Interessante Diskussion, eine die möglicherweise nicht nur seit der Photographie, sondern seit der menschlichen Kunstschaffung geführt wird. Immer dann, wenn sich Techniken und/oder Stile "ablösen", bzw. neue Stilrichtungen aufkommen. Ich finde es auffällig, dass diese Diskussionen selten von Künstlern und wenn dann recht entspannt und vorwurfsfrei geführt werden. Diese Diskussionen zieht sich über alle Sparten. Ob nun die Abgrenzung von Aktkunst zur Pornographie diskutiert wird, die Abgrenzung von Kunst gegen abstrakte, naive oder realistische Malerei oder die Sprachwahl des Literaten, es finden sich immer jene, die sich über die "Kunstfertigkeit" gegen Änderungen abgrenzen wollen.
Digitale Photographie ist für mich nichts weiter als ein neues und schnelleres Handwerkszeug. Und EBV, gerade bei RAW, gehört oft unüberwindbar dazu. Zusätzlich bereitet der geringere Dynamikumfang Probleme, was für mich bedeutet, dass ich schummele und zwar viel und gerne. Oft verschmelze ich manuell die Ergebnisse von Belichtungsreihen. Je aggressiver, desto lieber. Aber vor allem verändere ich gerne.
Was ist Photographie überhaupt? Ist es nur Technik oder einfach nur Kunst? Es gibt Menschen, die bar jeder Technik ausgesprochen gute Motive aufnehmen. Leider sieht man den Bildern dann die mangelhafte Technik an. Und es gibt ausgesprochene Techniker, deren Motive so schlecht und durchschnittlich sind wie es nur gehen kann. Dazu kommt das Problem, dass es fast nichts gibt, das noch nicht photographiert wurde. Als kleine Provokation gehe ich sogar davon aus, dass mit dem entsprechenden Equip ausgestattet und einer kurzen unterstützenden Einweisung fast jeder brillante Makros machen kann. Technisch gut ablichten kann in meinen Augen jeder. Ein paar Bücher, gute Tips, Zeit und letztlich Erfahrung.
Gut und schlecht, falsch oder richtig, liegen immer im Auge des individuellen Betrachters. Es gibt für mich keine schlechten Bilder und keine guten. Es gibt lediglich Bilder die mir etwas geben, etwas sagen. Alles andere ist für mich und nur mich, Quatsch! Was eben in der Geschichte der Kunst noch schlecht war ist morgen schon Kunst oder Popart oder was auch immer. Alles hat seine Berechtigung.
Rhamses schrieb, dass sich ein Könner dadurch auszeichnet, dass er ein Bild beliebig oft und gleich gut wiederholen kann. Das halte ich auch für grundfalsch. Es gibt jede Menge Künstler, die keines ihrer Bilder ein zweites Mal mit der gleichen Stärke, Brillanz und Aussage malen oder gar photographieren könnten. Zum anderen frage ich mich, ob der Bildinhalt sich dem Wunsch nach beliebiger Wiederholung beugen wird. Also wohl eine Frage des Genres in dem sich der Photograph bewegt. Viele der besten Bilder entstehen und entstanden eher als Schnappschuss. Gerade in einer so geordneten und eher unauffälligen Gesellschaft wie der unseren. Geh doch mal da raus mit dem Willen, dass Du heute einen spotttenarmen aber charismatischen Rentner ablichten willst. Dazu im Richtungen Bildauschnitt mit perfekter Beleuchtung. Die Kunst liegt hier für mich darin, dieses Motiv zu erkennen. Und an diesem Punkt höre ich definitv sofort auf über technische Fehler zu diskutieren.
Überhaupt frage ich mich oft, was Menschen reitet - siehe Fotocommunity - andere Bilder nur noch technisch zu bewerten. Da wird nach Abstreichlistenmanier korrigiert und für gut oder schlecht befunden. Gibt es die ultimative Technik? Oder ist es nicht eher ein Zeichen mangender Kreativität, nur noch nach allgemeingültigen Belichtungsregeln zu urteilen, Schlagschatten zu monieren oder ähnliches? Wer sagt uns, dass der Schlagschatten nicht schon morgen ein Kunstelement ist?
Die Bilder in unserer Galerie, es gibt sie tausendfach und das sollten wir alle nicht vergessen, bevor wir uns zu Könnern oder gar Künstlern überhöhen.
ZITATEs gibt im Leben nun mal unumstößliche Grundlagen, auf denen dieses (das Leben) aufgebaut ist. Genauso ist es in der Fotografie (egal ob anlaog oder digital).[/quote]
So, so. Gibt es die? Ich bezweifle das. Diese sog. Regeln führen zu nichts als intellektueller und künstlerischer Inzucht. Allein die Tatsache, dass ein Bild manipulierbar ist zeigt, dass es diese Regeln nicht gibt.
ZITATder übersieht, das die Authentizitäts-Ästehtik der Fotografie eben nur eine bestimmte Bild-Ästehtik ist.[/quote]
Genau das!
Und eine Frage für den Schluss meiner Zeilen: kennt jemand von Euch den Begriff "Schaffenskrise"?