielleicht ist diese Schaltung ja die Lösung?

http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...showtopic=11119

Viele Grüße,

Matthias



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#8 von christoph.ruest , 22.11.2006 23:06

Hi Rudolf,

ZITAt (Rudolf303 @ 2006-11-22, 22:31) ja - das wundert mich jetzt etwas. Bislang hatte ich das so aufgefaßt, als würden Zink-Luft-Batterien (eben die teuren Weincells) als Ersatz empfohlen, gerade weil sie einen besonders konstanten Spannungsverlauf haben sollen. Zudem meine ich mich zu erinnern, vor einer Weile irgendwo im Internet ein entsprechendes Diagramm gesehen zu haben, in dem die Linie für die Zink-Luft-Batterie sogar noch viel gerader verlief, als die der Quecksilberzelle. Leider finde ich es gerade nicht, ich versuche das noch nachzureichen (falls ich mich nicht doch irre...).[/quote]

Sorry, hab da was falsch überlegt.
Es ist tatsächlich so, dass Zink-Luft-Batterien bei kleinen Strömen eine recht konstante Entladespannung liefern. Bei grösseren Strömen sieht es etwas anders aus (und irgendwie muss ich wohl an die gedacht haben, als ich den letzten Beitrag geschrieben habe).

ZITATTatsache bleibt allerdings, daß die Belichtugsmesser meiner SRTs wie auch der Lunasix mit Hg- und Zink-Kohle-Batterien präzise das gleiche anzeigen - unabhängig davon, ob die Batterie frisch oder schon einige Wochen alt ist. "Normale" Knopfzellen mit 1,5V verursachen teilweise schon sehr erhebliche Abweichungen.[/quote]

Ja, das verwundert mich dann gar nicht /biggrin.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="biggrin.gif" />

Also eben: solange die Ströme klein sind, ist die Spannung konstant und bei konstanter Spannung arbeitet der Beli richtig. "Normale" Knopfzellen haben keine konstante Spannung, also macht auch der Beli, was er will...

ZITATNicht so ganz nachvollziehen kann ich auch die Sache mit der Haltbarkeit. Die Hörgerätebatterien können zwar ungeöffnet beinahe ewig gelagert werden; wenn man aber den luftdichten Streifen abzieht, werden sie innerhalb von 3-4 Monaten unbrauchbar - unabhängig davon, ob sie benutzt werden oder nicht.[/quote]

Die Zink-Luft zellen entladen sich halt eben auch dann, wenn sie nicht benutzt werden.
Also eigentlich hat ja jede Batterie eine gewisse Selbstentladung.
Bei Zink-Luft-Batterien ist diese halt recht extrem.

Entweder du kannst damit leben, dass die Batterien jeweils innerhalb weniger Wochen leer sind, oder du klebst sie jeweils wieder zu, wenn du sie nicht brauchst...

ZITATNun ja, Praxis ist, bekanntlich, wenns funktioniert und keiner weiß warum... Aber vielleicht finden wir es ja noch heraus...[/quote]

Für gewöhnlich kann ich es nicht leiden, wenn ich nicht weiss, warum etwas (nicht) funktioniert...
Und das ist natürlich auch hier so /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" />

Gruss

Christoph



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#9 von japro , 22.11.2006 23:06

Ich habe in meinem Lunasix 3 jetzt auch solche MX625 Batterien reingesteckt (ähnlich wie die Weincell nur gibts die im Doppelpack... =) ). Angeblich halten die bis zu einem Jahr (das werde ich ja noch rausfinden).



 
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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#10 von christoph.ruest , 22.11.2006 23:08

ZITAt (Dennis @ 2006-11-22, 22:57) /blink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blink.gif" /> Das, was Du beschreibst, klingt eigentlich eher nach einer Alkali-Batterie. Nachdem, was ich kenne, haben diese Zink-Luft-Batterien einen sehr konstanten Spannungsverlauf bei 1,4 V (sind damit also ein probater ersatz für die 1,35 V der Queckies), leben aber nicht lange, da sie durch die Oxidation unabhängig vom Verbrauch quasi von alleine "abbrennen".

Guck mal hier.[/quote]

Bekommt man hier vielleicht mal noch 5 Minuten Zeit, seine Irrtümer richtig zu stellen?? /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" />

/rofl.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="rofl.gif" /> /pardon.gif" style="vertical-align:middle" emoid="ardon:" border="0" alt="pardon.gif" />

Gruss

Christoph

PS: bitte nicht so ernst nehmen /cool.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="cool.gif" />



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#11 von Dennis , 23.11.2006 11:08

ZITAt (christoph.ruest @ 2006-11-22, 23:08) Bekommt man hier vielleicht mal noch 5 Minuten Zeit, seine Irrtümer richtig zu stellen??[/quote]
/smile.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="smile.gif" /> Du hattest sogar 2:22 h Zeit...



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RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#12 von Rudolf303 ( gelöscht ) , 23.11.2006 13:31

Hallo!

Vielen Dank an alle - auch an den Moderator, der die Überschrift "angepaßt" hat. Ich hatte schon versucht, das selbst zu editieren - das geht wohl gar nicht? Was für ein Einstand - frisch angemeldet und nach 7 Buchstaben der erste Tippfehler... /blush.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blush.gif" />
Gruß

- Rudolf



Rudolf303

RE: Wie gefährlich sind ausgelaufene Quecksilberzellen

#13 von fwiesenberg , 23.11.2006 13:45

ZITAt (Rudolf303 @ 2006-11-23, 13:31) Hallo!

Vielen Dank an alle - auch an den Moderator, der die Überschrift "angepaßt" hat.[/quote]
Kein Problem - gerne geschehen, das mit der Überschrift.

ZITATIch hatte schon versucht, das selbst zu editieren - das geht wohl gar nicht?[/quote]
Nein, das geht leider nicht.
Ist anscheinend ein "Privileg" für Moderatoren. /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" />

ZITATWas für ein Einstand - frisch angemeldet und nach 7 Buchstaben der erste Tippfehler... /blush.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blush.gif" />[/quote]
Wenn ich so überlege, was ich schon so alles an Schreibfehlern hier produziert habe /ninja.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="ninja.gif" /> ... dann bin ich so ziemlich der letzte, der diesbezüglich den ersten Stein werfen darf. /pardon.gif" style="vertical-align:middle" emoid="ardon:" border="0" alt="pardon.gif" />



 
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