Hallo Dennis,
entsteht nicht die ganze Verwirrung um den Begriff "Schärfentiefe" daraus, daß für unterschiedliche "Ereignisse" beim Umgang mit Licht und Optik der gleiche Begriff mehrfach gewählt wurde? Ich versuch's nochmal ganz unwissenschaftlich :
1. Ganz grob zur Definition des COC und der "Schärfentiefe" :
Ausgehend von einer Bilddiagonale von 2" oder so einer "Urkamera" wurde irgendwann vor dem zweiten Weltkrieg, auf Grundlage der damals zur Verfügung stehenden Filmmaterialien etc., der Bereich dessen festgelegt, was bei einem Betrachtungsabstand von 45cm noch als "scharf" bezeichnet werden kann. Man stellte fest, daß dieser Schärfeeindruck in einem Bereich entsteht der um den Punkt der absoluten Schärfe (idealerweise die Filmebene) in Richtung Objektiv und in der Gegenrichtung (also in den Film hinein zur Andruckplatte hin) durch die Streuung im Strahlengang variiert.
Da diese beiden Endpunkte nun als verbindliches Maß zum Bau einheiltlicher Kameras und Objektive dienen sollten, musste man sich auf eine einheitliche messbare Größe dieser Punkte, den maximal zulässigen Zerstreuungskreisdurchmesser bis zu dem ein Lichtpunkt ohne weitere Hilfsmittel noch als "scharf" gesehen werden kann, einigen. Diese Grenze lag bei ca. 1/1000tel der Bilddiagonale (2" ~ 51mm, 51mm/1000=0,051mm) und wurde auf eben dieses 1/1000tel festgelegt.
Alles im Bereich zwischen dem vorderen Zerstreuungskreisdurchmesser (0,051mm) und dem hinteren Zerstreuungskreisdurchmesser (0,051mm) um den Punkt absoluter Schärfe wurde seither als "scharf" bezeichnet. Im Englischen reichte zur Beschreibung dessen was, scharf gesehen wird und damit der Schärfeeinstellung der Optik, nun die Angabe des Zerstreuungskreisdurchmessers (Circle of Confusion).
In Deutschland versuchte man die Definition etwas genauer festzulegen und ging davon aus, daß in einem dreidimensionalen System die Achse dieser Zerstreuungskreise vom Objektiv aus gesehen in der räumlichen Tiefe liegt. So entstand der Begriff "Schärfentiefe", also die Tiefe des Bereiches im Raum des Strahlenganges hinter dem Objektiv, innerhalb welcher der abgebildete Punkt als scharf erachtet / gesehen wird.
Da sich nun im Laufe der Zeit das Kleinbildformat von Herrn Barnack weltweit als das gebräuchlichste Kameraformat durchsetzte, mußte man aus der Standardisierung des Kleinbildformats und den oben genannten Festlegungen die oben definierte "Schärfentiefe" auch für dieses Bildformat festlegen. Diese ergibt sich nun aus dem Verhältnis der Bilddiagonalen der Urkamera (51mm) und der Kleinbildkamera (43mm) zu einander zu 1/1500tel.von 43mm = 0,0286666mm ~ gerundet 0,030mm.
2. Nun zum Begriff "Tiefenschärfe" :
bedingt aus obiger Definition des "Scharfen" im Bild wurde irgendwann festgestellt, das in einem Bild weiterentfernte Objekte, also die Objekte in der Tiefe des zweidimensional abgebildeten Raumes auch eine gewisse Schärfe haben müssen um noch als Objekt, z.B. Blätter eines entfernteren Baumes erkannt zu werden. Da sie sich in der "Tiefe" des Raumes befanden sprach man also bei der Schärfe dieser Abbildung von "Tiefenschärfe" eines Bildes, ohne diese jedoch genauer definieren zu können. Dieser Begriff blieb also immer schon eine recht wage, schwammige Angabe um das zu umschreiben, was besser unter dem genauer definierbaren Begriff Auflösung (Detailauflösung, lp/mm) verstanden wird.
3. Schärfentiefe in der von Dir ausgeführten Version (Schärfentiefe-Ebene im Bild) :
Da man mit besser werdenden Werkzeugen (Kamera, Optik, Filmmaterial etc.) im Laufe der Zeit in der Lage war, auf dem zweidimensionalen Bild dreidimensionale Effekte die aus der Verbesserung der Werkzeuge (Objektiv, Blende etc.) und deren deutlicher hervortretender, gegenseitigen Wechselwirkungen (Airy-Disc) abzubilden, stellte man sehr bald fest, daß ein gewisser Bereich vor der absolut scharf dargestellten Szene und ein ebensolcher hinter dieser Szene unscharf waren (ähnlich der "Schärfentiefe" des Objektivs).
Damit mußte man nun den Bereich der im Bild dargestellten Schärfe benennen. Man nannte ihn im Deutschen ebenfalls Schärfentiefe, während man im Englischen von "Depth Of Field" - der Tiefe des optischen Feldes der Schärfe im Bild - also der Schärfe, die nach dem oben definierten COC bzw. der o.g. Schärfentiefedefinition der Optik, scharf dargestellt wurde - sprach. (Die Bereiche davor und hinter dieser "Tiefenebene", diesem "Field" sind ja unscharf)
Aus der Schärfe dieser Tiefenebene im Bild resultiert der Bezug auf die 30µm an den Schärfetiefenskalen der Objektive, die im Zusammenspiel mit der eingestellten Blende den Bereich des, nach eben dieser Definition (COC), scharf Darstellbaren ergeben.
Und hier ergibt sich nun die Verbindung zu den Kameras mit kleineren Sensoren und deren Optiken und der Grund dafür, daß der Schärfentiefebereich (Schärfetiefenebene im Bild) nach der dritten Definition, bei Kameras mit kleineren Filmformaten / Chips, sich mit zunehmender Miniaturisierung (kleinerer COC, Nachschärfen in der Kamera etc.) über das gesamte Bild ausbreitet.
Ist es nicht so, daß die drei Begriffe "Schärfentiefe des Objektivs", die schwammige Definition "Tiefenschärfe" im Bild und "Schärfentiefe-Ebene" im Bild oft durcheinander geworfen werden und damit die Erklärung des Verhaltens kleinere Kameras scheinbar schwieriger wird?
Nun wird auch, wie ich hoffe, verständlich, weshalb Pixel Pitch und Sensor- / Pixelgröße mit der "Schärfentiefe-Ebene" zunächst herzlich wenig zu tun haben. Sie haben nur durch die unter 1. beschriebene "Schärfentiefe" und den, mit kleiner werdendem Format, auch kleiner werdenden COC, Einfluß auf die Qualität des entstehenden Bildes.
Der Pixel Pitch des EVF dagegen sorgt dafür, daß Teile des dargestellten Bildes, die zwischen den kleinen Leuchtpunkten (Pixeln) auf der Fläche des Displays liegen (ähnlich wie beim Sensor) einfach unterschlagen werden. Darum ist man, zur Verbesserung der Darstellung, um immer mehr Bildpunkte des kleinen Display-Schirmes bemüht.
Das hat aber mit der Kombination von Objektiv und Sensor mit ihren Abbildungseigenschaften und dem COC selbst zunächst Nichts zu tun. Das Display kann halt vom Bildinhalt immer nur einen, der Pixelanzahl entsprechenden, gleichmäßig verteilten "Mittelwert" anzeigen. Dadurch verwischt aber auch der Bereich der, auf diesen Displays, darstellbaren "Schärfentiefenebene" und macht sie damit, zur Beurteilung der einzelnen Bildbereiche, eben nur sehr eingeschränkt braucbar.
OK?