Ich muss Euch was erzählen:
Vorgestern, auf dem Heimweg, fährt ein Heizöltransporter vor mir her. Hinten rechts aus einem aufgewickelten Schlauch fließt Öl aus einer Art Zapfpistole. Ein relativ dicker Strahl - schön und dauerhaft auf die Fahrbahn. Ich - sofort zum Überholen angesetzt, die Straße war ja frei - und scheinbar hatte es noch kein anderer entdeckt. Beim Überholen winke ich dem Fahrer durch das geöffnete Schiebedach, setze mich mit Warnblinkanlage vor ihn und bewege ihn zum Anhalten.
Nachdem er angehalten hat - ein gestandener Mann - ein Typ der Zupacken kann - stürme ich auf ihn zu: "Moin Meister! Ich glaube hinten bei Dir läuft Öl aus dem Tank auf die Straße, da könntest Du ja mal schauen, ob man da was 'gegen machen kann." Er fährt mich ohne jegliche Vorwarnung an, ob ich denn noch ganz klar bin, ihn von seiner Arbeit abzuhalten, es könne schon mal vorkommen, dass man nicht alles komplett im Griff habe. Und außerdem bleibe der Hahn so wie er ist. Er benutze das Auto im Auftrag seines Chefs und da habe er die komplette Hoheit über solche Entscheidungen, die ich gefälligst nicht in Frage zu stellen habe. Außerdem sei der Hahn schließlich zum Öl aus dem Behälter holen da.
Ich sei bestimmt so ein Versicherungsbetrüger und kriminelles Element, welches nur auf solche Sachen warte, dann provokativ die Ölspur nutze, absichtlich gegen einen Baum fahre und sich dann mit seiner zufällig notierten Autonummer über ihn als Verursacher beschweren würde um Versicherung wegen Gefährdung des Verkehrs zu kassieren.
Geht ums Auto rum, hängt hinten ein Schild ran: "Bitte nicht auf auslaufendem Öl fahren". Meint noch, er habe hinten ja eine Kamera dran und wenn sich jemand nicht an das Schild halten würde oder eben zufällig auf die Ölspur kommt, könne er ihn ja bei der Polizei anzeigen, die ihn dann aus dem Verkehr zieht, damit er nicht mehr auf Ölspuren fahren kann und andere mit seiner Fahrweise gefährden könne.
Puhhh ... nehme ich so zur Kenntnis ...
Gestern früh, vor dem Bäcker - wieder so ein Ding: Aus dem Auto hinter mir steigt ein echter Bulle aus - ein Schrank von einem 18-jährigen Bodybuilder. Im Vorbeigehen an seinem Wagen - ein Daimler - bemerke ich, dass er den Schlüssel stecken lassen hat und die Kiste noch läuft, zugeschlossen ist auch nicht. Ich zu ihm hin, sage: "Hallo, ich glaube, sie haben aus Versehen den Schlüssel stecken lassen und ihr Auto läuft noch. Da könnte doch jemand einsteigen und wegfahren?". Wieder trifft es mich wie ein Blitz aus heiterem Himmel, als er mich unvermittelt anbrüllt, wie krass ich denn draufwäre? Einer das Auto seines Vaters wegfahren - das müsse man sich mal vorstellen! Er wisse, schon, was er damit tun dürfe und was nicht. Wenn einer das machen würde, könne das doch nur ein Vorbestrafter sein und wenn ich solche Gedanken hätte, wäre ich sicherlich genauso ein Knacki. Und außerdem: Sollte doch jemand von der Möglichkeit Gebrauch machen, würde er eben "Anzeige gegen unbekannt" erstatten und somit dem Betreffenden ein für alle Mal verbieten, künftig sein Auto zu benutzen - das sei ja wohl klar.
Ich murmele noch schnell was von "Anstiftung zum Kameradendiebstahl" und "Führe uns nicht in Versuchung", weiche seiner klodeckelgroßen Pranke aus und gehe zu einem anderen Bäcker ...
Soll er doch ... ist doch seine Sache ...
Am gestrigen Nachmittag: Ich habe das aktuelle Rollout der Software, die ich für meine Firma programmiere gerade in den Software-Verteiler gestellt, als ich bemerke, dass mir ein Fehler unterlaufen ist: Man kann Datensätze zu ein und demselben Vorgang mehrfach anlegen, wenn man eine bestimmte Tastenkombination verwendet. Ich - hin zu meinem Chef und ihm diesen Lapsus gebeichtet, bitte um die Möglichkeit einer Korrektur und dass er die DV-Abteilung kontaktieren möge die fehlerhafte Version aus dem Verteiler zu nehmen, damit ich eine gefixte Version dort platzieren könne. Verweise auch noch darauf, dass ich den Fehlerort schon erkannt habe und ihn in 15 Minuten beseitigen kann ohne dass die Systemstabilität darunter leidet oder Datenverluste entstehen könnten. Daraufhin mein er, dass er mir nicht den Auftrag zur Fehlersuche gegeben hätte und ob ich zuviel Zeit hätte, mir selber solche Spielwiesen zu suchen - ich solle doch lieber das Protokoll zum Meeting von gestern Nachmittag tippen. Aber wenn ich einmal das Projekt geöffnet hätte, könne ich ja den Login-Dialog in der Art modifizieren, dass er einen Text enthält, der aussagt "Wer Fehler findet, darf sie behalten" - damit wären wir auch für künftige Fehler gerüstet. Ja - man muss eben ein wenig weiterdenken und nicht so ein Kleingeist sein, wie ich. Think BIG! Und wenn es den von mir angesprochenen Fehler tatsächlich gäbe, könnten wir ja im Nachhinein immer noch herausfinden, wer doppelte Datensätze anlegt, ihm eine Abmahnung dafür geben und wenn es ihm noch mal passiert einfach woandershin versetzten. Auf meinen leicht irritierten Blick hin meint er noch "Wenn ich in der Schule besser aufgepasst hätte, könnte ICH heute solche Entscheidungen treffen." und ich solle die Tür von draußen zumachen.
Ich trotte in mein Zimmer zurück, lehne mich völlig geschafft zurück und blicke auf den Zettel, den ich mir vor Jahren schon an die Decke gepinnt habe:
"Es ist dem Untertanen untersagt, den Maßstab seiner beschränkten Einsicht an die Handlungen der Obrigkeit anzulegen."
Kurfüst Friedrich Wilhelm von Brandenburg
Wie wahr, wie wahr ...
Oooops - jetzt wollte ich eigentlich einen neuen Thread eröffnen, muss wohl aber aus Versehen auf den Antwort-Knopf gekommen sein ...
So ein Mist - Cross- und Mehrfachpostings sind nicht erlaubt - eine Missachtung der Forenregeln kann zum Ausschluss führen, also muss ich es wohl genau hier stehen lassen ...
Nichts für ungut
Lars