ZITAt (klick @ 23.03.2006 - 16:15) Also nochmal: welchen konkreten Nutzen habe ich von diesem Wissen beim fotografieren?[/quote]
Ganz einfach: Mit dem Wissen um die Unschärfekreise bist Du in der Lage, den Schärfebereich Deiner Bilder so zu legen, dass Du die Bildaussage machen kannst, welche Du erreichen willst.
Wie Du auf Michael Hohners Homepage sehen kannst, ist die Formel für die Schärfentiefe an sich sehr einfach. Wesentlicher Bestandteil der Formel ist allerdings der Durchmesser des Unschärfekreises, also ab wann ein Punkt ausserhalb der Schärfeebene kein scharfer Punkt mehr ist, sondern ein unscharfer Klecks.
Wenn man sich etwas im Internet informiert, kommt man auf die Handformel, dass dieser Unschärfekreisdurchmesser 1/1500 der Mediumdiagonale sein kann. Diese Handformel kommt von daher, dass ein Durchschnittsmensch im Durchschnittsalter zwei Punkte unterscheiden kann, wenn sie mindestens zwei Bogenminuten voneinander entfernt sind. Da dieser Normalmensch ein Normalfoto normalerweise aus der Normalentfernung der Bilddiagonale ansieht, ergibt sich damit ca. 1/1500 der Diagonale.
Beispiel: Ein Poster von 100cm mal 150cm Grösse hat eine Bilddiagonale von 180cm. Aus 180cm Entfernung betrachtet kann dieser Mensch zwei Punkte nicht mehr unterscheiden, wenn sie höchstens tan (1/30)*180cm = ~1mm voneinander entfernt sind. Dieser tan (1/30) entspricht 1/1719, was annäherungsweise 1/1500 ist.
Nun kann man zurückrechnen und dabei merkt man, dass dieser Millimeter auf dem 100x150-Bild bei Kleinbild zu etwa 0.025mm wird. Wenn die Blende also den Unschärfekreis auf höchstens 0.025mm zusammenquetscht, nehmen wir das dann auf dem Bild als scharfen Punkt wahr. Bei APS-C muss man dann noch berücksichtigen, dass man das Bild im Vergleich zum Kleinbild noch mehr vergrössern muss, was zu einem Kreis von 0.016mm führt. Man muss also noch mehr abblenden als bei Kleinbild, um die selbe Schärfentiefe zu bekommen.
Wenn man nun einen Ausschnitt des Bildes vergrössert, muss man diese Vergrösserung auch noch berücksichtigen und umso mehr abblenden. Irgendwann stösst man natürlich an die Grenzen (Sensor-Pitch, Filmkorn, Auflösungsvermögen der Optik, Beugung an der Blende etc.).
Mit Anlauf auf die Schnauze fällt man, wenn wegen des identischen Ausschnittes mit verschiedenen Brennweiten gearbeitet und dann verglichen wird. Ein Bild mit 50mm-Objektiv und Blende 16 an Kleinbild braucht bei APS-C und 35mm-Objektiv halt nur Blende 11 bei identischem Abstand.
Beispiel: Schärfentiefe von 5m bis 10m. Kleinbild mit 0.025mm und 50mm Objektiv braucht dann die Entfernung 6.6m und Blende 5. APS-C mit 0.016mm und 35mm Objektiv hätte dann gerne 6.6m und Blende 3.8, also etwa eine Blendenstufe weniger. Mit dem 50er und anderem engerem Ausschnitt vom selben Standpunkt aus brauche ich hingegen Blende 7.8, also 1.1 Blendenstufen mehr, wenn das Ergebnis auf die selbe Grösse vergrössert wird.
So, genug gerechnet, jetzt wird fotografiert.
Grüsse, Josef.