Von den beiden genannten würde ich die Nikon klar vorziehen, wegen des Sensors. Von der Bedienung und den Möglichkeiten her sind beides natürlich Einsteigermodelle, werden aber sicher lange ausreichend sein. Was die Bildqualität angeht, hat z.Zt. Nikon die Nase vorne, die verbauen ja durchgehend Sensoren von Sony. Der Sensor der D3200 dürfte zB identisch sein mit dem der Alpha 77, Alpha 65 und Nex-7. Von der Auflösung her ist der bei niedrigem ISO zur Zeit unschlagbar, bei höheren ISO-Werten rauscht er halt wegen der großen Pixeldichte etwas mehr, als gute 16MP-Sensoren. Ich persönlich halte deshalb 16MP bei APS-C für den bislang besten Kompromiss, aber da kommt es auf die eigenen Präferenzen an. Den sehr gelungenen Sensor der Alpha 580 bzw Nex-5n findet man bei Nikon zB in der D7000, die ich auch insgesamt für die gelungendste APS-C-DSLR von Nikon halte, da lohnt es sich, mal zu beobachten, ob der Preis schon nachgibt, denn von der Ausstattung her liegt die deutlich oberhalb der D3200 und macht deswegen auch dauerhaft Spaß, wenn die Ansprüche steigen. Viele Profis im Nikonlager nutzen die D7000 als Zweit-/Drittgehäuse neben einem Vollformatmodell.
Zur Entscheidungsfindung ein paar Überlegungen:
- Alle APS-C-Kameras mit optischem Sucher (also alle Canon/Nikon) haben einen "Makel": Im Vgl. zu Vollformatkameras (und allen alten analogen) ist das Sucherbild deutlich kleiner, was die bewusste Bildgestaltung erschwert. Auch wird die Auswirkung aller einstellbaren Bildparameter nicht im Sucher sichtbar.
- Beides können Kameras mit elektronischem Sucher besser. Bei Sony käme da die A65 in Betracht (allerdings etwas über dem Preislimit). Deren Sucher hat die Größe eines Vollformatmodells, man kann wählen, ob man die Bildeinstellungen (Weißabgleich, Kontarst etc) im Sucher sieht, oder nicht, man kann alle Anzeigen direkt im Sucher sehen, statt auf's Display schauen zu müssen, man hat bei wenig Licht ein helles Sucherbild... Die Nachteile: Das Sucherbild ist nicht völlig natürlich (zu kontrastreich, manchmal saufen die Schatten ab etc), außerdem ist es minimal zeitverzögert, in Extremfällen verliert man sich schnell bewegende Objekte evtl. aus dem Blick (Beispiel: Flugshow) Zur Diskussion OVF versus EVF liefert die SuFu hier endlos viel, vieles leider recht polemisch und wenig objektiv. Ich persönlich ziehe den EVF den kleinen optischen Tunnelsuchern in APS-C Kameras vor, erst im Vgl. zu Suchern von Vollformatkameras wäre das nicht mehr so eindeutig. am besten selbst testen, viele Läden haben ja D3200 und A65/A77 rumstehen. (Wobei man die genannten Problemsituationen im Laden kaum nachbilden kann) Die EVF's der kleineren Modelle A37 und A57 sind übrigens qualitativ nochmal eine Stufe drunter.
- Grundsätzlich wäre die Frage zu stellen: Warum überhaupt Spiegelreflex? Nur weil Lieschen Müller weiß, dass das die "richtigen" Kameras sind? Sonys SLTs A65 etc sind ja gar keine Spiegelreflexen, zielen ansonsten aber auf den gleichen Einsatzbereich und können auch das gleiche, haben bei Video zB klare Vorteile. Wenn es nur um die bessere Bildqualität und die Möglichkeit der bewussteren Bildgestaltung mit allen Möglichkeiten des gezielten Zugriffs auf alle relevanten Parameter geht, kommen gute spiegellose Systemkameras genauso in Betracht, vor allem die Sony NEX. Dort ist das "heißeste" Modell z.Zt. wohl die NEX-6, die bald in den Läden stehen dürfte. Die würde ich auf jeden Fall mit in die engere Wahl ziehen. Diese Kameras haben die gleichen Sensoren, wie die genannten DSLR/SLT Modelle und den gleichen elektronischen Sucher, wie die A65/A77. Einige weitere Vorteile:
-kein Spiegelschlag, und dank elktronischem erstem Verschlussvorhang damit völlig vibrationslose Auslösung
-deutlich leiser
-sehr kurze Auslöseverzögerung
-speziell gegenüber SLT A65/A77: man hat die Vorteile des elektr. Suchers, aber nicht den Lichtverlust durch die SLT-Folie.
-will man doch mal schnellen Phasen-AF haben, kann man ja den LA-EA2-Adapter und Objektive aus Sonys Alphasystem bzw gebrauchte Minolta AF benutzen.
- Alle diese Überlegungen sind ziemlich schnurz, wenn man eh nur plant, dauerhaft das billige Kitobjektiv einzusetzen, das reizt die Qualitäten aller dieser Kameras nämlich nicht annähernd aus. Besonders hochauflösende Sensoren mit entsprechend engem Pixelabstand stellen sehr hohe Anforderungen an die Objektive, auch deshalb würde ich eher zu 16 als zu 24MP raten, man braucht die höhere Auflösung eh fast nie. Ergo: Will man die Kamera wirklich ausnutzen, kommen weitere Kosten hinzu. Meine persönliche Überlegung hierzu ging so: "Eigentlich" will ich ja Vollformat, es ist mir bloß noch zu teuer, das wird sich aber in den nächsten Jahren wohl ändern (die D600 zeigt jetzt, dass das beginnt...). APS-C ist deswegen eher eine Übergangslösung für mich, deswegen will ich nicht Unsummen in gute Linsen investieren (man könnte natürlich vorwiegend vollformattaugliche Objektive wählen, aber das geht nochmehr ins Geld). Lösung: Ich habe eine Sony Nex-5n mit elektronischem Aufstecksucher und dem 18-55 Kitobjektiv gekauft (heute wäre es ganz klar die Nex-6 mit dem 16-50), dazu das kleine Sigma 2,8/30mm, um eine optisch wirklich hochwertige Festbrennweite mit AF zu haben. Hauptsächlich nutze ich aber per Adapter manuelle Objektive von Minolta (mit SR-Bajonnett, oft als "MD" bezeichnet) und kriege so hochwertigste Festbrennweiten und zT auch Zooms zu einem Bruchteil der Kosten aktueller AF-Objektive. Und an eine NEX lässt sich ja wegen des kurzen Auflagemaßes nahezu alles adaptieren... Hier im Forum gibt es zB einen Thread "Altglas an der NEX, viel mehr sieht man hier: http://www.fredmiranda.com/forum/topic/969...454#lastmessage . Man fotografiert mit diesen alten manuellen Linsen deutlich "handwerklicher" und konzentrierter, und bei Bedarf hat man ja auch AF-Objektive auf dem Niveau aktueller Linsen für DSLRs. Die kleinen Zooms für die NEX sind zB Kitobjektiven der Einsteiger-DSLRs/SLTs mechanisch deutlich überlegen, das 18-55 ist außen aus Metall und richtig solide, dagegen sind die 18-55er im Alphasystem, aber genauso auch bei Canon/Nikon eher klappriger Plastikschrott... (Man kann auch da zukunftsorientierter denken und per LA-EA2 bzw LA-EA2-Adapter Sony-AF-Linsen aus dem Alphasystem adaptieren. Meine Hoffnung ist aber eher, dass mal eine professionelle Nex-9 mit Vollformatsensor erscheint und ich meine alten Objektive damit nutzen kann).
Den Spiegellosen fehlt also ggü den DSLRs eigentlich nur der schnelle Phasendetektions-AF, aber auch da kommen die neue Nex-6 und die 5r dank Phasen-AF-Sensoren auf dem Hauptsensor inzwischen näher. Der riesige Vorteil ist eben die kompakte Größe. Die NEX-6 mit dem 16-50 passt zwar nicht in die sprichwörtliche Westentasche, aber in die Jackentasche. Und meine Erfahrung ist ganz eindeutig, dass das manche Einschränkungen ggü der DSLR bei der Bedienung mehr als wettmacht, denn man macht mit den "Kleinen" einfach viele gute Bilder, die man mit der DSLR niemals macht, weil man sie nicht immer mitschleppt. Für mich deckt die NEX zwei Welten ab: Mit adaptiertem Altglas ist sie die Nachfolgerin meiner analogen Minolta XD-7 und X-500, für langsames bewusstes Arbeiten. Mit AF-Zoom oder moderner Festbrennweite ist sie DSLR-Ersatz und inzwischen ersetzt sie auch komplett die digitale Kompaktkamera.
Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die kleinen Dinger. Zwar gibt es nach wie vor gute Argumente auch für DSLR/SLT (wenngleich die mehrheitlich für teure Vollformatmodelle gelten), man sollte aber vor dem Kauf mal sehr in sich gehen und überlegen, wieviele davon eher phallischer Natur sind.
(Besonders die Foren für die Technikfreaks sind voll von großen Jungs, bei denen das überwiegt - duck und wech)