@turboengine u. Giovanni
Das ist viel mehr Antwort(text), als ich erwartet habe. Danke!
ZITAT(turboengine @ 2012-10-13, 21:29) Die A900 auslaufen zu lassen und eine Kamera wie die A99 zu lancieren, ist halt ein kompletter Bruch. Es ist dann kein Wunder, dass die Leute davonlaufen. Offenbar rechnen sie damit, noch mehr neue Kunden zu gewinnen. Ich bin da skeptisch. Die Video-Kundschaft investiert bei weitem nicht so viel in Objektive wie die Fotographen.[/quote]
Ich bin gestern erschroken als ich das las; mir ist fast das Weinglas aus der Hand gefallen.
Wie Recht, Du fast!
Ich glaube, der Sony-Vertrieb unterliegt da wirklich einem gefährlichen Trugschluss.
Ich habe einen Vater, der seit rund 50 Jahren filmt/Videos macht, in den letzten Jahren zunehmend Videos, Foto läuft nur noch nebenher als Ergänzung. Einige Hundert Meter/viele Stunden Film/Videos liegen bei uns rum. Meinen Vater würde ich als ambionierten Videografen einstufen.
Für Filmer/Videographen ist das Bild nur eines von 3 wichtigen Elementen. Schnitt und Ton/Text sind ebenso wichtig. Dementsprechend nehmen Videografen durchaus Abstriche bei der Bildqualität hin. Mit Schnitt und Ton kann man bildtechnische Mängel ausgleichen.
Mehr noch:
Zoomobjektive sind für Videografen wichtig, weil Brennweitenveränderungen im bewegten Bild ein Gestaltungsmittel sind. Mein Vater sieht Festbrennweiten mittlerweile - überspitzt gesagt - nur noch als Geldverschwendung. Der investiert lieber in Hard- und Software (Schnitt, Vertonung).
Fotografen müssen dagegen das stehende Bild sprechen lassen. Bildschärfe, Bokeh sind extrem wichtig.
In der Tat, Fotografen und Videografen sind völlig unterschiedlich. Während Filmer mit 2-3 guten Zooms schon zufrieden sind, sind für Fotografen Festbrennweiten durchaus sehr wichtig. Und wenn ich dann sehe, welche hochwertigen CZ-Festbrennweiten ray9 und turboenginge abgeben, sollte sich Sony fragen, ob die Strategie den Fokus so stark auf Video zu setzen, wirklich richtig ist. Wenn Sony die Video-Schlacht gegen Canon (u. Nikon) nicht gewinnt, kann die SLT-Strategie unterm Strich böse enden, aus meiner Sicht.
ZITAT(Giovanni @ 2012-10-14, 0:16) Den Ausschlag dagegen gab letztlich Sonys unberechenbare Marktpolitik. Bei anderen Herstellern kann man sich darauf verlassen, dass Generationswechsel bei Kameras in jeder Klasse überlappend ablaufen. Anders bei Sony: Die A700 und A900 / A850 liefen jeweils ohne Nachfolger in ihrer Klasse aus. Damit disqualifiziert sich diese Firma als Lieferant für Fotodienstleister aller Art, bei denen es unverzichtbar ist, bei Bedarf jederzeit in jeder vorhandenen Klasse zusätzliches oder Ersatz-Equipment anschaffen zu können. Mal von Service-Leistungen abgesehen.[/quote]
Das sieht mein Vater genauso. Sony macht gute, innovative Produkte. Aber sie führen ihre Produktlinien nicht konsequent fort.
Am meisten trauert er "Sony Minidisc" nach. Er sagt, bis heute gibt es kein besseres System zum Musik aufnehmen und editieren als Minidisc. Sony hat es aber sang- und klanglos, ohne Nachfolger, aufgegeben.
Und bei Video ist er mittlerweile bezeichenderweise zu Canon abgewandert.
Aus meiner Sicht kommt noch ein weiterer Punkt dazu:
Mundpropaganda - das wird von vielen unterschätzt. Gutes Image - z.B. wenn Kunden Qualität/Tradition/Verlässlichkeit schätzen - ist unbezahlbar und kostenlose Werbung quasi. Habt Ihr gesehen, wie viel Leute mittlerweile z.B. im Saturn bei den Nikon-Produkten stehen? Wer steht schon bei Sony?
Ich sehe es genauso, Sony hätte soviel Potenzial. Sie machen aber zu wenig draus, weil sie die falschen Schwerpunkte setzen und weil sie vieles zu wenig konsequent fortführen.
Zum EVF/OVF:
Ich war im September beim Planespotting. Am Stuttgarter Flughafen stand ich im 90 Gradwinkel zu startenden und landenden Flugzeugen. Gerade bei startenden Flugzeugen ist die Mitziehgeschwindigkeit sehr hoch. Ich halte es für unmöglich, dass in naher Zukunft ein EVF eine derart hohe Bildwiederholungsgeschwindigkeit liefert, so dass man wie beim OVF, dass Flugzeug immer gut im Augenschein hat.