ZITAt (Eugene @ 18. 6. 2007, 23.43 h) Möglichkeiten der Beugung sehe ich an folgenden Spalten bzw. Gittern:
1. Blende
2. Hinterlinse des Objektivs
3. Gitter, das die Einzelsensoren auf dem Photosensor einfasst, wobei die Einzelsensoren quasi im Gitter liegen, es hier also keine Beugungseffekte geben könnte/dürfte?![/quote]
Die in der Fotografie relevante Beugung entsteht an der Kante der Blendenöffnung bzw. (bei voller Öffnung) an der den Durchmesser des Strahlenbündels begrenzenden Kante der Objektivfassung, welche bei voller Öffnung die Funktion der Blendenöffnung übernimmt.
ZITAt (Eugene @ 18. 6. 2007, 23.43 h) In Fotoforen liest man häufig folgendes:
1. Mit zunehmendem Abblenden erreicht man irgendwann eine Grenze, bei der die Bildschärfe durch Beugungseffekte abnimmt.[/quote]
Das enthält mehr als nur ein Körnchen Wahrheit, ist aber strenggenommen nicht ganz korrekt. Richtig ist vielmehr, daß bei allen Blendenöffnungen Beugung auftritt, und zwar umso stärker, je kleiner die Blende -- also die relative Öffnung -- ist. Bei großen Blenden ist der Schärfeverlust durch Beugung so minimal, daß er praktisch nicht relevant ist und von anderen schärfemindernden Effekten (v. a. Linsenfehler) überdeckt wird. Die Zunahme der Schärfeverluste bei Abblendung ist kontinuierlich; es gibt genaugenommen keine Grenze, die an einem ganz bestimmten Punkt überschritten wird.
Das kann man vergleichen mit der Tiefenschärfe -- sie nimmt mit zunehmendem Abstand von der Einstellebene kontinuierlich ab, eine exakte Grenze zwischen scharf und unscharf existiert nicht. Stattdessen definiert man einfach willkürlich eine mehr oder weniger sinnvolle Grenze vermittels des maximal zulässigen Streukreisdurchmessers. Doch je nach Motiv, Nachvergrößerung und persönlichem Schärfeempfinden kann die "gefühlte Schärfentiefe" von der berechneten durchaus abweichen.
Ähnlich ist's mit der Beugung bzw. mit dem durch Beugung verursachten Schärfeverlust. Wo dieser wahrnehmbar "beginnt", hängt von vielen Faktoren ab, von denen einige subjektiver Natur sind. Trotzdem kann man, wie bei der Schärfentiefe auch, einige praktisch sinnvolle "Hausnummern" nennen. Man muß dabei nur im Hinterkopf behalten, daß die so definierten Limits künstlich per definitionem gezogene Grenzen in einem kontinuierlichen Geschehen sind.
ZITAt (Eugene @ 18. 6. 2007, 23.43 h) 2. Die unter 1. genannte Schärfegrenze erreicht man früher bei Sensoren mit kleiner Fläche.[/quote]
Das stimmt. Je kleiner das Bildformat, desto stärker der Einfluß der Beugung auf die Bildschärfe. Genau das ist auch der Grund, warum sich Kompakt-Digiknipsen mit Winzig-Sensoren nie weiter als etwa bis f/6,3 - f/8 abblenden lassen.
ZITAt (Eugene @ 18. 6. 2007, 23.43 h) 3. Die unter 1. genannte Schärfegrenze erreicht man früher bei Sensoren mit hoher Dichte der Einzelsensoren.
4. Die unter 1. genannte Schärfegrenze erreicht man früher bei Sensoren mit im Vergleich zueinander absolut kleineren Einzelsensoren.[/quote]
Das stimmt nicht. Die jeweilige Grenze wird für ein gegebenes Bildformat stets bei der gleichen relativen Öffnung erreicht; das Auflösungsvermögen des Filmes/des Sensors spielt dabei keine Rolle ... und zwar deswegen, weil Schärfe und Auflösung zwei verschiedene Dinge sind.
Diese magische "Grenze" wird cum grano salis (siehe oben) beim Kleinbildformat ungefähr bei Blende 16 erreicht -- das ist also die kleinste bei hohen (! Schärfeansprüchen noch sinnvoll nutzbare Blende. Deswegen ist dies so oft bei Kleinbildobjektiven, vor allem bei älteren, auch die kleinste einstellbare Blende. Bei anderen Bildformaten verschiebt sich die Blendenzahl proportional zum linearen Formatfaktor. Bei APS-C-Format liegt die Grenze also etwa bei Blende 11, bei kleinem Mittelformat (4,5 × 6 cm) bei etwa Blende 22, bei großem Mittelformat (6 × 7 cm bis 6 × 9 cm) bei etwa Blende 32, bei kleinem Großbildformat (9 × 12 cm, 4 × 5 Zoll) bei etwa Blende 45 und so weiter.
Doch wie gesagt -- diese Grenze ist keine messerscharfe Abgrenzung zwischen "Beugung" und "keine Beugung". Bei extrem hohen Schärfeansprüchen und der Verwendung außergewöhnlich leistungsstarker Objektive kann es sinnvoll sein, die Blende um ein bis zwei zusätzliche Stufen zu öffnen. Öffnet man aber die Blende noch weiter, so nimmt der Verlust durch Beugung zwar noch weiter ab, doch hat man davon gewöhnlich nichts, weil stattdessen die Verluste durch Linsenfehler überhandnehmen. Umgekehrt kann es für die Bildwirkung bei Motiven mit großer Tiefenausdehung durchaus besser sein, um der Schärfentiefe willen noch weiter abzublenden und den zusätzlichen Verlust an Maximalschärfe in Kauf zu nehmen. Werden die oben genannten "Grenzblenden" um ein, zwei Stufen überschritten, so bleibt der Schärfeverlust für bildmäßige Aufnahmen in der Regel noch vernachlässigbar und wird höchstens bei sehr kritischer Betrachtung ins Auge fallen.
-- Olaf
Politische Korrektheit und Vernunft sind nicht miteinander vereinbar, Am-Stock-Gehen ist eine Sportart, und Minolta baut keine Kameras mehr.