moin, ZITAT(matthiaspaul @ 2012-05-28, 21:54) ZITAT(roseblood11 @ 2012-05-23, 9:44) Kurz darüber steht übrigens der Hinweis, dass es sinnvoller sein kann, ein Graufilter einzuschwenken, statt die Blende zu weit zu schließen.[/quote]Vielleicht, weil man mit der Blende ja nicht nur die Belichtung beeinflußen möchte, sondern auch und in erster Linie die Schärfentiefe?[/quote]welche Schärfe(ntiefe)?
Bei der DSC-W200 mit ihrem "1/1.72" "=9.4mm diagonal-12.1MPix-Sensor (7.5x5.6mm², 4000x3000 Pix, 1.85µm PixelPitch) und einem Objektiv 2.8-5.5/7.6-22.8 (35-105 KBequiv, crop 4.6x) ist das Gesamtsystem nahezu vollständig beugungsbegrenzt. Mindestens ab mittleren Brennweiten ist da gar nix scharf, von daher verliert der Begriff "Schärfentiefe" jegliche Bedeutung
Ich habe bei LL (über den Umweg via Hartblei) einen Artikel gefunden, der eine Tabelle ähnlich der von toMas bei photoscala enthält, diese (wesentlich umfangreichere) Tabelle aber komplett optisch und mathematisch herleitet und begründet:
Luminous Landscape: Do Sensors "Outresolve" Lenses (Rubén Osuna, Efraín García)
Der Artikel erschien im Juni 2008 ...
Auf jeden Fall ist klar, dass die "klassische" Schärfebedingung für Kleinbild von 30µm Zerstreuungskreis überholt ist. Das reicht für 10x15cm²-Billigprints fürs Familienalbum oder für "Webauflösung".
Wenn man sich anschaut, wie diese Bedingung gefunden wurde, wird auch klar, dass diese Bedingung heute nicht mehr hinreichend ist:
ZITAT(Max Berek: Plauderei über die Entstehung der LEICA. Camera, 27. 1948, S. 246)Er [Otto Barnack in den Jahren 1912-1913] wollte den wahrnehmbaren Detailinhalt des Bildes dem Sehen in der Natur anpassen und machte dazu folgende Überlegung:
Unser Auge vermag zufolge seiner besonderen Netzhautstruktur von Dingen beliebiger Gestalt und Form, abgesehen von Sonderfällen, bestenfalls solche Einzelheiten voneinander zu trennen, die ihm unter einem Winkel von einer Bogenminute erscheinen. Gewöhnlich nutzen wir aber diese Grenze beim Sehen nicht aus, sondern man kann in bezug auf das, was mühelos und ungezwungen erkannt wird, mit etwa zwei Bogenminuten rechnen. Diesem Wert entspricht auf einem Kreis mit dem Radius eins eine Bogenlänge von rund w = 0.0006. Damit Einzelheiten von solcher Feinheit auch auf dem Film dargestellt werden können, muß man eine Brennweite f benutzen, die zu w und zum Auflösungsvermögen d der lichtempfindlichen Schicht nach ihrer Entwicklung in der Beziehung f · w = d steht. Nimmt man als 'Auflösungsvermögen' d = 0,03 mm an, so folgt für f der Wert 50 mm. Diese Brennweite wurde der geplanten Kamera als Standardwert zugrunde gelegt. Nun entspricht dem angenommenen 'Auflösuungsvermögen' ein Bildelement, das auf dem Film eine Fläche (d/2)² · π = 0,0007 mm² bedeckt. Es war nun zu ermitteln, wie viele solcher selbstständiger Bildelemente nötig waren, um damit ein Bild von zufriedenstellendem Detailreichtum aufzubauen. O. Barnack löste diese Frage, indem er an bildmäßig gut wirkenden Rasterdrucken die Rasterelemente auszählte. Er kam dabei im Mittel auf rund eine Million Bildelemente. Natürlich ist eine solche Zahl nicht sehr genau zu nehmen, und mäßige Abweichungen nach oben und unten sind durchaus ohne Belang; aber er bekam so einen statistischen Mittelwert, den er vernünftigerweise der weiteren Planung zugrunde legen durfte. Nun bedecken mit dem angenommenen Werte d eine Million Bildelemente eine Fläche von rund 0,0007 · 10^6 = 700 mm². Diese mußte also ungefähr die Größe der rationellen Bildfläche werden. Wählt man nun für Höhe zu Seite des Bildes das sehr ansprechende Verhältnis 2:3, so gibt das Format 22x33 mm eine Bildfläche (726 mm², die mit dem oben geforderten Wert praktisch völlig übereinstimmt. Damit war die Verwendung des Kinofilms entschieden; mit Rücksicht auf dessen gängige Ausmaße wählte man statt des errechneten Formats das nur wenig davon abweichende 24 x 36 mm. Auf diesem 'LEICA-Format' gelangen also bei einem 'Auflösungsvermögen' von d = 0,03 mm etwas über eine Million Bildelemente zur Darstellung. [...][/quote](zitiert nach: Erich Stenger: Die Geschichte der Kleinbildkamera bis zur Leica, Hrsg. Optische Werke Ernst Leitz, Wetzlar, 1949, Umschau Verlag Ffm, S. 60-61)
Dieser unsägliche Wert 0,03mm ist hundert Jahre alt und war schon damals ein Kompromiss!
Wenn wir heute anfangen, rasterfreien Kunstdruck im A4-Überformat wie z.B. in Stefans Alpha-Systembuch zu betrachten, kommen wir mit d=0,03mm nicht sehr weit ...
Wenn auf APS-C mit 24MPix gearbeitet wird, dann braucht es zum Ausnutzen dieser Auflösung Objektive, die schon bei Blende 5.6 nahezu beugungsbegrenzt sind. Da fallen mir jetzt nicht all zu viele ein
Jedenfalls habe ich Probleme, Fragen vom Typ "habe a65/77, welches Telezoom -300mm unter 300/500/1000€ soll ich nehmen?" angemessen zu beantworten. Die einzige korrekte Antwort lautet: keines.
-thomas
ps: das "@" oben im Zitat-Kopf ist Murks, den die Autokorrektur aus der Zeichenfolge "Camera, 27." erzeugt, warum auch immer.