Die Dynax 7D lässt sich wohl am Ehesten mit der Eos 20D, der Olympus E-1 oder der Fuji Finepix S3 vergleichen und evtl. auch der Nikon D100 (auf deren Nachfolger Nikon-Fotografen schon recht lange warten). Unter diesen Kameras ist die Dynax 7D nicht zu den teureren, sondern eher zu den preiswerteren Kameras zu zählen.
Je nach "Vorbelastung" durch bestehende Systeme und persönliche Vorlieben sowie Anwendungszwecke wird die Wahl für die eine oder gegen die andere Kamera ausfallen.
Hier meine persönlichen Einschätzungen:
Die Olympus E-1 ist die einzige, die mit dem Anspruch, eine waschechte Profikamera zu sein, antritt. Das heißt, sie hat ein besonders gegen Staub und Feuchtigkeit abgedichtetes Gehäuse, kann aber ansonsten nicht mit den High-End-Modellen von Canon und Nikon (die ein vielfaches kosten) mithalten. Interessant an der E-1: Der Staub wird mittels Ultraschall vom Sensor geschüttelt. Ihr Vorteil, der kleinere Sensor erlaubt kompaktere Objektive, stellt gleichzeitig einen Nachteil dar: Das 4/3-Objektiv-Programm ist noch relativ klein. Außerdem ist der kleinere Chip bei höheren Empfindlichkeiten von Nachteil.
Wer schon ein Nikon-System hat, für den sind die D100 und die Finepix interessant. Die Finepix zeichnet sich dank des Aufnahmechips durch ihre Farbwiedergabe aus. Für Portrait- und Studioeinsatz sowie Landschaftsfotografen ist sie interessant, ihre Technik basiert jedoch auf der eher preiswerten Nikon F80, wenn es auf Geschwindigkeit ankommt, scheidet sie aus. Das gleiche gilt für die Nikon D100, hier scheint die Low-Cost-D70 die günstigere Wahl, bis ein Nachfolger da ist. Oder man zieht eine Nikon D1X in Betracht, ehamaliges Nikon-Top-Modell. Abgesehen vom hochwertigen Gehäuse hat die D1X (zumindest für mich persönlich) keine wesentlichen Vorteile gegenüber einer wesentlich jüngeren Dynax 7D.
Vorteil bei Nikon: Der Hersteller setzt konsequent auf das kleinere DX-Aufnahmeformat mit Crop-Faktor 1,5. Bei Canon ist die Lage wesentlich unübersichtlicher: Zwar etabliert sich für die Eos 300D und die Eos 20D mit den EF-S-Objektiven ein ähnlicher Standard (Crop-Faktor 1,6), wer darauf setzt, weil er preiswertere, kleinere Objektive einsetzen will, verbaut sich jedoch (zumindest im Moment) den Aufstieg in die Profi-Klasse, denn hier setzt Canon weiterhin auf den Crop-Faktor 1,3 bzw. 1,0. Sicherlich ist die Eos 20D eine interessante Kamera, die durchaus auch professionellen Ansprüchen genügen kann. Die hohe Aufnahmefrequenz macht sie interessant für Sportfotografen, mehr Bilder pro Minute schafft jedoch (seit Firmware 1.1) die Dynax 7D. Der Acht-Megapixel-Sensor macht sich jedoch vor allem in der Werbung gut: In der aktuellen Zeitschrift Naturfoto 3/05 hat Hans-Peter Schaub die 20D getestet: "Um das Rauschen auf dem erstaunlich geringen Niveau zu halten, greift intern wohl eine recht aggressive Rauschunterdrückung - trotz deaktivierter Rauschminderung. [...]Landschaftsmotive mit filigranen Strukturen leiden zuweilen unter diesem Effekt. Die Detailauflösung bei weit entfernten Motiven wird gemindert, und bei solchen Motiven liefern Kameras mit nominell geringerer Auflösung, aber weniger oder gar nicht aktiver Rauschunterdrückung, wie die in dieser Ausgabe ebenfalls vorgestellte Dynax 7D etwa, detailreichere Bilder. Und wo wir schon beim Vergleich zwischen Eos 20D und Dynax 7D sind: Fotograf und Fachautor Harry Wirtz bestätigt, dass das Minolta-Autofokussystem bei schlechten Lichtverhältnissen erheblich leistungsfähiger ist. Aus Wirtz' Testbericht zur 20D: "Canon traut sich endlich an einen neuen AF, neun Fleder hat man der Kamera spendiert. Den zuletzt viel gescholtenen Af der Eos 10D zu überarbeiten war auch bitter nötig, jetzt ist er endlcih so schnell wie von den analogen Kameras gewohnt. [...] Die [Autofokus-]Felder brauchen jede Menge Licht, um schnell und präzise arbeiten zu können. [...]Wie fotografieren Japaner eigentlich? Welcher verrückte Technik-Kasper ist bei allen denkbaren Möglichkeiten auf diese Idee gekommen? [Weitere Schimpfworte und Witze über das Canon-Marketing] Also, wenn mehrere Messfelder, dann doch bitte sinnvoll verteilt (Minolta Dynax 7, Contax N1, Nikon D2 können es ja auch). Sonst kann ich gleich eine Olympus E-1 nehmen und mache Zielübungen. [...] Bei den Messfeldern sollte sich Canon tatsächlich mal von den Mitbewerbern ispirieren lassen. Wer kaum bewegte Objekte, Portraits und Aufnahmen bei Dämmerung oder wenig Licht macht wird dennoch gut damit zu Recht kommen."
Wo wir dann bei der Dynax 7D wären. Mir persönlich scheint sie unter den obigen Kameras schlicht der beste Allrounder zu sein: Vielgelobtes Bedienkonzept, schneller als die Konkurrenz, flotter, lichtempfindlicher Autofokus, recht umfangreiches Objektivprogramm (das von Nikon und Canon ist allerdings größer, dafür sind die Minolta-Objektive auf dem Gebrauchtmarkt in der Regel preiswerter), erstklassiges Makro-Zubehör-Programm, heller, übersichtlicher Sucher, großes Display auf der Rückseite, Bildstabilisator mit allen Objektiven. Schaubs Fazit aus der Naturfoto (der Testbericht ist lesenswert, Schaub kannte das Firmware-Update jedoch noch nicht): "Insgesamt aber überzeugt die Kamera durch einfache Handhabung, robuste Konstruktion, ein üppgiges Zubehörprogramm und vor allem durch tadellose Bildqualität. Für Dynax-Fotografen hat sich das Warten gelohnt." Für mich persönlich hat die Kamera keine gravierenden Nachteile gegenüber der obigen Konkurrenz, jedoch unter Umständen das Konica-Minolta-System: Der Kamera fehlt noch die kleine Schwester sowie der große Bruder. Es ist nicht ganz so klar, wohin der Weg bei KonicaMinolta mal geht: Gibts irgendwann mal eine Dynax 9D zum "Aufrüsten"? Wann steht die 5D/60D als preisgünstiges Zweitgerät zur Verfügung? Setzt der Hersteller langfristig vielleicht doch aufs Vollformat?
@Tom: Warum erwartest du ein Gerät mit den wahnsinnigen Vorzügen gegenüber der Konkurrenz? Der Hersteller betont zwar, dass die Kamera kein weiteres "Me-Too"-Produkt ist, sondern mit dem Anti-Shake-Sensor ein Alleinstellungsmerkmal hat, mit dem die Mitbewerber nicht dienen können. Aber seien wir mal ehrlich, die meisten von uns haben recht lange auf eine Digitalkamera gewartet, die alles so gut kann wie die Konkurrenz, nur dass eben Minolta-Objektive dranpassen. Den meisten von uns würde ein "Me-Too"-Produkt reichen. Meiner Meinung nach ist es jedoch mehr als nur das.