Zitat von thomasD
An anderer Stelle steht, dass die Reflexionen der Aufnahmechips deutlich geringer ist als die von analogem Film und sich außerdem von Modell zu Modell recht stark unterscheidet, wohingegen die Reflexionen der unterschiedlichen Filme weitgehend identisch sind. Daher funktioniert die klassische TTL-Messung wärend der Blitz-Belichtung nicht mehr und die Vorblitzmessung ist notwendig.
Zwar stimmt es, daß CCD-Chips im Gegensatz zu Film ein unterschiedliches
Reflexionsverhalten zeigen, aber die daraus vom Autor abgeleiteten Schluß-
folgerungen bzgl. diverse Minolta-Blitze scheinen mir doch mehr als fragwürdig.
Ich habe das fotoMagazin nicht abonniert - steht das wirklich so da drin?!?
Das Reflexionsverhalten war übrigens früher auch bei Film unterschiedlich,
aber mit dem Aufkommen der TTL-Messung auf Filmebene (bei Minolta auch
Direktmessung genannt) haben sich die Filmhersteller relativ schnell auf ein
einheitlich normiertes Reflexionsverhalten geeinigt - weil's relativ einfach
möglich war. Nur bei wenigen Filmen war das technisch nicht möglich, so z.B.
bei Polaroid-Sofortbildfilmen. Das ist auch genau der Grund, warum in jedem
Kamerahandbuch steht, daß die Blitz-TTL-Messung auf Polaroidfilm offiziell nicht
"unterstützt" wird, man also Belichtungsreihen machen muß. Vgl. auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=109666
Doch zurück zu DSLRs: Sollte es bei einem bestimmten Sensor /überhaupt/
möglich sein, daß die TTL-Blitzmessung auf "Filmebene" generell noch funktioniert
(wenn auch vielleicht nur mit Korrekturfaktor), so würde der Hersteller das
bestimmt direkt ab Werk unterstützen, statt dem Benutzer die Eingabe eines
Korrekturfaktors abzuverlangen. Allein schon, um eine möglichst nahtlose
Integration in das bisherige System zu erreichen. D.h. den gegenüber Film
notwendigen Korrekturfaktor würde die Kamera schon ohne Benutzereingriff
einbeziehen, schließlich kennt niemand den Sensor und damit dessen
Reflexionsverhalten besser als der Hersteller der Kamera. Das könnte man
also völlig transparent lösen.
Daß es - meines Wissens - bei (den meisten oder allen?) DSLRs so nicht
gemacht wird, deutet eher darauf hin, daß die Lichtbrechung und -reflexion
heute verfügbarer CCD-Module /so/ anders aussieht, daß diese CCDs für
eine Messung auf "Filmebene" faktisch überhaupt nicht in Frage kommen.
Daß das so ist, ist überhaupt erst einer der Gründe dafür, daß man die
Blitzbelichtung bei neueren (analogen wie digitalen) Kameras nicht mehr auf
Filmebene vornimmt, sondern eben mit einem Vorblitz arbeitet, der von den
normalen Belichtungssensoren für Dauerlicht (bei noch runtergeklapptem Spiegel)
gemessen wird. Die früher für die TTL-Messung-auf-Filmebene nötigen Fotozellen
im Spiegelkasten /gibt/ es bei diesen Kameras überhaupt nicht mehr (siehe z.B. die
Dynax 7 D (http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=6793), aber
auch die analoge Dynax 3L/Maxxum 3/Maxxum GT
(http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=85107)
und die Dynax 30/Dynax 40/Maxxum 50
(http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=7043).
Dementsprechend ist dann bei diesen Kameras auch das Reflexionsverhalten des
CCDs völlig belanglos, da es eh nicht mehr gemessen wird...
Und für die Preflash-Messung wird (mit sehr großer Wahrscheinlichkeit) ein
völlig anderes digitales Blitzprotokoll gefahren (wenn auch kompatibel zum
alten Protokoll: http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=50472,
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=74577,
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=85107),
als beim klassischen TTL-auf-Filmebene-Ansatz, bei dem einfach das von den
Fotozellen im Spiegelkasten gemessene Licht in einem Kondensator o.ä. integriert
und bei Erreichen einer bestimmten Schwelle das TTL-OK-Signal an den Blitz
gesendet wird, das diesen vorzeitig abschaltet - das geschieht (je nach Blitz) in
einem Zeitraum von 1/50.000s bis 1/500s nachdem der erste Verschlußvorhang
voll geöffnet hat und hängt von den Lichtverhältnissen /während/ der Belichtung ab.
Bei Preflash-Messung passiert da (meines Wissens) gar nichts mehr, da die
Lichtmenge, die der Blitz abgeben soll, schon vor dem Öffnen des Verschlusses
feststeht.
Theoretisch wäre es möglich, beide Verfahren zu kombinieren:
Entweder, indem beide Methoden wirklich parallel arbeiten (Preflash zur Einstellung
einer oberen Grenze zur Vermeidung von Überbelichtungen bzw. Ermittlung der
Reflexionseigenschaften, TTL-auf-Filmebene um kurzfristige Änderungen noch
zu berücksichtigen). Das ginge aber nur bei analogen SLRs (oder bei digitalen
SLRs mit solchen CCDs, die ein filmähnliches Reflexionsverhalten aufweisen).
Ob das irgendwo so realisiert ist, weiß ich nicht - bei Minolta jedenfalls nicht.
[EDIT: Oder doch? Siehe: http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...st&p=167035]
Oder, indem die Kamera durch die Vorblitzmessung die Lichtmenge ermittelt,
die der Blitz abfeuern soll und daraus - ziemlich blitzmodellabhängig - die
Verzögerungszeit bestimmt, mit der sie die TTL-OK-Leitung ansteuern muß,
um den Blitz zur Abgabe genau dieser vorherberechneten Lichtmenge zu
verleiten, /ohne/ das während der Belichtung noch kontrollieren zu können.
Letztere Methode würde es wohl auch erlauben, auch ältere Blitze noch mit
Digitalkameras zusammenarbeiten zu lassen. In jedem Fall wäre diese Methode
ziemlich modellabhängig, da die Kamera Informationen über das Blitzgerät
benötigt, ohne daß während der Belichtung eine Regelschleife existiert, wie das
bei TTL-Messung auf Filmebene der Fall ist. Eventuell könnte sich die Kamera
während des Vorblitzes selbst auf das Leuchtverhalten (Intensität und
Helligkeitsverlauf über der Zeit) des angeschlossenen Blitzgerätes kalibrieren,
aber ich bezweifle, daß das zuverlässig für alle Blitzgeräte machbar ist, da
der Helligkeitsverlauf über der Zeit nur dann gleich wäre, wenn der Vorblitz
ein Vollblitz wäre, der dann je nach Lichtmenge einfach irgendwo "abgeschnitten"
wird. In der Praxis werden Vorblitz-taugliche Blitzgeräte (das sind in der Regel
auch die Geräte, die Stroboskop- und FP-Langzeitblitz/Einstelllicht-Funktionen
aufweisen) aber keinen Vollblitz abfeuern, sondern nur einen sehr viel
schwächeren Blitz, der einen völlig anderen Helligkeitsverlauf über der Zeit
haben kann. Kleine spekulative Überschlagsrechnung: Um den Helligkeitsverlauf
eines Blitzes über der Zeit mit genügender Genauigkeit zu samplen, müßte man
während einer solchen Kalibrierungsphase mit einer zeitlichen Auflösung von
vielleicht 256 Schritten (8 Bit) Ereignisse von einer Dauer von (im Extremfall nur)
1/50.000s in der Amplitude immer noch mit einer Quantisierung von mindestens
sechs, besser ebenfalls 8 Bit erfassen. Da sind wir schon bei einer Samplingrate
von 12,8 MHz... Die Speicherkapazität während des Samplings muß andererseits
reichen, um auch den Signalverlauf eines Blitzes mit einer Leuchtdauer von 1/500s
zu erfassen - dafür bräuchte man dann eine SRAM-Speichertiefe von 25 KB, sofern
kein multiple-shot Verfahren mit variabler, sich adaptiv anpassender Samplingrate
zur Anwendung kommt. Das ist alles technisch machbar, aber wohl nur von einem
speziell dafür konstruierten Hardware-Modul - die CPU des Kameracomputers wäre
mit derartigen Echtzeitvorgaben hoffnungslos überfordert, die könnte höchstens
die zeitunkritische Offline-Bearbeitung der angefallenen Daten besorgen. Problem:
Kostenmäßig nicht gerade etwas für einen Low-Cost- Massenmarkt... Ich denke,
wenn so etwas bei den Kameraherstellern überhaupt schon realisiert ist, dann
wahrscheinlich bisher nur im Labor, da noch zu aufwendig und zu teuer.
(Schon wieder was für die Dynax 9 D und die Dynax 9 Mk II? ;-) Siehe:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=67125)
Bei einer DSLR böte sich natürlich noch eine andere echte TTL-auf-Filmebene-
Meßmethode an: Warum überhaupt erst das reflektierte Licht von in den
Spiegelkasten eingebauten Sensoren aufnehmen lassen, wenn man in der
Filmebene sowieso einen elektronisch auslesbaren CCD liegen hat?
Theoretisch wäre das Ergebnis also sogar mit einer konstruktiv viel weniger
aufwendigen Lösung zu erreichen - und das Reflexionsverhalten des CCDs ist
dabei noch nicht mal mehr wichtig.
Anscheinend gibt es aber auch mit diesem Ansatz Probleme - vermutlich
ebenfalls wegen der ultrakurzen Leuchtdauer eines Elektronenblitzes und
der Notwendigkeit, quasi in Echtzeit darauf reagieren zu müssen - /so/ schnell
läßt sich die im CCD gespeicherte Bildinformation nicht auslesen: CCD steht
ja für charge coupled device. Die in den einzelnen Kondensatoren gespeicherten
Ladungsmengen werden zeilenweise nach dem Eimerkettenprinzip ausgelesen.
Illusorisch, auf diese Weise innerhalb eines Zeitraumes von weniger als einer
1/50.000s den Chip komplett auszulesen, die Informationen zu verarbeiten
und daraus das TTL-OK-Signal für die Abschaltung des Blitzes zu generieren.
Sicherlich wäre es möglich, einen speziellen CCD (z.B. in einem mehrschichtigen
Aufbau) zu konstruieren, der in zweiter Ebene einige großflächige Elemente
speziell für den Blitzbetrieb aufweist, die sich auf direktem Wege und damit
unabhängig von den anderen Pixeln auslesen lassen, aber das ist wohl derzeit
noch Zukunftsmusik... Die Kamerahersteller sind z.T. davon abhängig, was die
CCD-Hersteller anbieten.
Ich stelle mir gerade drei Fragen:
- Gibt es an der Dynax 7 D neben der vollmanuellen Blitzmessung auch noch
Blitzmodi, die keinen Vorblitz verwenden? Michael Hohner listet "14S-TTL, with
preflash", "ADI" und "manual". Für meine Begriffe ist ADI eine Verfeinerung der
AF-gewichteten Multi-Segment-Blitzbelichtung durch zusätzliches Einbeziehen von
Entfernungsinformationen aus D-Objektiven, hat aber mit der Methodik der
Blitzlichtmessung selbst nichts zu tun. Frage deshalb: Kann die Dynax 7 D
überhaupt irgendeine Form von TTL-Blitz ohne Vorblitz? Würde mich wundern...
- Wie arbeitete eigentlich die Blitzmessung an der RD-175, die laut Michael Hohner
nur CW-TTL unterstützte? Was mich wundert: Von Vorblitz steht da nichts...
http://forums.dpreview.com/forums/read.asp...essage=19080153
- Wäre nicht auch ein Blitz wie der alte Minolta 360PX mit eingebauten Sensor gut
an der Dynax 7 D zu betreiben (jedenfalls besser als AF-aber-nicht-D-Blitze)?
Zwar ist damit kein TTL möglich, aber immerhin noch "Computer-Blitz" mit
Automatik...
Viele Grüße,
Matthias
PS. Siehe auch:
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=79200
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=72989
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=7021
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=81312
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=74577
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=5260
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...ost&p=84869
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=10555
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=9230
http://www.sonyuserforum.de/phpBB2/viewtopic.php?p=422503
http://www.sonyuserforum.de/phpBB2/viewtopic.php?p=420591
http://www.mi-fo.de/forum/viewtopic.php?t=15025
http://www.mi-fo.de/forum/index.ph...showtopic=18712
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=235334
http://www.mi-fo.de/forum/index.php?showto...st&p=263218 TTL-OTS