Jörg "Joerg_hh" schrieb:
ZITAT... kann ich das mit den MPix-Angaben für Glaslinsen nicht nachvollziehen. Glas ist doch eine annähernd homogene Masse, die weder gerastert ist, noch gepixelt. Das auf die Optik treffende Licht ist auch nicht gerastert oder in Quadranten o. ä. aufgeteilt. Woher kommt die Aussage mit den Pixelbegrenzungen für optisches Glas?[/quote]
Wohl noch nie was von Photonen oder Lichtquanten gehört, was? /blum.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="blum.gif" />
Nein, war'n Scherz. Du hast völlig recht -- diese Angaben von Megapixeln für Objektive (und auch für Film) ist unsinnig und wird der Komplexität der Themen Informationsübertragung sowie A/D-Wandlung nicht im mindesten gerecht.
Ein halbwegs gutes Objektiv kann praktisch beliebig hoch auflösen ... na ja, nicht ganz, weil die Wellennatur des Lichtes, die Unschärferelation und natürlich zuvorderst die Beugung eine natürliche Grenze setzen, die allerdings in der Praxis nur selten voll ausgenutzt wird. Das Dumme ist nur, daß bei der Übertragung immer feinerer Strukturen der übertragene Kontrast immer geringer wird -- das setzt der praktisch nutzbaren Auflösung eine Grenze.
Bei meinen Objektivtests anläßlich des Erwerbs einer Dynax 7D mußte ich feststellen, daß zwischen den verschiedenen Objektiven eigentlich kaum ein Unterschied in der Auflösung erkennbar ist -- außer wenn sie ausnahmesweise mal richtig mies ist. In der Regel aber lösen die meisten Objektive Strukturen auf, die an der absoluten Pixelgrenze liegen, also eine Breite von ein bis zwei Pixeln haben.
Der Eindruck, wenn man auf das Bild schaut (statt auf die Pixel /wink.gif" style="vertical-align:middle" emoid="" border="0" alt="wink.gif" /> ), ist trotzdem unterschiedlich. Und zwar deshalb, weil die besseren Objektive zwar nicht mehr Auflösung bieten -- die ist ja sowieso durch den Sensor begrenzt -- sondern weil sie die gegebene Auflösung mit besserem Kontrast und weniger Farbsäumen 'rüberbringen. Damit ist der Bildeindruck, trotz gleichen Detailreichtums, insgesamt knackiger, klarer, brillanter.
Wenn die Details da sind, dann kann man einem schwächelnden Kontrast natürlich stets nachträglich per EBV auf die Sprünge helfen -- doch dieser Kunstgriff verstärkt wiederum das Rauschen, weil in einem flauen Bild weniger Tonwerte stecken. Und wenn man die nachträglich spreizt, so steigt zwar der Kontrast und damit die visuelle Schärfe an, doch die Tonwertdifferenzierung bleibt niedrig. Das ist genau so, wie wenn man im Schwarzweiß-Labor ein unterbelichtetes Negativ auf hartem Papier abzieht -- der Kontrast wird besser, doch die Tonwertdifferenzierung bleibt schwach.
Daran erkennt man, daß die vom Objektiv übertragene und vom Sensor aufgenommene Information sich nicht einfach als Anzahl der Megapixel oder als schiere "Auflösung" charakterisieren läßt. Das steckt wesentlich mehr dahinter. Und noch komplizierter wird es, wenn das Bild eine Kette von informationsübertragenden Elementen durchläuft, bei der jedes Glied eine unterschiedliche Auflösungsgrenze und eine unterschiedliche Kontrastmodulation beisteuert. Dann ist die Auflösung und der Kontrast des Bildes am Ende der Kette nicht einfach gleich denen des schwächsten Gliedes dieser Kette, sondern jedes Kettenglied beeinflußt das Endergebnis.
So errechnet sich die Auflösung R eines Bildes, das zur Erzeugung eine vierstufige Kette (Aufnahmeobjektiv R1, Film R2, Vergrößerungsobjektiv R3, Fotopapier R4) durchläuft, wie folgt:
1/R = 1/R1 + 1/R2 + 1/R3 + 1/R4
Wenn man also diejenigeTeilauflösung verbessert, die sowieso schon am besten ist, dann steigt auch die Gesamtauflösung an. Natürlich ist die Verbesserung des schwächsten Gliedes am effizientesten, hat also das beste Kosten-Nutzen-Verhältnis. Die Intuition hingegen würde sagen, die Verbesserung der guten Glieder bringe gar nichts, solange das schwächste Glied nicht erst einmal auf das Niveau der anderen gebracht werde -- doch die Verbesserung der sowieso schon guten Glieder bringt überraschenderweise auch etwas. Wer's nicht glaubt, möge für R1 bis R4 irgendwelche Zahlen (z. B. solche zwischen 20 und 400, große Zahl = hohe Auflösung, in Lp/mm) einsetzen und es selber einmal ausrechnen.
Es ist also alles viel komplizierter als es auf den ersten Blick erscheint ... und deswegen sind "harte Fakten" über die Megapixel-Äquivalenz von Filmmaterialien so schwer zu finden. Weil es sie letzten Endes so gar nicht gibt. Und die Megapixel-Äquivalenz von Objektiven, wie sie neuerdings in gewissen "Fach"-Zeitschriften als Testergebnisse veröffentlicht werden, ist auch ziemlich fragwürdig und vor allem immer nur in Bezug auf den jeweiligen Sensor bzw. Film sowie in Bezug zu einem bestimmten Motivkontrast von Belang.
-- Olaf