Ich beginne mal mit ein paar Soligor-Linsen. Soligor an sich ist kein Hersteller von Objektiven, sondern eine Handelsmarke, die von A.I.C. (Allied Impex [Import Export] Corporation), dem US-Importeur von Miranda, in den USA eingeführt wurde. Somit gibt es mehrere Hersteller, die unter dem Namen Soligor Objektive produziert haben. Das erkennt man auch sofort in den alten Broschüren an der etwas seltsamen Brennweiten-Lichtstärken-Abstufungen und den oft sehr unterschiedlichen Konstruktionen. Laut dieser Seite war wohl ein Hersteller vieler Objektive die gleiche Firma, die später unter dem Handelsnamen Tokina selber Objektive verkaufte. Das erklärt auch die sehr hohe mechanische Qualität und gerne zitierte gute optische Leistung.
Bei Soligor gibt es unterschiedliche Linien. In den 60/70ern gab es "Soligor Miranda"-Objektive als Original-Objektive für das Miranda-SLR-System. Diese Objektive gibt es wohl in M44-Gewindeanschluss und mit dem Miranda-Bajonett. Wenigstens einige Objektive gab es auch als "Soligor"-Objektive in M42-Ausführung. Auch in dieser Ära eingeführt wurden die T-Mount (oder T2-Mount) Pre-Set-Objekive mit manueller Vorwahlblende. T-Mount ist ein universeller Objektiv-Anschluss mit M42x0,75-Gewinde (Auflagemaß: 55,00mm), passt also nicht an das M42x1-Gewinde von Pentax und Praktica (Auflagemaß: 45,46mm). Daneben gab es die Automatic-Objektive mit Springblende und Blendenübertragung (wie Minolta MC) mit jeweils festem Anschluss für alle gängigen Marken. Später kamen noch die T4-Objektive hinzu: Sie verfügten über ein spezielles Bajonett, das Adapter für alle gängigen Marken aufnehmen konnte, und jeweils die Automatik-Funktionen (wie Minolta MC) übertrug.
Bei den niedrigen Preisen für gebrauchte originale Minolta-Objektive und deren gewöhnlich sehr guten optischen Qualität, ist es zwar nicht unbedingt "notwendig" sich bei Drittherstellern umzuschauen. Aber bei Soligor hat es mir zum einen die teilweise etwas exotische Auswahl an Brennweiten und Blenden angetan - die man im SR-Programm so nicht findet - aber vor allem auch die sehr wertig gefertigen Objektive, die den alten Metallgriff-Rokkoren in der mechanischen Anmutung in nichts nachstehen. Ob das auch für die optische Qualität gilt, muss ich noch herausfinden... :-) Außerdem sind die Preise einfach lächerlich: Viele bekommt man unterhalb von 5 Euro, unter 20 Euro liegen ca. 80% des Angebotes, nur für die ganz langen oder sehr lichtstarken muss man auch mal tiefer in die Tasche greifen.
Daher hier zuerst einmal eine reine Vorstellung meines kleinen Kabinett's:
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Fangen wir am kurzen Ende an: Hier ein 35mm 1:2.8 in der Automatic-Version mit fest eingebautem MC-Bajonett im Größenvergleich zum MC Rokkor-HG 35/2.8. Deutlich größer und ein bißchen schwerer, aber sehr solide verarbeitet. Optisch ist es mit [6|5] etwas einfacher aufgebaut, als das Rokkor mit [7|6], die Blende hat 6 Lamellen. Der angeschraubte MC-Mitnehmer ist natürlich nicht so prickelnd, aber immerhin verfügt es über eine Blende 22. Verwirrend (für uns): Es fokussiert "falschrum". Eigentlich ist das Objektiv keine Besonderheit, und ich habe so meine Zweifel, ob es optisch gegen das Original besteht - aber bei 1 Euro in absolut neuwertigem Zustand, da kann ich einfach nicht vorbeigehen... /pardon.gif" style="vertical-align:middle" emoid="ardon:" border="0" alt="pardon.gif" />
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Ein Pre-Set 105mm 1:2.8 (also in T-Mount) im friedlichen Nebeneinander mit einem MD Tele Rokkor 100/2.5 und einem Rokkor-TC 100/4. Ein außerordentlich kompaktes Objektiv, auf dessen optische Leistungsfähigkeit ich schwer gespannt bin, besonders auf das Bokeh (die Blende hat 9 Lamellen, das 100/2.5 6, das 100/4 13! - aber vielleicht sollte man von einer [4|4]-Konstruktion nicht zu viel erwarten. Bei vielen Herstellern trifft man diese Brennweite, und bei Nikon wurde sie in der Lichtstärke 1:2.5 im Zuge des Korea-Krieges sogar legendär. Bei Minolta gibt's das nur in Zoom-Form. Mit knappen 13 Euro, war dieses Objektiv meine kostspieligste Anschaffung - allerdings dürfte der Verkauf des mitgelieferten Nikon-T-Mount-Adapters die Investition gegen Null gehen lassen. :-)
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Die 135er-Riege. Zuerst ein MC Tele Rokkor-PF 135mm 1:2.8 und direkt daneben sein Pendant von Soligor: Ein Pre-Set 135mm 1:2.8 (T-Mount). Mechanisch über jeden Zweifel erhaben, ohne Adapter schon ein wenig schwerer als das Rokkor, aber in der Konstruktion wieder einfacher: [5|5] beim Soligor vs. [6|5] beim Rokkor. Dafür kann das Pre-Set auf die schnelle und somit leichte Automatik-Blende verzichten, und gönnt sich eine mit 10 Lamellen, was immer eine schöne, runde Öffnung ergibt. Preis: Nicht mal 5 Euro.
Der Riesen-Brummer in der Mitte ist kein 200er, sondern auch ein 135er: Ein wohl sehr altes Pre-Set 135mm 1:2.8 mit M42-Anschluss. Ich habe es baugleich schon in der Soligor Miranda-Ausführung gesehen, also stammt es wohl noch aus der Anfangszeit. Das Objektiv ist sehr solide gebaut und verzichtet auf die Meter-Skala am Fokusring. Optisch ist es eher leichte Kost: [4|4] - zwei Linsen vor und zwei hinter der Blende. Das schlägt sich sogar im Sucher mit etwas weichem Bild bei Offenblende nieder. Der Brüller ist aber die Blende: Mit satten 18 Lamellen scheint sie direkt aus einem Großformat-Objektiv zu stammen - noch "runder" geht nicht. Auf dieses Objektiv bin ich besonders gespannt, es könnte vielleicht eine schöne Portrait-Optik sein. Und das Ganze für schlappe 7,80 Euro.
Am rechten Rand schließen ein Tele-Auto 135mm 1:3.5 in T4-Mount und das Minolta-Gegenstück, ein MC Tele Rokkor-QD 135mm 1:3.5, die Runde. Das Soligor ist, wie gehabt, solide gebaut und diesmal optisch gleich, wie das Rokkor aufgebaut: Drei Linsen vor und eine hinter der Blende ergeben eine [4|4]-Konstruktion. Das ergibt einen Preis von etwas über 1 Euro pro Linse für das Soligor :-)
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Schlussendlich eine kleine Tele-Runde: Zuerst ein Pre-Set 180mm 1:3.5 (T-Mount). Solide Bauweise, [4|4]-Konstruktion, 10-lamellige Blende - Punkt. Daneben ein Pre-Set 200mm 1:4.5 (T-Mount): Mechanisch solide, optisch eine etwas eigenwillige [4|2]-Konstruktion (eine der drei Reflexionen der hinteren Gruppe schillert in Regenbogenfarben: Da kündigt sich wohl eine Separation des Elements an?), die Blende diesmal mit 12 Lamellen. Zum Vergleich der Zwillingsbruder aus dem Hause Minolta, das MC Tele Rokkor-PE 200mm 1:4.5, eine [5|5]-Konstruktion. Und ganz rechts steht ein Pre-Set 250mm 1:4.5 (T-Mount). Wie üblich ein sehr solides Objektiv, optisch gleich aufgebaut, wie das 200/4.5 aus dem Hause (und wieder schimmerts hinten - scheinbar hatten die es nicht so mit dem Verkitten...; im Katalog ist es übrigens fälschlicherweise als [4|3] ausgezeichnet) und eine wunderschön runde Blendenöffnung Dank einer nun 15-lamelligen Blende. Soviel in Euro haben auch alle drei Objektive zusammen gekostet.
Vorläufiger Fazit: Alle Objektive sind rein haptisch echte Handschmeichler - griffig, schwer, kühl. Optisch sind sie meistens etwas einfacher aufgebaut, als die Marken-Pendants. Wie sich das Ganze in der Bildqualität niederschlägt, werde ich hier berichten, sobald ich die ersten Ergebnisse habe. Auch, falls es alles nur Scherben sein sollten: Sie waren billig und sind schön. :-)